Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander - Страница 61
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Er wandte sich um und bemerkte jetzt zum erstenmal Herrick.»Ah — Ihr tuchtiger Leutnant. Hoffentlich hat er sich damit abgefunden, da? es bei diesem Unternehmen keine Prisengelder gab? Jetzt, da Saphir und Fairfax versenkt sind, kann es noch ein Weilchen dauern, bis wir wieder ein halbwegs lohnendes Schiff erwischen — eh?»
Herrick wurde rot.»Ich horte nicht, da? sich jemand daruber beklagt hatte, Sir. Menschenleben sind meiner Ansicht nach wichtiger als Geld.»
Pomfret lachelte kuhl.»Ich wu?te nicht, da? ich Sie um Ihre Meinung gebeten hatte, Mr. Herrick. «Er wandte sich brusk um, denn soeben schob sich Oberst Cobbans massige Gestalt durch die Versammelten.
«Ah, Sir Tonquil! Sind inzwischen all Ihre Truppen in Stellung?»
Mit einem Grunzen nahm der Colonel ein Glas von dem silbernen Tablett.»Schanzen aufgeworfen, Geschutze in Stellung. «Grinsend zeigte er die Zahne.»Hier konnen wir bis in alle Ewigkeit sitzen, wenn' s notig ist.»
Bolitho fragte:»War das angebracht, Sir? Es ist doch nicht sehr wahrscheinlich, da? wir hier lange bleiben. Sobald Verstarkung eintrifft, mussen wir landeinwarts marschieren, wenn das ganze Unternehmen uberhaupt Sinn haben soll.»
Langsam drehte sich Cobban zu ihm um.»Darf ich fragen, was, zum Teufel, Sie das uberhaupt angeht, Sir?»
Bolitho konnte den Brandy in Cobbans Atem beinahe schmek-ken. Unbewegt erwiderte er:»Es geht mich eine ganze Menge an. Und ich sehe keinen Grund fur Ihre Fluche.»
Pomfret unterbrach lachelnd die Kontroverse.»Beruhigen Sie sich, Sir Tonquil. Captain Bolitho ist der Mann, der diesen Hafen eingenommen hat. Ihm liegt naturlich sehr daran, da? seine Bemuhungen nicht umsonst waren.»
Cobban blickte von einem zum anderen. Dann sagte er grob:»Ich bin Soldat, und mir pa?t es nicht, mich von solchen Leuten ausfragen zu lassen.»
Plotzlich waren alle totenstill. Bolitho erwiderte gelassen:»Sehr bedauerlich, Colonel. Und noch bedauerlicher ist es, da? Sie, als Sie sich Ihren Dienstgrad kauften, sich nicht gleich die notigen Manieren mitgekauft haben!»
Cobban wurde blutrot. Er sagte, und es klang, als ersticke er in seinem hohen Kragen:»Sie impertinenter Emporkommling! Wie konnen Sie es wagen, so mit mir zu sprechen?»
Kuhl unterbrach Pomfret:»Das reicht, meine Herren! Das reicht durchaus!«Er richtete die blassen Augen auf Bolitho.»Ich wei?, da? Duelle in Ihrer Familie nichts Ungewohnliches sind, Captain Bolitho, aber unter meiner Flagge dulde ich sie nicht.»
Wutend murmelte Cobban:»Wie Sie meinen, Sir Edmund. Aber wenn es nach mir ginge…»
«Sie finden mich jederzeit bereit, Colonel, wenn Sie mir Gelegenheit geben«, sagte Bolitho. In seinem Kopf hammerte es wie auf einem Ambo?, und der Wein brannte ihm hei? im Magen. Aber ihm war jetzt alles gleichgultig. Pomfrets leise Bosartigkeit und Cobbans grobschlachtige Dummheit lie?en ihn alle Vorsicht vergessen. Er sah in Herricks besorgtes, wachsames Gesicht und blickte dann uberrascht hinunter, denn Pomfret legte ihm die Hand auf den Arm.»Ihre Wunde macht Ihnen sicher zu schaffen«, sagte er.»Ich will Ihnen deshalb den Ausbruch nicht ubelnehmen. «Er seufzte, als sei das alles nicht so wichtig.»Sie gehen morgen wieder in See, Bolitho. Zuruck nach Cozar. «Abwesend schaute er in den Saal.»Sie konnen der Garnison meine Depeschen bringen, und wenn Sie zuruckkommen, nehmen Sie Miss Seton mit. «Er wurde beinahe vertraulich und jovial.»Wir werden den Leuten hier schon zeigen, da? wir zu bleiben gedenken. Vielleicht gebe ich sogar eine Art Empfang fur sie, eh?»
Cobban hatte sich ein wenig beruhigt.»Und die Hochzeit, Sir Edmund? Werden Sie sie in St. Clar feiern?»
Pomfret, die Augen noch auf Bolithos ernstes Gesicht gerichtet, nickte.»Ja. Als Zeichen unseres Vertrauens in die Zukunft. «Er lachelte.»Das Punktchen auf dem i, genau im richtigen Augenblick.»
Bolitho schwamm der Kopf. Pomfret machte sich uber ihn lustig, das war offensichtlich. Und die Hyperion wurde schon wieder hinausbeordert. Dieses Schiff kam anscheinend nie zur Ruhe. Bekam nie Zeit, sich zu erholen und seine Wunden zu heilen.
Moglichst beilaufig erwiderte er:»Mit einer Fregatte ginge es schneller, Sir.»
«Ich mochte aber, da? Sie segeln, Bolitho. Dabei konnen Sie sich gleich ein bi?chen erholen. Und inzwischen werden wir versuchen, diesen Krieg so zu fuhren, da? auch Sie damit zufrieden sind.»
«Ist das alles, Sir?»
Der Admiral dachte ein paar Sekunden nach.»Im Moment, ja.»
Ein Lakai prasentierte Pomfret ein Tablett mit Glasern, aber er winkte ab und sagte abschlie?end:»Wollen Sie mich jetzt entschuldigen, Bolitho?«Unvermittelt wandte er sich um und ging auf die geschwungene Treppe zu.
«Ich werde Ihre Worte von vorhin nicht vergessen, Captain! Sie werden Ihnen noch leid tun, seien Sie sicher«, knurrte Cobban.
«Wollen wir wieder an Bord zuruck?«fragte Bolitho und ging mit Herrick zur Tur, ohne Cobban eines Blickes zu wurdigen.
Herrick folgte ihm verwirrt. Ihm schwirrte immer noch der Kopf von diesen nur muhsam kaschierten Beleidigungen. Es trieb ihn, den hier versammelten Offizieren laut und deutlich auseinanderzusetzen, was Bolitho fur sie getan hatte und was jeder einzelne ihm verdankte. Drau?en tat Bolitho einen tiefen Atemzug und starrte zu den blinkenden Sternen empor. Sein Gesicht war entspannt, aber er sah merkwurdig traurig aus.
Herrick bemerkte leise:»Der Admiral hat ein zweites Glas Wein abgelehnt, Sir. Ich begreife das nicht. An Bord der Phalarope hat er ziemlich viel getrunken.»
Bolitho horte ihn gar nicht. Er dachte an Cheney Seton. Diesmal wurde es noch schwerer sein, sie als Passagier an Bord zu haben. Wenn die Hyperion hier wieder Anker warf, wurde Cheney heiraten.
Er hakte seinen Degen ein und sagte abwesend:»Wir werden, bevor wir an Bord gehen, mit Monsieur Labouret ein Glas Wein trinken. Ich habe einen ublen Geschmack im Mund. «Ohne ein weiteres Wort schritt er durch die Tore und hinunter zum Hafen.
«La? fallen Anker!«Herricks Stimme hallte uber die ganze Bucht. Er senkte das Sprachrohr, der Anker klatschte ins Wasser, kleine Wellen breiteten sich in Kreisen aus und verliefen zu den Klippen hin. Die Vormittagswache hatte kaum begonnen, doch nach der freien Luft auf offenem Meer fuhlten sie sich in dem umschlossenen Naturhafen bereits wie in einem Ofen.
Wortlos beobachtete Bolitho die routinema?ige Geschaftigkeit auf dem leise an seiner Trosse arbeitenden Schiff: das Ausfieren der Boote und Aufriggen von Sonnendachern an Deck. Cozar hat sich nicht verandert, dachte er. Das einzige unter der Steilkuste ankernde Schiff war die Fregatte Harvester; auch ohne Teleskop konnte er sehen, da? Leach, ihr Kommandant, mit seinen Reparaturen beinahe fertig war.
Langsam schritt er zu den Netzen und schaute zur Bergfestung hinauf. Vor der Hafeneinfahrt hing Dunst, der schon dem sich langsam nahernden Schiff gru?end entgegengekommen war, loschte den Horizont aus, schmiegte sich um die grauen Mauern der Festung und der Batterie wie eine Nebelwolke. Ein leichter Schauer uberlief ihn, und er hielt den bandagierten Arm etwas vom Korper ab. Sie hatten die Insel schon gestern fruh gesichtet, doch wegen des ungunstigen Windes mu?ten sie die Nacht beidrehen und konnten die Festung, die aus dem schutzenden Nebel wie ein Zauberschlo? aufragte, nur aus der Ferne betrachten.
Herrick tippte an den Hut und meldete:»Boote zu Wasser, Sir!«Er blickte fluchtig zu den Berghangen hinuber.»Sieht so aus, als waren da noch eine ganze Menge Soldaten fur St. Clar, Sir.»
Bolitho nickte. Den sonnengedorrten Hang bedeckten Reihen kleiner Zelte, hier und da konnte er eine rotuniformierte Gestalt mit blinkendem Bajonett ausmachen. Aber alles war sehr ruhig, als hatten die Inseleinsamkeit, die Hitze und der Staub allen Lebensmut aus der Garnison vertrieben.
«Ich habe Mr. Seton Bescheid sagen lassen, Sir«, fuhr Herrick fort und sah Bolitho dabei besorgt an.»Er ist zur Uberfahrt bereit. Geht das in Ordnung?»
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