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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 28


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Dann fuhr der Gouverneur fort:»Sie werden eben die Tempest abstellen. Ich bin schon dabei, die entsprechenden Befehle aufzusetzen. Ich habe auch Anweisung gegeben, die Eurotas wieder mit allem auszurusten, uber das wir verfugen. Mit Geld und Kanonen sieht es allerdings schlecht aus«, hatte er erbittert hinzugefugt.

Raymond hatte sich entschuldigt und war in einen anderen Teil der Residenz gegangen, wo er und seine Frau wohnten. Sayer hatte erwartet, da? Raymond Zeichen der Dankbarkeit zeigen wurde, da? er uberlebt hatte, und Mitgefuhl fur die weniger Glucklichen. Aber es war, als ob er die Erinnerung an die Ereignisse aus seinem Gedachtnis getilgt hatte. Sobald Sayer mit dem Gouverneur allein war, erlebte er seine zweite Uberraschung.

«Ich kann Ihnen versichern, Sayer, wenn Bolitho das Schiff nicht wiedererobert hatte, wenn seine Tapferkeit nicht so offenkundig ware und er nicht so viele Menschen gerettet hatte, wurde ich Ihnen befehlen, ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen.»

Sayer war vollig verblufft.»Dagegen mu? ich protestieren, Sir! Ich kenne Bolithos Laufbahn. Er ist in jeder Hinsicht ein hervorragender Offizier, wie es sein Vater schon war.«»Und sein Bruder?«Der Gouverneur hatte den Kommodore eisig angesehen.»Mr. Raymond sagte mir, da? Bolithos Bruder ein Verrater war, ein verdammter Uberlaufer im Krieg!«Darauf hatte er eine Hand erhoben.»Das war unfair von mir, Sayer, aber es entspricht meinen Empfindungen. Ich bin uberarbeitet, uberfordert durch die Zwiste in der Kolonie und die Unfahigkeit meines Verwaltungspersonals.

Und nun noch dieses. James Raymond, ein wichtiger Mann aus London, der das Ohr des Premierministers und wahrscheinlich auch das des Konigs hat, beschuldigt Bolitho einer Liaison mit seiner Frau.»

Das war es also. Irgendwo in Sayers Gedachtnis lebte etwas wieder auf: Vor vier oder funf Jahren hatte Bolitho die Fregatte Undine kommandiert und mit ihr eine andere neue Handelsmission unterstutzt. In Borneo, das war es. Der Gouverneur dieses gottverlassenen Orts war ein Admiral im Ruhestand gewesen. Es hatte Gerede uber ein Verhaltnis zwischen der Frau eines Regierungsbeamten und einem jungen Fregattenkapitan gegeben.

Der Gouverneur sagte knapp:»Ich sehe Ihrem Gesicht an, Sayer, da? Sie schon davon gehort haben.«»Nein, Sir. Das war vor langer Zeit. Und nur Geruchte.«»Mag sein. Aber durch eine unerfreuliche Fugung des Schicksals wurden sie hier wieder zusammengefuhrt. Und es ist nicht dasselbe wie fruher. Bolitho ist nach wie vor Fregattenkapitan, wahrend Raymond an Einflu? gewonnen hat, kaum aber an Nachsicht. Versuchen Sie, es von meinem Standpunkt aus zu sehen. Ich kann mir keine zusatzlichen Probleme leisten. Mit meinen Depeschen werde ich einen Antrag nach London schicken, da? die Tempest hier abgelost wird. Ich bin kein solcher Tyrann, da? ich gleich die Absetzung ihres Kommandanten verlange. «Der Gouverneur hatte mehr oder minder deutlich eingeraumt, da? er von Raymond keinen guten Eindruck gewonnen hatte. Doch was anderte das schon, uberlegte Sayer.

Als er jetzt wieder in seiner Kajute stand, war er unsicher, wie er Bolitho gegenubertreten sollte. Der war ein ausgezeichneter Offizier, wichtiger noch, ein guter Mann. Doch Sayer hatte seine Verantwortung. Es ging wieder einmal um die Hierarchie.

Sein Kapitan blickte in die Kajute.»Die Gig der Tempest legt an, Sir.»

«Gut. Empfangen Sie Kapitan Bolitho und bringen Sie ihn nach achtern.»

Er wandte sich wieder den Fenstern zu. Mrs. Raymond war eine sehr schone Frau, hatte er gehort. Er nahm an, da? sie lediglich als Begleitung ihres Mannes mitgekommen war. Sie wurde kaum in die Gesellschaft von Sydney passen: Beamte, Milizionare, deren Ehefrauen und Matressen. In Cornwall hatte Sayer mehr gesellschaftliche Veranstaltungen erlebt als hier drau?en. Nicht ganz das Richtige fur eine Dame aus guter Familie. Er horte das Stampfen von Fu?en, das Trillern der Bootsmannspfeifen, als Seite gepfiffen wurde, um den besuchenden Kapitan gebuhrend zu empfangen. Sayer wandte sich der Tur zu und ri? sich zusammen. Als Bolitho eintrat, sah er genauso aus wie am Vormittag. In seiner Paradeuniform, den goldbetre?ten Hut unter dem einen Arm, war er ein Mann nach dem Herzen jeder Frau. Er war stark von der Sonne gebraunt, und sein schwarzes Haar mit der rebellischen Locke uber dem einen Auge schimmerte im gedampften Sonnenlicht wie Rabenflugel. Er wirkte gelassen und zeigte nicht mehr die verhaltene Spannung, die Sayer an ihm bemerkt hatte, als er zum erstenmal in den Hafen eingelaufen war.»Setzen Sie sich, Richard. «Sayer sah ihn unsicher an.»Ich bin gerade vom Gouverneur zuruckgekommen. Es dauerte Stunden, und ich bin halbtot vor Erschopfung.«»Tut mir leid, Sir. Aber ich hoffe, der Besuch hat sich gelohnt.»

«Gelohnt?«Der Kommodore sah ihn grimmig an.»Ich dachte, er wurde einen Anfall bekommen!«Ungeduldig offnete er einen hangenden Weinkuhler und nahm Flasche und Glaser heraus.»Verdammt, Richard, stimmt das mit Ihnen und Raymonds Frau?«Er drehte sich schnell um und verschuttete dabei Wein.»Denn wenn es so ist, dann fordern Sie Arger heraus!»

Bolitho nahm das angebotene Glas und lie? sich Zeit. Es war vorauszusehen gewesen. Nach allem, was geschehen war, hatte es kommen mussen. Warum also die Uberraschung?

Er erwiderte:»Ich wei? nicht, was man Ihnen hinterbracht hat, Sir.»

«Um Himmels willen, Richard, spielen Sie doch nicht mit

Worten! Wir sind beide Seeleute, wir wissen, wie solche Dinge geschehen. Mein Gott, nach Ihrem tollkuhnen Rettungsunternehmen wurde sich Ihnen heute abend in Sydney jede Frau hingeben!»

Bolitho stellte sein Glas ab.»Viola Raymond ist kein billiges Flittchen, Sir. Ich habe sie vor funf Jahren kennengelernt. Dann glaubte ich, es sei alles voruber, obwohl es in Wahrheit erst begonnen hatte. Sie ist mit dem falschen Mann verheiratet. Er ist ordinar, arrogant und gefahrlich. «Bolitho horte seine gelassene Stimme, wie ein zufalliger Zeuge.»Ich habe nichts anderes zu bedauern als die verlorenen Jahre. Wenn Viola nach England zuruckkommt, wird sie ihre Londoner Wohnung verlassen und auf meine Ruckkehr warten. «Er blickte auf, seine Stimme war ganz ruhig.»Ich liebe sie sehr. «Sayer sah ihn ernst an. Er war uber diese Enthullung betroffen, aber Bolithos Aufrichtigkeit und seine Bereitschaft, seine Hoffnungen mit ihm zu teilen, ruhrten ihn.

Er sagte:»Der Gouverneur schickt heute abend mit der Quail seine Berichte nach England. Dabei wird sich auch ein Antrag befinden, die Tempest in heimische Gewasser zuruckzuverlegen. Das entspricht Ihren Wunschen, wenn auch nicht Ihren Grunden. Aber es wird Monate dauern, bis diese Berichte angekommen sind und beantwortet werden. Inzwischen kann alles mogliche geschehen.«»Ich wei?, Sir. Danke, da? Sie mich daruber unterrichten. «Durch die Enthullung der Plane des Gouverneurs hatte Sayer seine Sorge zu erkennen gegeben. Wenn Bolitho wollte, konnte er jetzt seine eigenen Berichte und Briefe mit demselben Schiff absenden. Auch wenn er keinen Einflu? besa?, hatte er doch zahlreiche Freunde. Es ruhrte ihn, da? Sayer sich in seinem Interesse so offen zeigte. Nachdenklich sagte der Kommodore:»Ich wei? wenig von James Raymond, aber was ich von ihm gesehen habe, halte ich fur unerfreulich.»

«Wir haben beide unsere festen Positionen bezogen, Sir. «Bolitho konnte ihre Augen vor sich sehen, ihre Haut fuhlen, die Beruhrung ihres langen, rotgoldenen Haares spuren.

«Viola wird auf meine Ruckkehr nach England warten.«»Sie wird nicht nach England fahren, Richard. «Sayer war bei den eigenen Worten elend zumute.»Sie wird Raymond zu seinem neuen Amtssitz auf den Levu-Inseln begleiten mussen. «Er stand schnell auf.»Glauben Sie mir, sie hat keine andere Wahl. Der Gouverneur ist verpflichtet, Raymond zu unterstutzen, und was Sie auch an Uberedungskraft oder Geldmitteln aufwenden, es kann nicht dazu fuhren, da? Viola Raymond an Bord der Quail nach England fahrt.»

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