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Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 32


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Inch keuchte:»Ein Schiff, das brennt!»

Bolitho kniff die Augen zusammen und versuchte zum hundertsten Mal, sich ein Bild von der Bucht zu machen. Das Schiff, das jetzt wie eine Fackel uber seinem flammenden Spiegelbild loderte, war nur klein und befand sich irgendwo Steuerbord voraus.

Vereinzelte Schusse waren zu horen, und Bolitho vermutete, da? der Feind Boote einsetzte, um noch im Schutz der Dammerung das Ufer zu erreichen. Vielleicht war das Schiff durch einen Unglucksfall in Brand geraten, oder vielleicht hatten die Angreifer nur so viel Schaden wie moglich anrichten wollen, ehe sie sich wieder zuruckzogen.

Wieder drohnte eine dumpfe Explosion uber das Wasser, doch diesmal gab es keinen Feuerschein; auch war weder die Richtung, aus der sie kam, noch ihre Entfernung zu schatzen.

«Ah, da ist sie!«Gossett hob einen Arm, als die Sonne uber den Horizont stieg, die Schatten vertrieb und das endlose Muster der Wellenkamme mit blassem Gold uberzog.

«An Deck! Zwei Schiffe in Lee voraus. «Dann ein uberraschter Aufschrei:»Halt! Da ist noch eins, dicht am Ufer, Sir.»

Doch Bolitho konnte sie schon selbst sehen. In der Karibik war der Ubergang von der Nacht zum Tag nur kurz. Die Sonne hatte den dunklen Schattenumri? der Insel bereits in ein Panorama aus Violett und Grun verwandelt; goldene Rander hoben die Anhohen auf der anderen Seite der Bucht hervor.

Die beiden ersten waren Linienschiffe, die langsam in entgegengesetzter Richtung segelten, fast im rechten Winkel zum Kurs der Hyperion und kaum zwei Meilen entfernt. Das dritte sah wie eine Fregatte aus; ein kurzer Blick auf ihre Segel verriet Bolitho, da? sie dicht unter der westlichen Landzunge vor Anker lag.

Vor Anker? Er schob alle Zweifel und Befurchtungen beiseite, als er die Wahrheit erkannte: Der Feind mu?te das verankerte Schiff als Ablenkungsmanover in Brand gesetzt haben.

Auf der gegenuberliegenden Seite des Ankergrunds, wo angeblich die Hauptbatterie ihre Stellung haben sollte, hatten die Eindringlinge zu einem Gro?angriff angesetzt und die Verteidiger im entscheidenden Augenblick abgelenkt und uberrascht. In der fruhen Morgendammerung konnte das nicht schwer gewesen sein, dachte Bolitho grimmig. Es war nur menschlich, sich am Ungluck anderer zu weiden, selbst wenn es die eigenen Kameraden waren, solange man selbst verschont blieb.

Wahrend die aufgeschreckten Kanoniere in ihren Geschutzstellungen das brennende Schiff beobachtet hatten, waren die Angreifer mit ihren Booten heimlich gelandet und hatten die Landzunge von der anderen Seite her uberwunden.

Pelham-Martin sagte mit gepre?ter Stimme:»Sie haben uns gesichtet.»

Das fuhrende franzosische Schiff gab bereits ein Signal an seinen Begleiter, doch als das erste Sonnenlicht auf das geschutzte Wasser der Bucht und die wei?getunchten Hauser am Ufer fiel, verriet keines der beiden Schiffe Anzeichen dafur, da? es Richtung oder Absicht andern wolle. Der erste Schock beim Anblick der Hyperion mu?te schnell uberwunden worden sein, als der Feind erkannte, da? sie nur von einer einzelnen Fregatte begleitet wurde.

Bolitho spurte die Sonne warm auf dem Gesicht. Er konnte vor dem Bug der Feinde in die Bucht einlaufen, doch wenn die Franzosen die Batterie besetzt hatten, konnten ihre Schiffe unbesorgt hinter ihm hersegeln. Wenn er sich aber zuruckhielt, wurden sie sich in die Bucht zuruckziehen und konnten dann selbst eine gro?ere Streitmacht daran hindern, ihnen zu folgen.

Er sah zu dem Kommodore hinuber, der, das Gesicht voller Unentschlossenheit, unverwandt zu den franzosischen Schiffen hinuberstarrte.

Inch murmelte:»Zwei Vierundsiebziger, Sir. «Auch er blickte Pelham-Martin an, ehe er hinzufugte:»Wenn sie die andere Seite der Bucht erreichen, sind sie uns gegenuber im Vorteil, Sir.»

Bolitho bemerkte, da? mehrere Matrosen an den Brassen die Halse reckten, um zu den Franzosen hinuberzustarren. Die Schiffe sahen vollig intakt aus, zeigten keine Beschadigungen durch die Geschutze der Kustenbatterie und wirkten wegen ihrer langsamen Annaherung nur noch gefahrlicher. Im Sonnenlicht schimmerten

Teleskope, die vom Achterdeck des fuhrenden Schiffs auf die Hyperion gerichtet waren. Hier und da bewegte sich eine Gestalt, und im Gro?topp flatterte ein Wimpel, als bewege er sich aus eigener

Kraft.

Aber sonst glitten die Schiffe langsam und behabig uber das leicht bewegte Wasser, bis es schien, als ramme der Kluverbaum die Hyperion den des fuhrenden Franzosen wie die Sto?zahne zweier Mammuts, die gegeneinander kampften.

Auf dem Hauptdeck war die Spannung inzwischen fast physisch greifbar. Hinter jeder offenen Stuckpforte kauerten die Kanoniere, die nackten Rucken glanzend vor Schwei?, wahrend sie darauf warteten, zum erstenmal an der Abzugsleine zu rei?en. Jeder Niedergang wurde von einem Marinesoldaten bewacht, und die Scharfschutzen und Bedienungen der Drehbassen in den Masten leckten sich die Lippen und spahten mit zusammengekniffenen Augen nach ihren Gegnern aus.

Pelham-Martin rausperte sich.»Was beabsichtigen Sie zu tun?»

Bolitho entspannte sich etwas. Er fuhlte, wie ihm der Schwei? uber die Brust rann, und spurte seinen Herzschlag an den Rippen. Die Frage wirkte wie ein Dammbruch, befreite ihn von einer schweren Last. Einen Augenblick lang hatte er befurchtet, da? Pelham-Martins Nerven versagen und er den sofortigen Ruckzug befehlen wurde. Oder schlimmer noch: da? er in voller Fahrt in den Hafen einlaufen wolle, wo der Feind ihr Schiff in aller Ruhe zum Wrack schie?en konnte.

«Wir werden vorm Bug des Feindes vorbeilaufen, Sir. «Er hielt den Blick auf das fuhrende Schiff gerichtet. Wenn jetzt Anzeichen erkennbar wurden, da? der Feind mehr Segel setzte, dann mu?te es fur die Hyperion zu spat sein. Es bedeutete entweder eine Kollision, oder er mu?te halsen und sein ungeschutztes Heck der Breitseite der Franzosen aussetzen.

Pelham-Martin nickte.»Und dann in die Bucht?»

«Nein, Sir. «Er drehte sich heftig um.»Einen Strich nach Steuerbord, Mr. Gossett!«Ruhiger fuhr er fort:»Wir werden halsen, sobald wir an dem fuhrenden Schiff vorbei sind, und gegen seine Backbordseite Feuer eroffnen. «Er beobachtete die verheerende Wirkung, die seine Worte auf dem Gesicht des Kommodore auslosten.»Wenn wir Gluck haben, konnen wir dann an seinem Heck vorbei und zwischen beiden Schiffen durchsto?en. Das bedeutet zwar, da? wir die Luvposition verlieren, aber wir konnen dabei beiden eine Lektion erteilen. «Er grinste und spurte, da? ihm die Lippen trocken wurden. Aber Pelham-Martin mu?te doch begreifen! Wenn er versuchte, das Manover mitten in der Ausfuhrung abzubrechen, wurde das katastrophale Folgen haben.

Wieder sah er zu den franzosischen Schiffen hinuber. Jetzt trennte nur noch eine halbe Meile das fuhrende von seinen Geschutzen. Es mu?te in jedem Fall eine Katastrophe werden, wenn der Feind ihn mit seiner ersten Salve entmasten sollte.

Die franzosische Fregatte lag noch vor Anker; im Glas konnte Bolitho beobachten, wie ihre Boote zwischen Schiff und Landzunge hin und her jagten, und als er auf dem Gipfel der Anhohe Rauch aufsteigen sah, wu?te er, da? die zweite Explosion von einer Art Mine hergeruhrt hatte, als die Batteriestellung oder ein Magazin gesprengt worden waren.

Er spurte Pelham-Martins Hand auf seinem Arm.»Sir?»

Der Kommodore sagte:»Signal an Abdiel. Die Fregatte soll angreifen!«Er schuttelte sich unter seinem schweren Mantel.»Nun?»

«Ich schlage vor, da? sie in Luv bleibt, Sir, bis wir mit dem Angriff beginnen. Wenn sie nur einen Moment den Verdacht haben, da? wir nicht im Hafen Schutz suchen wollen, werden sie uns ausmanovrieren.»

«Ja. «Pelham-Martin fixierte einen Punkt uber der Landzunge.»Ganz richtig.»

Bolitho ri? sich los und eilte auf die andere Seite, um das fuhrende Schiff zu beobachten. Plotzlich dachte er an etwas, das Winstan-ley ihm gesagt hatte, als er zum erstenmal an Bord der Indomitable gegangen war, um sich bei dem Kommodore zu melden.»Er wird Sie brauchen, ehe wir fertig sind. «Als Pelham-Martins dienstaltester Kapitan mu?te er dessen Schwachen besser kennen als jeder andere. Zweifellos verdankte der Kommodore seinen jetzigen Rang guten Beziehungen; oder vielleicht hatte er auch nur das Pech gehabt, fur den Posten im rechten Moment verfugbar zu sein, obwohl er nicht die Erfahrung besa?, welche die Aufgabe erforderte.

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