Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 21
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Winkel, da? er es nicht wagte, einen plotzlichen Reflex zu riskieren und sich damit zu verraten.
Quare hatte schon Blissett und einen anderen Kundschafter ausgesandt, aber was an Bord vorging, konnte Bolitho nur erraten.
Quare zischte:»Dort, Sir!»
Mehrere Manner erschienen am Fu? des Abhangs. Sie bewegten sich nur langsam und schienen unbesorgt. Aber alle waren bis an die Zahne bewaffnet. Einer trank ofter aus einer Flasche, und ihm mu?te uber das Dollbord eines kleinen Bootes geholfen werden, ehe es in tieferes Wasser geschoben werden konnte und auf das Schiff zuhielt. Danach blieb nur noch ein Boot am Strand. Doch wie viele Manner?
Swift kam von hinten herangekrochen.»Mr. Keens Gruppe kommt, Sir.»
Bolitho sah sich um.»Sie soll sich verteilen. Und keinen Laut. Vergewissern Sie sich, da? alle Waffen entladen sind. Ich will nicht, da? aus Versehen eine Muskete losgeht. «Er blickte zu dem ankernden Schiff hinunter und uberlegte, was er tun sollte. Die Eurotas lag eine Kabellange vom Ufer entfernt, und das Boot hatte kaum den halben Weg zuruckgelegt. Es war ungeschutzt.
Doch wo waren die Kanonen, die angeblich an Land geschafft worden waren, um das Schiff zu erleichtern? Zweifellos standen keine hinter den leeren Geschutzpforten auf der dem Land zugekehrten Seite, noch befanden sich welche am Strand. Ganz gewi? waren sie auch nicht uber Bord geworfen worden.
Es sei denn… Bolitho blickte zu der sudlichen Landzunge hinuber, die sich beinahe schwarz von der funkelnden See abhob. Vielleicht war da noch ein Schiff, das Kanonen von der Eurotas ubernommen hatte? Er schlo? die Augen. Das alles ergab keinen Sinn.
Blissett erschien lautlos hinter einem gro?en Felsblock.»Was gibt es, Tom?«fragte Quare.
Der Kundschafter wischte sich den Mund und starrte zum Schiff hinunter.»Wir haben dort unten eine tote Frau gefunden. Sie mu? sich bis zuletzt gewehrt haben, das arme Ding. Aber sie wurde trotzdem umgebracht, nachdem die ihren Spa? mit ihr gehabt hatten.»
Bolitho sah zu ihm auf, seine Gedanken rasten.»Was fur eine Frau?«Kaum erkannte er seine eigene Stimme wieder. Blissett runzelte die Stirn.»Noch jung. Englanderin, wurde ich sagen. Wahrscheinlich sollte sie nach Botany Bay deportiert werden, Sir. «Weiter sagte er nichts, aber seine Augen verrieten Erbitterung und Zorn.»Schon gut, Tom. «Quare wandte sich an Bolitho.»Sie hatten also recht, Sir.»
«Ich wunschte bei Gott, ich hatte mich geirrt. Das Schiff ist also gekapert worden, aber nicht von den Straflingen. «Und in Beantwortung der stummen Fragen auf Quares Gesicht:»Die wurden sich weder die Zeit noch die Muhe nehmen, gro?e Geschutze von Bord zu schaffen. Sie waren schwach und verangstigt nach allem, was sie durchgemacht haben. Ich glaube, unser Feind ist viel gefahrlicher und ohne jedes Erbarmen.»
Er walzte sich auf den Rucken und zog seine Uhr. Fast verachtete er sich wegen der Erleichterung, die er empfand. Aber er hatte gefurchtet, es konne Viola sein, die dort unten lag.
Erst in einigen Stunden wurde es dunkel sein. Er sagte:»Stellen Sie zuverlassige Wachen auf, Sergeant. Danach kommen Sie zu mir.»
Eilig kroch er den Abhang hinunter und in das Gewirr durrer Busche hinein. Die ganze Umgebung schien von der Sonne ausgedorrt zu sein und war vom Kot zahlloser Seevogel bedeckt.
Keen und andere drangten sich um ihn.
Er sagte:»Ich glaube, da? sich eine ganze Bootsladung
Manner an Land befindet, wahrscheinlich druben im
Zentrum der Insel. Es ist zu gefahrlich, im Boot zwischen diesen Klippen hindurchzufahren. Deshalb sind sie auch von den Kanus uberrascht worden. Ich vermute, da? sie dort
Wachen postiert haben, die auf fremde Schiffe und
Eingeborenen-kanus achten.»
Keen nickte.»Und ihr Boot ist unbewacht.»
Ross fuhr sich mit dicken Fingern durch sein rotes Haar.
«Einstweilen noch, Mr. Keen. Bei Dunkelheit kann sich das aber schnell andern.»
«Wir bleiben in Deckung«, ordnete Bolitho an.»Sobald es dunkel wird, gehen wir zum Strand hinunter. «Er sah Keen an.»Als Sie auf der Eurotas waren, haben Sie da viele Leute der Besatzung gesehen?»
Keen blickte uberrascht auf.»Eigentlich nicht, Sir. Ich nahm an, da? sie unter Deck bei der Arbeit waren. «Wahrend ein Kriegsschiff in die Bucht einlief und schreiende Wilde in Kanus angriffen, wurde bestimmt kein Matrose unter Deck bei seiner Arbeit bleiben. Merkwurdig, da? ihm das nicht fruher aufgefallen war. Es mu?te also ein zweites Schiff, vielleicht sogar ein drittes geben. Er drehte sich um, kroch ein Stuck zuruck und drangte sich zwischen die beobachtenden Seesoldaten. Mehrere Minuten lang musterte er aufmerksam das Schiff. Ohne Zweifel hatte die Eurotas ein hoheres Freibord als normal. Kein Wunder, da? so wenige Leute an Deck zu bemerken waren. Gerade genug, um das Schiff und die unten eingekerkerten Straflinge zu bewachen. Bolitho versuchte, nicht an die ermordete Frau zu denken.
«Es wird ein riskantes Unternehmen«, sagte Bolitho und bemerkte, da? Alldays Hand nach dem Entermesser griff.»Trotzdem will ich das Schiff angreifen, sobald es dunkel ist. Wenn wir es genommen haben, konnen wir es besetzt halten, bis die Tempest eintrifft.»
Ross sagte nuchtern:»Der Wind hilft Mr. Herrick nicht gerade, Sir. Er ist ganz schon umgesprungen, seit wir an Land sind. «Er blickte zu dem klaren Himmel auf.»Ja, wir werden wohl lange auf die Tempest warten mussen, furchte ich.»
Keen fragte:»Warum gonnen Sie sich nicht eine Ruhepause,
Sir? Ich ubernehme die erste Wache.»
Aber Bolitho schuttelte den Kopf.»Ich mu? noch einmal hinauf, um mir das Schiff anzusehen.»
Keen sah ihm nach, wahrend er wieder zu den Felsen hinaufkroch.»Er sollte sich ausruhen, Mr. Ross. Heute nacht werden wir seine ganze Kraft brauchen.»
Allday horte ihn und starrte zu den Felsen hinauf. Bolitho wurde weder ruhen noch ein Auge schlie?en, ehe er es geschafft hatte. Nicht, ehe er es zuverlassig wu?te. Allday zog sein Entermesser und scharrte mit der schweren Klinge im Sand. Er empfand fur Viola Raymond eine tiefe
Zuneigung. Sie war seinem Kapitan eine Hilfe gewesen, als er sie am dringendsten gebraucht hatte. Aber im stillen hatte er es erleichtert begru?t, als sie nach England abreiste. Sie brachte Gefahr mit sich, war eine Bedrohung fur die Zukunft seines Kommandanten.
Das Schicksal oder die Dame Fortuna, wie Leutnant Herrick es genannt hatte, wollte es anders. Gleichgultig, wie alles begonnen hatte, jetzt sah es so aus, als ob es ein blutiges Ende nehmen wurde, noch ehe der nachste Tag anbrach.
Bolitho leckte sich uber die Lippen und spurte den Sand zwischen seinen Zahnen knirschen. Das Warten auf die Dunkelheit hatte sie alle auf eine harte Probe gestellt. Von der Sonne verbrannt, von fliegenden und kriechenden Insekten gepeinigt, war es fur alle eine Qual gewesen. Er horte das Klatschen von Riemen im fast undurchdringlichen Dammerlicht und erkannte, da? sich ein Boot dem Strand naherte. Den ganzen Nachmittag und sinkenden Abend uber, wahrend seine Leute ihre mageren Rationen an Wasser und Schiffszwieback so langsam wie moglich verzehrten, hatte Bolitho das gelegentliche Hin und Her zwischen Schiff und Ufer beobachtet. Das Boot war mehrmals zum Schiff und wieder zuruckgefahren, aber nicht ein einziges Mal war es voll besetzt gewesen. Dem Anschein nach hielten sich im Zentrum der Insel standig Beobachter auf, und fur das Boot standen nur wenige Leute zur Verfugung. Die Fahrten erfolgten offenbar nach keinem bestimmten Plan, jedenfalls lie? sich keinerlei Routine erkennen. Eines stand allerdings fest: nach Einbruch der Dunkelheit wurde das Boot jedesmal wachsam aufgefordert, sich zu erkennen zu geben.
An Bord des Schiffes selbst war kaum eine Bewegung wahrzunehmen. Doch das wenige erregte den Zorn und den
Unwillen der beobachtenden Seeleute.
Nachmittags hatten sie eine Frau an Deck gesehen, mit dunklem, offenem Haar und blo?en Schultern; ihre Schreie schrillten uber das Wasser, als sie erst gehetzt und dann gepackt und in einen Niedergang gezerrt wurde.
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