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Die Feuertaufe: Richard Bolitho - Fahnrich zur See - Kent Alexander - Страница 20


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«Nicht so laut, Sir«, sagte Bolitho,»die Leute horen zu.»

«Und Sie hol' der Teufel fur Ihre Unverschamtheit!«Tergorrens Stimmungen wechselten offenbar wie Gewitterboen.»Ich verbitte mir das!»

Aber Bolitho blieb fest.»Mr. Eden ist beim Entern niedergeschlagen worden, Sir. «Er fuhlte, da? ihn seine Vorsicht verlie? und er im Begriff war, seine ganze Zukunft zu ruinieren. Aber er hielt Tergorrens brutalen Hohn gegen jemanden, der sich nicht wehren konnte, einfach nicht mehr aus.»Wie Sie sich erinnern werden, Sir, waren wir stark in der Minderzahl. Wir hatten auf Ihre Unterstutzung gerechnet.»

Tergorren starrte ihn an, als trafe ihn der Schlag.»Wollen Sie — «, er zupfte nervos an seiner Halsbinde — ,»wollen Sie etwa andeuten, ich hatte zu spat geentert?«Er beugte sich vor, bis sein Gesicht nur ein paar Zoll von Bolithos Gesicht entfernt war.»Ja? Wollen Sie das?»

«Ich habe nur sagen wollen, da? Mr. Edens Verhalten einwandfrei war, Sir. Er hatte seine Waffe verloren, und schlie?lich ist er erst zwolf Jahre alt, Sir.»

Sie starrten einander an, blind und taub fur alles, was um sie herum geschah.

Dann nickte Tergorren ganz langsam.»Na schon, Mr. Bolitho. Sie werden mit in den Ausguck gehen, bis ich Gegenbefehl gebe. Bei der Ruckkehr zum Schiff werde ich Sie wegen grober Insubordination in Arrest legen lassen. «Er nickte nochmals.»Wollen mal sehen, wie Ihrer feinen Familie das gefallt — he?»

Bolitho fuhlte sein Herz wie einen Hammer gegen seine Rippen schlagen. Er mu?te es sich wieder und wieder vorsagen: Er will, da? ich ihn schlage. Er will, da? ich ihn schlage. Dann hatte Tergorren seine Absicht voll erreicht; und fur Bolitho ware es das Ende gewesen.

«Sonst noch was, Sir?«Seine eigene Stimme klang ihm so fremd, da? er sie kaum erkannte.

«Nein. Einstweilen nicht. «Der Leutnant fuhr herum, und die Manner, die starr und stumm, wie hypnotisiert, zugehort hatten, stoben bei der plotzlichen Bewegung auseinander wie erschreckte Kaninchen.

Dancer blieb an Bolithos Seite, bis dieser an den Marswanten haltmachte.»Eine Gemeinheit war das«, sagte er wutend.»Am liebsten hatte ich ihn zu Boden geschlagen, Dick.»

«Ich auch. «Bolitho schwang sich an einer Webeleine hoch und starrte zur Gro?rahe empor.»Und das wu?te er auch ganz genau.»

Unsicher entgegnete Dancer:»Mach dir nichts daraus. Immerhin haben wir die Brigg genommen. Das mu? uns Kapitan Conway doch schlie?lich zugutehalten.»

«Hoffentlich«, erwiderte Bolitho.»Mehr haben wir auch nicht zu bieten. «Er kletterte hoch.»Geh, Martyn, sonst stellt er auch mit euch noch was an.»

Da horten sie auch schon Tergorrens Stimme, die ihn im Dunkel suchte.»Wenn Sie fertig sind, Mr. Dancer, dann suchen Sie gefalligst einen Koch. Er soll in der Kombuse Feuer machen. Diese Kerls sehen aus wie Vogelscheuchen, und Dreck kann ich nicht leiden!»

«Sofort, Sir«, rief Dancer zuruck.

Er blickte an den schwarzen Wanten hoch, aber Bolitho war schon verschwunden.

VII Mr. Starkies Bericht

Richard Bolitho hielt sich an einer Pardune fest und beobachtete den Himmel. Zogernd erschien, dicht uber dem Horizont, ein etwas hellerer Streifen. Kaum mehr als ein grauer Schimmer aber in ein paar Stunden wurde es so hei? sein, da? einem fast das Hirn kochte.

Er fuhlte das Vibrieren und Schwanken des Mastes, als die Sandpiper willig auf die sich fullenden Segel reagierte. Wie mochte es wohl den Verwundeten gehen? Besonders Leutnant Hope — wurde er sich erholen oder seiner Verletzung erliegen?

Unten auf dem engen Achterdeck und am Gro?mast konnte er mit Muhe ein paar Gestalten erkennen. Es kam ihm vor, als steige Essensgeruch aus der Kombuse herauf, und sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er wu?te gar nicht mehr, wann er zuletzt gegessen hatte, und immer wutender wurde er auf Tergorren, der ihn jetzt, zu allem anderen, hier oben auch noch hungern lie?.

In einem hatte der Leutnant recht gehabt. Wenn die Kunde von dem Geschehen bis in Bolithos Elternhaus gedrungen war, dann wurde Tergorrens Feindseligkeit und Unfairne? dabei nicht zur Sprache kommen. Seine Eltern wurden genau das zu horen kriegen, was sie nach Tergorrens Absicht horen sollten, namlich da? sich ihr Sohn einer Insubordination gegen seinen vorgesetzten Offizier schuldig gemacht hatte.

Er horte ein Keuchen und sah Dancer, der sich neben ihm auf die Saling heraufzog.

«Sei lieber vorsichtig, Martyn!«sagte er besorgt. Dancer schuttelte den Kopf.»Ist schon in Ordnung, Dick. Mr. Starkie hat mich raufgeschickt. Er macht sich Sorgen um den Leutnant. «Bolitho sah ihn besturzt an.»Um Mr. Hope? Geht's ihm schlechter?»

«Nein. «Bolitho griff nach dem Stag, denn die Brigg krangte heftig in einer plotzlichen Bo.»Tergorren macht ihm Kummer. «Er grinste.»Mir allerdings nicht — da mu?te ich lugen.»

Bolitho streckte seine schmerzenden Glieder. Ihm tat alles weh, und sein Gesicht war ganz klamm von der salzigen Feuchte.

«Mr. Starkie denkt, Tergorren hat das Fieber«, sprach Dancer weiter.

Sie glitten miteinander an Deck hinunter und fanden den Bootsmannsmaat bei den Rudergasten stehen.

«Gleich geht die Sonne auf«, sagte er hastig.»Ich verstehe das nicht. Er ist wie besessen, da unten in der Kajute. Ich wei? nicht, was werden soll, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten gibt. «Er wandte sich ab; seine Stimme wurde sprode.»Nochmals Gefangenschaft — das halte ich nicht aus. Nicht nach allem, was wir durchgemacht haben, bei Gott nicht!»

«Wir gehen zu ihm hinunter. Aber ich bin kein Arzt«, erwiderte Bolitho und fa?te Dancer beim Arm.

In der winzigen Kajute, wo der letzte Kapitan der Sandpiper sein bi?chen Privatleben und eine Menge Sorgen gehabt hatte, fanden sie Tergorren am Tisch sitzen. Sein Oberkorper war auf die Tischplatte gesunken, das Gesicht lag in den gekreuzten Armen. Die Kajute stank nach Schnaps oder billigem Rotwein; bei jeder Bewegung der Brigg rollte unter der Koje polternd eine Flasche hin und her, und im Schein der einzigen Lampe sah Bolitho in einem Gestell vor dem Schott noch eine ganze Reihe solcher Flaschen.

Grimmig murmelte Dancer:»Anscheinend hat Mr. Tergorren seinen privaten Himmel gefunden.»

Bolitho lehnte sich uber den Tisch.»Ich versuche, ihn wachzukriegen. Halt du dich raus. «Er fa?te den Leutnant unter den Achseln, wuchtete ihn hoch und setzte ihn so hin, da? die Stuhllehne ihn im Rucken stutzte. Er dachte, Tergorren sei schlicht betrunken; aber Dancer rief:»Mein Gott, Dick, der sieht ja aus wie der Tod!»

Tergorren war erschreckend bleich; sein sonst so wetterrotes Gesicht war fleckig grau, und als er muhsam die zitternden Lider hob, war sein Blick so verwirrt wie unter der Einwirkung eines schweren Schocks.

Er wollte etwas sagen, aber seine Sprache war so behindert, da? er eine ganze Weile krachzen mu?te, um sich die Kehle freizumachen.

«Sind Sie krank, Sir?«Dancer versuchte, ein Grinsen zu verbergen, und Bolitho fuhr rasch fort:»Mr. Starkie macht sich gro?e Sorgen um Sie, Sir.»

«So, macht er?«Tergorren versuchte aufzustehen, sank aber laut stohnend in den Stuhl zuruck.»Geben Sie mal die Flasche da her!«Unbeholfen, als ob seine Finger Klauen waren, umfa?te er die Flasche und tat einen langen, verzweifelten Zug.

«Wei? nicht, was mit mir los ist. «Er war kaum zu verstehen.»Glieder gehorchen mir nicht. «Er rulpste und versuchte nochmals, aufzustehen.»Mu? an Deck.»

Bolitho und Dancer hievten ihn hoch, und die drei schwankten und stolperten ein paar Sekunden wie in einem makabren Tanz.»Den hat's aber richtig erwischt«, murmelte Dancer.»Blutfieber nennt unser alter Doktor das. Er fallt ja ganz auseinander!»

Als sie sich den Niedergang zur Hauptluke hinaufarbeiteten, sah Bolitho, da? Eden in der Tur der anderen kleinen Kajute stand — dort hatte man Hope hingeschafft — und ihnen nachblickte.

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