Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander - Страница 13
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Bolitho lachelte.»Keine Angst, spater werde ich schon Zeit finden, das zu essen.»
Es war sonderbar, da? allein schon das Auftauchen eines fremden Schiffes und der erste Hauch leiser Erregung ihm den Appetit zuruckgegeben hatte. Wahrend Stockdale ihm den Degen umgurtete und den Rock reichte, go? er sich etwas Kaffee hinunter.
Vielleicht hatte die Miranda einen Feind gesichtet und brauchte nun Hilfe, um ihn angreifen zu konnen. Vielleicht war der Krieg zu Ende oder ein anderer Krieg irgendwo in der Welt ausgebrochen. Er erwog eine schier endlose Reihe von Moglichkeiten.
Bolitho blickte auf und sah Tyrell durch das offene Skylight herunterspahen.
«Herr Kapitan, der Gig der Fawn legt von der Fregatte ab.»
«Danke. «Bolitho verbarg, so gut er konnte, seine Enttauschung.
«Das ging aber schnell!»
Als Tyrell verschwunden war, fugte er ruhig hinzu:»Wir werden nun genug Zeit zum Fruhstucken haben.»
Doch er hatte sich geirrt. Gerade als er seinen Degen ablegte, erschien Tyrells Gesicht wieder im Skylight. Seine Stimme drohnte in der engen Kajute.»Signal von der Fawn, Sir! Kapitane umgehend an Bord kommen!»
Mit einem Satz verschwand Stockdale aus der Kajute. Heiser krachzend rief er nach der Bootsbesatzung, die Tilby, der Bootsmann, vorsorglich bereits an Deck zusammengestellt hatte.
In irrsinniger Eile wurde das Boot au?enbords geschwenkt und langsseits gefiert. Ohne an Wurde oder Vorsicht zu denken, sturzte sich Bolitho uber das Schanzkleid ins Heck der Gig hinunter. Sein Degen klapperte gegen das Dollbord und lie? ihn fast auf die Kopfe der Ruderer stolpern.
«Riemen bei, Ruder an!«brullte Stockdale und flusterte dann leise, doch mit drohendem Unterton:»Denkt dran, meine Schonen, wenn einer von euch einen Schlag verpatzt, werde ich-ihm gewaltig einheizen!»
Das Boot schien uber die See zu fliegen. Als Bolitho endlich seine gelassene Haltung zuruckgewonnen hatte und achteraus blickte, war die Sparrow schon eine Kabellange entfernt. Sie lag beigedreht im blassen Sonnenschein und schlingerte furchterlich in der Dunung. Ihre Segel flappten und schlugen haltlos.
Trotz seiner Besorgnis und der ruhelos jagenden Gedanken fand Bolitho Zeit, sein Schiff zu bewundern. Fruher hatte er oft die Achterkajute eines vorubersegelnden Kriegsschiffes angestarrt und uber den Kapitan, der sie bewohnte, nachgedacht, welch ein Mensch er wohl war und welche Fahigkeiten er besa?. Und nun konnte er immer noch nicht so recht daran glauben, da? die Heckkajute der Sparrow seine Kajute war und da? sich andere nun uber ihn selbst ihre Gedanken machten.
Er wandte sich wieder nach vorn und sah, wie die Umrisse der Fawn sich vor die trage dumpelnde Fregatte schoben. Bei der Pforte im Schanzkleid bewegten sich mehrere Manner, um ihn mit allen Formlichkeiten zu empfangen. Er lachelte vor sich hin. Selbst im Rachen der Holle war es undenkbar, da? ein Kapitan, mochte er auch noch so jung sein, ohne die angemessenen Ehrenbezeigungen behandelt wurde.
An der Pforte erwartete ihn Maulby, der Kommandant der Fawn. Er war sehr hager, und hatte er sich nicht stark vornuber geneigt gehalten, so ware er um einiges langer als sechs Fu? gewesen. Bolitho fand, da? fur solch einen Mann das Leben zwischen den niedrigen Decks einer Korvette sehr unbequem sein mu?te.
Maulby schien einige Jahre alter als er zu sein und hatte eine lassige, gedehnte Art zu sprechen. Doch schien er einigerma?en umganglich und hie? ihn an Bord seines Schiffes willkommen.
Als sie sich unter das Achterdeck buckten, meinte Maulby:»Der kleine Admiral scheint ziemlich aufgeregt zu sein.»
Bolitho blieb stehen und starrte ihn an.»Wer?»
Maulby zuckte schlaksig die Achseln.»In der Flottille nennen wir Colquhoun immer unseren kleinen Admiral. Er hat so eine Art, sich als solcher aufzufuhren, ohne den entsprechenden Dienstrang zu haben. «Er lachte, seine gebeugten Schultern beruhrten die Decksbalken, und es sah aus, als ob er das Oberdeck mit seinem Korper stutzte.»Sie machen aber ein entsetztes Gesicht, mein Freund!»
Bolitho grinste. Er fand, da? Maulby ein Mann war, den man vom ersten Augenblick an gern haben mu?te und dem man trauen konnte. Aber niemals zuvor hatte er beim ersten Zusammentreffen zweier Untergebener solche Reden uber ihren Vorgesetzten gehort. Auf manchen Schiffen hatte das zu einer Katastrophe gefuhrt.
«Nein, Sie haben mich erfrischt und aufgeheitert«, antwortete er. Die Heckkajute war so gro? wie seine eigene, doch sonst gab es keine Ahnlichkeit. Sie war einfach, ja spartanisch. Er erinnerte sich an Tyrells Zorn, seinen bitteren Angriff gegen den» weiblichen Geschmack».
Colquhoun sa? am Tisch, hatte sein Kinn in die Hand gestutzt und starrte auf einige soeben geoffnete Depeschen.
Ohne aufzusehen, sagte er:»Nehmen Sie beide Platz, ich mu? mich noch mit dieser Angelegenheit befassen.»
Maulby zwinkerte Bolitho bedeutungsvoll zu.
Bolitho blickte weg. Maulbys unbekummerte Haltung ihrem Vorgesetzten gegenuber war beangstigend.»Der kleine Admiral!«Es pa?te gut auf Colquhoun.
Maulby schien die Fahigkeit zu besitzen, sich lassig zu geben, ohne da? man ihm etwas vormachen konnte. Bolitho hatte bemerkt, wie flink sich seine Leute uber das Geschutzdeck bewegten, wie klar Befehle weitergegeben und befolgt wurden. Bolitho hatte die anderen Kapitane der Flottille noch nicht getroffen. Wenn sie alle solch ausgefallene Vogel waren wie Maulby, dann war es kein Wunder, da? Colquhoun Zeichen von Uberlastung zeigte. Vielleicht fielen solch eigenwillige Charaktere auf kleinen Schiffen auch mehr auf. Er dachte an Pears auf der alten Trojan, an seine zerfurchten Zuge, die sich niemals, unter keinen Umstanden, je verandert hatten. Im Sturm vor einer Leekuste, unter feindlichem Feuer, beim Auspeitschen oder Befordern eines Matrosen, immer war er zuruckhaltend geblieben, und stets hatte er jenseits personlichen Kontaktes gestanden. Bolitho fand es unmoglich, sich Maulby — seine Gedanken zogerten — oder sich selbst mit solch himmelhohen, gottahnlichen Kraften ausgestattet vorzustellen.
Colquhoun unterbrach mit scharfer, schneidender Stimme seine Gedanken.»Der Kapitan der Miranda hat ernste Nachrichten gebracht. «Er hielt seinen Blick noch immer auf die Depeschen gesenkt.»Frankreich hat einen Bundnisvertrag mit den Amerikanern unterzeichnet. Das bedeutet, da? General Washington die volle Unterstutzung regularer franzosischer Truppen und eine machtige Flotte zur Verfugung haben wird.»
Bolitho fuhr in seinem Stuhl herum. Diese Neuigkeiten machten ihn betroffen. Die Franzosen hatten schon vorher viel fur ihre neuen Verbundeten getan. Aber dies bedeutete, da? der Krieg nun ganz offen gefuhrt wurde. Es bewies auch, da? die Franzosen starkeres Vertrauen in die Siegeschancen der Amerikaner setzten.
Colquhoun stand rasch auf und starrte durch die Heckfenster.
«Die Miranda hat Depeschen und geheime Nachrichten fur das Oberkommando in New York an Bord. Sie lief von Plymouth zusammen mit einer Brigg aus, die Duplikate der Depeschen nach Antigua bringen sollte. Kurz nachdem die Schiffe den Kanal passiert hatten, gerieten sie in einen Sturm, und seitdem ist die Brigg verschollen.»
«Von den Franzosen geschnappt, Sir?«fragte Maulby ruhig. Colquhoun fuhr zu ihm herum. Seine Stimme klang unerwartet zornig.
«Was, zum Teufel, macht das aus? Geschnappt oder gesunken, entmastet oder von Wurmern aufgefressen, fur uns macht das keinen Unterschied, oder?»
Plotzlich erkannte Bolitho die Ursache seines Angriffs. Ware Colquhoun in Antigua geblieben, bis sein eigenes Schiff fertig uberholt gewesen ware, dann hatte Maulby das Kommando uber den Geleitzug gehabt. Der Kapitan der Miranda, der hoher im Dienstrang stand als Maulby, mu?te seine Neuigkeiten auf schnellstem Wege nach New York bringen. So hatte er Maulby befohlen, Anordnungen zu treffen, damit die Depeschen ohne Verzogerung nach Antigua gebracht wurden. Niemand hatte sich auf das Uberleben der Brigg verlassen und Tatenlosigkeit damit entschuldigen konnen. Durch eine Wendung des Schicksals oder durch Colquhouns Auftrag, den Befehl uber seine Schiffe auf See zu behalten, hatte der Kapitan der Miranda die Entscheidung an ihn weitergeben konnen.
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