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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander - Страница 88


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Und dann fiel auch er, blutuberstromt, sterbend, und konnte ebensowenig wie Kipling sehen, da? die schweren Geschutze aus der stolzen Fregatte ein entmastetes Wrack gemacht hatten.

Eine heftige Explosion lie? die Segel wie unter einem hei?en Windsto? erzittern. In Sekundenschnelle hullte eine machtige Rauchwolke die kampfenden Schiffe ein, und die Sonne war nur noch wie eine Laterne im Nebel.

Das vorderste franzosische Schiff trieb noch vor dem Wind, in seiner Umgebung schwammen Treibgut und Leichen. Achtern fiel das zweite zuruck; es besa? nur noch ein intaktes Buggeschutz. Doch auf der Immortalite mu?te eine Pulverkammer explodiert sein. Javal hatte einen der Franzosen an den Enterhaken, und wahrend der andere versuchte, an seinem Heck vorbeizukommen und ihn in Langsrichtung zu beschie?en, war Feuer ausgebrochen. War eine Laterne vom Haken gefallen, hatte ein von Panik gepackter Mann durch einen unglucklichen Zufall das Pulver entzundet — niemand wurde es je erfahren. Von dem eroberten Schiff war nicht mehr viel zu sehen. Die Masten waren gefallen; es schien nur noch aus einer Flammenwand zu bestehen, die mit jeder Sekunde wuchs und sich ausbreitete. Der Wind wehte Funken auf das langsseit liegende Schiff, dessen Segel bereits loderten; Segel und Laufbrukken brannten ebenfalls — auch dieses Schiff war verloren.

Bolitho wischte sich die Augen, die nicht nur vom Rauch, sondern auch vom Schmerz uber den Tod Javals und seiner Manner voller Tranen standen.

Dann, als der Rauch wegwirbelte, horte er Grubb rufen:»Das Ruder, Sir!»

Er ging quer ubers Deck und kummerte sich nicht um die Kugeln, die hier und da zu seinen Fu?en in die Planken schlugen. Er starrte nur auf die Rudergasten, die das machtige Rad im Leerlauf herumwirbelten.

«Der Mistkerl hat uns mit seinem Buggeschutz die Ruderzuge weggeschossen!«keuchte Grubb wutend.»Wir treiben ab!«Und er zeigte auf die Fock.

«Einige Mann nach achtern!«brullte Bolitho.»Neue Leinen anschlagen, so schnell wie moglich!«Plowman holte bereits Leute von den nachsten Geschutzen zusammen.

Verzweifelt starrte Herrick auf die killenden Segel.»Wir mussen sofort Segel wegnehmen!»

«Aye, Thomas.»

Nur nicht an den Franzosen denken, der hinter ihnen herkam! Mit einem Gluckstreffer hatte er das Steuer der Lysander beschadigt; und jetzt, da sie langsam abtrieb, drehte der Wind sie quer und bot dem Feind ihr Heck. Genau wie damals die Osiris! Beinahe hatte Bolitho laut geflucht. Diesmal war keine Lysander da, die sie retten konnte.

An Backbord und Steuerbord trieben, brennend oder schwer beschadigt, die franzosischen Versorgungsschiffe. Brueys' Hauptflotte mochte reichlich Infanterie und bespannte Artillerie an Bord haben, aber kein einziges von den schweren Belagerungsgeschutzen, die nun alle versenkt waren!

Damals wie heute hatte sich die Nicator herausgehalten. Das tat ein Mann, der so verbittert war, so besessen von seinem Ha?, da? er lieber seine eigenen Landsleute sterben sah, als ihnen zu Hilfe zu kommen.

Unten krachte es noch mehrmals; unter einem Chor von wilden Schreien kam die Gro?bramstenge der Lysander splitternd durch den Rauch gesturzt und schleuderte Manner und Segel mit machtigem Aufklatschen ins Meer.

Matrosen rannten mit Axten herzu, um sie zu kappen; Bolitho sah Saxby zu den Wanten rennen, einen neuen Kommodorestander wie eine Scharpe um den Leib gewickelt.»Sehen Sie, Sir«, schrie er, als er in die Webeleinen griff,»hab ich mir doch gedacht, da? ich heute noch einen extra brauchen wurde!«Er lachte und weinte zugleich; seine Angst war unter den Schrecknissen verschwunden, die ihn umgaben. Spater wurde er, falls er am Leben blieb, um so schwerer daran zu tragen haben.

Bolitho sah uber ihn hinaus auf Marssegel und Galion des Franzosen, die an Backbord turmhoch uber ihrem Heck standen. Immer noch zerhammerten sie einander mit den Kanonen, und es gab tatsachlich noch Manner, die hurra schrien, wenn die Lysander einen Treffer anbrachte.

Doch es hatte alles keinen Zweck mehr. Hilflos trieb die Lysander quer, durch die zerfetzten Segel stromte der Qualm, die Geschutze feuerten kaum noch, weil keine Bedienungen mehr vorhanden waren. Der wirbelnde Rauch farbte sich rot. Bolitho mu?te sich irgendwo festhalten, denn die erste feindliche Kugel schmetterte in die Kampanje. Seesoldaten und Matrosen fielen tot oder sterbend auf seinen Weg. Leutnant Nepean lie? seinen Sabel fallen und sturzte, an seinem Blut erstickend. Leroux schrie nach seinem Sergeanten, aber der meldete sich nicht mehr. Er sa? am Boden und hielt sich den Leib, und seine Augen verglasten, wahrend er versuchte, seinem Major zu antworten, wie er ihm immer geantwortet hatte.

Allday ri? seinen Entersabel heraus und stellte sich vor Bolitho, um ihn mit seinem eigenen Korper zu schutzen.

«Noch eine Breitseite«, knirschte er,»und die versuchen, uns zu entern. «Er schob einen sterbenden Seesoldaten beiseite und deutete mit dem Entersabel durch den Rauch.»Es gibt nur einen Mann, den ich heute lieber umbringen mochte als jeden Franzosen!»

Mit steinernem Gesicht, die Hande auf dem Rucken, schritt Herrick vorbei.»Mr. Plowman sagt, gut zehn Minuten dauert es noch,

Sir.»

Es konnte ebensogut eine Stunde dauern, dachte Bolitho.

Herrick wandte sich nach Allday um.»Und wer ist das?»

«Dieser blutiggottverdammte Probyn, den meine ich!»

Das franzosische Schiff war schon dicht an ihrem Heck. Was die Rohre hergeben wollten, feuerte der Franzose in die Kampanje und den unteren Rumpf der Lysander, und vom Bugspriet und der Vormarsrah schossen Scharfschutzen, so schnell sie laden konnten, auf das Achterdeck der Lysander.

«Was ist mit den Versorgungschiffen, Thomas?«schrie Bolitho.

Herrick zeigte die Zahne.»Sechs sind zerstort, und vielleicht ebenso viele manovrierunfahig.»

Bolitho wandte sich um, denn soeben wurde ein Toter von der Kampanje weggezerrt: Moffitt, sein Schreiber, einen hellroten Fleck in dem dunnen grauen Haar, wo ein Splitter ihn getroffen hatte. Wie Gilchrists Vater hatte er das Elend der Schuldgefangnisse kennengelernt. Und jetzt war er tot.

Bolitho brachte die Worte kaum heraus.»Ich befehle Ihnen hiermit, unsere Flagge niederzuholen, Thomas.»

Mit fest zusammengepre?ten Lippen starrte Herrick ihn an.»Die Flagge streichen, Sir?»

Bolitho schritt an ihm vorbei. Allday war dicht hinter ihm und schutzte ihn. Wie immer.

«Aye. «Er sah die umgesturzten Kanonen, das Blut, das bis auf den zerfetzten Kluver gespritzt war.»Wir haben erreicht, was wir uns vorgenommen hatten. Ich lasse keinen Mann mehr sterben, nur um meiner Ehre Genuge zu tun!»

«Aber, Sir!»

Herrick zogerte noch, denn Veitch kam herbeigerannt, sein Armel war blutdurchtrankt, das Gesicht wachsbleich.»Wir konnen doch noch kampfen, Sir«, keuchte er,»wir haben immer noch ein paar tuchtige Jungs!»

Mude sah Bolitho ihn an.»Ich wei?, da? Sie kampfen wurden. Aber dann fallen unsere Manner fur nichts. «Er drehte sich zum

Feind um und hielt dann nach Saxby Ausschau. Der kniete am Schanzkleid.

«Holen Sie die Flagge ein!«rief er laut.»Das ist ein Befehl!»

Die Kanonen schwiegen jetzt, und uber dem Prasseln eines brennenden Versorgungsschiffes horte man zogernde franzosische Hurrarufe.

Sie machen sich fertig zum Entern. Bolitho stie? den Degen in die Scheide und sah sich unter seinen Leuten um. Wenigstens die, die noch am Leben waren, brauchten jetzt nicht mehr zu sterben.

Wieder stieg der Rauch hoch, und mit ihm ein furchtbarer Kanonendonner; Bolitho glaubte eine Sekunde lang, da? die Franzosen ihren Sieg durch eine letzte morderische Breitseite auf allerkurzeste Entfernung besiegeln wollten. Ein paar Wanten der Lysander wurden von Kugeln, die uber das Deck fegten, weggefetzt wie Gras.

Wild schrie Herrick:»Das ist die Nicator, Sir! Sie feuert von der anderen Seite auf den Franzosen!»

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