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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 49


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In seine durcheinanderrasenden Gedanken drang Onslows beilaufige Bemerkung:»Die Kerle sollen unseren Stahl kosten!»

Wen meinte er damit? fragte sich Allday.

XI Kriegsgluck

Das schwere Arbeitsboot der Phalarope, uberlastet durch das zusatzliche Enterkommando, nahm Wasser uber, sobald es aus dem Windschutz der Fregatte herauskam.

Herrick druckte sich in eine Ecke des Hecks und spahte uber die Kopfe der schwer pullenden Leute. Dunkelheit und Spritzwasser behinderten die Sicht. Er versuchte, sich auf den festgelegten Angriffsplan zu konzentrieren, doch als die Zeit sich hinzog und das Arbeiten des Bootes sich verstarkte, wurde ihm immer klarer, da? sich alles gegen ihn verschworen hatte. Der Wind hatte zugenommen, und er brauchte nicht erst seinen kleinen Kompa? zu befragen, um zu wissen, da? er nach Osten abgekommen war. Damit war der Leeschutz, den ihm die Insel hatte bieten sollen, verloren, ausgetauscht gegen das zornige Toben hochgehender Seen mit wei?en Schaumkopfen und die kreisenden Muster der von halbverborgenen Felsen zuruckflutenden Brandung. Immer wieder blickte er nach achtern, froh, da? der Kutter in seinem Kielwasser folgte. Die Riemen peitschten teils uber einen Wellenkamm, teils wurden sie, wenn das Boot in ein Wellental sauste, bis an die Dollen begraben.

Ryan, ein im Steuern geubter Vollmatrose, druckte die Pinne hin und her und brullte:»Das Boot benimmt sich jammerlich, Sir. Die Jungs sind schon alle fertig,»

Herrick nickte schweigend. Der langsame, muhselige Schlag zeigte, da? die Manner sehr erschopft und kaum noch in der Lage waren, einen Angriff auszufuhren. Immer wieder qualte ihn der Gedanke, da? Vibart die Boote zu fruh ausgesetzt hatte. Die Insel war noch immer ein schwarzer Fleck auf dem dunklen Schild der Nacht, und von den Orientierungspunkten war bis jetzt nicht die geringste Spur zu sehen.

Ihn packte Wut, wenn er daran dachte, wie brusk Vibart ihn zuletzt behandelt hatte. Vibart war nur von dem Wunsch beherrscht gewesen, die Boote ablegen zu sehen. Kein Alternativplan, keine Absprache, wie er sich bei einer moglichen Entdeckung verhalten sollte.

Die Andiron sollte bei Dogwood Point ankern, doch selbst wenn man voraussetzte, da? die Fregatte unter Land relativ geschutzt lag, war nicht auszuschlie?en, da? ihr Kapitan wegen des zunehmenden Windes zusatzliche Wachen aufziehen lie?, um allen Eventualitaten, die das Wetter bringen mochte, vorzubeugen. Herrick sah plotzlich vor sich, wie die alarmierten und eifrigen Kanoniere seine ermatteten Leute beim Langsseitsgehen mit einem morderischen Feuer begru?ten.

Ryan rief:»Eine starke Stromung, Sir. Sie druckt uns von der Landspitze weg. «Es klang erbittert.»Wir werden lange pullen mussen, um wieder ranzukommen.»

Wie um seine Worte zu unterstreichen, erhob sich in dem dunklen Boot Stimmengemurmel.»Wir sollten umkehren«, rief jemand.»Wir haben keine Chance mehr.»

«Ruhe!«Herrick starrte uber das Boot.»Soll uns die ganze Insel horen?»

«Ob wir nicht unter dem Kap kurz beidrehen sollten, Sir?«flusterte Ryan. Es klang leicht beschamt.»Dort konnten sich die Manner verschnaufen, um es dann noch mal zu versuchen.»

Herrick nickte. In seinem Kopf formte sich ein Plan.»Gute Idee. Signal an den Kutter, Ryan. «Er ubernahm die Ruderpinne, wahrend der Vollmatrose die Blende der Laterne offnete und zweimal nach achtern blinkte.»Im Schlag bleiben!«fauchte er die Leute an den Riemen an.»Zugleich, zugleich!«Und dann:»Die ubrigen lenzen weiter. Und gebt auf die Riemen acht. Leise eintauchen!»

«Kutter dreht, Sir«, meldete Ryan.»Die Pinasse sehe ich auch.»

«Na, Gott sei Dank. «Herrick dachte nicht mehr an die murrenden Matrosen. Die Silhouette des Landes verfestigte sich zu einer gezackten, uberhangenden Klippe. Sie gehorte zu Dogwood Point, gewi?, aber sie waren noch weiter abgetrieben, als er gefurchtet hatte. Sie waren nicht nur ein Stuck von der Klippe entfernt, sondern sogar noch auf der falschen Seite. Wahrend er verzweifelt nach vorn starrte, lie? die heftige Bewegung des Bootes nach. Sie glitten in geschutzteres Wasser, und die Riemen tauchten regelma?iger ein. Er sagte leise:»Ganz vorsichtig mit den Riemen! Hort sich ja an wie eine Rinderherde.»

Das Boot ritt unbehaglich die Dunung aus. Die erschopften Matrosen fielen uber ihre Riemen und sogen gierig die feuchte Luft ein. Die Pinasse schob sich aus der Dunkelheit und legte sich neben sie. Der Kutter ging auf die andere Seite und kam dicht heran, da Fahnrich Maynard etwas fragen wollte.

«Was sollen wir tun, Mr. Herrick?»

«Hier ein bi?chen liegenbleiben«, sagte Herrick langsam. Er wollte Zeit gewinnen, um seine unklaren Gedanken zu ordnen. Maynards Frage klang verloren und verwirrt. Herrick wunschte, da? sich Maynard vor den Leuten mehr zusammennehmen wurde. Es ging alles schon schlecht genug. Dann fragte er:»Wo bleibt Mr. Parker mit der Jolle?»

Maynard zuckte mit den Schultern, und Bootsmannsmaat Packwood rief von der Pinasse heruber:»Wir haben ihn schon lange aus den Augen verloren, Mr. Herrick.»

Herrick mu?te sich alle Muhe geben, um ruhig zu sprechen.»Vielleicht ist er umgekehrt.»

«Eher gesunken«, murmelte ein Seemann.

«Kommen Sie langsseits. «Herrick fa?te einen Entschlu?.»Aber legen Sie Fender aus.»

Er wartete und hielt den Atem an, als die beiden Boote langsseits kamen. Bei jedem Sto?, bei jedem Knirschen erwartete er, an Land Rufe oder das unheilvolle Knattern von Gewehrfeuer zu horen. Doch nur der Wind und zischender Gischt unterbrachen seine Worte, als Maynard und Packwood sich den Hals verrenkten, um ihn zu verstehen.

«Wenn wir um das Kap pullen, wird es fur einen Angriff zu spat.»

«Meiner Meinung nach war die Strecke, die wir pullen mu?ten, zu lang«, knurrte Maynard verdrossen.»Es war von Anfang an unmoglich.»

«Niemand hat nach Ihrer Meinung gefragt«, zischte Herrick. Seine Heftigkeit uberraschte ihn selbst, und er setzte hastig hinzu:»Dort soll es einen Streifen Strand geben, darauf werden wir zuhalten. Mr. Packwood wartet mit der halben Mannschaft von jedem Boot und halt sich so dicht wie moglich bei den Klippen. «Er wartete, fuhlte, wie die Spannung an seinen Nerven zerrte.»Verstanden?»

Sie nickten zweifelnd, und er fuhr fort:»Mr. Maynard begleitet mich mit drei?ig Mann an Land. Wir klettern die Landspitze hinauf. Von oben konnen wir bestimmt zur anderen Seite hinabsehen. Wenn die Andiron noch da ist, konnten wir noch immer einen Angriff wagen, vor allem, wenn an Bord alles friedlich ist und sie dicht unter Land liegt. Anderenfalls steuern wir zu dem vereinbarten Treffpunkt zuruck. «Fluchtig blendete vor seinem geistigen Auge ein Bild auf: Vibarts Zorn und Wut, wenn er ihm den Fehlschlag des Angriffs meldete. Von neuem wutete er innerlich gegen die Unvernunft des Befehls. Der Admiral hatte Verstarkung schicken mussen. Schon die Cassius ware eine Hilfe gewesen, und wenn sie blo? durch ihre Starke und ihr Vorhandensein den Ruckzug gedeckt hatte. Vielleicht war es aber auch seine Schuld. Warum hatte er Vibarts Selbstgefalligkeit getraut und die Entfernung zur Kuste nicht sorgfaltiger gepruft? Warum hatte er das Drehen des Windes und die heftige ablandige Stromung nicht besser einkalkuliert? Er schuttelte verargert den Kopf. Nun war es zu spat. Jetzt zahlte allein die Gegenwart.

Doch noch immer fand er Zeit, sich Bolitho unter diesen Umstanden vorzustellen. Die Vorstellung seines unbewegten Gesichts half ihm, Festigkeit zu gewinnen, und er sagte ohne zu stocken:»Anrudern, Kurs auf die Felsen. Aber ich will keinen Laut horen, von keinem!»

Ein Boot nach dem anderen pullte landwarts, und als die dunklen Felsen sie schon beinahe einschlossen, sprangen die ersten Manner fluchend in das flache Wasser.

Sinnlos, das Kommando jetzt noch in Gruppen zu spalten, entschied Herrick. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren und genug dem Zufall uberlassen. Er beobachtete, wie die drei Boote drehte, und befahl dann scharf:»Mr. Maynard, Sie kommen mit mir. McIntosh ubernimmt hier unten das Kommando. «Er mu?te eine Weile nachdenken, ehe ihm die Namen der von ihm ausgewahlten Manner einfielen.»Allday und Martin folgen mir ebenfalls. «Allday schien ein fahiger Mann, und Martin, der sich in Dorset einst als Wilddieb karglich durchgeschlagen hatte, war flink und gerauschlos wie eine Katze.

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