Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander - Страница 13
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Es war ein heller, kalter Morgen. Der Schneematsch hatte sich uberall in Harsch verwandelt, am bla?blauen Himmel stand keine einzige Wolke. Ware die Nacht genauso klar gewesen, dann hatte man auf dem Schiff sicherlich die Gefahr erkannt, und die Schmuggler hatten in aller Ruhe die Ladung vom Meeresgrund geborgen.
Wenn… wenn… Aber diese Uberlegungen waren jetzt gegenstandslos.
Vyvyans Wagen setzte Bolitho auf der schmalen Kustenstra?e uber dem Vorland ab, und zu seinem Erstaunen sah er dort Dancer und ein paar Seeleute auf ihn warten und weiter unten ein auf den Strand gezogenes Boot.
Wie anders alles bei Tageslicht wirkte! Er erwartete beinahe, noch Leichen herumliegen zu sehen, aber der Strand war so glatt wie Seide, und drau?en vor der Bucht lag die Avenger fast bewegungslos vor Anker.
«Dick! Gott sei Dank, da? du lebst!«Dancer lief ihm entgegen und ergriff ihn am Arm.»Aber du siehst schrecklich aus!«Bolitho lachelte mit schmerzverzerrtem Gesicht.»Danke. «Zusammen stiegen sie den steilen Pfad hinunter, und Bolitho sah mehrere stammige Manner die beiden Laternen und einige weggeworfene Waffen untersuchen. Ob es Zollner oder Vyvyans Leute waren, konnte er nicht erkennen.
Dancer bemerkte:»Der Captain hat uns geschickt, dich abzuholen, Dick.«»Wie ist seine Laune?»
«Erstaunlich gut. Ich glaube, das Schiff, das du gewarnt und dadurch vor den Felsen bewahrt hast, hat viel damit zu tun. Es sitzt eine Meile von hier entfernt auf Strand. Dein Bruder uberredete die Besatzung, auszusteigen, und schickte dann eine Prisenbesatzung an Bord. Ich bin uberzeugt, der Kapitan war so froh uber die Rettung ihres Lebens, da? er nicht weiter uber den Verlust von Schiff und Ladung nachdachte. «Einige Seeleute verstauten gerade Pykes Hundertfu?ler im Heck des Bootes.
Dancer erklarte:»Wir haben den Meeresgrund damit abgesucht, aber nichts gefunden. Die Schmuggler mussen noch im Lauf der Nacht gekommen sein, nachdem Vyvyans Leute die Strandrauber vertrieben hatten.»
Das andere Boot der Avenger lag schon langsseits, als Bolitho an Bord zuruckkehrte. Robins, den er zur Jolle hinuntergeschickt hatte, hatte gute Arbeit geleistet. Der arme Trillo war ihr einziger Verlust.
Mit in die Seite gestemmten Armen, den Hut wieder in demselben kuhnen Winkel uber dem einen Ohr, beobachtete ihn Hugh, als er uber die Reling kletterte.
«Ganz der kleine Tausendsassa, wie?«Er schritt uber das breite Deck und reichte ihm die Hand.»Du Idiot! Aber es war mir im selben Augenblick klar, da? du meine Befehle nicht mehr befolgen wurdest, als ich das Notsignal horte. Ich hatte meine Prisenbesatzung an Bord, bevor sie das Wort Messer auch nur aussprechen konnten. «Er lachelte.»Feine kleine hollandische Brigg, unterwegs nach Cork mit Spirituosen und Tabak. Das bringt einen guten Preis.»
«Sir Henry sagte, die Strandrauber seien alle entkommen, bis auf einen.»
«Strandrauber, Schmuggler, ich glaube, es sind alles dieselben Leute. Pyke hat ein paar von ihnen angeschossen, die werden vielleicht irgendwo auftauchen. Kein Gericht in Cornwall wird einen Schmuggler verurteilen, aber bei Strandraubern ist es etwas anderes.»
Bolitho blickte seinen Bruder an.»Der Verlust des Schmuggelgutes ist mein Verschulden. Aber ein paar Fa?chen Brandy gegen den Wert eines Schiffes und der Menschen darauf — ich konnte nicht anders handeln.»
Hugh nickte ernst.»Das wu?te ich. Aber Brandy war es wohl nicht. Meine Leute fanden in einer Hohle versteckt geoltes Packmaterial. Diese versenkte Ladung bestand bestimmt nicht aus Getranken, mein lieber Bruder, sondern aus guten franzosischen Musketen, wenn du mich fragst. «Bolitho starrte ihn an.»Musketen?»
«Aye. Fur irgendwelche Rebellen in Irland oder Amerika — wer will das schon sagen? Jemand, der in diesen unruhigen Zeiten Waffen zu liefern hat, kann viel Geld verdienen. «Bolitho schuttelte den Kopf, bedauerte es aber sofort.»Das geht uber mein Begriffsvermogen.»
Sein Bruder rieb sich die Hande.»Mr. Dancer, sagen Sie dem Master, er soll Anker lichten. Wenn Waffen die Koder sind, die wir brauchen, dann werden wir eben welche beschaffen. «Dancer beobachtete ihn vorsichtig.»Und wo geht es hin, Sir?«»Nach Falmouth naturlich. Ich werde doch jetzt nicht zum Admiral zuruckfahren, wenn es hier anfangt, interessant zu werden. «Er blieb am Niedergang stehen.»Waschen Sie sich und ziehen Sie sich anstandig an, Mr. Bolitho. Immerhin hatten Sie eine ruhigere Nacht als mancher andere. «Die Avenger kehrte nach Falmouth zuruck, ohne da? sich irgend etwas Ungewohnliches ereignete. Sobald sie vor Anker lagen, fuhr Hugh Bolitho an Land. Gloag und die Fahnriche bereiteten die Ubernahme von Ladung vor und wehrten die Neugierigen ab, darunter auch diejenigen, die offensichtlich geschickt worden waren, um so viele Information wie moglich zu ergattern. Bolitho sah bald an jeder Ecke und hinter jedem Fa? einen Schmuggler. Die Nachricht vom Auflaufen eines Schiffes und von Vyvyans Jagd nach den Strandraubern war der Avenger vorausgeeilt; die Spekulationen uberschlugen sich fast. Als der junge Kommandant des Kutters zuruckkehrte, war er ungewohnlich guter Laune.
In der kleinen Messe berichtete er:»Alles geschafft. Ich habe mit verschiedenen Leuten in der Stadt gesprochen und das Gerucht in die Welt gesetzt, da? die Avenger auslaufen und im Kanal auf die Suche nach einem zweiten Waffenschmuggler gehen wird. So erfahren die hiesigen Schmuggler, da? wir von der Ubernahme der Waffen wissen, auch wenn wir selbst keine mehr entdeckt haben. «Er blickte vergnugt von Gloag zu seinem Bruder und dann zu Dancer.»Nun, begreift ihr? Ein beinahe perfekter Plan. «Gloag rieb sich seinen kahlen Schadel wie immer, wenn er seine Zweifel hatte. Dann antwortete er:
«Ich begreife wohl, da? niemand genau uber weitere Waffenlieferungen informiert sein kann, Sir. Naturlich werden die Franzosen weiterliefern, solange sie hier Kaufer vermuten. Aber wo sollen wir solch eine Ladung herbekommen?«»Brauchen wir gar nicht. «Hughs Lacheln wurde breiter.»Wir werden nach Penzance segeln und dort eine Ladung eigener
Waffen loschen, sie auf Lastwagen verladen und auf dem Landweg zur Garnison nach Truro schicken. Der Kommandeur von Pendennis hat zugesagt, mir eine verlockende Ladung Musketen, Schie?pulver und Munition zur Verfugung zu stellen. Auf dem Weg nach Truro wird dann bestimmt jemand versuchen, sich der Ladung zu bemachtigen. Bei dem derzeitigen Stra?enzustand werden sie der Versuchung kaum widerstehen konnen. «Bolitho warf ein:»Ware es nicht besser, dem Admiral in Plymouth vorher mitzuteilen, was du vorhast?«Hugh starrte ihn an.»Ausgerechnet du stellst diese Frage, das ist kostlich! Du wei?t genau, was dann geschieht: Entweder sagt er nein, oder die Entscheidung dauert so lange, bis das ganze Land wei?, was wir vorhaben. Nein, wir werden es rasch anpacken und — «, er lachelt kurz —,»es diesmal auch gut zu Ende bringen. «Bolitho blickte sinnend auf den Tisch nieder. Ein Hinterhalt, die Vorfreude auf rasche und leichte Beute, die in Panik ubergeht, wenn die Angreifer merken, da? sie selbst in der Falle sitzen, diesmal ohne die Chance, zwischen Felsen oder in Hohlen zu entwischen.
Hugh fuhr fort:»Ich habe einen Boten nach Truro geschickt. Die Dragoner mu?ten jetzt zuruck sein, und ihr Oberst ist ein alter Freund von Vater. Dies hier wird ihm genausoviel Spa? machen wie eine Sauhatz!»
In dem plotzlich eintretenden Schweigen wurde es Bolitho bewu?t, da? er an den toten Trillo dachte. Hier waren sie, munter und geschaftig, wahrend man ihn schon begraben und vergessen hatte.
Dancer sprach in die Stille hinein:»Es mu?te klappen, Sir. Viel hangt naturlich von der Wachsamkeit unserer Leute ab, die auf einen Uberfall gefa?t sein mussen.»
«Genau. Und von einem guten Teil Gluck. Aber wir verlieren nichts, wenn wir es versuchen. Sollte alles schiefgehen, dann werden wir ein solches Wespennest aufstochern, da? bestimmt irgend jemand Verrat ubt, und sei es auch nur, um uns loszuwerden.»
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