Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 47
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Belinda legte den Kopf an seine Schulter und murmelte:»Von hier oben sieht die Thrush so winzig aus. «Sie lie? den Blick zur Benbow schweifen, die an der Spitze der verankerten Schiffe lag.»Wenn ich bedenke, da? du diese vielen Manner und Schiffe befehligst, kommt es mir vor, als hatte ich zwei Menschen in einem Mann vor mir.»
Bolitho trat hinter sie und fuhlte ihr Haar auf seinen Lippen. Endlich waren sie allein. Auf diesem uberfullten, kunstlich geschaffenen Au?enposten hatten sie ein Platzchen gefunden, wo sie fur sich sein konnten. Es kam ihm vor, als blicke er auf den Rest der Welt, ja auf sein anderes Ich aus gro?er Hohe hinab.
Belinda hatte recht. Dort unten war er Oberbefehlshaber, ein Mann, der mit einem einzigen Flaggensignal uber Leben und Tod vieler Menschen entscheiden konnte. Aber hier oben war er nur er selbst.
Sie lehnte sich enger an ihn.»Wenn du Gibraltar verla?t, dann gehe ich auch. Ich bin froh, da? jetzt alles arrangiert ist. Sogar meine neue Zofe Polly freut sich auf die Reise, weil sie hofft, Allday wiederzusehen. Er hat ihr den Kopf verdreht.»
«Ich mochte so vieles mit dir besprechen, Belinda. Wir sehen uns nur so kurz, und bald.»
«Bald sind wir wieder getrennt, ich wei?. Aber ich will einfach nicht daran denken. Wenigstens nicht in den nachsten Stunden. «Bolitho spurte, da? sie sich versteifte.»Wird es denn sehr gefahrlich werden? Und bitte, schone mich nicht. Du wei?t, jetzt kannst du mir die Wahrheit sagen.»
Bolitho blickte an ihrem Kopf vorbei zu den Schiffen hinaus, die trage an ihren Ankertrossen schwojten.
«Wir werden kampfen mussen. «Fur ihn war es eine neue Erfahrung, mit einem Menschen uber seine Gefuhle sprechen zu konnen.»Man wartet und wartet, versetzt sich an die Stelle des Feindes, und wenn es dann schlie?lich zum Gefecht kommt, ist plotzlich alles anders. Die Leute zu Hause glauben, da? Seeleute fur Konig und Vaterland kampfen und um ihre Lieben daheim zu schutzen. Das stimmt naturlich auch. Aber wenn die Kanonen brullen und das feindliche Schiff wie ein Zerrbild des Teufels vor dir aus dem Rauch auftaucht, plotzlich so nahe, da? du es fast beruhren kannst, dann denkst du nur an den Mann neben dir. Ein Kamerad schreit nach dem anderen, denn was Seeleute verbindet, das ist starker als abstrakte Symbole und Begriffe einer Welt jenseits ihres Schiffes.»
Er spurte, da? sie aufschluchzte, und erschrak.»Vergib mir, das hatte ich nicht sagen durfen.»
Sie schuttelte den Kopf.»Nein, ich bin stolz darauf, wenn ich es mit dir teilen darf. Dann fuhle ich mich eins mit dir.»
Er lie? seine Hande hoher gleiten und spurte, wie sie zusammenfuhr, als er ihre Bruste beruhrte.
«Belinda, du mu?t mir zeigen, wie man liebt. Ich lebe jetzt schon so lange auf See, in dieser Mannerwelt, da? ich mich davor furchte, etwas falsch zu machen. Ich konnte dich verstoren.»
Sie antwortete zunachst nicht, aber als er sie an sich zog, konnte er ihren Herzschlag spuren. Dann flusterte sie so leise, da? er sich zu ihr hinabbeugen mu?te:»Ich habe es dir ja schon gesagt: Ich sollte mich eigentlich dafur schamen, da? ich mich so nach dir sehne. «In seinen Armen drehte sie sich um und sah zu ihm auf.»Aber ich schame mich nicht.»
Bolitho ku?te ihren Hals, wu?te, er mu?te sich beherrschen, konnte es aber nicht. Belinda streichelte sein Haar und stohnte leise auf, als sein Mund ihre Bruste streifte.
«Ich brauche dich, Richard«, flusterte sie.»Wir wissen beide nicht, was morgen sein kann. «Als er protestierend den Kopf hob, sagte sie mit festerer Stimme:»Glaubst du, ich begnuge mich mit der Erinnerung an die Umarmungen meines toten Mannes, wenn ich doch nur dich will? Wir haben beide schon geliebt und sind geliebt worden, aber das gehort jetzt der Vergangenheit an.»
Er nickte.»Es zahlt nicht mehr.»
Sie griff nach seiner Hand.»Uns ist so wenig Zeit vergonnt, mein Liebster«, sagte sie mit abgewandtem Blick. Doch dann warf sie mit der trotzigen Bewegung, die Bolitho lieben gelernt hatte, das Haar in den Nacken und zog ihn mit sich fort wie ein mutwilliges Kind, zum verhangten Alkoven in der anderen Ecke des Zimmers.
Bolitho schob die Bettvorhange zuruck und sah ihr zu, wie sie mit ungeduldigen Handen ihr Kleid abstreifte. Dann holte sie tief Luft und wandte sich ihm zu, die nackten Schultern vom offenen Haar verhullt.
Bolitho strich uber ihren Hals und schob die Haarstrahnen auf ihren Rucken. Dann hob er sie auf und legte sie so langsam und vorsichtig auf das Bett, als wolle er jeden Moment auskosten.
Gleich darauf lag er neben ihr, spurte ihre Haut und suchte ihren Blick, als gelte es, gemeinsam etwas Neues zu entdecken.
Dann schob er sich uber sie und sah, da? ihre Augen ihm folgten, wahrend zu beiden Seiten ihre Hande sich zu Fausten ballten, als konne sie die Qual des Wartens nur mit Muhe ertragen.
Auf dem Boden vor dem Bett lagen in einem bunten Haufen ihr blaues Kleid, ihre hellere Unterwasche und Bolithos dunkler Rock mit den glanzenden Goldepauletten, uberflussig und vergessen wie die Schiffe unten vor dem Fenster.
Sie verloren jedes Zeitgefuhl und empfanden nur die Gegenwart des anderen, kosteten voll Zartlichkeit und Ungestum, voll Leidenschaft und Behutsamkeit ihre Liebe aus.
Der Abend senkte sich uber die Reede, aber sie merkten nichts davon, ebenso wie es ihnen vollig entgangen ware, hatte der Felsen von Gibraltar sich plotzlich in zwei Teile gespalten.
Erst im schwachen grauen Schimmer des nahenden Morgens erhob sich Bolitho vorsichtig und ging zum Fenster.
Unten tanzten einige sparliche Lichter auf und ab und signalisierten seinen langsam erwachenden Sinnen, da? das Leben au?erhalb ihres Zimmers weitergegangen war. Die Schlafer in den Hangematten waren geweckt worden, die Decks wurden gescheuert, und die gahnenden Wachganger warteten ungeduldig darauf, da? die Sanduhren umgedreht wurden und ihre Ablosung erschien. Helles Glasen begru?te den neuen Tag.
Er horte Belinda sich hinter ihm bewegen und wandte sich wieder dem Bett zu, auf dem sie selbstvergessen lag, einen Arm quer uber die Kissen ihm entgegengestreckt.
Er lie? sich neben ihr nieder und spurte seine guten Vorsatze verfliegen, als sein Verlangen nach ihr zuruckkehrte. Er strich uber ihre nackte Haut und fuhlte, da? ihre Sehnsucht nach ihm ebenso gro? war.
In der Ferne blies eine helle, schmetternde Trompete die Reveil-le. Bolitho sagte weich:»Ich mu? gehen, Belinda. Deine Freunde werden bald kommen, um dir beim Packen zu helfen.»
Sie nickte.»Die Barclays.»
Tapfer versuchte sie zu lacheln, aber als er sie streicheln wollte, fa?te sie nach seiner Hand und druckte sie an ihre Brust.
«Ich bin nicht so stark, wie ich dachte«, sagte sie mit abgewandtem Gesicht.»Je fruher du aufbrichst, desto eher sehen wir uns wieder. Daran will ich denken.»
Bolitho konnte den Blick nicht von ihr wenden.»Du bist ein Gluck fur mich. Falls wir.»
Sie richtete sich auf.»Nicht >falls<, mein Liebster, sondern >wenn<. Wenn wir uns wiedersehen…»
Er lachelte und machte sich vorsichtig von ihr frei.»Ja, wenn. Das klingt besser.»
Dann kleidete er sich schnell an und wandte sich ihr erst wieder zu, nachdem er seine Sabelscheide eingeklinkt hatte. Sie warf die Arme um ihn und zog ihn zu sich herab, pre?te sich nackt an seinen rauhen Uniformrock und ku?te ihn mit verzweifelter Inbrunst. Er spurte Salzgeschmack auf seinen Lippen, ob von ihren oder von seinen Tranen, konnte er nicht sagen.
Als er sich schlie?lich erhob, kam sie nicht mit zur Tur, sondern blieb mit bis zum Kinn angezogenen Beinen auf dem Bett sitzen und starrte ihm mit brennenden Augen nach.
Heiser sagte sie:»Jetzt bist du wieder der Admiral und gehorst den Schiffen da unten. Aber heute nacht hast du mir gehort, Richard.»
Die Hand auf der Klinke, blieb er stehen.»Ich werde immer dir gehoren.»
Im nachsten Augenblick stand er drau?en auf dem Gang und kam sich vor wie aus einem Traum erwacht.
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