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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander - Страница 31


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«So ein Schiff zu kommandieren. Eines, das Sie selbst in der Schlacht erobert haben. «Er redete schnell; offenbar hatte er uber dieses Thema eingehend nachgedacht.»Ich an Ihrer Stelle wu?te nicht recht, ob ich ein Schiff, das ich selbst unter gro?er Gefahr erobert habe, auch verteidigen konnte.»

«Das kommt immer auf die Umstande an, Sir«, erwiderte Bolitho stirnrunzelnd.

«Mich interessiert das sehr. Sagen Sie, was halten Sie von der Eu-ryalus — als Schiff, meine ich?»

Bolitho blieb stehen und stutzte sich auf die Achterdecksreling. Er fuhlte das Holz unter seinen Handen erzittern, als sei dieses ganze komplexe Gebilde aus Holz und Hanf ein lebendes Wesen.»Sie ist sehr schnell fur ihre Gro?e, Sir, und erst vier Jahre alt. Sie segelt gut, und auch der Rumpf ist gut gebaut. «Er wies nach vorn.»Anders als bei unseren eigenen Linienschiffen lauft die Plankung um den Bug, so da? es keine Schwachstelle gibt, die dem feindlichen Feuer ausgesetzt ist.»

Draffen zeigte die Zahne.»Ihre Begeisterung gefallt mir. Wenigstens ein Trost. Und ich dachte, Sie wurden ganz anders reden. Ich hatte gewettet, da? Sie sagen, der franzosische Schiffsbau tauge nichts. «Er lachte leise auf.»Aber da habe ich mich anscheinend geirrt.»

«Die Franzosen sind gro?artige Schiffsbauer«, antwortete Bolitho gelassen.»Ihre Schiffsrumpfe sind in jeder Linie besser und schneller als unsere.»

In spottischer Besturzung hob Draffen die Hande.»Aber wie konnen wir dann gewinnen? Wie haben wir bisher siegen konnen, noch dazu gegen ihre zahlenma?ige Uberlegenheit?»

Bolitho schuttelte den Kopf.»Die Schwache der Franzosen liegt nicht in ihren Schiffen oder im Mangel an Mut. Es ist die Fuhrung. Zwei Drittel ihrer ausgebildeten und erfahrenen Offiziere wurden unter der Schreckensherrschaft abgeschlachtet. Und so lange sie durch unsere Blockade in ihren Hafen eingeschlossen sind, werden sie sich auch nichts zutrauen. «Er merkte recht gut, da? Draffen ihn nur ausholen wollte, aber er sprach weiter.»Jedesmal, wenn sie ausbrechen und unsere Geschwader in ein Gefecht verwickeln, lernen sie ein bi?chen mehr, bekommen ein bi?chen mehr Selbstvertrauen, auch wenn ihnen der Sieg versagt bleibt. Die Blockade ist meiner Meinung nach nicht mehr das richtige Mittel. Sie schadigt Unschuldige genauso wie diejenigen, gegen die sie gerichtet ist. Klare, entschiedene Aktionen, das ist die Losung. Den Feind treffen, wo und wie immer wir konnen! Der Umfang solcher Aktionen ist dabei relativ unwichtig.»

Eben wies der Wachoffizier mit schneidend boser Flusterstimme einen Ubeltater zurecht, den der Bootsmannsmaat nach achtern gebracht hatte.

Bolitho ging weiter, Draffen im Gleichschritt neben ihm.»Aber schlie?lich wird eine entscheidende Konfrontation der beiden gro?en Flotten stattfinden.»

«Zweifellos, Sir. Dennoch glaube ich, je mehr Angriffe wir auf die Basen, die Verbindungswege, den Handel des Gegners unternehmen, um so wahrscheinlicher ist es, da? wir ihn zu Lande auf lange Sicht besiegen. «Er lachelte verlegen.»Als Seemann sage ich das nur ungern; aber einen vollstandigen Sieg erzielen wir erst, wenn die Flagge unserer Infanterie auf den feindlichen Zinnen weht.»

«Vielleicht haben Sie sehr bald die Chance, Ihre Theorie in die Praxis umzusetzen«, antwortete Draffen bedeutsam lachelnd.»Es hangt weitgehend von unserem Treffen mit einem meiner Agenten ab. Ich habe ein Rendezvous arrangiert. Hoffentlich kann er es schaffen.»

Bolitho spitzte die Ohren. Das war das erste, was er davon horte. Broughton hatte ihm nur kurze Andeutungen gemacht. Das Geschwader sollte au?er Sichtweite vor Djafou patrouillieren; die Coquette sollte naher heransegeln und rekognoszieren. Ganz normale Taktik. Normal und bedruckend langweilig, hatte er gedacht. Aber jetzt, da

Aussicht auf neue, geheime Informationen uber den Aufmarsch des Gegners bestand, bekam die Operation ein ganz anderes Gesicht.

Draffen fuhr fort:»Ich werde ein bi?chen nervos, wenn ich an morgen denke. Wir konnten auf die ganze feindliche Flotte sto?en. Beunruhigt Sie das nicht auch?»

Bolitho blickte Draffen forschend an, aber dessen Gesicht lag in tiefem Schatten. Vielleicht wollte er ihn nur wieder prufen — es war schwer zu sagen. Vielleicht scherzte er auch uber etwas, das eine durchaus reale Moglichkeit war.

«Seit meinem zwolften Jahr lebe ich mehr oder weniger mit dieser Erwartung, in Angst, Erregung oder Betroffenheit, Sir. «Auch Bolitho war ernst geworden, aber dann grinste er.»Doch bis jetzt hat sich kein Mensch um meine Empfindungen gekummert — am allerwenigsten der Feind.»

Draffen lachte leise.»Dann will ich nach unten gehen und beruhigt schlafen. Ich habe Sie schon zu lange in Anspruch genommen. Aber bitte informieren Sie mich, wenn etwas Au?ergewohnliches geschieht.»

Bolitho trat beiseite.»Gewi?, Sir. Sie und meinen Admiral.»

Noch im Abgehen lachte Draffen vor sich hin.»Wir mussen uns ofter unterhalten!«Damit verschwand er.

Der Midshipman der Wache kam ubers Deck gerannt und meldete seinem Leutnant, da? die Hecklaterne brenne. Durch die Takelage vorn schimmerte die Laterne der Tanais wie ein Gluhwurmchen uber ihrem Kielwasser.

Bolitho horte die scharfe Stimme des Leutnants:»Hat auch lange genug gedauert, Mr. Drury!«und das Antwortgemurmel des Jungen. Es war gar nicht schwer, sich vorzustellen, da? dort Adam Pascoe stunde statt des ungluckseligen Drury.

Bolitho versuchte, sich um seinen jungen Neffen keine Sorgen zu machen; aber durch das Zusammentreffen mit Inch war ihm in aller Harte bewu?t geworden, da? der Junge fur ihn unerreichbar war. Er hatte naturlich Briefe bekommen, sowohl von ihm selbst als auch von seinem Kommandanten, von Herrick, Bolithos bestem Freund. Aber wie sein eigenes Schiff, die Euryalus, konnte auch Herricks alter Vierundsechziger, die Impulsive, wenig Rucksicht auf das bi?chen menschliche Warme und Hoffnung nehmen, das die Postboote brachten, oder das in irgendeinem Hafenburo lagerte, in der Erwartung der entfernten Moglichkeit, da? das Adressatschiff eines Tages dort vor Anker ging.

Bolitho nahm seinen Marsch wieder auf und versuchte, sich Adam vorzustellen, wie er ihn zuletzt gesehen hatte. Doch jetzt mu?te er anders aussehen. Vielleicht ganz fremd? Bolitho schritt rascher aus. Unvermittelt wurde ihm klar, wie sehr ihn das beruhrte. Vor zwei Jahren hatten sie sich getrennt. Der Junge war zu Herrick an Bord gegangen, Bolitho bekam das Kommando uber seine Prise, die spatere Euryalus, und mu?te sie neu ausrusten und versorgen. Adam war jetzt siebzehn; vielleicht wartete er schon auf die Chance zum Offiziersexamen. Ob er sich wohl in den zwei Jahren sehr verandert hatte? Hatte er seine eigene Form gefunden, oder war er nach Hugh geschlagen?

Zusammenfahrend bemerkte Bolitho, da? der Midshipman ihm den Weg versperrte; wei? glanzten seine Augen in der Dunkelheit.

«Entschuldigung, Sir, aber der Wachoffizier la?t mit allem Respekt anfragen, ob. ob. «Unter dem Blick seines Kommandanten fing er an zu stottern.»Ob wir reffen konnten. Der Wind scheint aufzufrischen, Sir.»

Bolitho musterte ihn unbewegt.»Ja, Mr. Drury. «Er hatte nicht einmal an dem veranderten Summen in den Wanten gemerkt, da? der Wind starker geworden war, so tief war er in Gedanken gewesen.»Wie alt sind Sie, Mr. Drury?«fragte er.

Der Junge schluckte.»Dreizehn, Sir.»

«Aha. Nun, Mr. Drury, bis Sie ein eigenes Schiff bekommen, haben Sie noch eine lange, sturmische Fahrt vor sich.»

«Jawohl, Sir. «Was, um Gottes willen, mochte nun kommen?

«Und wenn ein junger Offizier keine Finger mehr hat, kann das ein wirkliches Problem fur ihn sein. Daher wunsche ich in Zukunft nicht mehr zu horen, da? Sie Kerzen hochhalten, um anderen Leuten bei ihren Degentricks zu assistieren — verstanden?»

«Nein, Sir — ich meine, ja, Sir!«Drury fiel fast auf die Nase, als er zum Wachoffizier zuruckrannte; vermutlich schwirrte ihm der Kopf im Gedanken an den unfehlbaren Nachrichtendienst des Kommandanten.

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