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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 54


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Cairns uberlegte. Wenn Pears beteiligt war, dann gab es nichts anderes, alles war klar.

Pears erwiderte gelassen:»Aye, Sir, gefechtsklar, aber die Geschutze sind noch nicht geladen. «Trocken fugte er hinzu:»Und noch nicht ausgefahren.»

Coutts blickte ihn bose an.»Das sehe ich. «Dann wandte er sich ab.»Die Spite mu?te jetzt auf Position sein. Ich schlage vor, Sie setzen mehr Segel, Kapitan. Die Zeit des Abwartens ist vorbei.»

Cairns gab den Befehl weiter, Sekunden spater legten die Toppsgasten auf den oberen Rahen aus, das nasse Segeltuch fiel herab und bauschte sich dann trage im Wind, wahrend die Trojan sich unter dem erhohten Druck starker uberlegte.

«Ich habe noch mal auf die Karte gesehen — «, Coutts beobachtete aus dem Augenwinkel die Arbeiten in der Takelage,»- es scheint kein anderer Ankerplatz vorhanden zu sein. Im Suden haben wir genugend Wassertiefe, nur zur Kuste hin liegen ein oder zwei Sandbanke. Cunningham setzte sein Landungskommando im Suden ab. Sehr clever. Er zumindest uberlegt jeden seiner Schritte.»

Pears wandte den Blick von den schlanken Gestalten der an Deck zuruckkehrenden Toppsgasten und sagte:»Schlie?lich ist es der einzige Ankerplatz, nicht wahr, Sir?»

Coutts ging mit seinem Flaggleutnant von dannen. Der Hieb hatte gesessen.

Ein paar Mowen tauchten auf und umkreisten das Schiff, sie schienen die Nahe des Landes anzukundigen; ihr zur Schau getragenes Desinteresse deutete darauf hin, da? sie andere Nahrungsquellen in unmittelbarer Nahe besa?en.

Von seinem Sitz in schwindelnder Hohe beobachtete Bolitho die Vogel, die unter ihm vorbeizogen. Sie erinnerten ihn an die vielen Landfalls, besonders aber an Falmouth, an die kleinen Fischersiedlungen in den felsigen Buchten der Kuste von Cornwall, an die heimkehrenden Fischerboote, an die gierig schreienden Mowenschwarme, die sie begleiteten.

Er schreckte aus seinen Gedanken, als Buller sagte:»Die Spite ist von ihrer Position abgewichen, Sir!«Zum ersten Male zeigte er eine gewisse Erregung.»Da wird gleich der Teufel los sein!»

Bolitho fand Zeit, sich daruber zu wundern, wie genau Bullers Schlu?folgerung war, und da? es ihn uberhaupt interessierte. Coutts wurde wutend sein. Es konnte die Trojan einen vollen Tag kosten, zu ihrer Ausgangsposition zuruckzukreuzen, um Cunningham eine zweite Chance zu geben.

«Ich glaube, ich gehe besser hinunter und melde es dem Kommandanten«, uberlegte er laut.

Warum hatte er es ausgesprochen, uberhaupt bedacht? War es, um dem Schiff die neue Enttauschung zu ersparen, oder nur, um Coutts Glaubwurdigkeit zu schutzen?

Buller bemerkte:»Vielleicht hat sie einen Mann verloren?»

Bolitho antwortete nicht. Er uberlegte, ob Cunningham tatsachlich bereit ware, wertvolle Zeit zu opfern, um nach einem uber Bord gefallenen Matrosen zu suchen. Er bezweifelte es. Er legte das Teleskop auf seinen Arm und stemmte die Schulter gegen den bebenden Mast.

«Ich lasse das Glas hier, Buller. Machen Sie Meldung, sobald Sie erkennen konnen, was los ist.»

Er versuchte, nicht daran zu denken, wie lange sein Korper wohl benotigen wurde, bis er an Deck aufschlug, wenn das Schiff plotzlich uberholte. Es war, als blicke er durch eine dunkle Flasche. Ein paar angedeutete Schaumkronen, ein glasiger Schimmer an der Oberflache zeigten das Nahen des Morgens an. Jetzt sah er das bla?e Viereck aus Segeltuch, das aus der Dunkelheit aufstieg wie ein Eisberg.

Die Spite schien unterwegs erheblich Kurs geandert oder auf andere Weise Zeit verloren zu haben, denn sie hatte schon Meilen weiter, langst auf dem verborgenen Ankerplatz sein mussen. Buller hatte recht, bald wurde der Teufel los sein. Das gab bestimmt. Er straffte sich plotzlich, seinen gefahrlichen Aufenthaltsort im Augenblick vergessend.»Was ist, Sir?«Buller merkte alles.

Bolitho wu?te noch nicht, was er sagen sollte. Es stimmte naturlich nicht, konnte gar nicht stimmen.

Er konzentrierte sich mit aller Gewalt, hielt mit au?erster Anstrengung das vibrierende Glas genau auf das ferne Segel gerichtet. Er strapazierte seine Augen, bis die alte Stirnnarbe im Takt seines Herzschlages zu schmerzen begann. Dann lie? er das Glas sinken.

Es lag noch tief im Schatten, war aber da. Er wunschte, es ware ein Traum gewesen, ein Fehler im Teleskop. Aber statt des schnittigen Einzeldecks der Spite hatte er dort etwas Solideres gesehen, so hoch wie eine doppelte Spiegelung.

Er gab Fuller das Glas, hielt die Hande trichterformig vor den Mund und schrie:

«An Deck! Segel Steuerbord voraus!«Er zogerte einen Augenblick und malte sich das plotzliche Erstaunen aus, das unten gleich um sich greifen mu?te. Dann fugte er hinzu:»Ein Linienschiff!»

Buller meinte trocken:»Womit die Katze aus dem Sack ware,

Sir.»

Doch Bolitho glitt bereits abwarts und angelte nach einer Pardu-ne, um an ihr herunterzurutschen, den Blick noch immer auf die drohende Silhouette gerichtet.

Coutts wartete bereits auf ihn, das Kinn vorgestreckt.»Sind Sie sicher?»

Pears ging rasch an ihnen vorbei, seine Augen waren uberall, wahrend er sein Schiff fur die nachsten, uber Leben und Tod entscheidenden Stunden vorbereitete.

Nur einmal musterte er kurz Bolitho, dann fauchte er Coutts an:»Naturlich ist er sicher, absolut sicher, Sir!»

Cairns sagte seelenruhig:»Ein tolles Ding, Dick. Es ist bestimmt keins von unseren Schiffen.»

Der Admiral horte es und sagte kurzangebunden:»Es kummert mich nicht, wo es herkommt, Mr. Cairns. Wenn es sich gegen uns stellt, dann soll es der Teufel holen. Bei mir steht es dann als Feind zu Buch!«Er blickte hinuber zum Kommandanten und hob die Stimme:»Lassen Sie die Geschutze laden, wenn ich bitten darf!«Er schien Pears Gegenargumente uber die Breite des Decks hinweg zu spuren und fugte laut hinzu:»Und lassen Sie mich sehen, was dieses Schiff zu leisten vermag!»

Auf beiden Seiten des oberen Batteriedecks arbeiteten die Geschutzbedienungen mit Taljen und Handspaken, um die schweren Kanonen zu den Stuckpforten zu transportieren.

Bolitho stand oben bei den Booten und strengte seine Augen an, um bei der truben Beleuchtung einen Geschutzfuhrer des oberen Batteriedecks nach dem anderen die Hand heben zu sehen als Zeichen, da? sein Geschutz geladen und klar zum Feuern war.

Fahnrich Huss steckte den Kopf aus der Hauptluke und schrie:»Unteres Batteriedeck fertig, Sir!»

Bolitho malte sich Dalyell bei seinen drei?ig schweren Zweiund-drei?igpfundern aus. Wie jeder der Offiziere war auch Dalyell zweimal im Rang gestiegen, aber seine Erfahrung hatte mit diesen Beforderungen nicht Schritt gehalten. Bolitho war es klar, da? jeder von ihnen bei einem Kampfeinsatz der Trojan auf die harteste Probe gestellt wurde.

Quinn kam von der anderen Seite und fragte:»Was ist eigentlich los, Dick?«Er wurde beinahe umgerannt, als einige Schiffsjungen mit Munition fur die Heckgeschutze vorbeiflitzten.

Bolitho blickte durch das schwankende Gewirr von Takelage und Segeln zum Gro?topp auf und rief sich seine Gefuhle ins Gedachtnis, die ihn noch vor kurzem dort oben erfullt hatten, als er das andere Schiff durch das Fernglas betrachtete. Das war schon vor funf Minuten gewesen, aber das Tageslicht schien nur zogernd den Blick auf den Ankommling freizugeben; nur die Ausgucks in den Mastspitzen konnten ihn klar sehen.

Er erwiderte:»Vielleicht ist das Schiff nur unterwegs zu einem anderen karibischen Hafen.»

Aber wahrend er dies sagte, wu?te er bereits, da? er sich selbst etwas vormachte oder Quinns Angste zu beschwichtigen versuchte. Es war kein Englander. Jedes gro?ere ihrer eigenen Schiffe fuhr mit anderen im Verband, schon fur den Fall, da? Frankreich offen in den Kampf eingriff. Es war auch kein Spanier, denn deren Gro?kampfschiffe hatten genug damit zu tun, ihre silber- und goldbeladenen Transportschiffe durch die von Piraten wimmelnden Gewasser nach Santa Cruz zu geleiten. Nein, es mu?te ein Franzose sein.

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