Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 30
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Rucken und Schultern der Matrosen waren sonnengebraunt, wenn auch manche schlimme Blasen von der Arbeit in der unbarmherzigen Sonne aufwiesen. Bolitho war dankbar, da? nichts Schlimmeres als Blasen sie zeichnete. Bei einer neuen Besatzung hatten unter diesen Umstanden die Rucken vieler Manner von den grausamen Narben der neunschwanzigen Katze entstellt sein konnen. Neben sich horte er schwere Schritte, und als er sich umdrehte, sah er den Kommodore, der auf das Hauptdeck hinabblickte. Seine Augen waren halb verdeckt, weil er gegen die untergehende Sonne blinzelte.
Bolitho sagte:»Wenn der Wind nicht nachla?t, konnen wir morgen fruh Anker werfen. Auf der Ostseite der Bucht befinden sich breite Riffe, deshalb mussen wir von Suden her einlaufen, um ihnen auszuweichen.»
Pelham-Martin antwortete nicht sofort. Er war ruhiger und entspannter, als Bolitho ihn je gesehen hatte, und schien guter Laune zu sein.
Plotzlich sagte er:»Seit einiger Zeit denke ich, da? dieser ganze Aufwand womoglich vollig ungerechtfertigt ist, Bolitho. «Er nickte gewichtig.»Ja, ich habe kurzlich sehr viel nachgedacht.»
Bolitho hielt die Lippen zusammengepre?t. Pelham-Martin hatte wahrend der Uberfahrt mehr Zeit in seiner Koje als an Deck verbracht, ob nun nachdenkend oder nicht, Bolitho hatte jedenfalls oft sein Schnarchen durch die dunne Trennwand zum Kartenraum gehort.
Pelham-Martin fuhr fort:»Lequillers Auftrag kann lediglich ein Ablenkungsmanover sein. Um mehr Schiffe von der Blockade fortzulocken, von Oussant und Lorient, damit die ganze Flotte ausbrechen und in den Kanal einlaufen kann. «Er sah Bolitho vergnugt an.»Das ware eine schone Ohrfeige fur Sir Manley, wie? Die Enttauschung konnte er nie verwinden.»
Bolitho hob die Schultern.»Ich halte es fur unwahrscheinlich,
Sir.»
Das Lacheln verschwand.»Ach, Sie sehen die Dinge nie richtig. Dazu braucht man Phantasie, Bolitho. Phantasie und das Wissen, wie der Verstand des Menschen funktioniert.»
«Jawohl, Sir.»
Pelham-Martin funkelte ihn an.»Wenn ich auf Sie gehort hatte, waren wir inzwischen in Gott wei? was verwickelt worden.»
«An Deck! Abdiel setzt zur Wende an, Sir.»
Pelham-Martin bellte:»Wenn er um Erlaubnis bittet, noch heute abend in den Hafen einzulaufen, teilen Sie ihm mit: abgelehnt!«Mit schweren Schritten ging er auf den Niedergang zu.»Wir werden gemeinsam einlaufen, und meine Flagge wird an der Spitze sein.«Uber die Schulter fugte er gereizt hinzu:»Fregattenkapitane! Verdammte junge Schnosel wurde ich sie nennen.»
Bolitho lachelte grimmig. Kapitan Pring von der Abdiel konnte gerade noch trotz des schwindenden Tageslichts einen Ankerplatz erreichen. Wenn die Vorrate an Verpflegung und Wasser schon auf der Hyperion gering waren, dann mu?ten seine fast vollig erschopft sein. Und er mu?te wissen, da? der Zweidecker nach dem Ankern erst einmal seinen eigenen Bedarf decken wurde. Ohne Muhe konnte Bolitho sich an Gelegenheiten erinnern, als er mit einer Fregatte von zweiunddrei?ig Geschutzen untatig vor dem Hafen hatte warten mussen, wahrend drei ankernde Linienschiffe die lokalen Handler und Lieferanten leergekauft hatten, ehe er seinen Bedarf aus den sparlichen Resten decken durfte.
Midshipman Gascoigne war bereits in die Besanwanten aufgeentert und hatte sein Glas auf die ferne Fregatte gerichtet. Als sie anmutig durch den Wind drehte, fing ihre Takelage die letzten Sonnenstrahlen auf, so da? die geblahten Rahsegel wie rosa Muscheln schimmerten.
Manche der Matrosen auf dem Achterdeck hatten die letzten Worte des Kommodore gehort und grinsten, als die Signalflaggen an der Gaffel der Abdiel auswehten.
Ein alter Stuckfuhrer, dessen Zopf bis zur Hufte reichte, brummte:»Geschieht ihnen recht, finde ich. Die sollen sich Zeit lassen und uns die erste Chance bei den braunen Schonen geben.»
«Abdiel an Hyperion: Geschutzfeuer in West zu Nord!»
Gascoignes Stimme erreichte viele der Manner auf den Gangways, und ihr uberraschtes Murmeln lie? den Kommodore oben am Niedergang innehalten, als ob er vom Schlag getroffen ware.
Bolitho befahl knapp:»Bestatigen!«Pelham-Martin rief er zu:»Das mu? ein Angriff auf den Hafen sein, Sir.»
«Abdiel bittet um Erlaubnis, mehr Segel zu setzen, Sir. «Gas-coignes Blicke zuckten zwischen seinem Kommandanten und der gewichtigen Gestalt des Kommodore hin und her.
Pelham-Martin schuttelte den Kopf.»Abgelehnt. «Vor Hast, an Bolithos Seite zu kommen, stolperte er fast bei den zwei letzten Schritten.»Abgelehnt!«Er schrie das Wort, offenbar au?er sich vor
Wut.
Bolitho sagte:»Ich stimme Ihnen zu, Sir. Schiffe, die stark genug sind, einen befestigten Hafen anzugreifen, wurden mit seinen schwachen Planken kurzen Proze? machen. «Was er wirklich dachte, behielt er fur sich. Da? die Situation namlich vollig anders hatte sein konnen, wenn die Sparten noch bei ihnen gewesen ware. Zwe i schnelle Fregatten, die von der offenen See her ansturmten, konnten einiges an Wirkung erzielen, ehe sie sich den Vorteil der sinkenden Dunkelheit zunutze machten. Aber vom Kommandanten der Abdiel allein ware es zuviel verlangt gewesen; au?erdem mu?ten Stunden vergehen, bis die Hyperion eine vorteilhafte Position erreichen konnte. Inzwischen war es dann dunkel und zu gefahrlich, zu dicht unter Land zu gehen.
Pelham-Martin sagte rasch:»Signalisieren Sie an Abdiel, Position in Luv einzunehmen. «Er beobachtete, wie die Signalflaggen zur Rah aufstiegen.»Ich mu? nachdenken.»
«Abdiel hat bestatigt, Sir.»
Bolitho sah, da? die Rahen der Fregatte rundgebra?t wurden, als sie begann, sich in Richtung des Hecks der Hyperion zu drehen. Er vermochte sich die Enttaus chung ihres Kommandanten vorzustellen.»Wir konnen nach Sudwest steuern, Sir. Beim ersten Tageslicht sind wir dann in einer besseren Position, um die Angreifer zu uberraschen.»
Pelham-Martin schien sich bewu?t zu werden, da? auf dem dichtbesetzten Hauptdeck zahllose Augen auf ihn gerichtet waren.»Schicken Sie diese Maulaffen an die Arbeit. Ich will nicht von einer Bande verdammter Faulenzer angestarrt werden.»
Bolitho horte die plotzlich uberall einsetzende Aktivitat und die gebrullten Befehle. Pelham-Martin wollte nur Zeit gewinnen. Sein rasch wechselnder Gesichtsausdruck verriet deutlich seine Ratlosigkeit.
In etwas beherrschterem Ton sagte er: «Indomitable und Hermes konnen in wenigen Tagen hier sein. Mit ihrer Unterstutzung werde ich mehr erreichen, ode r?»
Bolitho sah ihn ernst an.»Sie konnen ebensogut noch Wochen aufgehalten werden, Sir. Auf diese Chance konnen wir uns nicht einlassen. Und auch nicht auf das Risiko.»
«Chance? Risiko?«Pelham-Martin sprach in einem wilden Flustern.»Es geht dabei um meinen Kopf. Wenn ich angreife, den Kampf aufnehme, und wir uberwaltigt werden, was dann?»
Bolithos Ton wurde harter.»Wenn wir es nicht tun, konnen wir die Insel verlieren. Unsere Schiffe brauchen nicht erst in der Schlacht geschlagen zu werden. Sie konnen auch durch Hunger und Durst bezwungen werden.»
Pelham-Martin suchte in Bolithos Gesicht, sein Ausdruck war gleichzeitig verzweifelt und flehend.»Wir konnten nach Caracas segeln. Die Spanier haben vielleicht Schiffe, die uns unterstutzen.»
«Das wurde zu lange dauern, Sir, selbst wenn die Dons dort Schiffe hatten und bereit waren, uns zu helfen. In der Zwischenzeit hat Lequiller dann St. Kruis genommen, und wir mu?ten eine Flotte aufbieten, um ihn zu vertreiben, und das unter hohen Kosten.»
Der Kommodore wandte sich wutend ab.»Lequiller! Das ist alles, woran Sie denken konnen. Vielleicht ist er gar nicht hier.»
Kalt entgegnete Bolitho:»Ich glaube nicht, da? daran ein Zweifel bestehen kann, Sir.»
«Also, wenn Sie ihn nicht hatten entkommen lassen, wenn Sie die Stellung gehalten hatten, statt Anker zu lichten, ware es zu all dem hier gar nicht gekommen.»
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