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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 55


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Bolitho gab nach.»Nun ja, aber blo? zwei Stunden. Keinesfalls langer.»

Er lie? sich von Stockdale in die Koje helfen und merkte, wie ihn die Mudigkeit von neuem ubermannte. Stockdale langte nach den Schuhen und murmelte vor sich hin:»Sie bleiben schon liegen. Fur den verdammten Admiral brauchen wir heute abend einen ausgeruhten Kapitan. «Als er sich umdrehte, fiel sein Blick auf das leere Gestell uber dem Bett, und einen Moment fuhlte er sich sehr unbehaglich. Der Sabel lag irgendwo im Wrack der Andiron. Wenn er ihn blo? wiederbekame. Wenn er ihn blo?… Er betrachtete das im Schlaf entspannte Gesicht des Kapitans. Und er wollte etwas fur mich tun. Stockdale zog den Vorhang vor, damit die Sonnenreflexe nicht auf Bolithos Gesicht fielen, und schlich dann leise zur Tur.

Die hohe Steinmole warf willkommenen Schatten uber den Kutter der Phalarope, der an der Treppe lag. Bootsfuhrer Packwood blieb kurz auf den Stufen stehen und sah zu den Leuten hinunter, die es sich bequem machten.»Ihr konnt Pause machen. Aber niemand verla?t den Kutter, verstanden?»

Onslow hockte sich bequem auf das Schanzkleid und zog eine kurze Tonpfeife aus dem Hemd.»Klar, Mr. Packwood«, murmelte er unhorbar.»Wir machen die Arbeit, und Sie ziehen ab und lassen sich mit Rum vollaufen.»

Die meisten waren zu mude, um etwas zu erwidern. Den ganzen Tag war der Kutter zwischen dem Ufer und der Fregatte hin und her gependelt, und die erste Erregung, wieder in einem Hafen zu sein, war in unzufriedenes Murren umgeschlagen.

Packwood befehligte die Abteilung. Ein fahiger Mann, bekannt dafur, die Arbeit gerecht zu verteilen. Doch es mangelte ihm an Phantasie. Hatte er den Leuten gesagt, da? die Arbeit nicht nur fur die Seetuchtigkeit der Phalarope, sondern in noch hoherem Ma? fur das Wohlbefinden der Besatzung auf See notwendig war, hatte das die Verbitterung moglicherweise etwas gedampft. Aber wie die Dinge lagen, diente Packwood schon zu lange in der Marine, um nach unnotigen Erklarungen zu suchen. Arbeit war Arbeit. Befehle wurden eben ausgefuhrt, jederzeit und ohne jede Diskussion.

Pook, Onslows standiger Gefahrte, stemmte sich hoch und spahte zu den fernen Hausern hinuber.»Mutter Gottes«, sagte er schwer atmend,»ich sehe Frauen.»

Onslow zog eine Grimasse.»Was hast du erwartet? Verdammte Priester?«Er beobachtete die Manner aus halbgeschlossenen Augen.»Die Offiziere sorgen schon fur sich, ihr seht's ja, da? ich recht habe, Jungs. «Er spuckte uber Bord.»Aber es sollte blo? mal einer von euch versuchen, einen Fu? an Land zu setzen, und ihr werdet sehn, was passiert. «Er deutete auf den rotrockigen Marinesoldaten, der sich zufrieden auf sein Gewehr stutzte.»Der verdammte Ochse setzt euch glatt eine Kugel in die Stirn.»

John Allday sa? uber den Riemen gebeugt und musterte Onslow nachdenklich. Jedes Wort, das der Mann sprach, war sorgsam abgewogen. Er wandte sich um, als sich vom Bug her ein Seemann namens Ritchie horen lie?. Ritchie stammte aus Devon und sprach ebenso langsam, wie er dachte.»Warum bist du nicht abgehauen, als wir vor Nevis lagen, Onslow?«Das glitzernde Wasser blendete ihn, und er blinzelte.»Hattest massenhaft Zeit gehabt, dich deinen Rebellenfreunden anzuschlie?en.»

Allday beobachtete, ob Onslow etwa argerlich hochfuhr, aber der gro?e Seemann sah Ritchie blo? mitleidig an.»Und was hatte das genutzt? Meinst du, wir sind besser dran, wenn wir zu den Rebellen uberlaufen oder zu den Froschfressern?«Jetzt horten alle aufmerksam zu.»Nein, Jungs, wir tauschen hochstens einen Herrn gegen den anderen ein. Eine neue Flagge. Aber irrt euch nicht, die Peitsche ist in jeder Marine die gleiche.»

Ritchie kratzte sich den Kopf.»Ich sehe noch immer nicht, worauf du hinaus willst.»

«Weil du damlich bist, du gro?er Ochse du«, fauchte Pook.

«Ruhig, Jungs. «Onslow senkte die Stimme.»Ich meine es ernst. Hier drau?en oder auf dem amerikanische Festland kann ein Mann gut leben. Ein neues Leben bringt die Chance, sich etwas zu schaffen. «Er lachelte leicht.»Aber zu einem richtigen Start gehort mehr als blo? Hoffnung. Dazu gehort auch Geld.»

Nick Pochin rutschte hin und her und sagte unbeholfen:»Wenn der Krieg aus ist und wir unsere Lohnung kriegen, konnen wir nach Hause zuruckkehren.»

«Und wer kennt dich dort noch?«Onslow blickte ihn kalt an.»Du bist zu lange fort gewesen, wie wir alle. Fur dich gibt's nur eins: auf den Stra?en betteln gehn!»

«Ich war ein guter Pfluger«, beharrte Pochin.»Ich kann wieder pflugen.»

«Aye, vielleicht. «Onslow blickte ihn verachtlich an.»Du kannst fur den Rest deines damlichen Lebens Furchen ziehen, bis sie tief genug sind, da? dich irgendein fetter Grundbesitzer drin begrabt.»

Ein anderer forschte:»Was willst du eigentlich?»

«Ich werd's dir sagen. «Onslow glitt wie eine Katze vom Dollbord.»Bald sind wir wieder drau?en auf See. Ihr seht die Flotte, die sie hier zusammengezogen haben. Fur uns wird's keine Ruhe geben. Die Bruder brauchen immer neues Kanonenfutter. «Er deutete auf die sanft vor ihrem Anker schwojende Phalarope. »Da liegt unsere Chance, Jungs. Die Garantie fur unsere Zukunft. «Er lie? die Stimme wieder sinken.»Wir konnen das Schiff ubernehmen. «Er sprach sehr langsam, damit jedes Wort wirken konnte.»Dann konnen wir sie als Tauschobjekt benutzen zu unserem Preis. «Seine Augen wanderten von einem Gesicht zum anderen.»Stellt euch das vor! Wir konnen mit der anderen Seite verhandeln und den Preis nennen, den wir verlangen. Mit dem Geld und einer freien

Passage geht dann jeder seiner Wege und reicher, als er es je fur moglich gehalten hatte.»

Pochin setzte sich mit einem Ruck auf.»Das ist Meuterei! Du verruckter Schuft, sie werden uns fangen und aufhangen.»

Onslow griente.»Nie! Wenn dieser Krieg aus ist, wer hat da noch Zeit, sich um uns zu kummern?»

Pook setzte lebhaft hinzu:»Er hat recht, wir werden alle reich sein.»

«Und England nie wiedersehen«, sagte Allday.

«Wem macht das was aus?«Onslow warf den Kopf zuruck.»Meinst du, so wie es jetzt ist, haben wir eine Chance? Hast du nicht gesehen, was sie mit Kirk gemacht haben? Du wei?t ganz genau, da? jede Woche welche sterben, durch Krankheit oder unter der Peitsche, in der Schlacht, oder indem sie von oben kommen. Und wenn du dem entgehst, kommandieren sie dich auf ein anderes Schiff.»

Unruhe und Emporung liefen drohend durch das Boot, und Allday fuhr ein kalter Schauer uber den Rucken. Er sagte schnell:»Meinst du, Kapitan Bolitho ware damit einverstanden?«Er sah von einem zum anderen.»Sicher, sie haben uns durch die Muhle gedreht, aber dem Kapitan vertraue ich. Er ist unerschrocken und gerecht. Er wird uns nicht im Stich lassen.»

Onslow zuckte mit den Schultern.»Wie du willst. «Er setzte bose hinzu:»Solange du deine Gedanken fur dich behaltst, Freundchen. Wenn etwas von dem, was ich gesagt habe, laut wird, wissen wir, hinter wem wir her sein mussen.»

Das zustimmende Gemurmel zeigte Allday, wie tief Onslows Rede bereits gewirkt hatte. Sonderbar, da? vorher niemand gemerkt hatte, mit welcher Beharrlichkeit Onslow die Manner zur Meuterei aufreizte. Vielleicht weil er seine Worte sorgsam abwog und nichts von der blinden Wut eines Matrosen hatte, dem Unrecht geschehen war. Allday dachte an Mathias' Tod im Laderaum und wie vorsichtig Onslow operiert hatte, damit Ferguson den Posten als Kapitansschreiber bekam. Es ahnelte alles einer schleichenden, aber todlichen Krankheit. Zeigten sich die Symptome, war der Fall bereits hoffnungslos.»Ich werde schon aufpassen, Onslow«, sagte er.»Aber sieh du dich lieber auch vor.»

«Achtung«, murmelte Pochin.»Er kommt zuruck.»

Packwood tauchte oben an der Treppe auf. Er hatte getrunken, und der Schwei? stand ihm auf der Stirn.»Schon, meine Kleinen. Noch ein paar Fasser mehr. «Er schwenkte seinen Stock.»Und dann konnt ihr euch in euren Stall verziehn und euch den Dreck abschrubben. Der Admiral kommt euch heute abend besuchen!«Pook stie? seinen Freund an.»Dieser Allday, halt der dicht?«Onslow packte den Riemenschaft.»Bei Leuten wie dem mu? sorgfaltig taktiert werden. Daruber mu? man nachdenken. «Seine Augen glitten uber Alldays nackten Rucken.»Aber gemacht mu? es werden!»

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