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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 29


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Er kletterte hinunter an Deck und sah Midshipman Penels zu sich hinuberschielen wie jemand, uber den ein Todesurteil gefallt worden war.

«Na, Penels, kommen Sie mal her!»

Der Junge eilte gehorsam herbei, begleitet vom Lacheln einiger Seeleute, als er in seinem Eifer uber einen Ringbolzen stolperte.

«Heute war ein schlechter Tag fur Sie, scheint es. «Bolitho sah den Jungen unter seinem scharfen Blick zuruckweichen. Zwolf Jahre alt, kein Vater, auf See geschickt, um ein Offizier des Konigs zu werden.

Die Sache mit seinem Freund Babbage ging ihm bestimmt zu Herzen.

Penels kampfte mit den Tranen.»Er war mir ein guter Freund, Sir. Nun wei? ich nicht, was ich sagen soll, wenn ich ihn das nachste Mal sehe.»

Bolitho dachte an Wolfes gleichgultige Feststellung der Tatsachen. An Penels' Mutter, die sich einem anderen Mann zugewandt hatte. Wei? Gott, Seemannsfrauen hatten viel zu ertragen. Aber Penels war nur gekleidet wie ein angehender Offizier. Er war noch ein Junge, ein

Kind.

Bolitho sagte beruhigend:»Mr. Pascoe hat getan, was er konnte. Vielleicht braucht Babbage Ihre Hilfe jetzt mehr denn je. Ich nehme an, in der Vergangenheit war es umgekehrt?»

Penels starrte ihn sprachlos an. Da? sein Admiral sich um ihn kummerte, mu?te ihm unglaubhaft vorkommen. Da? er au?erdem mit seiner Annahme uber Babbage recht hatte, war noch erstaunlicher.

Er stammelte:»Ich — ich werde es versuchen, Sir.»

Wolfe tippte ungeduldig mit einem gro?en Fu? aufs Deck, und als Penels wieder auf seinen Posten an Steuerbord eilte, bellte er:»Helfen Sie dem Flaggleutnant, Mr. Penels. Obwohl ich mich sicherer mit einem Franzosen fuhlen wurde als mit Ihnen, Gott verdammmich!«Dabei zwinkerte er Leutnant Speke zu.

Der alte Ben Grubb schneuzte sich gerauschvoll und brummte:»Stetiger Wind, Sir. Westlich mit kaum einer Abweichung. «Er guckte nach dem Halbstundenglas im Kompa?haus und fugte hinzu:»Nicht mehr lange, wurde ich sagen.»

Bolitho sah Herrick an und hob die Schultern. >Nicht mehr lange bis wann?< fragte er sich. Fruhe Dunkelheit, Sieg oder Tod? Dem Master machte es anscheinend Spa?, solch kryptische Bemerkungen fallenzulassen. Eine seiner machtigen Fauste steckte in der Tasche seines abgetragenen Wachmantels, und Bolitho dachte, da? er darin wohl seine Batteriepfeife hielt, mit der er sie bis in die Holle pfeifen wurde, falls erforderlich.

Herrick war nicht so wohlmeinend.»Grubb wird alt, Sir. Er sollte irgendwo an Land sitzen mit einer guten Frau, die fur ihn sorgt.»

Bolitho schmunzelte.»Thomas, seit Sie verheiratet sind, konnen Sie es wohl nicht lassen, Plane fur das Leben anderer zu schmieden?»

Allday, der an der Nagelbank des Gro?mastes lehnte, fuhlte sich erleichtert. In solchen Augenblicken, in denen er Bolitho beobachtete, wog er immer seine eigenen Chancen ab. Jetzt beobachtete er uber die Luv-Laufbrucke hinweg die anderen Schiffe, den Feind. Beide Geschwader bewegten sich wie die Flugel einer gro?en Pfeilspitze aufeinander zu, wobei der Wind in der Richtung des zugehorigen Pfeilschaftes wehte. Aber die Franzosen hatten die Luvposition und waren zahlreicher. Er wandte sich um und beobachtete die Manner um sich herum. Die alten Hasen uberpruften noch einmal ihr Gerat: Steinschlosser und Pulverhorner, Schwamme und Ansetzer, Schraubenspindel und Pricker, obwohl sie das bereits mehrmals getan hatten. Und wenn sie fertig waren, wurden sie noch einmal damit anfangen. Sie hatten das alles schon oft erlebt. Die langsame, drohende Annaherung, das Gewirr von Segeln und Masten, das sich allmahlich zu Formationen und einzelnen Schiffen aufloste. Es kostete Nerven, dazustehen und auf das unvermeidliche Ende zu warten.

Die neuen Leute sahen es mit anderen Augen. Aufregung war bei ihnen mit Furcht gemischt. Und dann die Erwartung, endlich zu kampfen, statt endlos und knochenbrechend zu exerzieren.

Etwas abgesetzt von den Geschutzbedienungen und von den Matrosen, die fur die Segelmanover wahrend des Gefechtes bereitstanden, gingen die Unteroffiziere noch einmal ihre Namenslisten durch und uberpruften ihren eigenen Aufgabenbereich. Hier und da sah man zwischen den Reinen der Geschutze wie blauwei?e Farbtupfer die Uniformen der Offiziere, Deckoffiziere und Midshipmen. Im unteren Batteriedeck, wiederholte sich das Bild, aber dort war es hinter den noch geschlossenen Stuckpforten unheimlich dunkel.

Leutnant Marston von den Seesoldaten war vorn und sprach mit den Bedienungen der beiden gro?en Karronaden. {Gro?kalibrige Kartatsche mit geringer Reichweite, aber verheerender Wirkung auf die gegnerische Besatzung} Allday sah noch den Leutnant der Seesoldaten von der Styx vor sich, wie er mit dem Kopf in den blutenden Handen dagesessen hatte, weil er von herumfliegenden Splittern in die Augen getroffen worden war.

Major Clinton stand mit Sergeant Rombilow ganz achtern und zeigte mit seinem schwarzen Stock auf das schwenkbare Geschutz im Besantopp. Allday hielt alle Seesoldaten fur ein wenig verruckt. Clinton bildete keine Ausnahme. Immer wenn das Schiff gefechtsbereit gemacht wurde, fuhrte er seinen Stock mit sich, wahrend eine Ordon-

nanz seinen Sabel wie ein Schildknappe sorgsam hinter ihm hertrug.

Allday beobachtete Pascoe, der im Vorschiff langsam hinter seinen Kanonen auf und ab ging. Wenn die Schiffe auf dem gleichen Kurs weiterliefen, wurden seine Geschutze als erste den Feind unter Feuer nehmen. Wie er doch Bolitho ahnelte. Er dachte plotzlich an Babbage, an das widerliche Schauspiel, als er sich unter den Peitschenhieben gekrummt und geschrien hatte. Sogar der Bootsmannsmaat, der die >neunschwanzige Katze< schwang, war durch diesen Ausbruch geschockt gewesen.

Nach Bolitho hatte Allday fur Pascoe alles getan. Sie hatten zusammen gelebt, gekampft und gelitten, und wenn Babbage die Ursache fur Pascoes besorgte Miene war, dann war das fur Allday Grund genug, ihn zu hassen.

Das Schiff war bereit zur Schlacht. Allday kummerte sich nicht darum, ob sie recht oder unrecht hatten oder was der Anla? war, der die ganze Welt in den Krieg zog. Man kampfte fur die, um die man sich sorgte, fur das Schiff, auf dem man stand, und fur wenig mehr.

Die Gro?en und Machtigen sollten ihren Portwein trinken und ihre Vermogen verspielen, dachte Allday, aber dies hier war seine Welt, so lange sie bestand. Und wenn Pascoes Gedanken auch nur zum Teil durch die Probleme eines Narren abgelenkt wurden, so befand er sich in gro?erer Gefahr als alle ubrigen.

Bolitho beobachtete seinen Bootssteurer und fragte Herrick leise:»Sehen Sie ihn, Thomas? Ich kann von hier aus fast seine Gedanken lesen.»

Herrick folgte Bolithos Blickrichtung und antwortete.»Aye, Sir. Er ist ein guter Mann, obwohl er sich eher in die Zunge bei?en, als Ihnen zustimmen wurde.»

Die Luft hallte von plotzlichem Kanonendonner wieder. Wolfe sagte:»Die Franzmanner probieren ein paar Schusse gegen die Relent-less, scheint mir, Sir.»

Herrick sah Bolitho an.»Ich werde sie und die Lookout auf unsere Leeseite zuruckholen, Sir. Sie haben ihre Aufgabe erfullt.»

Bolitho sah ihn mit Browne sprechen, wahrend die Signale an die Flaggleinen angesteckt wurden. Herrick hatte viel hinzugelernt, seit er damals zum Flaggkapitan der Lysander ernannt worden war. Er war selten unschlussig, und wenn er sich zu etwas entschlossen hatte, dann stand dahinter das ganze Gewicht seiner Uberzeugung.

Browne rief:»Sie haben >verstanden< gezeigt, Sir.»

Herrick fragte:»Was, meinen Sie, werden die Franzosen tun, Sir?»

«Wenn wir die Fregatten einstweilen aus dem Spiel lassen, wird Ropars sich mit seinem ganzen Gewicht auf uns werfen. Wenn ich Ropars ware, wurde ich eine einzige Linie bilden, anderenfalls sind wir beim ersten Zusammensto? vier gegen drei. In einer einzigen Schlachtlinie aber waren die Chancen funf zu vier gegen uns.»

Herrick sah ihn hoffnungsvoll an.»Sie haben doch nicht vor, ihm diesen Ratschlag zu geben, Sir?»

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