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Zerfetzte Flaggen: Leutnant Richard Bolitho in der Karibik - Kent Alexander - Страница 65


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Bolitho uberwachte die Ablosung, lie? einen Teil seiner Leute auf ihre verschiedenen Posten gehen, den Rest hinunter zum Essen. Er war noch immer der Meinung, da? Coutts Versuch richtig gewesen war. Aber seiner Grunde dafur war er sich nicht mehr ganz so sicher.

Warum machte Pears sich die Muhe, die Marineinfanteristen wegen solch einer Nebensache zu landen? Aus verletztem Stolz? Oder erwartete er, sich auf Coutts Betreiben vor einem Kriegsgericht wegen des Gefechtes mit der Argonaute verantworten zu mussen?

Er horte Pears zu Bunce sagen:»Wir legen sofort wieder ab, sobald die Truppen gelandet sind. Ich kenne diese Gewasser und habe eine Idee — oder sogar zwei.»

Bunce lie? ein glucksendes Lachen horen.»Und ob Sie diese Gewasser hier kennen, Kapt'n! Ich denke, es ist Gottes Wille, da? wir heute hier sind.»

Pears zog eine Grimasse.»Hochstwahrscheinlich, Mr. Bunce. Wir mussen abwarten — «, er wandte sich ab,»- und beten.»

Bolitho blickte Cairns fragend an.»Was meint er?»

Cairns hob die Schultern.»Er kennt diesen Teil der Welt wirklich, genau wie der Weise. Ich habe die Karte studiert, aber au?er einigen Riffen und Stromungen fand ich keinerlei Grund zur Aufregung.»

Pears kam uber das Achterdeck auf sie zu.»Ich gehe jetzt essen. Am Nachmittag werden wir die gesamte Besatzung mustern und die Boote ausrusten. Schwenkgeschutze kommen in die Kutter und in die Prahme. Nur ausgesuchte Leute gehen mit. «Er blickte Bo-litho an.»Sie uberwachen die Landevorbereitungen, Mr. Frowd wird Sie dabei unterstutzen. Hauptmann d'Esterre ubernimmt das Kommando uber den Landungstrupp. «Er nickte kurz und schritt nach achtern, die Hande auf dem Rucken.

Cairns sagte leise:»Es freut mich fur ihn, aber ich wei? nicht, ob sein Plan sehr klug ist.»

Brunce murmelte:»Meine Mutter hatte ein Sprichwort, Sir, uber zu kluge Kopfe auf zu jungen Schultern. Das tut nicht gut, sagte sie. «Er kicherte in sich hinein und verschwand im Kartenraum.

Cairns schuttelte den Kopf.»Ich wu?te gar nicht, da? der alte Kerl uberhaupt je eine Mutter hatte!»

Die Trojan segelte bis auf etwa eine Meile an die nachste Insel heran und lag dann beigedreht, wahrend die Boote zu Wasser gelassen und mit Marineinfanteristen besetzt wurden.

Die meisten Soldaten waren seit langem in Antigua gewesen und hatten nur durch einlaufende Schiffe von dem Krieg in Amerika gehort. Obgleich nur wenige von ihnen wu?ten, warum sie zu der Insel geschafft wurden, und diese wenigen es als eine Art Spa? auffa?ten, waren sie doch alle willig und guter Stimmung.

Die aufgelockerte Atmosphare veranla?te Sergeant Shears zu dem argerlichen Ausruf:»Mein Gott, Sir, sie scheinen das fur einen lacherlichen Sonntagsausflug zu halten!»

Die See war noch immer kabbelig, deshalb dauerte das Einschiffen und Ablegen langer als vorgesehen. Es wurde bereits dunkel, und der Sonnenuntergang vergoldete die Wellenkamme.

Bolitho stand im Heck des fuhrenden Kutters, eine Hand auf Stockdales Schulter, der die Ruderpinne hielt und das Boot nach Bolithos Anweisungen steuerte. Es war schwierig, die Bucht zu finden, in der sie landen sollten, obgleich auf der Karte alles so klar und einfach ausgesehen hatte. Die grimmige Wahrheit war, da? niemand die genaue Position der Riffe und Sandbanke wu?te. Sie hatten schon verschiedene schroffe Felszacken gesehen, die in der diffusen Beleuchtung seltsam glanzten und die jetzt schweigsamen Soldaten zu einigen angstlichen Bemerkungen veranla?ten. In ihren schweren Stiefeln, uber und uber mit Waffen und Gepack behangen, mu?ten sie wie Steine untergehen, wenn eins der Boote kentern sollte.

D'Esterre sagte:»Es steht fest, Dick, da? sie uns schon gesichtet haben. Sie werden sich nicht dem Kampf mit den vielen Soldaten stellen, aber wir werden sie auch nicht mehr vorfinden.»

Wieder zog ein Felsen in der kochenden Brandung dicht an ihren Steuerbord-Riemen vorbei, und Bolitho signalisierte mit einer wei?en Flagge den Booten hinter ihnen:»Kurs genau halten. «Die Trojan war nur noch ein verschwommener Schatten und wollte offenbar den gunstigen Wind nutzen, um in Lee der Insel zu warten.

«Land voraus, Sir!»

Das war Buller vorn im Bug. Ein guter Mann, wie sich verschiedentlich gezeigt hatte. Seine Verwundung hatte er anscheinend vergessen. Er war glucklich dran, es so leicht verwinden zu konnen, dachte Bolitho.

Wie Monche in dunklen Kutten, so ragten einige schroffe Felsen auf beiden Seiten des Bootes auf, wahrend genau vor dem Schwenkgeschutz im Bug ein Streifen leuchtenden Sandes sichtbar wurde.

«Auf Riemen! Riemen ein!»

Seeleute sprangen bereits uber Bord und in die schaumende Brandung, um das Boot an Land zu schieben.

D'Esterre stand im hufttiefen Wasser und rief seinem Sergeanten zu, als erstes die hoher gelegenen Stellen besetzen zu lassen.

Es war eine kleine Insel, nicht mehr als eine Meile lang, ihre Nachbarn waren sogar noch kleiner. Aber es gab hier Gesteinsmulden, in denen sich Su?wasser sammelte, und auch genugend Brennstoff fur kleine, genugsame Fahrzeuge.

Bolitho watete an Land und mu?te plotzlich an Quinn denken. Er hatte gehort, wie dieser Cairns bat, an dem Landungsunternehmen teilnehmen zu durfen.

Cairns war aber kalt und formlich, beinahe grob gewesen.»Wir brauchen erfahrene, ausgesuchte Leute, Mr. Quinn. «Das letzte war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen:»Und zuverlassige.»

Fahnrich Couzens kam mit dem nachsten Kutter, und diesem folgte die rotgestrichene Barkasse der Trojan. Bolitho lachelte ein wenig. Frowd und der andere Hauptmann waren darin. Sie sollten etwas zuruckbleiben fur den Fall, da? die ersten Boote uberraschend Abwehrfeuer ausgesetzt wurden.

«Stellungen wie befohlen besetzt!»

Stockdale schritt aus der Brandung, sein gro?es Entermesser wie ein Schwert uber der Schulter tragend.

Unter geflusterten Befehlen und Drohungen ihrer Unteroffiziere formierten sich die Marineinfanteristen zu ordentlichen Zugen, und auf ein weiteres Kommando hin marschierten sie den Hang hinauf, mit zunachst auf dem Sand knirschenden Stiefeln, dann drohnend auf sonnengeharteter Erde.

Eine Stunde spater war es dunkel, die Luft feucht und schwer von den Geruchen verrotteter Vegetation und dem Kot der Seevogel.

Wahrend Spaher auf beiden Seiten vorauseilten, standen Bolitho und d'Esterre auf einem schmalen Hugelrucken, vor und hinter sich die jetzt dunkle See, kenntlich nur an dem gelegentlichen Aufleuchten eines Wellenkamms.

Alles schien verlassen und tot. Das unbekannte Fahrzeug war wohl zu einer anderen Insel oder in nordwestlicher Richtung zu den Bahamas gesegelt. Wenn Sambell das Schiff nicht selbst gesehen hatte, ware dem Ausguck ein Irrtum zuzutrauen gewesen, vielleicht hatte er eine Lichtspiegelung, ein Dunstgebilde fur ein Segel halten konnen.»

«Die ist nicht Fort Exeter, Dick. «D'Esterre stutzte sich auf seinen Degen, die Ohren gespitzt, und lauschte auf das Rauschen des Windes in den Buschen.

«Ich wunschte, wir hatten die Kanadier bei uns. «Bolitho sah ein paar Seeleute auf dem Rucken liegen und in den Himmel starren. Sie konnten alles den anderen uberlassen, hatten nur zu gehorchen, notfalls auch zu sterben.

Da horten sie den nervosen Anruf eines Postens, und dann kam Shears den Hugel herauf. Er trug ein Gewirr von Schlingpflanzen uber seiner Uniform, weshalb der Posten so uberrascht gewesen war. Es erinnerte Bolitho an Major Pagets kleines grunes Cape.

«Ja?«D'Esterre beugte sich vor.

Shears rang nach Luft.»Es liegt dort, Sir! Dicht unter Land geankert. Kleines Fahrzeug, dem Aussehen nach eine Yawl.»

D'Esterre fragte:»Irgendwelche Lebenszeichen?»

«Es ist eine Wache an Deck, aber kein Licht, Sir. Die haben nichts Gutes im Sinn, wenn Sie mich fragen. «Er sah d'Esterres Lacheln und fugte mit fester Stimme hinzu:»Ein Fischer aus Antigua meint, sie mu?ten jetzt eigentlich Lichter an Deck und Fangnetze au?enbords haben, Sir. Es ist eine bestimmte Fischart, die sie hier auf diese Weise fangen. Kein echter Fischer wurde jetzt daliegen und schlafen!»

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