Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 80
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«Verdammtes Pech«, stohnte Herrick.
Inch schuttelte den Kopf.»Na ja — teils, teils, Sir.»
«Los, Mann«, sagte Bolitho ungeduldig,»spucken Sie's schon aus!»
Inch grinste entschuldigend.»Die Reparaturen haben Nelsons Plane verzogert, aber ge rade dadurch konnte die Verstarkung ihn noch erreichen. Jetzt befehligt er vierzehn Linienschiffe, aber — «, Inch sah, da? sich Herricks Miene erhellt hatte, und fuhr eilig fort:»Die Sache ist die, Sir, derselbe Sturm, der die Vanguard entmastete, hat den Franzosen Gelegenheit gegeben, zu entwischen. «Er blickte von einem zum anderen.»Die Franzosen sind ausgelaufen, Sir.»
Bitter sagte Herrick:»Genau wie damals unsere Transporter. Verdammtes Dreckwetter!»
«Ist das alles, Commander Inch?«Bolitho bemuhte sich, gleichmutig zu sprechen, doch er fuhlte die Enttauschung in sich hochsteigen.
Inch hob die Schultern.»Die Franzosen haben Malta kampflos genommen, Sir. Nelsons Schiffe haben Brueys' Flotte nicht aufgespurt. Er ist durch das ganze Ligurische Meer hinter ihnen hergefahren und hat sogar in mehreren Hafen gesucht, wo franzosische Schiffe mit Reparaturen liegen mochten.»
«Das haben Sie sehr gut gemacht, Inch«, sagte Bolitho und bedeutete Ozzard, Wein einzuschenken.»Und haben Sie Depeschen fur mich?»
Inch nickte.»Der Admiral hatte mich nach Neapel beordert, Sir. Dort traf ich dann endlich unsere Flotte. «Er grinste verlegen.»Und Nelson auch.»
«Was, zum Teufel, den?«Herrick starrte ihn an.»Das hatte ich sehen mogen!»
«So sind Sie also nicht auf die Perle gesto?en«, sagte Bolitho nachdenklich.
Herrick erlauterte Inch, wie ihr Gefecht verlaufen war, und da? sie Prisen hatten. Bolitho horte nicht hin. Seine Gedanken waren anderswo. Wenn Fitz-Clarence nun in Gibraltar war, mu?te er zu spat gekommen sein; Bolitho konnte mit seinem Geschwader auch nicht mehr umkehren und Nelson suchen. Er machte sich Vorwurfe, weil er nicht geglaubt hatte, da? auf seine durftigen Informationen hin die ganze britische Flotte so schnell auslaufen wurde.
Aufgeregt fragte Inch:»Wo sind denn nun die Franzosen? Nelson suchte vor Elba und Civita Vecchia und Neapel und hat keinen einzigen Franzosen gesehen. Sie dagegen kommen von Osten und haben auch keinen gefunden. Ich verstehe das nicht.»
Bolitho wandte sich ihnen wieder zu.»Hat Nelson Sie gut aufgenommen?»
«Gewi?, Sir, jawohl. «Inch runzelte die Stirn.»Er war ja nicht ganz so, wie ich erwartet hatte, aber ich fand ihn sehr gewinnend, obwohl er offenbar Sorgen hatte.»
Bolitho fragte sich, was wohl hinter diesen einfachen Worten stecken mochte. War Nelson wutend auf ihn, weil er die Franzosen ebenfalls verloren hatte? Weil er eine britische Flotte, die anderswo dringend gebraucht wurde, ins Leere geschickt hatte?
Inch fuhr fort:»Ich bekam Order, da? ich Ihnen, falls ich Sie finde, bestellen soll, so schnell wie moglich in Alexandria zur Flotte zu sto?en. «Er bemerkte Bolithos Uberraschung.»O ja, Sir, Nelson hat volles Vertrauen in Ihre Schlu?folgerungen. Er glaubt, die Franzosen nehmen Kurs auf Agypten oder sind schon da. «Anscheinend dachte Inch, diese Nachricht wurde Bolitho in helle Aufregung versetzen.
Doch Bolitho erwiderte:»Captain Herrick ist in eigener Initiative nach Alexandria gesegelt. Bis auf ein paar uralte turkische Kriegsschiffe und die gewohnten Kustenfahrzeuge war der Hafen dort leer. Und das wird auch der Fall sein, wenn Nelson eintrifft. «Er sah Herrick an.»Stimmen Sie mir bei, Thomas?»
Herrick nickte.»Ich furchte, ja. Nach allem, was wir in Korfu gesehen und gehort haben, sollten die Versorgungsschiffe erst einen anderen Hafen ansegeln, ehe sie zur Hauptflotte stie?en. «Unmutig studierte er die Karte auf Bolithos Tisch.»Also wird Nelson, wenn er nach Osten segelt, Brueys' Flotte um hundert Meilen oder mehr verfehlen. Die Franzosen werden sich versammeln. «Er tippte auf die Karte.»Hochstwahrscheinlich vor Kreta. Wahrend wir zwischen diesen Inseln mit Reparaturen beschaftigt lagen, segelte die gro?te Flotte seit der spanischen Armada nur ein paar Meilen sudlich von uns vorbei, und wir haben nichts davon gemerkt!»
Zweifelnd fragte Inch:»Was wird Brueys machen, Sir?»
Bolitho musterte konzentriert die Karte.»Ware ich in seinen Schuhen, ich wurde sammeln, was von den Transportern noch ubrig ist, und dann auf die warten, die vielleicht noch zwischen den Inseln und in den Buchten verstreut sind. Dann wurde ich nach Sudosten segeln. Nach Agypten.»
«Alexandria, Sir?«fragte Herrick gespannt.
«Ja. Doch dort wird seine Flotte vor dem Hafen liegen bleiben. Irgendwo, wo sie eine bessere Verteidigungsposition hat.»
Herrick nickte verstandnisvoll.»Die Bucht von Abukir. Die ware am besten — fur Brueys. «Er verzog das Gesicht.
Bolitho ging zum Heckfenster, breitbeinig, denn das Schiff lief eben durch ein tiefes Wellental.
«Und Nelson segelt jetzt wieder nach Westen. «Er sprach wie zu sich selbst.»Er mu? annehmen, da? Brueys ihn uberlistet und schlie?lich doch irgendwo anders angegriffen hat.»
Er hatte oft von Nelsons plotzlichen Depressionen gehort, von seiner Neigung zur Selbstkritik, wenn seine kuhnen Ideen nicht gleich zum Erfolg fuhrten.
Drau?en scho? etwas am Fenster vorbei: eine Mowe, die sich unter dem Heckuberhang einen arglosen Fisch aus dem Wasser holte.
Ein paar hundert Meilen nur, doch bedeuteten sie den Unterschied zwischen Erfolg und Nichts. Er wu?te, wo die Franzosen ihre Kampfverbande sammeln wurden, die mit oder ohne schwere Artillerie sehr rasch die Walle und Batterien Alexandrias einnehmen konnten. Er wu?te es, konnte es aber dem Vizeadmiral nicht rechtzeitig mitteilen. Ware er doch nur wie jene Mowe, konnte doch seine Nachricht so schnell reisen wie ein Vogel! Die Mowe mochte heute nacht auf einer der griechischen Inseln schlafen; doch seine Schiffe wurden, in welche Richtung auch immer, kaum vorwartskommen.
Nachdenklich sagte er:»Rufen Sie alle Kommandanten sofort zu mir an Bord, Thomas! Wir mussen von unserer Unabhangigkeit Gebrauch machen, sonst nutzen wir Nelson gar nichts.»
Inch fuhr hoch.»Sie wollen nicht zu Nelson sto?en?»
Bolitho mu?te uber Inchs Betroffenheit lacheln.»Doch. Aber nachher.»
Herrick machte Inch ein Zeichen mit dem Kopf.»Ich lasse das Signal hissen. Kommen Sie mit, Commander. «Er warf einen Blick auf Bolithos nachdenkliches Gesicht, denn er wu?te aus Erfahrung, wann dieser mit seinen Gedanken allein sein wollte.
Zwei Stunden spater waren alle Kommandanten in der Kajute versammelt: Javal, hohlaugig von vielen schlaflosen Nachten, in denen er mit seiner geschwachten Mannschaft gegen See und Wind gekampft hatte. Probyn, Mi?trauen auf den groben Zugen, der Bolithos Blick mied und sich einen Platz im Schatten suchte. Leutnant Gilchrist, verlegen unter so vielen Vorgesetzten, doch selbstsicherer, als Bolitho ihn je gesehen hatte. Das Kommando uber einen Vierundsiebziger veranderte einen Mann eben in vieler Hinsicht. Gilchrist hatte es offenbar gutgetan.
Au?er Herrick und Inch waren noch Moffitt und Ozzard anwesend. Der Schreiber hockte mit Papier und Feder abseits an einem kleinen Tisch, wahrend der Steward aufmerksam beim Weinschrank stand.
«Gentlemen«, sagte Bolitho ernst,»ich habe Ihnen zu eroffnen, da? wir erneut auf die Suche nach den Franzosen gehen mussen. Brueys ist wieder auf hoher See und hat bis jetzt unsere Flotte abschutteln konnen, die den Auftrag hatte, ihn festzuhalten. «Javals Mudigkeit war auf einmal verschwunden; alle tauschten interessierte Blicke.»Wir mit unserem kleinen Geschwader mussen alles tun, was wir konnen, um die Plane des Feindes zu durchkreuzen. Sie haben bereits viel mehr getan, als die Befehle uns vorschrieben, oder — «, er lachelte — ,»ungesagt lie?en.»
Herrick grinste versteckt und nickte Inch mit schweigendem Einverstandnis zu.
«Ich will Ihnen nichts vormachen«, fuhr Bolitho fort.»Wenn wir Feindberuhrung bekommen, ist das Risiko gro?. Zu gro? vielleicht. «Er sah Javal direkt ins Gesicht:»Und von Ihnen, Captain, mu? ich ebenfalls volle Aufrichtigkeit verlangen.»
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