Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 12
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Nach dem Knarren der Riemen und dem Klatschen des Spritzwassers kam es Bolitho an Deck der Phalarope seltsam still vor. Er ruckte seinen Hut wieder zurecht und nickte kurz dem Offizier der Marineinfanterie zu, der seine Manner zum Empfang des Ad-mirals in zwei scharlachroten Reihen aufgestellt hatte.
«Kapitan Emes?«Bolitho reichte dem schlanken, mittelgro?en Mann, der auf ihn zutrat, die Hand; sein erster Eindruck war der von mi?trauischer Wachsamkeit, ein jugendliches Gesicht, dessen Mund schon harte, von Autoritat gepragte Linien aufwies.
Emes sagte:»Es ist mir eine Ehre, Sie an Bord begru?en zu durfen, Sir. «Auch in der Stimme lag Wachsamkeit und Scharfe, als hatte er die Worte fur diesen Anla? vorher eingeubt.»Obwohl ich annehme, da? Sie Phalarope besser kennen als ich. «Hinter den gelassenen Augen schien sich ein Schleier herabzusenken, als bedaure er, schon zuviel gesagt zu haben. Er wandte sich halb zu seinen Offizieren, um sie Bolitho vorzustellen, aber sein Blick irrte schon weiter, suchte Fehler oder Mangel, irgend etwas, das seiner Schiffsfuhrung ein schlechtes Zeugnis ausstellen mochte.
Bolitho konnte verstehen, da? ein Kommandant auf seinen neuen Admiral den besten Eindruck machen wollte, hing doch vielleicht sein Wohl und Wehe in der Zukunft davon ab. Aber er erriet, da? bei Emes noch mehr dahintersteckte. Da? er mit 29 Jahren schon Kapitan war und ein eigenes Schiff kommandierte, hatte ihn mit Stolz und mehr Selbstvertrauen erfullen mussen.
Kurz und sachlich fuhr Emes fort:»Und auch meinen Ersten durften Sie besser kennen als ich, Sir. «Er machte einen Schritt zur Seite, als wollte er Bolithos Reaktion beobachten.
Bolitho rief:»Adam! Das ist eine Uberraschung.»
Leutnant Adam Pascoe wirkte in seiner Freude und Verlegenheit noch junger als einundzwanzig.»Ich — tut mir leid, Onk… Sir«, stammelte er errotend.»Ich hatte keine Gelegenheit mehr, dich zu benachrichtigen. Meine Ernennung kam vollig uberraschend, und ich mu?te mit der ersten Post nach Irland aufbrechen.»
Sie musterten einander prufend, als waren sie Bruder, nicht Onkel und Neffe.
Verlegen fugte Pascoe hinzu:»Sobald ich gehort hatte, auf welchem Schiff ich Dienst tun sollte, konnte ich kaum noch an anderes denken, mu? ich gestehen.»
Bolitho schritt weiter und begru?te den Zweiten und Dritten Offizier, den Master, den Schiffsarzt und den Hauptmann der Seesoldaten. Hinter ihnen standen die Midshipmen und viele Decksoffiziere, umgeben von den dichtgedrangten Reihen neugieriger Matrosen, alle so uberrascht uber den unerwarteten honen Besuch gleich bei ihrem ersten Einsatz, da? ihnen die private Wiedersehensszene an der Schanzkleidpforte entging.
Bolitho lie? den Blick ubers obere Batteriedeck wandern, bemerkte die sauber aufgeschossenen Leinen und das straffe Rigg. Er erinnerte sich an das Gefuhl, als er zum erstenmal den Fu? an Bord dieses Schiffes gesetzt hatte.
Schlie?lich rausperte er sich.»Lassen Sie die Manner wegtreten, Kapitan Emes, und gehen Sie in Luv von Styx auf Position. «Die Uberraschung in Emes' Augen entging ihm.»Allday«, fuhr er fort,»schick die Gig zuruck. Du selbst bleibst bei mir.»
Die Menge der Umstehenden loste sich in ein systematisches Chaos auf, als die Pfeifen das Signal zum Wegtreten gaben. Innerhalb von funf Minuten hatte Emes die Untersegel und Bramsegel wieder anbrassen lassen; obwohl einige Seeleute auf die Kommandos noch langsam und sogar ungeschickt reagierten, war doch nicht zu ubersehen, da? an Bord offensichtlich hart exerziert worden war, seit die Phalarope ihren Heimathafen verlassen hatte.
«Prachtiges Schiff, Sir«, meinte Browne mit einem Blick auf die hart in die Brassen einfallenden Seeleute.
Bolitho schritt das Luv-Seitendeck hinunter, wobei er weder die neugierigen Blicke der Seeleute rundum bemerkte noch Emes' Schatten hinter ihm.
Aber plotzlich blieb er stehen und deutete auf eine Stelle unterhalb der gegenuberliegenden Laufplanke. Kein Wunder, da? ihm das Schiff verandert schien: Statt der gewohnten Zwolfpfunder standen gedrungene Karronaden an den Stuckpforten. Zwar wurden Karronaden oder» Zerschmetterer«, wie sie von den Seeleuten respektvoll genannt wurden, fast auf jedem Kriegsschiff gefahren, gewohnlich vorn am Bug auf jeder Seite eine. Sie wurden mit bis zu 68 Pfund schweren Kartatschenkugeln geladen, die beim Aufprall zerplatzten und den Feind mit einem morderischen Eisenhagel uberschutteten, beispielsweise bei einem Schu? in das ungeschutzte Heck. Aber eine ganze Schiffsbatterie nur aus Karronaden? Niemals! Zwar hatte man vor kurzem auf einer anderen Fregatte, der Rainbow, einen entsprechenden Versuch unternommen, aber es war ein Mi?erfolg gewesen und im Nahkampf sogar ausgesprochen gefahrlich fur die eigenen Leute.
Emes beeilte sich zu erlautern:»Sie waren schon montiert, bevor ich die Aufsicht uber die Wiederausrustung des Schiffes erhielt, Sir. Wie ich horte, entschlo? man sich fur Karronaden, als Phalarope fur diesen Sektor hier bestimmt wurde. «Er machte eine Geste zum Achterdeck hin.»Aber ich habe immer noch acht Neunpfunder, Sir.»
Bolitho war Emes' defensiver Ton nicht entgangen. Er bemerkte nur:»Admiral Sir George Beauchamp mu? grundlicher vorausgeplant haben, als ich vermutete. «Als Emes darauf nicht mit der Wimper zuckte, schlo? Bolitho, da? er von ihren Einsatzbefehlen noch nichts wu?te.
Ein Midshipman rief: «Styx signalisiert, Sir.»
Emes blaffte:»Komme sofort. «Aber es klang Erleichterung durch.»Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Sir?»
Bolitho nickte und schritt weiter das Seitendeck hinunter, horte im Geist fur immer verstummte Stimmen, sah fast schon vergessene Gesichter wieder vor sich.
Ein sauberes, diszipliniertes Schiff mit einem Kommandanten, der keinerlei Matzchen duldete. Immer noch konnte er es kaum glauben, da? Pascoe hier Erster war. Als hatte er das alte Schiff von ihm geerbt. Jedenfalls war sein sehnlichster Wunsch damit fast verwirklicht, sagte sich Bolitho. Ihm selbst ware es in dem Alter nicht anders gegangen.
Allday hinter ihm murmelte:»All diese Karronaden, Sir — wenn sie eine Breitseite abfeuern mu?, zerrei?t es ihr den Bauch.»
An der Back verhielt Bolitho, eine Hand auf einem abgewetzten Handlauf.»Hier hast du gestanden, Allday, damals bei den Sain-tes.»
Allday sah sich auf dem schragliegenden Deck um.»Aye, Sir. Ich und ein paar andere. «Aber dann ri? er sich aus seiner Melancholie.»Gott, haben uns die Franzosen an dem Tag eingeheizt, das mu? der Neid ihnen lassen! Ich sah den Ersten fallen und kurz darauf den Zweiten. Mr. Herrick, jung, wie er damals war, mu?te ihren Platz einnehmen, und ich selbst dachte mehr als einmal, mein letztes Stundlein hatte geschlagen. «Er schaute in Bolithos uberschattetes Gesicht.»Ich sah auch Ihren Bootsfuhrer sterben, den alten Stockdale. Als er Ihnen den Rucken deckte, vor dem Feuer der franzosischen Scharfschutzen.»
Bolitho nickte schmerzlich. Er hatte nicht einmal bemerkt, da? Stockdale sich fur ihn geopfert hatte.
Allday rang sich ein trauriges Grinsen ab.»Damals schwor ich mir, Sir, wenn Sie am nachsten Tag noch lebten, dann wollte ich Stockdales Stelle bei Ihnen einnehmen. Seitdem habe ich das zwar mehr als einmal bedauert, Sir, aber trotzdem…»
Pascoe kam die Leiter vom Batteriedeck heraufgeklettert.»Kapitan Emes hat mich abgestellt, Sir, Sie durchs Schiff zu fuhren. «Verlegen lachelnd blickte er sich um.»Ich nehme an, sie hat sich ziemlich verandert?»
Bolitho warf einen Blick nach achtern und sah Emes' Gestalt sich dunkel vom blauen Himmel abheben. Wahrscheinlich beobachtete er sie und fragte sich, welche Vertraulichkeiten sie austauschten, an denen er nie teilhaben wurde. Bolitho kam sich schabig vor, aber er mu?te einfach fragen.
«Hast du Mrs. Laidlaw gesehen, Adam?»
«Nein, Sir. Ich mu?te noch vor ihrer Ruckkehr aufbrechen. Aber naturlich habe ich einen Brief fur sie hinterlassen.«»Danke.»
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