Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 51
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Der Arm der alten Dame tauchte aus ihren Gewandfalten auf und dirigierte Bolitho auf einen unbequem aussehenden Stuhl ihr gegenuber. Sie bediente sich dazu eines dunnen schwarzes Stockes ahnlich dem, den Major Clinton immer trug.
Von seinem Platz aus blickte Bolitho durch ein paar Fenster, hinter denen weder Hauser noch Baume zu sehen waren. Vor diesem hellen Hintergrund konnte er die junge Frau nur wie eine Silhouette wahrnehmen, ohne ihr Gesicht oder gar seinen Ausdruck zu erkennen.
Die Frau des Richters sagte:»Wir werden gleich Tee bekommen, Herr.«, sie schaute auf Bolithos Schulterstucke,»Kapitan, ist das richtig?»
Die junge Frau sagte schnell:»Konteradmiral, Ma'am!»
Bolitho bemerkte eine gewisse Gereiztheit in ihrem Tonfall, was ihm verriet, da? sie der Richtersgattin schon von ihm erzahlt hatte.
«Ich furchte, die Details kann ich einfach nicht mehr behalten. «Sie nickte langsam.»Aber ich habe gehort, da? Sie sich auf dem Besitz von Lord Swinburne in Hampshire aufgehalten haben. «Es klang wie eine Anschuldigung.
Bolitho sagte:»Er war sehr hilfsbereit. «Dann versuchte er es noch einmal:»Es sieht so aus, als ob ich bald zum Geschwader zuruckkehren konne. «Er wandte sich an ihre Silhouette.»Hoffentlich haben Sie sich hier schon eingelebt.»
«Es geht mir gut, danke.»
Und so platscherte die Unterhaltung weiter. Jeder Vorsto? Bolithos wurde sofort und formlich pariert. Wenn er von fernen Landern sprach, die er besucht hatte, oder von Tieren, Schiffen, Eingeborenen, wurde das Thema mit einem Nicken oder einem geduldigen Lacheln beendet.
«Der Richter wird so oft gerufen, um Recht zu sprechen, da? wir selber keine Zeit zum Reisen finden.»
Bolitho veranderte vorsichtig die Lage seines Beins. Die Frau des Hauses sprach immer nur vom >Richter<, nie sagte sie >mein Mann< oder nannte ihn mit Namen. Was sie zum Thema Reisen vorbrachte, lie? Bolithos Leben an Bord wie die reinste Vergnugungsfahrt erscheinen.
Trocken fuhr sie fort:»Durch den Krieg gibt es viele Ungesetzlichkeiten. Den Richter kommt seine Aufgabe hart an. Aber er hat sich ihr verschworen, und der Erfolg ist ihm Lohn genug.»
Bolitho empfand Mitleid fur jeden armen Sunder, der vor diesem Richter erscheinen mu?te. Wenn er seiner Frau ahnelte, konnte niemand Mitgefuhl oder gar Erbarmen erwarten.
Die Hausglocke schellte, und das Echo kroch wie Wehklagen durch die Korridore.
Die alte Dame schob mit ihrem Stock ein Holzscheit ins Feuer und fragte kuhl:»Noch mehr Besucher, Mrs. Laidlaw? Wir scheinen popular zu werden.»
Der Diener kam gerauschlos herein und sagte:»Ich bitte um Vergebung, Ma'am, da? ich store. «Es klang, als sei er gewohnt, angefahren zu werden.»Da ist noch ein Herr von der Marine. «Er verlagerte seinen Blick auf Bolitho.»Er mochte Sie sprechen, Sir.»
Bolitho erhob sich. Dabei fuhlte er, da? die junge Frau sein Bemuhen, locker und schmerzfrei zu erscheinen, durchschaute.
«Tut mir leid, aber es mu? wohl wichtig sein.»
Als er das Zimmer verlie?, horte er noch die alte Dame sagen:»Ich glaube nicht, da? wir den Tee jetzt benotigen, Simkins.»
Browne stand in regennassem Umhang in der Halle.
Bolitho fragte:»Was ist los? Sind die Franzosen da?»
Browne warf einen schnellen Blick hinter sich.»Es betrifft Ihren Neffen, Sir. «Er hob die Hand, um Bolitho zu beruhigen.»Er ist in Sicherheit, aber es war haarscharf. Kapitan Herrick hat einen reitenden Eilboten geschickt, um Sie sofort ins Bild zu setzen. «In kurzen Satzen berichtete Browne von Pascoes Zusammensto? mit Leutnant Ro-che:»Als ich Kapitan Herricks Nachricht las, war ich zunachst entsetzt, Sir. Roche ist ein Rupel und berufsma?iger Duellant. Pascoe stie? auf ihn, als er wegen irgendeiner Privatangelegenheit an Land war. Roche machte ihm gegenuber eine Bemerkung, und Pascoe schlug deswegen zu. «Browne zuckte die Achseln.»Kapitan Herrick hat nicht weiter nachgeforscht, bat mich aber, Ihnen mitzuteilen, da? er die Angelegenheit erledigt habe. «Er zwang sich ein Lacheln ab.»Die Relentless brauchte gerade einen Dritten Offizier. Jetzt hat sie einen.»
Bolitho schaute sich nach dem Diener um.
«Das verstehen Sie nicht. Die Angelegenheit ist weder erledigt noch wird sie es jemals sein, bevor nicht. «Er hielt ein, als er die junge Frau aus dem dunklen Hintergrund auf sich zukommen sah.»Tut mir leid, aber ich mu? gehen.»
Browne sagte beharrlich:»Er ist doch jetzt in Sicherheit, Sir.»
«In Sicherheit? Haben Sie schon vergessen, was Sie uber meine Familie herausfanden? Es wird nicht eher vorbei sein, bevor die Wahrheit heraus ist. «Ruhiger fuhr er fort:»Ich bitte Sie wegen all dieser Aufregung um Entschuldigung, Ma'am. Ich kam in der Erwartung, da? wir miteinander reden konnten. Und ich hatte sogar gehofft.»
Er studierte ihr Gesicht, als wolle er sich jede Einzelheit einpragen: die braunen Augen, den vollkommen geformten Mund, ihre Lippen die — betroffen von seinem Wunsch — leicht geoffnet waren.
Sie sagte:»Auch mir tut es leid. Nach allem, was Sie fur mich getan haben, mu?ten Sie dasitzen wie ein Handelsvertreter. Ich habe mich geschamt.»
Bolitho ergriff impulsiv ihre Hande.»Wir hatten noch nie genug Zeit fureinander.»
Sie zog ihre Hande nicht zuruck, sagte aber in dem gleichen ruhigen Ton:»Wozu? Was mochten Sie mir sagen? Da? ich Ihrer verstorbenen Frau ungeheuer ahnlich sehe und ihren Platz einnehmen soll?«Sie schuttelte langsam den Kopf.»Sie wissen, da? das falsch ware. Ich mochte um meiner selbst willen begehrt werden und nicht in Erinnerung an eine andere.»
Browne sagte verlegen:»Ich warte drau?en, Sir.»
Bolitho sah ihm voll ins Gesicht.»Ich brauche ein schnelles Pferd und eine Liste der Poststationen auf der Stra?e nach Portsmouth. Sagen Sie Allday, da? er mit unserem Gepack im Wagen folgen soll.»
Browne starrte ihn unglaubig an.»Pferde, Sir?»
«Ich kann reiten, Browne!»
Browne lie? sich nicht einschuchtern.»Mit allem Respekt, Sir, aber Ihre Wunde ist kaum verheilt, und au?erdem kann jederzeit eine Konferenz in der Admiralitat einberufen werden, bei der Ihre Anwesenheit verlangt wird.»
«Ich pfeife auf die Admiralitat, Browne, und die Politik soll mir gestohlen bleiben!«Er versuchte zu lacheln, was nicht recht gelang.»Aber wenn Sie sich die Muhe machen wollen, zwei Pferde zu beschaffen, werde ich Ihnen zeigen, ob mich meine Verletzung daran hindert, Sie auf dieser Strecke abzuhangen.»
Browne eilte davon und lie? in seiner Verwirrung die Haustur offen.
Bolitho sagte:»Entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise, ich verga?, wo ich bin. «Er betrachtete Belinda forschend.»Ich will Sie nicht belugen: die Ahnlichkeit uberwaltigte mich. Ich habe zu lange gehofft und dann zu lange keine Hoffnung mehr gehabt. Aber ich hatte gern genug Zeit, damit Sie mich kennen und schatzen lernten. Au?erdem konnte ich den Gedanken nicht ertragen, da? Sie hier leben. Jetzt, da ich dieses Haus gesehen habe, bin ich noch mehr davon uberzeugt, da? es nicht das Richtige fur Sie ist, auch nicht als vorubergehende Losung.»
«Ich mu? auf eigenen Fu?en stehen. «Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.»Rupert Seton wollte mir Geld geben, andere Manner machten mir verschiedene Angebote. In dem Ma?e, wie sich meine Verhaltnisse verschlechterten, wurden die Angebote immer taktloser.»
Er nahm ihre Hand und fuhrte sie an seine Lippen.»Bitte vergessen Sie mich nicht. Ich werde immer an Sie denken!»
Sie trat zuruck, als der Diener mit Bolithos Hut und Umhang erschien.
«Ihr Adjutant war besorgt, weil Sie nach Portsmouth reiten wollen.
Mu? es denn sein?»
«Es geht um etwas, da? mich seit Jahren verfolgt. Darum mu? es einmal ein Ende finden. «Er sah sie ernst an.»Ich wunsche Ihnen alles Gute dieser Welt. Und da? Sie glucklich werden!»
Er erinnerte sich nicht, wie er das Haus verlassen hatte, aber als er zuruckschaute, war die Eingangstur geschlossen, als hatte er sich alles nur eingebildet. Als stande er noch immer da und uberlegte, was er sagen sollte, wenn er ihr begegnete.
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