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Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander - Страница 65


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Ein Mann schrie erstickt auf, als ein Vogel dicht vor seinen Fu?en aufflatterte und krachzend in der Dunkelheit verschwand.

«Verdammter Mist!«fluchte Searle.

«Ruhe!«Browne pre?te sich an die Mauer und erwartete, einen fragenden Anruf oder einen Schu? zu horen.

Als nichts geschah, druckte er sich entschlossen von der Wand ab und spahte an dem viereckigen normannischen Kirchturm empor, dessen Silhouette sich schwach vom Himmel abhob. Aus einem schmalen Fensterschlitz weiter oben fiel ein Lichtschimmer.

Mit Muhe zwang er seine rasenden Gedanken zur Ruhe und versuchte, sich zu erinnern, was er uber diese optischen Telegraphen erfahren hatte. In England wurden sie in der Regel von vier bis funf Mannern betrieben: einem Offizier, einem Unteroffizier und zwei bis drei Seeleuten. Da dieser hier in der Nachbarschaft der Festung stand, war es wahrscheinlich, da? zumindest einige Manner der Turmbesatzung die Nacht dort verbrachten. In diesem Fall.

Browne schlich zu Searle und flusterte:»Probieren wir die Tur.»

Der Kanonier namens Jones packte den schweren Eisenring, der als Klinke diente, und drehte ihn vorsichtig. Er quietschte, aber die Tur gab nicht nach.

«Verschlossen, Sir.»

Searle winkte einen zweiten Mann heran.»Moubray, mach den Wurfanker klar!»

Browne hielt den Atem an, als der Wurfanker nach oben flog, von der Mauer abprallte und wieder zwischen ihnen aufschlug.

Doch beim zweiten Versuch fanden seine Flunken Halt, und Browne sah einen Mann an der Leine nach oben verschwinden — so schnell, als hatte die alte Kirche ihn bei lebendigem Leibe verschluckt.

Gepre?t sagte Searle:»Tuchtiger Mann. Sa? als Strafling in Li-me House, bis die Werber ihn zu fassen kriegten.»

Wieder quietschte der Turring, und diesmal schwang die Tur auf. Im Spalt stand der Seemann und grinste breit.

«Kommt rein, hier drin ist's warmer!»

«Nicht so laut, verdammt noch mal!«Searle spahte ins dunkle Turminnere.

«Keine Sorge, Sir. Hier ist niemand mehr. «Der Seemann schob die Blende einer Laterne hoch und hielt sie so, da? ihr Schein auf eine steinerne Wendeltreppe fiel. Auf den Stufen lag ein uniformierter Korper so verrenkt, wie er hingesturzt war; weit offene, starre Augen reflektierten das Licht.

Browne mu?te schlucken. Dem Mann war die Kehle durchschnitten worden, sein Blut hatte die Wande bespritzt.

Ruhig berichtete der Seemann:»Er sa? allein hier. War nicht schwerer, als einem blinden Kind die Geldborse zu klauen.»

Searle steckte seinen Sabel in die Scheide.»Das kannst du ja beurteilen, Cooper. «Er wandte sich der Treppe zu.»Harding und Jones, macht eure Sprengladungen klar. «Dann blickte er zu Browne zuruck und grinste mit schmalen Lippen.»Und wir gehen uns die Maschine ansehen, ja?»

Bolitho fuhr aus dem Schlaf hoch und packte die Armlehnen von Inchs komfortabler Chaiselongue, wo er seit Beginn der Nacht unruhig geschlummert hatte und immer wieder aufgewacht war.

Sofort fiel ihm auf, da? die Schiffsbewegungen heftiger waren und das Wasser am Rumpf lauter ablief, weil sich Odin starker uberlegte.

Bis auf den Schein einer einzelnen, halb abgeblendeten Laterne lag die Achterkajute im Dunkeln, so da? die See vor den salzverkrusteten Fenstern drohend nahe und gierig wirkte.

Die Tur ging auf und gab Alldays Silhouette frei.

«Was ist los?«Also konnte auch Allday nicht schlafen.

«Der Wind hat gedreht, Sir.»

«Und aufgefrischt?»

«Ja. Er kommt jetzt aus Nordost. «Das klang bedruckt.

Bolitho dachte uber die neue Lage nach. Mit einem Wechsel der Windrichtung hatte er gerechnet, aber da? der Wind bis Nordost herumgehen wurde, war undenkbar gewesen. Fur ihre heimliche Annaherung blieben ihnen nur noch einige wenige Stunden, und bei dieser Windrichtung konnten sie praktisch nur kriechen. Das bedeutete moglicherweise einen Angriff bei vollem Tageslicht dann aber wurde jedes feindliche Schiff im Umkreis vieler Meilen rechtzeitig alarmiert und konnte zum Gegenangriff ubergehen.

«Meine Kleider!«Bolitho erhob sich und spurte das Deck unter seinen Fu?en bocken, als spotte die See seiner Plane.

«Ozzard kommt gleich«, sagte Allday.»Ich habe ihm schon Bescheid gesagt, als ich horte, wie Sie sich herumwarfen. Diese Chaiselongue ist kein Platz zum Schlafen.»

Bolitho wartete, bis Allday die Blenden der Laterne etwas angehoben hatte. Das ganze Schiff war verdunkelt, selbst das Kombusenfeuer geloscht. Es hatte das Ma? voll gemacht, wenn ausgerechnet aus dem Admiralsquartier der verraterische Lichtschein gekommen ware.

Dann roch er Kaffeeduft und sah Ozzards schmachtige Gestalt auf sich zukommen.

Der Steward murmelte:»Habe mir erlaubt, noch Kaffee zu kochen, ehe das Feuer geloscht wurde, Sir. Die Kanne habe ich in eine Decke gewickelt und warm gehalten.»

Dankbar schlurfte Bolitho den Kaffee, aber im Geiste arbeitete er schon verschiedene Alternativen aus. Umkehren konnte er nicht, selbst wenn er gewollt hatte. Browne mu?te inzwischen beim Turm angekommen sein oder tot inmitten seiner Freiwilligen liegen.

Egal, was passierte, er wurde den Angriff nicht abblasen, das wu?te er, obwohl ihm seine vieldeutig abgefa?ten Befehle bis zur letzten Minute Spielraum lie?en.

Bolitho schlupfte in seinen Rock und ging zur Tur. Das Warten konnte er keinen Augenblick langer ertragen.

An Deck uberfiel ihn der Larm; Segel knallten, Blocke quietschten. Gestalten kamen und gingen im Finstern, und um das gro?e Doppelrad standen der Master und seine Ruderganger wie Uberlebende eines Schiffbruchs, die sich auf einem winzigen Eiland zusammendrangten.

Inchs schlacksige Gestalt eilte herbei, um den Admiral zu begru?en.

«Guten Morgen, Sir. «Inch war kein Schauspieler und konnte seine Uberraschung nicht verhehlen.»Stimmt etwas nicht?»

Bolitho nahm seinen Arm und fuhrte ihn abseits an die Reling.»Der Wind«, sagte er.

Inch starrte ihn an.»Der Master glaubt, er wird noch weiter drehen, Sir.»

«Aha. Glaubt er das?«Der alte Grubb hatte es gewu?t, dachte Bolitho, so sicher, als hatte er Gott auf seiner Seite.

Gischt wehte durch die straffen Wanten, und jenseits davon, querab, aber immer noch in Position, konnte er schwach den Umri? von Phalarope erahnen; ein Geisterschiff, in der Tat.

Bolitho bi? sich auf die Lippen.»Gehen wir in den Kartenraum«, sagte er knapp. Inch und der Master folgten ihm in den abgeblendeten Raum unter der Hutte und starrten angestrengt auf die Seekarte nieder. Bolitho spurte, wie Inch gespannt auf seine Entscheidung wartete, vor allem aber spurte er das unaufhaltsame Verrinnen der Zeit. Wie Sand im Stundenglas: nichts konnte sie aufhalten oder bremsen.

Er begann:»Wir konnen nicht langer warten. Rufen Sie alle Mann an Deck und machen Sie klar zum Gefecht. «Er wartete, bis Inch den Befehl an einen Bootsmann drau?en vor der Tur weitergegeben hatte.»Sie schatzen, da? wir etwa zehn Meilen sudwestlich der Landzunge stehen?»

Der Master nickte wortlos, und Bolitho sah fluchtig in ein besorgtes, aber sachkundiges Gesicht. Plotzlich fiel es ihm wieder ein: Dieser Mann hier war als Erster Steuermann eingesprungen, als der alte Master vor Kopenhagen gefallen war. Damals war er ein unbeschriebenes Blatt gewesen. Und jetzt?

Inch beugte sich vor und beobachtete, wie Bolitho den Stechzirkel uber die Seekarte wandern lie?.

«Das franzosische Geschwader ankert vor der Landspitze hier, nordlich der Loire-Mundung. «Bolitho sprach seine Gedanken laut aus.»Wenn wir beim ursprunglichen Plan blieben, wurden wir Stunden brauchen, um gegen den Wind dorthin aufzukreuzen. Aber wir mussen noch vor Tagesanbruch an dem franzosischen Geschwader vorbei sein und in die Bucht hineinsegeln, wo die Landungsflotte verankert liegt. «Er blickte den Master an.

«Also?»

«Na los, Mr. M'Ewan«, sagte Inch ermunternd.

Der Master befeuchtete sich die Lippen, dann sagte er entschlossen:»Wir konnten luven, Sir, bis wir dicht unter Land sind, dann wenden und nordwestlichen Kurs segeln, hoch am Wind, bis in die Bucht hinein. Vorausgesetzt, der Wind dreht nicht noch weiter. Denn wenn das passiert, rennen wir uns fest, Sir, und dann gnade uns Gott.»

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