Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 33
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Bolitho tippte an seinen Hut und ging nach vorn. Das hatte er sich denken konnen. Aber er mu?te sich eingestehen, da? er Pallisers Entscheidung bewunderte. Der Mann dachte an alles.
Er sah Jury und Midshipman Ingrave am Fockmast auf ihn warten.
Jury wirkte sehr ernst, wahrend Ingrave, der ein Jahr alter war, kaum seine Freude daruber verbergen konnte, da? er vom Posten des stellvertretenden Schreibers beim Kommandanten abgelost war.
Hinter ihnen entdeckte Bolitho unter den in aller Eile ausgewahlten Leuten weitere Bekannte: Josh Little, den Feuerwerksmaat, dessen Bauch fett wie eh und je uber den Hosengurt hing; Ellis Pearse, der Bootsmannsmaat, ein Mann mit buschigen Augenbrauen, der die gleiche Genugtuung uber Murrays Flucht verraten hatte wie Bolitho. Pearses Aufgabe ware es gewesen, Murray — den er immer gemocht hatte — auszupeitschen. Und selbstverstandlich war auch Stockdale dabei. Er stand da, die kraftigen Arme vor der Brust verschrankt, und musterte das Deck der Brigantine. Vielleicht erinnerte er sich an den wilden, verzweifelten Kampf, den Bolitho mit dem jetzt toten Kapitan des Schiffes ausgetragen hatte. Da war auch Dutchy Vorbink, ein Hollander vom Vortoppp, der den geregelten und bezahlten Dienst bei der Ostindischen Handelsgesellschaft einem Kriegsschiff zuliebe verlassen hatte. Er sprach schlecht englisch und auch das nur, wenn er Lust hatte. So kannte bisher noch niemand den Grund, warum er sich freiwillig zur britischen Marine gemeldet hatte.
Es gab noch andere Gesichter, die Bolitho inzwischen vertraut waren, einige grob und seelenlos, andere aggressiv. Die Leute stritten sich gern mit ihren Kameraden, solidarisierten sich aber ebenso schnell wieder, wenn ein Angriff von dritter Seite kam.
Bolitho sagte:»Mr. Spillane, inspizieren Sie die Waffenkiste und machen Sie eine Bestandsliste. Mr. Little, Sie sollten sich die Pulverkammer anschauen. «Er warf einen Blick auf ihre wenigen Drehbassen, von denen zwei sogar noch von der Destiny stammten.»Etwas wenig fur einen Krieg.»
Das brachte ihm einige Lacher ein; Stockdale murmelte:»Unten sind immer noch ein paar Gefangene eingeschlossen, Sir.»
Bolitho sah Little an. Er hatte ganz vergessen, da? es ja noch die Originalbesatzung der Heloise gab. Wer nicht getotet oder verwundet worden war, war unten eingesperrt. An sich waren sie dort gut verwahrt, aber wenn es zum Kampf kam, mu?ten sie bewacht werden.
Little grinste mit seinen luckenreichen Zahnen.»Fur die ist gesorgt, Sir. Ich habe Olsson als Posten eingeteilt, vor ihm haben sie solche Angst, da? sie ihn bestimmt nicht angreifen.»
Bolitho stimmte ihm zu. Olsson war Schwede und — wie es hie? — halb verruckt. Seine Augen, die wie blaues Milchglas aussahen, bestatigten das. Aber er war ein guter Seemann, der Segel reffen, das Ruder bedienen und jede andere Handarbeit erledigen konnte. Nur — als sie diese Brigantine geentert hatten, war es Bolitho kalt uber den Rucken gelaufen, als Olsson sich mit schrillen Schreien und dem Beil einen Weg durch seine Gegner bahnte.
Er zwang sich zu einem Lacheln.»Bei dem wurde auch ich es mir zweimal uberlegen.»
Pearse brummte, als die Segel immer wieder schlaff gegen Tauwerk und Rahen schlugen.»Weg ist er, der verdammte Wind!»
Bolitho beugte sich uber das Schanzkleid und schaute ins tiefblaue Wasser. Er sah weit vor dem Bug leichte Krauselspuren wie von einem Fischschwarm, mit denen sich der letzte Windhauch verabschiedete.
Die Brigantine hob und senkte sich in der Dunung, Blocke und Segel quietschten in gemeinsamem Protest, als der Segeldruck ausblieb.
«In die Boote!«Palliser stand neben den Rudergangern.
Nackte Fu?e trappelten uber die vor Hitze weichen Decksfugen, als die Besatzungen von Bord hasteten und das Beiboot der Heloise und den Kutter der Destiny, die sie am Heck nachgezogen hatten, bemannten.
Es dauerte eine gewisse Zeit, bis die Schleppleinen klariert und von der Back an die Boote hinuntergereicht waren. Dann endlich begann das muhsame, langwierige Pullern, ohne da? das Schiff dadurch viel Fahrt machte. Aber es bewirkte wenigstens, da? die Heloise nicht vollig steuerlos herumdumpelte und gleich auf dem richtigen Kurs liegen wurde, wenn wieder Wind aufkam.
Bolitho stand uber dem Backbordanker und beobachtete die Schleppleinen, die abwechselnd steifkamen und dann wieder bis unter die glitzernde Wasseroberflache durchhingen, je nachdem, wie die Ruderer sich einsetzten.
Little schuttelte den Kopf,»Mr. Jury taugt fur so etwas nicht, Sir. Er mu?te seine Crew mit der Peitsche antreiben.»
Bolitho sah den Unterschied zwischen den beiden schleppenden Booten. Jurys Boot schlingerte heftig, und nur einige Ruderblatter tauchten ins Wasser. Das andere Boot unter Midshipman Ingraves Kommando hatte mehr Erfolg, und Bolitho wu?te, warum. Ingrave war kein Leuteschinder, wu?te aber, da? seine Vorgesetzten ihn von der Brigantine aus beobachteten. Er schwang ein Tauende und lie? es auf die Rucken jener Leute niedersausen, die sich nicht gehorig in die Riemen legten.
Bolitho ging nach achtern und meldete Palliser:»Ich werde die Bootsbesatzungen in einer Stunde ablosen, Sir.»
«Gut. «Palliser beobachtete abwechselnd Segel und Kompa?.»Wir haben wenigstens wieder Ruderwirkung. Aber das verdanken wir nicht dem Boot an Backbord.»
Bolitho sagte nichts. Er wu?te nur zu gut, was es fur einen Mids-hipman bedeutete, plotzlich vor eine solch unpopulare Aufgabe gestellt zu sein. Immerhin ritt Palliser nicht langer auf der Angelegenheit herum. Bolitho dachte daran, wie er selber sich in seine neue Rolle gefugt hatte. Er hatte Palliser nicht gefragt, ob er die Bootsmannschaften ablosen lassen sollte, sondern hatte ihm seine Absicht einfach gemeldet, und der Erste Offizier hatte sie ohne Gegenfrage akzeptiert. Palliser war genauso klug wie Dumaresq. Jeder verstand es auf seine Weise, das Notige aus seinen Untergebenen herauszuholen.
Die unbarmherzige Plackerei ging den ganzen Tag weiter, weil auch nicht die kleinste Brise aufkam, um die Segel zu fullen. Sie hingen schlaff und nutzlos von den Rahen, so schlapp wie die Manner, die nach der Ablosung aus den Booten taumelten. Sie waren so erschopft, da? sie gerade noch eine doppelte Ration Wein, den Slade in der Last entdeckt hatte, heruntersturzen konnten, bevor sie wie tot hinfielen und einschliefen.
Achtern in der Kajute, die zwar klein war, aber ausreichend, wenn man sie mit den ubrigen Raumen unter Deck verglich, versuchten die abgelosten Kadetten und ihre Offiziere, der Hitze und dem gefahrlichen Durst zu entfliehen. Wahrend Palliser schlief und Slade die Wache hatte, sa? Bolitho an dem kleinen Tisch und versuchte, wach zu bleiben, obwohl sein Kopf immer wieder auf die Tischplatte zu sinken drohte. Im gegenuber starrte Jury ins Leere, die Lippen von der Sonnenglut aufgesprungen. Ingrave sa? wieder in einem der Boote, doch sein Eifer wirkte sich auf Jury eher lahmend aus.
Bolitho fragte:»Wie fuhlen Sie sich?»
Jury grinste schmerzlich.»Scheu?lich, Sir. «Er versuchte, sich gerade aufzurichten, und zupfte sich sein durchschwitztes Hemd von der Brust.
Bolitho schob ihm eine Flasche zu.»Trinken Sie. «Er sah, da? der Junge zogerte.»Ich kann Ihren Job im Boot ubernehmen, wenn Sie wollen. Das ist immer noch besser, als hier zu sitzen und zu warten.»
Der Junge go? sich ein Glas Wein ein.»Nein, Sir, aber vielen Dank. Ich gehe, wenn man mich ruft.»
Bolitho lachelte. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Stockdale mit dem Kadetten ins Boot zu schicken. Sein Anblick wurde Faulheit und Ungehorsam sofort unterbinden. Aber Jury hatte recht. Es ihm leichtzumachen, obwohl er doch Selbstvertrauen nur durch Erfahrung gewinnen konnte, hatte ihm fur seine weitere Laufbahn hochstens geschadet.
«Ich — hm — ich denke gerade nach, Sir. «Jury schaute sich vorsichtig um.»Uber Murray. Glauben Sie, da? er durchkommt?»
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