Feind in Sicht: Kommandant Bolithos Zweikampf im Atlantik - Kent Alexander - Страница 77
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Der Kommodore wandte ihm das Gesicht zu.»Wollen Sie damit sagen, ich solle dieses Geschwader auf irgendein dummes, unbegrundetes Gerucht hin funftausend Meilen uber den Ozean segeln lassen?«Sein Gesicht zuckte, und er lie? den Kopf auf das durchschwitzte Kissen sinken.»Wenn Sie das glauben, Herrick, sind Sie noch beschrankter, als ich Ihnen zugetraut hatte.»
Fitzmaurice schaute zu Bolitho hinuber, als erwarte er von ihm Fuhrung und Beispiel. Dann sagte er nur kurz:»Ich meine, Sie sollten mehr Rucksicht auf Ihre Wunde nehmen, Sir. Es ist gefahrlich, sie unbehandelt zu lassen.»
Pelham-Martin sah in finster an.»Diese Fursorge macht Ihnen Ehre. Es ist traurig, da? die anderen nur so sparliches Mitgefuhl gezeigt haben.»
Bolitho ballte die Fauste und starrte auf das Wandschott jenseits der Koje. Die Hitze in der Kammer, der Brandy und die uberwaltigende Aussicht auf eine Niederlage machten ihn fast unempfanglich fur die Spannung ringsum. Wahrend er seinen Blick auf das Schott gerichtet hielt, scho? eine Erinnerung durch seinen Kopf, die ihn fast wieder in Verzweiflung warf. In dieser Kammer hatte Cheney wahrend ihrer Fahrt von Gibraltar nach Cozar geschlafen. In dieser Kammer und in dieser Koje, wahrend er in einiger Entfernung von ihr geblieben war, sich aber mit jeder Stunde ihr naher gefuhlt hatte.
Die anderen sahen ihn an, als er mit einiger Scharfe sagte:»Es gibt keine andere Moglichkeit: Sie mussen die Jagd aufnehmen. «Sein Blick blieb weiter auf einen Punkt uber der Koje gerichtet.
«Kapitan Fitzmaurice hat Gefangene von der Prise an Bord, darunter den Kommandanten. Wir sollten aus ihnen einiges herausholen konnen.»
Pelham-Martins aufsteigender Arger uber Bolithos Unterbrechung machte gleich darauf unverhohlenem Triumph Platz.»
«Wu?ten Sie's noch nicht? Farquhar hat keinerlei Dokumente oder versiegelte Befehle an Bord gefunden.»
Farquhar wandte sich zu Bolitho um, als der ihn fragend ansah.
«Das stimmt. Sie haben jedes Beweisstuck uber Bord geworfen, als die Niederlage unvermeidlich wurde. Der Erste Offizier ist gefallen, und nur der Kommandant wei? etwas, das uns nutzen konnte, aber er bricht seinen Eid nicht. «Er zog bedauernd die Schultern hoch.»Es tut mir leid, aber ich konnte nichts weiter tun.»
Pelham-Martin ruhrte sich unter seinem Laken.»Ich mochte einen neuen Verband. Schicken Sie sofort nach meinem Diener!«Er hob den Kopf.»Das ist alles, meine Herren. Ich habe dem im Augenblick nichts hinzuzufugen.»
Sie gingen hintereinander hinaus und trafen sich in der Kajute. Schweigend blieben sie vor den offenen Fenstern stehen.
Farquhar sagte schlie?lich bitter:»Das scheint den Fall zu beenden.»
Aber keiner von ihnen ruhrte sich vom Fenster weg. Bolitho konnte ihre Unsicherheit, ihr Zaudern, als erster das entscheidende Wort zu sagen, fast spuren.
Er begann ruhig:»Den Befehlen des Kommodore entgegen zu handeln ist Insubordination. «Er sah sie alle der Reihe nach an.»Eine Anderung seiner Taktik ist nur zu erzwingen, wenn man ihn seines Kommandos entbindet!«Seine Stimme blieb ruhig, aber jeder der Offiziere fuhlte sich angesprochen.»Ich will Sie nicht weiter mit hineinziehen, indem ich Sie frage, wie Sie unsere Erfolgschancen einschatzen. Der Kommodore ist verwundet, wie schwer, konnen wir nicht ohne genaue Untersuchung wissen, und die la?t er nicht zu. Um ihn zu suspendieren, mu? ich als der dienstalteste Kommandant ihm entgegentreten und seinen Stander herunterholen. «Er ging zum Tisch und beruhrte die Tulle der Karaffe mit den Fingern.»Danach bin ich kompromitiert, und — ob zu recht oder unrecht — alle, die meinem Beispiel folgen, auch.»
Herrick sagte mit fester Stimme:»Ich stehe hinter Ihnen, hier meine Hand darauf.»
Bolitho lachelte.»Denken Sie erst nach, bevor Sie den Sprung wagen. Wenn der Kommodore gesund wird und unser Vorgehen anzeigt, kann es nur ein einziges Urteil geben. Selbst wenn er es nicht tut, wurde man es als Treulosigkeit, die an Meuterei grenzt, ansehen. Und das besonders, weil gro?e Aussicht auf einen eklatanten Fehlschlag besteht.»
Fitzmaurice sah ihn finster an.»Es ist ein beunruhigender Vorschlag. Ich wurde lieber hundert Breitseiten entgegensehen als Ihrer Entscheidung.»
Bolitho entfernte sich vom Tisch und hielt am Kajutschott inne, uber dem sein Sabel hing.
«Uberlegen Sie grundlich, welche Alternativen Sie haben. Falls Sie hier vor Anker warten, bis der Kommodore so weit wiederhergestellt ist, da? er seine Plane andern konnte, wird man Sie spater kritisieren; aber niemand kann Ihnen einen ernsten Vorwurf daraus machen, da? Sie nur seinen Befehl befolgt haben. Wahrend. «Das Wort hing in der Luft.»Wenn Sie mir folgen, konnten Sie in wenigen Wochen Schlimmeres erleiden.»
Farquhar sagte ruhig:»Sie haben sich also schon entschieden?«Er durchquerte den Raum und schaute zu dem alten Sabel empor.»Der weckt die eine oder andere Erinnerung. «Dann sagte er:»Fur mich gibt es keinen Zweifel. «Er sah die anderen an.»Ich bin dafur, da? wir die Jagd fortsetzen.»
Bolitho wandte sich ihm zu und betrachtete ihn ernst. Farquhar hatte unter allen Anwesenden vielleicht das meiste zu verlieren. Es war eigenartig, wenn er uberlegte, vor wie kurzer Zeit Farquhar noch sein Midshipman gewesen war und Herrick sein Erster Offizier. Jetzt war er Fregattenkapitan und jung und ehrgeizig genug, um einmal zu hoheren Ehren aufzusteigen. Herricks Reaktion auf seinen Vorschlag war spontan und voraussehbar gewesen. Fur ihn zahlte nur die unbedingte Treue. Keinen Augenblick hatte er die moglichen Folgen ihrer leichtfertigen Verschworung bedacht. Fitzmaurice wurde sich den ubrigen anschlie?en, wahrend der junge Lambe noch nicht ernsthaft mitzahlte, was auch kommen mochte.
Er verschrankte die Hande hinter dem Rucken und versuchte, die immer wiederkehrenden Konzentrationsschwachen zu uberwinden.
War er nur durch ihre Reaktionen angetrieben worden, oder hatte er alles von Anfang an so geplant gehabt?
Er horte sich fragen:»Ist der franzosische Kommandant unter Bewachung an Land?»
Farquhar schuttelte den Kopf, den Blick immer noch auf Bolithos Gesicht gerichtet.»Nein, ihn und die restlichen Offiziere habe ich an Bord der Spartan behalten. Er hei?t Poulain und ist, wie ich glaube, ein sehr harter Mann.»
Bolitho nahm den Sabel herunter und drehte ihn in den Handen. Wie viele Fahrten, wie viele Kampfe mit den Feinden seines Vaterlandes hatte er miterlebt? Auf fast allen Familienportrats in dem alten Haus in Falmouth war er zu sehen, getragen von Kapitanen und Admiralen, die ebenso vergessen waren wie ihre Schiffe und Kampfe. Beinahe hatte es auch einen Sohn gegeben, der ihn eines Tages hatte tragen konnen. Aber vielleicht war es besser so. Wenn diese Waffe mit Schande bedeckt wurde, war sie besser genauso vergessen wie er.
Er sagte:»Bringen Sie Kapitan Poulain und seine ubrigen Offiziere auf die Hyperion.«Er machte eine Pause, als er die Betroffenheit auf Herricks Gesicht sah.»Und au?erdem zehn von seinen Leuten.»
Herricks Stimme klang heiser:»Dann sind wir uns also einig?»
«Es scheint so. «Bolitho nickte langsam.»Hoffentlich werden Sie Ihre Zustimmung nicht bereuen mussen.»
Farquhar griff nach seinem Hut und betrachtete ihn nachdenklich.»Zumindest wissen wir eines: Lequiller hat keine Fregatte mehr, seit wir die Thetis genommen haben. Was uns an Starke fehlt, konnen wir durch gro?ere Beweglichkeit gutmachen. «Ein schnelles Lacheln huschte uber seine Lippen.»Poulain wird genauso neugierig sein wie ich, wenn er von seiner Vorladung erfahrt. Mir scheint, da? er sich mehr Gedanken um seinen Sohn macht, der als Leutnant unter ihm diente, als uber den Verlus t seines Schiffes. Lequiller hat in seinen Untergebenen gro?e Siegeszuversicht geweckt. «Er stulpte den Hut auf und fugte hinzu:»Ich wurde den Verlust meines Schiffes jedenfalls nicht so leichtnehmen.»
Fitzmaurice sah ihm nach und fragte dann:»Wann werden Sie zum Kommodore gehen?«Er hatte beinahe geflustert, und Bolitho empfand Mitleid mit ihm. Fitzmaurice besa? nur seinen Rang und seine militarischen Verdienste. Die Gewi?heit, da? er im Augenblick der Entscheidung nicht allein dastand, konnte ihn nur wenig trosten.
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