Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander - Страница 71
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Der Steuermann sah ihn forschend an.»Es wird auch Zeit«, antwortete er trocken.
Halb kauernd, halb stehend, hielt Blissett im Bug des Bootes Wache. Mit beiden Handen umklammerte er den Vordersteven, um sich im Gleichgewicht zu halten. Er war verzweifelt mude, vor Hunger schmerzte ihn der Magen so sehr, da? er sich gleichzeitig ubel und benommen fuhlte. Hinter seinem Rucken hoben und senkten sich die Riemen sehr langsam, und ihr Schlag war unregelma?ig und unsicher.
Vor Kalte knirschte er mit den Zahnen. In einer Stunde etwa wurde die Sonne wieder aufgehen, und dann… Er bemuhte sich, nicht daran zu denken, sich auf etwas zu konzentrieren, das seinen Kopf davon abhielt, hin und her zu schwanken. Gelegentlich horte er die Pinne knarren und stellte sich Leutnant Keen vor, der dort sa? und sich nach den Sternen richtete, um das Boot einigerma?en auf Kurs zu halten. Bei dem schweren Sturm hatten sie die Laterne fur den Kompa? verloren, und es verlangte gro?es Konnen, das Boot vor dem Abtreiben zu bewahren, da die Ruderer zu erschopft waren, um es zu bemerken.
Deshalb war Blissett im Bug eingesetzt. Abgesehen davon, da? er einer der kraftigsten Manner im Boot war, hatte sein fruheres Leben als Wildhuter seine Sehkraft ganz besonders gescharft. Er hatte keine Ahnung, ob die Insel, die sie vor Einbruch der Nacht gesichtet hatten, die von ihnen gesuchte war, aber das interessierte ihn auch nicht sonderlich. Doch bei dem hohen Grad ihrer Erschopfung war es mehr als nur moglich, da? sie in der Dunkelheit an ihr vorbeifuhren. Er gahnte und versuchte, die Kalteschauer zu unterdrucken. Er ahnte, da? Penneck ihn vom Boden des Bootes aus beobachtete. Mit wilden Wahnsinnsaugen. Wenn du wieder anfangst zu toben, ramme ich dir meine Muskete ins Maul, dachte er. Als sich etwas Wei?es durch die Dunkelheit bewegte, erstarrte er. Aber es war kein Vogel. Nur ein
Schaumspritzer von einem brechenden Wellenkamm. Die See schien schon heller zu werden, stellte er mit Unbehagen fest. Bald kam die Sonne. Die Qual. Jemand kletterte uber die Ducht hinter ihm und fragte heiser:»Nichts?«Es war der Sergeant, der sich bereitmachte, seine Tour an einem Riemen zu ubernehmen. Blissett schuttelte den Kopf.»Es fangt an zu dammern.«»Ja. «Quare wirkte sehr bedruckt.
«Macht nichts, Sergeant. «Plotzlich war es fur Blissett lebenswichtig, da? Quare so war wie immer: zuversichtlich, hart.»Wir werden es schaffen.»
Quare lachelte mude, verzog schmerzlich das Gesicht, weil ihm die aufgesprungenen Lippen weh taten.»Wenn du meinst?»
Blissett wandte sich von ihm ab. Wenn Quare wirklich glaubte… Er erstarrte, blinzelte heftig, weil etwas das gleichma?ige Gefuge der Wogen zu unterbrechen schien. Mit unsicherer Stimme sagte er:»Sergeant! Da vor uns ist Land. «Er packte Quares Arm.»Mein Gott, sagen Sie, da? ich recht habe.»
Quare schluckte hart und nickte.»Ja, Junge, du hast recht. Ich sehe es auch. «Heftig drehte er sich nach achtern um.»Land voraus!»
Die Riemen gerieten augenblicklich au?er Kontrolle, als die Ruderer aufsprangen.
Bolitho konnte sich nicht bewegen, da er, einen Arm um Violas Schultern gelegt, eingeschlafen war.»Mr. Keen! Was sehen Sie?«fragte er hastig. Aber die Antwort kam von Allday.»Das ist sie, Captain. Ich bin sicher. «Er sah sich im Boot um.»Da sind so viele verdammte Inseln, aber wir haben die richtige gefunden. «Ein paar wollten jubeln, andere weinen, aber selbst dazu waren sie zu ausgedorrt.
Ruhig sagte Bolitho:»Viola, wach auf. Du hast recht gehabt. Das mu? Rutara sein, obwohl es fast schon ein Wunder ist. «Allday horte ihn, seufzte auf und rieb sich die schmerzenden Hande an seiner Hose. Er wollte in diesem Augenblick etwas Besonderes sagen. Etwas, das sie zusammenhielt, lange nachdem das Boot, die Qualen dieser Fahrt in ihrer
Erinnerung verbla?t waren.
Er sah Bolitho an und dann Viola Raymond. Bolitho hielt sie an sich gedruckt, wie er es den gro?ten Teil der Nacht uber getan hatte. Doch als er sie jetzt zu wecken versuchte, entglitt ihr Arm seinem Griff, hing an ihrer Seite herab und schwankte mit dem Stampfen des Bootes. Allday fuhr auf. Mit heiserer Stimme rief er:»Mr. Keen! Kummern Sie sich um den Captain!«Er drangte sich nach hinten, stie? die Manner achtlos beiseite und fugte eindringlich hinzu:»Tun Sie, was ich sage, Sir. «Dann war er bei der Pinne, umfing sie beide mit den Armen und rief:»Fassung, Captain. Es ist sinnlos. Uberlassen Sie sie mir, bitte!«Und als Bolitho anfing, sich zu wehren, rief er:»Haltet ihn!«Er drehte den Kopf, flehte mit brechender Stimme:»Um Gottes willen, Mr. Keen!«Erst jetzt hatte Keen begriffen. Er packte Bolitho um die Schultern, und Jenner umfa?te den Kapitan von der anderen Seite. Der Amerikaner entschuldigte sich stammelnd:»Ich mu? das tun, Sir. Ich darf Sie nicht loslassen. «Allday hob Viola auf, nahm sie in die Arme, trug sie zur Mitte des Bootes und spurte, wie der Wind ihm ihr Haar ins Gesicht wehte. Ihr Korper war noch warm, aber ihr Gesicht lag eiskalt an seinem Hals.
Mit unterdruckter Stimme sagte er zu Miller:»Der Anker, Jack.»
Miller nickte. Wie alle anderen war er fast betaubt von dem, was geschehen war. Ihre uberstandenen Leiden, der Anblick der Insel, es bedeutete alles nichts.
Bolitho schrie auf:»Nein!«Allday horte seine Schuhe auf den nassen Bodenplanken scharren, wahrend Keen und Jenner ihn zuruckhielten.
Behutsam streifte Allday Bolithos Uniformrock von Violas Korper und hob sie uber die Bordwand, wahrend Miller eine Leine um ihren Korper schlang und den Anker des Kutters daran befestigte. Kein Hai oder Aasfresser sollte ihr nahe kommen.
Sie war so leicht, da? sich die Oberflache kaum bewegte, als er sie ins Wasser gleiten lie?. Er blickte der hellen Gestalt nach, die langsam in der Tiefe verschwand, bis nichts mehr von ihr zu erkennen war.
Dann ging Allday nach achtern und blieb vor Bolitho stehen. Sein kraftiger Korper hob sich vor dem bleicher werdenden Himmel ab. Elend sagte er:»Machen Sie jetzt mit mir, was Sie wollen, Captain, aber es war das Beste so. «Er legte den Uniformrock neben Bolitho.»Sie hat ihre Ruhe gefunden. «Bolitho beugte sich vor und packte seine Hand.»Ich wei?. «Seine Stimme war kaum vernehmbar.»Ich wei?. «Keen befahl schwerfallig:»An die Riemen!«Das Boot setzte sich wieder in Bewegung. Langsam breitete sich das Tageslicht uber dem Wasser aus. Bolitho blickte zuruck. Fast unhorbar sagte er:»Es ist meine Schuld. Ohne mich ware sie nie hierher gekommen. «Ruhig hielt ihm Keen entgegen:»Doch ohne sie hatte keiner von uns uberlebt, Sir.»
Eine halbe Stunde spater war die Insel im wachsenden Licht klar sichtbar, und dicht unter Land hob sich mit ausgespannten Sonnensegeln deutlich die Tempest ab. Doch diesmal gab es keinen Jubel, und wahrend sie naherkamen, die plotzliche Aufregung an Bord der Fregatte wahrnahmen, die schrillen Pfeifen und lauten Befehle horten und beobachteten, wie ein Boot zu Wasser gelassen wurde, war ihnen der grausame Verlust starker bewu?t als ihre Rettung.
Das Boot der Tempest erreichte sie in wenigen Minuten, nahm sie in Schlepp. Die bedruckte Stille hatte sich unvermittelt auch auf dessen Besatzung ubertragen. Als Bolitho an der Bordwand hinaufkletterte und durch die Pforte trat, nahm er die sich herandrangenden Manner nur verschwommen wahr.
Nur ein Gesicht hob sich ab, und er packte Herricks Hand, war aber unfahig zu sprechen und die Hand wieder loszulassen.
Herrick sah ihn besorgt an.»Sie haben diesen weiten Weg zuruckgelegt, Sir? Was…»
Er drehte sich um, als Keen hinter ihm sagte:»Die Lady ist heute nacht gestorben, Sir. In Sichtweite dieser verfluchten Insel. «Dann eilte er davon.
Herrick sagte:»Kommen Sie, Sir. Wir sprechen spater daruber.»
Er winkte dem Bootsmann, aber den erschopften und bedruckten Mannern wurde bereits an Bord geholfen. Bolitho nickte jedem einzelnen zu, als sie an ihm vorbeikamen. Der diensttuende Leutnant Pyper wurde von zwei Matrosen getragen, Billyboy humpelte, einen Arm um den Nacken eines anderen gelegt. Jenner und Miller, Sergeant Quare und der unerschutterliche Blissett. Der Franzose Lenoir und Big Tom Frazer.
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