Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander - Страница 74
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Bolitho sah fluchtig die anderen Offiziere an. Cope, Sir Roberts Flaggschiffkapitan, wurde sich selbstverstandlich zuruckhalten, bis ihm die Meinung seines Herrn klar war. Fox war der Mann, den es zu uberzeugen galt. Wie es hie?, war er hart, verschlossen und neigte infolge seines Alters — er war zu alt fur seinen Rang — zu ubergro?er Vorsicht.
Bolitho breitete seine eigene Karte uber der des Admirals aus.»Der ganze Plan, die franzosische Flotte zu stellen und ins Gefecht zu ziehen, basiert auf einer Voraussetzung, Sir«, begann er ruhig.»Wir wissen, da? de Grasse seine starksten Krafte bei Martinique zusammengezogen hat, mit Sto?richtung nach Suden. Um sich mit seinen spanischen Verbundeten zu vereinen und Jamaika zu erreichen, mu? er daher alles daransetzen, sich unserer Aufmerksamkeit zu entziehen und so jede Schlacht mit uns, die ihm Schaden zufugen konnte, zu vermeiden.»
Der Admiral sagte gereizt:»Das wei? ich selber, verdammt noch mal.»
Bolitho fuhr gelassen fort:»Meines Erachtens waren die zwei Fregatten Fahrzeuge mit Spaherauftrag, die der eigentlichen Flotte voraussegelten. «Er fuhr mit dem Finger uber die Karte.»Er kann nordlich von Martinique segeln und, falls notwendig, zwischen den verstreuten Inseln in Gefechtslinie gehen. Danach, in dem ihm genehmsten Augenblick, kann er leicht nach Westen und wie geplant auf Jamaika zudrehen. «Bolitho sah zu Fox hinuber, dessen Augen ausdruckslos blieben, ehe er drangend hinzufugte:»Sir George Rodneys Plan hangt von einem schnellen Treffen ab, Sir. Aber angenommen, de Grasse vermag es zu vermeiden, oder, noch schlimmer, er greift uns irgendwo zum Schein an, wahrend seine Hauptmacht in Richtung Norden segelt, was dann?«Er wartete und beobachtete den Admiral, dessen blasse Augen uber die Karte wanderten.
«Die Moglichkeit besteht«, sagte Sir Robert murrisch.»De Grasse konnte alles feindliche Land umgehen und dann dicht unter befreundetem Gebiet bleiben. Guadeloupe zum Beispiel. Dadurch wurde er einer Schlacht in offenem Gewasser wie der Martinique-Passage, ausweichen. «Er nickte und wirkte plotzlich ernst.»Ihr Vorschlag birgt viele Gefahren, Bolitho.»
Kapitan Cope sagte mi?mutig:»Wenn die Franzosen Rodney entwischen, sind wir erledigt.»
«Darf ich mir erlauben, auf etwas hinzuweisen, Sir?«fragte Bolitho.»Selbst wenn ich unrecht habe, kann mein Vorschlag kaum Schaden anrichten.»
Der Admiral zog die Schultern hoch.»Mir liegt nichts daran, so seltenen Enthusiasmus zu dampfen, Bolitho. Aber ich verspreche auch nicht, ihm nachzugeben.»
Bolitho beugte sich uber die Karte.»Mein Schiff war hier unten auf der Suche nach Frischwasser — »
«Und damit zufallig nicht auf der ihm zugewiesenen Position«. unterbrach ihn der Admiral.
«Ja, Sir«, nahm Bolitho schnell wieder das Wort.»Setzen wir fur die Flaute einen Tag an und zwei weitere, um Kontakt mit Admiral de Grasse herzustellen, dann hatten die beiden franzosischen Fregatten Zeit genug, diese Durchfahrt zu erforschen. «Er trat zuruck, als die beiden Kapitane die Karte studieren wollten.»Nordlich der Dominica-Passage liegt eine verstreute Gruppe kleiner Inseln: die Isles des Saintes. Wenn ich de Grasse ware, wurde ich darauf zuhalten. Von dort aus kann er entweder in westlicher Richtung nach Jamaika segeln oder sich in den Schutz von Guadeloupe zuruckziehen, falls ihm Rodneys Flotte zu dicht auf den Fersen sitzt. «Bolitho holte tief Luft, ehe er fortfuhr:»Wenn unser Geschwader nach Sudosten lauft, waren wir in einer besseren Position, um die Lage zu beobachten und — wenn notwendig — Sir George Rodney Meldung zu erstatten, was vorgeht.»
Sir Robert rieb sich das Kinn,»Was meinen Sie, Cope?»
Der Kapitan des Flaggschiffs trat unbehaglich von einem Fu? auf den anderen.»Schwer zu sagen, Sir. Wenn Bolitho recht hat, und ich denke, da? er alles hochst sorgsam uberlegt hat, dann hatte de Grasse die am wenigsten vermutete Route gewahlt, um durch unsere Blockade zu schlupfen. Aber selbstverstandlich, wenn Bolitho sich irrt, dann haben wir die uns zugewiesene Position ohne vertretbaren Grund verlassen.»
Der Admiral funkelte ihn an.»Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern. «Seine Blicke wanderten zu Fox, der sich noch immer uber die Karte beugte.»Na?»
Fox richtete sich auf.»Ich stimme mit Bolitho uberein. «Und nach kurzer Pause:»Dennoch scheint mir, Bolitho hat einen Punkt ubersehen. «Er tippte mit dem Finger auf die Bleistiftlinien.»Wenn Sir George den Admiral de Grasse von der Dominica-Passage verscheucht, sind die Froschfresser gunstiger dran. Die Brise ist zu schwach. Unsere Flotte kann sich nicht schnell genug wieder vereinigen, ehe de Grasse aufs offene Wasser hinaussturmt. «Sein Finger lief langsam in gerader Linie uber die Karte.»Aber unser Geschwader liegt dann womoglich direkt auf ihrem Fluchtweg.»
Der Admiral bewegte sich auf seinem Platz.»Meinen Sie, ich hatte mir das nicht auch uberlegt?«Er sah Bolitho an.»Na, und was sagen Sie dazu?»
«Ich meine noch immer, da? wir in einer besseren Position waren, um Bericht zu erstatten und um den Feind zu beschatten,
Sir.»
Der Admiral stand auf und ging erregt auf und ab.»Wenn ich nur ein paar verla?liche Informationen bekommen konnte! Ich habe die Witch of Looe vor ein paar Tagen auf ein Spahkommando geschickt, aber was kann man bei der verdammten Flaute erwarten?«Er blickte durch die offenstehenden Heckfenster.»Manchmal liegt man tagelang so fest. Was wissen wir? Der Krieg kann schon aus sein.»
«Ich konnte mit der Phalarope allein nach Suden segeln, Sir«, schlug Bolitho vor.
«Nein!«Die Stimme des Admirals kam wie ein Peitschenhieb.»Ich werde keinem meiner Kapitane eine Verantwortung aufburden, die ich selber tragen mu?. «Er lachelte frostig.»Oder wollten Sie mir diese Entscheidung aufzwingen?«Er wartete die Antwort nicht ab.
«Nun gut, meine Herren. Wir setzen unverzuglich Segel und halten nach Sudost. «Er sah seine Kapitane der Reihe nach an.»Aber ich wunsche keine Abenteuer. Sichten wir den Feind, ziehen wir uns zuruck und erstatten Sir George Rodney Meldung.»
Bolitho verbarg seine Enttauschung. Indes, er konnte eigentlich zufrieden sein. Schlie?lich hatte er nicht einmal das erwartet. Weder da? Sir Robert Napier zustimmen wurde, den gegenwartigen Bereich zu verlassen, noch da? er sich zu einer Unternehmung bereitfinden wurde, die sich gut und gern als ein sinnloses, zeitvergeudendes Wagnis herausstellen konnte. Als er sich umwandte, um Fox zu folgen, sagte der Admiral scharf:»Und was diese andere Angelegenheit betrifft, Bolitho«, er legte seine Hand auf den offenen Umschlag,»die werde ich auf meine Weise erledigen. Mir liegt nichts daran, da? meine Schiffe durch Meuterei befleckt erscheinen. Wir werden die Sache innerhalb des Geschwaders bereinigen. «Seine Ungeduld brach wieder durch.»Und was Leutnant Vibart anlangt, nun, da ist nichts mehr zu machen, nicht wahr. Ein toter Offizier nutzt mir nichts mehr, ganz gleich, wie er starb.»
«Er starb tapfer, Sir«, brachte Bolitho nach kurzem Uberlegen heraus.
«Auch die Christen in Rom starben tapfer«, knurrte der Admiral.»Und es ist verdammt wenig Gutes dabei herausgekommen.»
Bolitho zog sich aus der Kajute zuruck und eilte an Deck, um sein Boot rufen zu lassen. Die See zeigte wieder kleine wei?e Schaumkopfe, und die Flagge des Admirals flatterte tapfer in der auffrischenden Brise. Gutes Segelwetter! dachte er. Und das sollte man stets nutzen.
Den schwerfalligen Zweidecker zwischen sich, machten die Fregatten alles klar und setzten die Segel. Gegen Abend hatte der Wind leicht nachgelassen. Aber er reichte noch immer aus. Die Segel blahten sich noch prall durch die ungewohnte Kraft, als die Rahen gebra?t wurden und alle drei Schiffe auf Steuerbordhalsen gelegt wurden, damit sie uber Nacht zusammenblieben.
Ehe die Dunkelheit die Schiffe vollig verbarg, kam es zu einem Ereignis, mit dem die ungluckseligen Vorgange der Meuterei ihren Abschlu? fanden. Bolitho wanderte gerade an der Luvseite auf und ab, als er Okes rufen horte.
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