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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 10


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Uberraschenderweise zeigte Keverne lachelnd seine ebenma?igen Zahne.»Ich bin nicht achtzehn Monate mit Ihnen gefahren, Sir, ohne etwas von Ihren Methoden gelernt zu haben. «Das Lacheln schwand.»Und ich hoffe, ich besitze Ihr Vertrauen.»

Jetzt lachelte Bolitho.»Ein Kommandant kann allenfalls seine Gedanken mit jemandem teilen, Mr. Keverne. Die Verantwortung bleibt immer bei ihm selbst, wie Sie eines Tages noch merken werden. «Wenn es heute nacht schiefgeht, dachte er trube, dann konntest du fruher befordert werden, als du glaubst.

Trute, der Kajutsteward, spahte vorsichtig durch die Tur und fragte:»Darf ich den Tisch zum Lunch decken, Sir?»

Keverne sagte:»Ich werde mich um die Leute kummern, Sir. «Abwesend sah er einen Moment zu, wie Trute sich mit Tellern und Bestecken zu schaffen machte.»Ich bin froh, wenn wir erst wieder auf See sind. «Ohne ein weiteres Wort ging er hinaus.

Mi?mutig sa? Bolitho an seiner einsamen Tafel und stocherte in der kalten Kaninchenpastete herum, die Rook von Land geschickt haben mu?te. Er uberdachte nochmals, was Taylor ihm erzahlt hatte. Die Tatsache, da? dieser unbehelligt nach Falmouth hereingekommen war und das Haus der Bolithos so schnell gefunden hatte, sprach Bande und lie? darauf schlie?en, da? andere wachsame Augen in nachster Nahe waren, bereit, der Auriga Nachrichten zu ubermitteln. Jeder Tauschungsversuch, etwa die Landung von Seesoldaten am Kai, wurde sofort Verdacht erregen; der Kommandant der Auriga war dann in gro?ter Gefahr, und die Konsequenzen mu?ten furchtbar sein.

Argerlich stand er auf. Wann endlich wurden solche Manner ein fur allemal aus der Flotte ausgesto?en? Eine neue Generation Seeoffiziere wuchs heran, die wu?te, da? die Mannschaft einen um so hoheren Kampf wert hatte, je besser ihre Lebensbedingungen waren. Aber hier und da gab es immer noch Schinder und Tyrannen, oft Manner, die hoherenorts Einflu? hatten, und die man erst bei solchen Gelegenheiten wie dieser ma?regeln oder entlassen konnte — wenn es zu spat war.

Trute kam wieder herein und sah ihn besorgt an.»Hat Ihnen die Pastete nicht geschmeckt, Sir?«Er stammte aus Devon, und Leute aus Cornwall waren ihm ein bi?chen unheimlich — Bolitho auch.

«Spater vielleicht. «Bolitho warf einen Blick auf seinen Degen.

Er war so alt und abgegriffen; auf allen Familienportrats war er schon abgebildet.»Den lasse ich in Eurer Obhut. «Er gab sich Muhe, moglichst normal zu sprechen.»Ich nehme meinen Entersabel mit — und Pistolen.»

Trute starrte auf den Degen.»Den wollen Sie hierlassen, Sir?»

Bolitho ging nicht darauf ein.»Jetzt geben Sie durch, da? mein Bootsfuhrer kommen soll.»

Allday war ebenso uberrascht.»Ohne Ihren Degen, das ist nicht richtig, Captain. «Er schuttelte den Kopf.»Was denn nun noch alles!»

«Ich habe Ihnen schon oft gesagt«, fuhr Bolitho ihn an,»da? Sie eines Tages den Mund noch mal zu weit aufrei?en werden. Sie sind nicht alt und weise genug, als da? ich Ihnen nicht mal eine verpasse!»

«Aye, aye, Captain«, grinste Allday.

Es war hoffnungslos.»Wir gehen zusammen an Land. Kennen Sie den >Drachenkopf

Allday wurde ernst.»Aye. In der Veryan Bay. Der Wirt ist'n alter, scheelaugiger Schurke. Ein Auge nach vorn, das andere beinah' nach achtern, aber er ist so schlau wie'n Midshipman hungrig.»

«Gut. Dahin gehen wir.»

Allday runzelte die Stirn, als Trute hereinkam und ein Paar Pistolen und einen krummen Entersabel auf den Tisch legte.»Ein Duell, Cap-tain?«fragte er naiv.

«Lassen Sie die Gig holen. Dann richten Sie Mr. Keverne mein Kompliment aus, und ich ginge von Bord, sobald ich seine Orders fertig hatte.»

Bolitho ging noch einmal zum Admiral; aber dessen Befinden war kaum verandert. Er schien ruhig zu schlummern; sein runzliges Gesicht wirkte im Schlaf etwas entspannter.

An Deck wartete Keverne schon.»Gig langsseit, Sir. «Keverne blickte hoch zu der schlaffen Flagge.»Der Wind ist fur die nachste Zeit gestorben, glaube ich.»

Bolitho knurrte. Es war, als wolle Keverne ihn warnen: da? er, sobald er von Bord ging, allein war und nicht damit rechnen konnte, da? ihm das Schiff zu Hilfe kame. Er verfluchte seine eigene Unsicherheit. Keverne hatte doch keine Ahnung, worum es ging; und uberhaupt, was konnte er anderes tun? Zu warten, bis der Admiral kam, hie?e nur, sich vor der Verantwortung zu drucken, die er freiwillig ubernommen hatte.»Passen Sie gut auf das Schiff auf«, sagte er kurz und kletterte dann zu dem wartenden Boot hinunter.

Als sie am Kai waren, stieg er die Stufen hinauf, blieb stehen und schaute zuruck. Da lag sein Schiff wie eingerahmt im blauen Wasser unter dem klaren Himmel, unzerstorbar, wie auf ewig. Eine Illusion, dachte er grimmig. Kein Schiff ist starker als die Manner, die auf ihm dienen.

Kritisch sah Allday zu, wie der Bootsmannsmaat die Gig von den Steinen wegmanovrierte und sich zur Ruckfahrt anschickte.»Was jetzt, Captain?»

«Zum Haus. Ich habe noch etwas zu erledigen, und wir brauchen zwei Pferde.»

Er fa?te sich an die Brust und fuhlte das Medaillon unter seinem Hemd. Cheney hatte es ihm geschenkt, es enthielt eine Locke ihres herrlichen braunen Haares. Er wurde es zu Hause lassen. Was heute nacht auch geschah, keiner sollte mit seinen dreckigen Pfoten dieses Medaillon anfassen.

«Ein schoner Tag«, sprach er langsam weiter.»Schwer, dabei an Krieg und dergleichen zu denken.»

«Aye, Captain«, stimmte Allday zu,»ein Krug Bier und eine Frauenstimme, das ware jetzt nicht schlecht.»

Aber nun hatte es Bolitho auf einmal eilig.»Na, dann los, Allday. Wenn der Ofen hei? ist, mu? man Brot backen. Hat keinen Zweck, die Zeit mit Traumen zu vergeuden.»

Bereitwillig ging Allday hinter ihm her, ein Lacheln auf den Lippen. Wie auf See war wieder mal alles drin. Was der Captain auch vorhatte, es schien ihn nicht nur zu bedrucken, sondern auch wutend zu machen, also wurde jemand noch vor dem Morgenrot kraftig eins auf den Kopf kriegen.

Beim Gedanken an Bolithos Worte verzog er das Gesicht. Ein Bramsegel oder eine Pardune — mit beiden wurde er fertig. Auch eine zimperliche Frau ging noch an. Aber ein Pferd! Er rieb sich den Hintern. Wenn wir erst im» Drachenkopf «sind, dachte er duster, dann brauche ich mehr als nur einen Krug Bier.

Kurz vor Sonnenuntergang sa?en sie auf, aber als sie den Flu? uber eine kleine Furt hinter Falmouth durchritten, wurde es schon schnell dunkel. Doch Bolitho kannte die Gegend wie seinen Handrucken und ritt in flottem Trab voran; der ungluckliche Allday folgte ihm, bis sie an den engen, gewundenen Feldweg kamen, der zur Bucht fuhrte. Stellenweise war er sehr steil, die Baumwipfel beruhrten sich beinahe in der Hohe, und aus dem dichten Gebusch am Wegrand kamen die Gerausche aufgeschreckter Tiere. Dann eine scharfe Biegung: ein paar Minuten lang hatten sie den Strand im Blickfeld, etwas weiter drau?en die wei?en Linien der Brandung und die machtigen Steine, die wie schwarze Zahne am Fu? der hohen Klippen lagen.

«Mein Gott, Captain«, keuchte Allday,»dieser Gaul hat keinen Respekt vor meinem Hintern!»

«Still, zum Teufel!«Bolitho parierte sein Pferd am Kamm der nachsten Erhebung und spahte angestrengt auf eine dunkle Linie dichten Gestrupps.

Der Rand der Steilkuste verliefjetzt wieder landeinwarts und reichte wahrscheinlich bis auf ein paar Meter an die Busche heran. Dahinter glanzte matt das Meer, so glatt wie ein Zinnteller. Doch die Bucht lag in tiefem Schatten — vielleicht war uberhaupt kein Schiff da. Aber ebenso konnten es ein halbes Dutzend sein.

Ein kleiner Schauer uberlief ihn, und er war ganz froh, da? er sich von Mrs. Ferguson hatte uberreden lassen, den dicken Bootsmantel anzuziehen. Hier oben war es kalt und die Luft feucht. Vor Sonnenaufgang wurde wieder Nebel aufkommen.

Er horte Alldays schweren Atem neben sich und sagte:»Nicht mehr weit. Der Gasthof liegt ungefahr eine halbe Meile vor uns.»

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