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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander - Страница 69


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Die Wasseroberflache war nun mit dahinziehenden Wolken von Pulverqualm bedeckt, und die Luft drohnte von dem fast unaufhorlichen Geheul und anschlie?endem Einschlag der schweren Eisenkugeln.

Wahrend einer kurzen Feuerpause horte Bolitho ein tieferes, gewaltigeres Gerausch, das unter der Wasseroberflache entlangzulaufen und den Kiel seines Schiffes anzuheben schien.

Grubb ging zur Logkladde.»Schatze, da? die Flotte jetzt angreift,

Sir.»

Wolfe wandte sich um und lachelte grimmig.»Wird auch verdammt Zeit, Mr. Grubb! Ich habe es satt, immer das Hauptziel zu sein.»

Ein Ruck lief durch den Schiffsrumpf, als eine Kugel tief unten in der Bilge einschlug. Bolitho horte, wie der Bootsmann einige seiner Reserveleute zur Hilfeleistung hinunterschickte.

«Lookout ist in Schwierigkeiten, Sir!»

Bolitho schaute hinuber zur Korvette und erstarrte, als er ihren

Fockmast umsinken sah, wahrend allerlei Trummer an ihrer Gefechtsseite au?enbords herumhingen. Die Galeeren kamen ihr immer naher und hammerten so schnell sie nachladen konnten mit ihren Kanonen auf sie ein. Eine war zu waghalsig gewesen und wurde wie ein Jagdhund vom verfolgten Eber hochgeworfen. Menschen und Riemen fielen aus ihrem zertrummerten Rumpf ins Wasser, bevor er selber versank.

Irgend jemand rief: «Styx hat zwei von ihnen geknackt!»

Schreie und Fluche kamen von unten, als eine weitere schwere Kugel wie ein Rammbock die Bordwand durchschlug.

Bolitho horte Wolfe durch sein Sprachrohr kommandieren:»Geschutzfuhrer in der Aufwartsbewegung feuern!»

Die Manner der oberen Batterie warteten in Hockstellung wie Statuen, blind und taub gegen alles au?er dem Befehl zum Feuern.

Wolfe schrie:»Feuer!»

Bolitho beobachtete den fuhrenden danischen Zweidecker. Der Mund wurde ihm trocken, als die gesammelte Ladung von Schrapnells und Stangenkugeln durch die Takelage des Gegners fegte. Erst kamen Segel und allerlei Tauwerk, dann die Stenge des Gro?mastes selber wie eine alles vernichtende Lawine von oben. Mit den Stangenkugeln — Massen von halbkugeligen Eisenstucken, die durch kurze Stangen miteinander verbunden waren — lie? es sich schlecht zielen, aber wenn sie trafen, dann konnten sie die Takelage eines feindlichen Schiffes in Sekunden zu Fetzen zerrei?en.

Der Erfolg der Breitseite ermutigte die Geschutzbedienungen, die von der uberlegenen Taktik und Beweglichkeit der Danen etwas eingeschuchtert waren. Sie wischten ihre Kanonenrohre aus, schufteten und fluchten in dem undurchdringlichen Pulverqualm wie die Damonen, wahrend ihnen der Schwei? trotz der Kalte an Armen und Ruk-ken herunterrann.

«Feuer!»

Bolitho ging weiter nach achtern — die Augen fest auf das fuhrende Schiff gerichtet, das unter dem morderischen Feuer der Benbow nach Lee abtrieb.

Jetzt zahlten sich die Wochen und Monate harten Drills seiner Geschutzbedienungen aus. Nur ein paar ferne Wassersaulen zeugten von Fehlschussen, die meisten aber — ob Kugeln oder Stangen — fanden ihr Ziel. Die vordere Bramstenge des Danen fiel und drehte sich dabei wie betrunken, als sie mit dem Zug der Wanten und Stage kampfte, bevor sie mit Donnergetose und in einem riesigen Wasserschwall uber die Seite fiel.

Die Benbow steckte einen weiteren Treffer ein, der von irgendwoher voraus kam, und Bolitho bemerkte zwei Galeeren, die auf das Schiff zuhielten und dabei, so schnell sie konnten, feuerten. Sein Herz krampfte sich zusammen, als er die Lookout jenseits des wogenden Qualms sah. Ihr Kreuzmast war verschwunden, und sie trieb dahin, hilflos dem Bombardement der Galeeren ausgesetzt; nur noch einige ihrer Kanonen antworteten.

«Versuchen Sie, diese Galeeren mit den Buggeschutzen zu erwischen!»

Bolitho fuhlte, wie ihn der gro?e Zorn packte: kein Zorn aus Verzweiflung oder Enttauschung, sondern etwas viel Schlimmeres, das sein Inneres wie ein Schraubstock packte, als er auf die kampfenden Schiffe ringsum sah.

Plotzlich war ihm alles klar: die Bemuhungen Admiral Damerums, ihn und sein Geschwader hierher zu schicken. Sein Versuch, Pascoe durch einen bezahlten Duellanten toten zu lassen. Und nun dies. Doch die plotzliche Drohung einer Niederlage hatte eher anspornende als umgekehrte Wirkung.

«Signal an Nicator: Sie soll das andere Linienschiff angreifen!«Er fuhlte, wie Metall uber seinen Kopf hinwegpfiff und krachend in die Hutte einschlug. »Styx soll Nicator und Odin unterstutzen!»

Er wandte sich nach den nachststehenden Galeeren um, wahrend der danische Zweidecker hilflos achteraus trieb und von der Indomitable, die ihre Position hinter dem Flaggschiff hielt, behammert wurde.

«Volle Breitseite, Thomas. Wir andern Kurs nach Steuerbord und schie?en nach beiden Seiten. «Er beobachtete, wie die Nicator und dann die Odin sein Signal bestatigten, und befahl dann:»Neuer Kurs Ostnordost!»

Manner rannten von der einen auf die andere Seite, als beide Batterien sich auf die nachste Salve vorbereiteten.

Bolitho rief:»Wir mussen uns sehr beeilen, sonst sind die Galeeren aus unserem Bestreichungswinkel heraus, bevor wir sie richtig ins Visier bekommen haben.»

Durch die Drehung nach Lee und damit weg von dem ubriggebliebenen feindlichen Zweidecker schien es, als wolle die Benbow sich aus dem Kampf zuruckziehen. Indem er Keen und Inch befohlen hatte, den Rest der feindlichen Formation anzugreifen, ging er das Risiko ein, sie und alle von ihnen Befehligten zu opfern.

Aber er mu?te unbedingt die beiden Galeeren vernichten und das Selbstvertrauen der ubrigen untergraben, sonst wurde sein ganzes Geschwader von ihnen uberwaltigt. Auf Damerum wurde dadurch kein schlechtes Licht fallen, denn das Ostsee-Geschwader hatte dann eben seine Aufgabe in der Selbstaufopferung erfullt. Nelson stand vor den Toren Kopenhagens, und weder die Galeeren noch sonst jemand konnte das noch verhindern.

Bolitho sah Pascoe zwischen den Kanonen auf und ab gehen. Sein geborgter Hut war verschwunden, und das schwarze Haar fiel ihm ins Gesicht, als er mit einigen Matrosen sprach. Er hatte den Schock seines Erlebnisses offenbar noch nicht uberwunden, denn selbst auf die Entfernung einer ganzen Deckslange fiel Bolitho auf, wie unnaturlich steif sich sein Neffe hielt.

Er horte Herrick Wolfe und Grubb seine Absicht erklaren, sah Matrosen an die Brassen eilen und zu den durchlocherten Segeln aufschauen.

«Achterdecksmannschaft, Achtung!»

Weitere Treffer erschutterten das Schiff, aber in der allgemeinen Spannung schrie niemand auf.

Die Geschutzbedienungen standen an ihren Vorholtaljen bereit, die Stuckmeister hielten die Abzugsleinen in der Hand und ihr Ziel im Auge.

«Jetzt! Ruder hart Steuerbord! Hol' die Backbord, fier die Steuerbordbrassen! Fiert rund, Jungs!»

Bolitho spurte, wie das Deck sich seitlich neigte, sah eine umgesturzte Putz ihr Wasser uber das Deck ergie?en, als die Benbow wieder einmal gehorsam den Befehlen ihrer Herren folgte.

«Die Galeeren formieren sich neu, Sir!«Browne hatte es geschafft, sich durch den Pulverqualm der unaufhorlich feuernden Oberdecksgeschutze verstandlich zu machen.

Bolitho trat an die Finknetze und sah, wie die Nicator und Odin sich dem zweiten danischen Schiff naherten. Galeeren umschwarmten sie und wurden mit gleichma?igen Ruderschlagen mit Vorwarts- oder Ruckwartsfahrt so vorzuglich gefuhrt, als ob sie mit ihren Kanonen zu einer Einheit zusammengewachsen waren.

Rauch drang seitlich aus der Hutte der Odin, aber Keens Nicator feuerte unbeirrt auf Kernschu?weite auf ihren Widersacher. Als wieder eine volle Breitseite in das danische Schiff einschlug, schien es, als wurde es wie von einer gewaltigen Welle umgeworfen.

Die Kursanderung hatte die Benbow nicht nur von ihrem Geschwader entfernt, sondern hatte sie auch zwischen den Galeeren isoliert. Ihre erste geschlossene Breitseite nach dem Abdrehen hatte die Galeeren total uberrascht. Sieben von ihnen waren gesunken oder bis zur Unkenntlichkeit zerstort. Menschen strampelten zwischen treibenden Holzplanken und zerbrochenen Spieren. Bolitho nahm an, da? einige davon Uberlebende der Lookout waren, die untergegangen war, ohne da? jemand es beobachtet hatte.

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