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Die Feuertaufe: Richard Bolitho - Fahnrich zur See - Kent Alexander - Страница 11


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IV» Klar Schiff zum Gefecht!»

Die Offiziersmesse der Gorgon, direkt unter der gro?en Kapitanskajute gelegen, war voller Menschen, vom Schott bis zu den Heckfenstern. Um sie herum lagen die kleinen, wei?gestrichenen Offizierskajuten. Die Messe diente als Gemeinschafts- und Speiseraum fur die Leutnants, den Steuermann, die Offiziere der Marine-Infanterie, und den Schiffsarzt Laidlaw.

Aber jetzt, im roten Schein der untergehenden Sonne, der durch die Heckfenster einfiel und von den kreisenden Deckenlampen verstarkt wurde, bevolkerte so ziemlich alles die Offiziersmesse, was einen hoheren Rang als den eines Maats innehatte, mit Ausnahme derjenigen, die gerade Schiffsdienst taten.

Bolitho und Dancer hatten an einem offenen Fenster an der Backbordseite Platz gefunden und spahten hoffnungsvoll nach einer Erfrischung aus. Aber wenn auch die Offiziersmesse ihren Raum fur Dienstbesprechungen zur Verfugung stellen mu?te, war sie jedoch anscheinend nicht geneigt, ihre ungebetenen Gaste auch noch zu bewirten.

Den ganzen Tag lang, wahrend die Gorgon und ihr kleines Begleitschiff unter halb gerefften Segeln geistergleich dahinschlichen, hatten Bolitho und Dancer gegrubelt und spekuliert, wie es weitergehen wurde, und was sie wohl dabei fur eine Rolle zugeteilt bekamen. Endlich holte ein Boot sie ab und brachte sie auf die Gorgon zuruck. Thorne, der Bootsmannsmaat, bemerkte dazu mit gerade soviel Ironie, wie er glaubte, riskieren zu konnen:»Ich hoffe, ich kann zur Not allein fertig werden, bis die jungen Herren zuruckkommen, Sir. «Er hatte zehn Dienstjahre bei der Kriegsmarine hinter sich.

Nun beobachteten Bolitho, Dancer und die anderen Midshipmen, von den Leutnants und den Offizieren der Marine-Infanterie vornehm ubersehen, die Tur beim Besanmast, der die Offiziersmesse vom Fu?boden bis zur Decke durchlief. Es war wie im Theater, wenn man auf das Erscheinen des Hauptdarstellers wartet; oder bei Gericht auf Seine Lordschaft den Richter, welcher die Verhandlung eroffnen wird.

Bolitho sah sich, nicht zum erstenmal, in der Messe um. So sehr sie sich von der geraumigen Kapitanskajute unterschied, war sie doch immer noch ein Palast gegen das Midshipmen-Logis und die Batterie. Selbst die winzigen Turen der Offizierskammern, hinter denen nur fur eine Koje und ein Spind Raum war, lie?en an etwas Personliches und an eine Art Privatleben denken. Ein richtiger Tisch, und, hier und da zwischen den stehenden Mannern, ein paar gute Stuhle — das war schon etwas anderes als die aufgereihten schwarzen Seekisten an der ewig tropfenden Rumpfbeplankung des Orlopdecks.

Er wandte sich um und lehnte sich aus dem geoffneten Fenster. Blutrot in der Abendsonne, flog die Gischt vom Ruder ab; und am Horizont zog die Sonne einen breiten Streifen aus Millionen tanzender, blitzender Spiegel. Es war schwer, dabei an Mord und Gefahren zu denken, an den Erschlagenen in der Barkentine, die jetzt im Lee der Gorgon segelte.

Noch zwei Jahre, dachte Bolitho, dann stand auch ihm ein Anteil an einer Offiziersmesse wie dieser zu. Eine Sprosse die Leiter weiter hinauf.

Plotzlich sagte Dancer:»Sie kommen!«, und man horte am Scharren der Fu?e, da? alle Haltung einnahmen.

Verling erschien als erster; er hielt die Tur auf, so da? Kapitan Conway eintreten konnte, ohne die gekreuzten Hande vom Rucken nehmen zu mussen.

Conway trat zum Tisch und sagte:»Die Herren konnen sich setzen, wenn sie wunschen.»

Fasziniert beobachtete Bolitho den Kapitan. Obwohl ihn die Leutnants, Deckoffiziere und Midshipmen eng umstanden, gelang es ihm doch, den Eindruck einer gewissen Distanz hervorzurufen. Er trug einen tadellos gebugelten, blauen Rock mit Goldknopfen und wei?en Aufschlagen, so neu, als kame er frisch vom besten Schneider Londons. Seine Kniehose und die Strumpfe sahen ebenso aus, und sein Haar war im Nacken mit einem ganz neuen Band zusammengebunden. Die Midshipmen pflegten solche Bander fur besondere Gelegenheiten aufzuheben. Bolitho zum Beispiel hatte sein langes schwarzes Haar in Kragenhohe mit einem Ende Angelschnur gebunden.

«Achtung!«kundigte Verling kurz an.»Der Kapitan wunscht, Ihnen eine Eroffnung zu machen.»

Die ganze Messe schien den Atem anzuhalten; deutlich horte man von drau?en das Sausen der See und des Windes, das unregelma?ige Knarren des Ruders tief unten vor den Heckfenstern. Und Bolitho wurde sich mit Erstaunen daruber klar, da? sie viertausend Meilen weit gesegelt waren, ohne wirklich zu wissen, warum.

Gemessen sprach der Kapitan:»Ich habe Sie alle hierhergerufen, um Zeit zu sparen. Wenn ich zu Ende bin, werden Sie in Ihre Divisionen gehen und nach eigenem Ermessen den Leuten klarmachen, was wir vorhaben. Das ist meines Erachtens weit besser als alle schonen Reden vom Achterdeck hinunter. «Er rausperte sich und blickte in die erwartungsvollen Gesichter.»Ich habe Befehl, das Schiff an die Westkuste Afrikas zu bringen und dort Patrouille zu fahren. Falls es im Verlauf des Auftrags wichtig oder wunschenswert erscheint, kommt auch der Einsatz von Matrosen und Marine-Infanterie bei einem Landeunternehmen in Frage. Seit ein paar Jahren bedrohen Piraten in wachsendem Ma?e diese Kuste, und manches Schiff ist beschossen worden oder ganz verschwunden.»

Er sprach ohne jede Erregung, und Bolitho war es unbegreiflich, wie solche au?ere Ruhe uberhaupt moglich war. Da hatte dieser Mann eine Reise von mehreren tausend Meilen hinter sich und noch viele Meilen vor sich und trug dabei die Verantwortung fur die Gesundheit und Fuhrung einer ungeubten Mannschaft, wobei es au?erdem vollkommen ungewi? war, was er am Ziel der Reise finden wurde. Ein Schiff zu kommandieren war wohl doch nicht so einfach, wie er es sich vorstellte.

Conway fuhr fort:»Nach den Berichten, die der Admiralitat vorliegen, hat sich eine Piratenbande an der Kuste von Senegal festgesetzt. «Sekundenlang hafteten seine Augen auf dem unruhigen Haufen der Midshipmen.»Welche Kuste jetzt nicht ganz drei?ig Meilen voraus in Lee liegt, wie mir Mr. Turnbull versichert.»

Der rotgesichtige Segelmeister lachelte grimmig und nickte.»Beinahe konnte man hinspucken, Sir.»

«Gewi?. «Der kurze Anflug von Humor war schon wieder vorbei.»Es ist meine Pflicht, diesen Schlupfwinkel zu entdecken; und ich beabsichtige, ihn zu zerstoren und alle zu bestrafen, die fur diese Verbrechen verantwortlich sind.»

Trotz der stickigen Hitze in der Messe erschauerte Bolitho — er erinnerte sich an die verwitterten Leichname einiger Seerauber, die vor seiner Heimatstadt Falmouth in Ketten am Galgen baumelten.

«Naturlich«, sprach der Kapitan mit einem Anflug von Sarkasmus weiter,»haben Ihre Lordschaften in ihrer erhabenen Weisheit fur diese Aufgabe einen Vierundsiebziger gewahlt«- der Steuermann und ein paar von den Alteren nickten grinsend zu diesen Worten — ,»ein Schiff, das zuviel Tiefgang hat, um dicht unter der Kuste operieren zu konnen, und das zu langsam ist, um ein Piratenschiff auf hoher See fangen zu konnen! Immerhin haben wir jetzt die Barkentine. Mr. Tergorren hat sie inzwischen so weit in Ordnung gebracht, da? sie im Dienst des Konigs zu verwenden ist.»

Mehrere Kopfe drehten sich nach dem massigen Leutnant um, und Conway fuhr fort:»Er hat mir berichtet, was er uber das Schicksal dieses Schiffes festgestellt hat, und da? die Angreifer moglicherweise wegen des Auftauchens eines weiteren Schiffes geflohen sind. Da sich das vermutlich gestern abgespielt hat, konnen es durchaus unsere Bramsegel gewesen sein, die der Pirat gesichtet hat. Wenn es um diese Zeit war, und wenn man Wind und Stromung in Betracht zieht, kann die Athen durchaus so im Dunst gestanden haben, da? wir sie nicht stehen konnten, wahrend wir selbst gegen die untergehende Sonne standen, so wie es jetzt wieder der Fall ist.»

Er zuckte die Achseln, als habe er genug von diesen Spekulationen.

«Sei dem, wie ihm wolle — sie haben ein friedliches Kauffahrteischiff beraubt und zweifellos die Mannschaft vor die Haie geworfen oder durch Drohungen gezwungen, sich ihnen anzuschlie?en, so da? diese Manner zusammen mit ihren Uberwaltigern hangen werden, wenn wir sie kriegen — und kriegen mussen wir sie!»

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