Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 34
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«Ausrennen, ihr lahmen Kruppel! Wir werden's denen schon beibringen.»
Dann ri? er an der Abzugsleine, und der Neunpfunder, vom Rucksto? binnenbords geschleudert, spuckte Rauch aus seiner schwarzen Mundung; schon sturzten die Kanoniere sich wieder auf ihn, um auszuwischen und neu zu laden.
Durch den treibenden Rauchvorhang rannten die Pulveraffchen, lie?en ihre Ladungen fallen und taumelten, fast ohne einen Blick nach rechts oder links zu werfen, zur Luke zuruck.
Pelham-Martin stand nach wie vor an der Reling. Sein schwerer Mantel war fleckig von Pulverasche und abgesplitterter Farbe. Er starrte zu den Masten des franzosischen Schiffs hinauf, von der Nahe des Todes anscheinend hypnotisiert, wahrend Musketenkugeln um ihn herum auf das Deck hammerten und ein Matrose, dessen Schreie das ihm aus dem Mund schie?ende Blut erstickten, den Niedergang hinabgeschleudert wurde.
Inch rief:»Wir sind bald vorbei, Sir!«Seine Augen tranten, wahrend er durch den Qualm spahte und nach dem zweiten franzosischen Schiff suchte. Dann deutete er mit wilden Gesten, seine Zahne leuchteten wei? in dem schmutzigen Gesicht.»Ihr Besan fallt!«Er drehte sich nach Gossett um, ob der ihn auch gehort hatte.»Jetzt fallt er!»
Tatsachlich begann der Besanmast des Franzosen zu fallen. Ein Gluckstreffer mu?te etwa zehn Fu? uber dem Deck eingeschlagen sein, denn noch als Bolitho sich am Netz festklammerte, um besser zu sehen, rissen Wanten und Pardunen wie Bindfaden, Spieren und wild flatternde Leinwand schwankten, pendelten einen Augenblick in einem unentwirrbaren Knauel, ehe sie in den Rauch hinabsturzten.
Doch der Feind scho? nach wie vor, und als Bolitho angespannt nach oben spahte, stellte er fest, da? von den Marssegeln der Hyperion kaum Fetzen vorhanden waren. Noch wahrend er hinaufsah, beobachtete er, wie das Gro?bramstag mit einem Knall ri?, und als Matrosen auf enterten, um ein anderes an seiner Stelle anzusplei-?en, fielen sie tot oder verwundet auf die Netze herab, da die versteckten franzosischen Scharfschutzen ihr morderisches Feuer auch durch den Qualm aufrechterhielten.
Der zerschossene Besanmast mu?te dicht neben dem Achterschiff des Feindes ins Wasser gefallen sein, denn obwohl die langen, orangefarbenen Zungen weiter durch den Rauch stie?en und einer von Bolithos Zwolfpfundern wie trunken schwankte, ehe er im Sturz zwei Manner seiner Bedienung erschlug, verkurzte sich der verschwommene Umri? des franzosischen Schiffs; langsam, aber unaufhaltsam begann es abzudrehen.
Gossett schrie mit rauher Stimme:»Der Besan mu? als Treibanker wirken. «Er schlug einem seiner Ruderganger auf die Schulter.»Wei? Gott, wir konnen noch hoffen.»
Bolitho verstand, was er sagen wollte. Er rannte zur Reling und suchte nach der scharlachroten Uniform von Leutnant Hicks auf dem Vorschiff. Er wu?te: Sobald der Feind den nachschleppenden Besanmast gekappt hatte, war er wieder kampffahig.
Er ri? Inchs Sprachrohr an sich und schrie:»Die Backbordkarronade — Feuer!»
Er glaubte zu sehen, da? der Leutnant der Marinesoldaten mit dem Hut winkte, doch in diesem Augenblick feuerte der Feind eine weitere ungeregelte Breitseite ab; manche Kugeln schlugen durch offene Stuckpforten, andere hammerten in den Rumpf oder flogen wie heulende Damonen uber das Deck hinweg.
Durch das Leichentuch des Rauchs horte er eine drohnende Detonation und spurte ihr Nachbeben vom Bug bis zum Heck, als die niedrige, schwere Karronade ihre gewaltige Ladung von achtundsechzig Pfund gegen das Heck des Feindes schleuderte.
Als ein leichter Windsto? den Rauch beiseite schob, sah Bolitho die schwere Kugel druben explodieren. Hicks war zu eifrig gewesen oder zu aufgeregt, denn statt durch die Heckfenster des Feindes und die ganze Lange seines unteren Geschutzdecks zu fliegen, hatte sie das Achterdeck dicht unterhalb der Netze getroffen. Es folgte ein greller Blitz, als die Kugel barst und ihre enggepackte Schrapnell-Ladung freigab; er horte entsetztes Gebrull, wahrend zugleich ein gro?er Teil des Schanzkleids fortgerissen wurde.
Gossett brummte:»Das zeigt es ihnen. Der alte Kracher nimmt ihnen die Luft!»
Bolitho sagte:»Die Ruderanlage ist getroffen, oder der Schu? hat den gro?ten Teil ihrer Offiziere erwischt. «Er spurte, da? eine Musketenkugel an seinem Hemd zupfte, aber nicht mehr Wirkung erzielte als die Beruhrung eines Kindes. Doch ein Matrose hinter ihm stie? einen Todesschrei aus und walzte sich von seinem Geschutz fort, die Hande gegen den Leib gepre?t, wahrend sein Blut uber die Planken und seine umstehenden Kameraden spritzte.
Das ganze Schiff schien von morderischem Wahnsinn gepackt zu sein. Die Kanoniere arbeiteten wildblickend und so benommen vom Schlachtenlarm und den grauenvollen Schreien der Verletzten, da? die meisten jeden Sinn fur Zeit oder Vernunft verloren hatten. Manche Stuckfuhrer mu?ten mit den Fausten zuschlagen, um ihre Leute durch die endlose Routine des Ladens, Ausrennens und Ab-feuerns zu treiben, weil sie sonst auf das leere Meer geschossen oder ihre Kanone ungeladen durch die Pforte geschoben hatten.
«Feuer einstellen!«Bolitho packte die Reling und wartete, als die letzten Schusse von der unteren Batterie heraufdrohnten. Das franzosische Schiff war im wallenden Qualm fast verschwunden. Nur seine Bramsegel ragten noch uber den Rauchvorhang auf.
Inch sagte zwischen zusammengebissenen Zahnen:»Der zweite Franzose fallt ab, Sir.»
Bolitho nickte. Er beobachtete, wie die Rahen des Zweideckers herumschwangen und das Schiff langsam nach Steuerbord abdrehte. Die Hyperion hatte bereits zu ihrer zweiten Drehung angesetzt, doch statt zwischen den beiden Schiffen hindurchzusto?en, wurde sie jetzt — wenn der Franzose seinen neuen Kurs beibehielt — mit dem Feind parallel laufen. Uber Bolitho hoben sich die zerrissenen Segel und knatterten in einem plotzlichen Windsto?, und mit muder Wurde legte die Hyperion sich auf die Seite und nahm dann ihren neuen Kurs auf, vom Lande fort.
Bolitho rief:»Steuerbordbatterie klar zum Feuern!«Er sah Step-kyne einigen Leuten auf der anderen Seite heftig zuwinken und sie an die Steuerbordgeschutze befehlen.
Pelham-Martin hob eine Hand zum Gesicht und starrte dann seine Finger an, als ob es ihn uberrasche, da? er noch lebte. Zu Bo-litho sagte er mit gepre?tem Murmeln:»Die werden nicht so lange warten, ehe sie das Feuer erwidern.»
Bolitho sah ihn fest an.»Abwarten, Sir.»
Dann fuhr er herum, als von neuem Geschutzdonner durch die Rauchschwaden drang; vermutlich hatte die Abdiel den Kampf mit der feindlichen Fregatte aufgenommen.
Inch rief:»Wir uberholen sie, Sir.»
Trotz ihrer zerfetzten Segel schaffte es die alte Hyperion. Vielleicht hatte der franzosische Kommandant zu lange gewartet, bis er die Segel auffierte, oder vielleicht hatte er sich auch nicht vorstellen konnen, da? sich ein einzelner Zweidecker nach diesem ersten harten Gefecht noch einmal zum Kampf stellte. Der Kluverbaum passierte bereits das Achterschiff des Franzosen in kaum drei?ig Meter Abstand. Uber der vertrauten Hufeisenform des Heckfensters mit seinen vergoldeten Verzierungen und dem Namen Emeraude konnte Bolitho das Sonnenlicht auf gerichteten Waffen funkeln sehen und gelegentlich einen Musketenschu? horen. Doch unter ihrem Heck entstand zunehmend Gischt, und er sah, wie sich das Schiff etwas auf die Seite legte, den Wind in den geblahten Segeln fing und mit zunehmender Geschwindigkeit davonglitt.
Inch knurrte:»Die holen wir nicht ein, Sir. Wenn sie wieder in
Luvposition kommen, konnen sie sich gegen uns wenden und das andere Schiff decken, bis es wieder gefechtsbereit ist.»
Bolitho ignorierte ihn.»Mr. Gossett — Backbordruder!«Er hob die Hand.»Still jetzt! Achtung!«Er sah, da? der Bugspriet der Hyperion sich ganz leicht windwarts drehte, so da? sie fur wenige Augenblicke dem Heck des franzosischen Schiffs ihre volle Breitseite zeigte.
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