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Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 35


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Laut sagte er:»Dieser Skipper mu? ein beherzter Mann sein. Fast schon tollkuhn. Ich mochte ihn gern kennenlernen.»

Adams Augen leuchteten; er wollte Bolitho unbedingt von Robina erzahlen, aber nach der abenteuerlichen Uberfahrt von Boston mit all ihren neuen Erlebnissen und Informationen mu?te das warten.»Er hat mit mir ubergesetzt und ist an Bord.»

Bolitho musterte ihn fragend.»Na ja, dann soll er doch hereinkommen.»

Der Wachtposten offnete die Tur und trat beiseite, um den Besucher einzulassen. Nur die Augen unter dem hohen schwarzen Lacklederhut des Postens bewegten sich, als er meldete:»Der Kapitan der Vivid, Sir!«Ein lautes Aufstampfen des Gewehrkolbens beschlo? den Satz.

Bolitho wollte den Besucher begru?en, aber es verschlug ihm vor Erstaunen die Sprache. Der geflickte blaue Rock mit den Marineknopfen auf den Manschetten, der holzerne Stumpf, der aus dem einen

Hosenbein ragte — all dies konnte ihn nicht daruber hinwegtauschen, wen er da vor sich hatte.

Bolitho eilte dem Mann entgegen und streckte ihm beide Hande hin.

«Jethro Tyrrell! Mein Gott, es mu? zwanzig Jahre her sein. Und nun stehen Sie plotzlich wieder vor mir!»

Tyrrell legte den Kopf schief und musterte Bolitho mit geheuchelter Belustigung.

«Zum Vizeadmiral befordert, hie? es. «Langsam nickte er, das struppige graue Haar tanzte auf seinem Kragen.»Hatte nie gedacht, da? die Seelords doch noch vernunftig werden!»

Noch einmal druckte er Bolithos Hande, dann begann er, durch die gro?e Kajute zu humpeln, wobei er hier und da etwas beruhrte; seinen aufmerksamen Augen entging kein Detail.

Wahrend Bolitho ihm zusah, stiegen wieder die Bilder der Erinnerung in ihm auf: die kleine Korvette Sparrow, sein erstes Schiff, auf dem der Sudstaatler Jethro Tyrrell Erster Offizier gewesen war.

Es tat weh, den Holzstumpf zu sehen, den er nachschleifte, und seine schabige Kleidung.

Bei Bolithos Admiralsrock, der nachlassig uber einen Stuhl geworfen war, blieb Tyrrell stehen und betastete eine goldene Epaulette.

«Stimmt, es ist zwanzig Jahre her«, sagte er leise.»Aber Sie sind ganz schon vorangekommen, Dick. Bin richtig stolz auf Sie.»

Allein schon sein weicher Virginia-Tonfall rief tausend Dinge in Bolithos Gedachtnis zuruck.

Vorsichtig lie? Tyrrell sich auf einen Stuhl nieder und zupfte seinen Rock zurecht.»Am besten gehe ich bald wieder. Wollte nur mal guten Tag sagen. Ich mochte nicht.»

Bolitho rief dazwischen:»He, ich war einmal Ihr vorgesetzter Offizier, und mein Wort gilt immer noch. Deshalb werden Sie hierbleiben und mir erzahlen, wie es Ihnen ergangen ist. Nach dem Krieg habe ich vergeblich nach Ihnen geforscht.»

Tyrrell sah zu, wie Ozzard mit Flaschen und Glasern hantierte.

«Als man mir unseren jungen Freund hier als Passagier schickte, da wu?te ich, da? ich Sie wiedersehen wurde. «Seine Augen spiegelten das reflektierte Sonnenlicht wider.»Das waren gro?artige Zeiten, sage ich Ihnen. «Er warf dem jungen Leutnant einen Blick zu, der gebannt lauschte.»So grun er war — sogar noch junger als ich — , so faustdick hatte er's schon damals hinter den Ohren. Duellierte sich um ein Madchen, das ihn um jeden Preis tot sehen wollte, und attackierte die Franzosen beinahe mit blo?en Handen. «Tyrrell lachelte breit, aber seine Augen blieben duster und traurig.

Vorsichtig erkundigte sich Bolitho:»Und was treiben Sie jetzt?»

«Dies und das. Ich fuhre die Vivid, aber sie gehort mir nicht, leider. Treibe mit ihr Handel zwischen den Inseln. - Die Spanier und die Briten sind mir dauernd auf den Fersen, weil sie mich au?erdem fur einen Schmuggler halten. Was fur ein Witz! Man braucht mich ja nur anzusehen — ein Schmuggler ware besser dran.»

Die Tur ging auf, und Keen trat zogernd ein.

«Dies ist Jethro Tyrrell«, machte Bolitho bekannt,»mein Erster auf der Sparrow.«Bei Keens Verbluffung mu?te er lacheln.»Das war in einem ganz anderen Krieg, Val. Aber ein feines kleines Schiff.»

Unbehaglich rutschte Tyrrell auf seinem Stuhl herum, die allgemeine Aufmerksamkeit machte ihn verlegen.

«Wie dem auch sei, ich hore, Sie haben hier unten ziemlichen Arger. San Felipe soll an die Franzosen zuruckgegeben werden, stimmt's?»

Bolitho nickte ernst.»Das hat sich aber schnell herumgesprochen.»

Tyrrell verzog das Gesicht.»Wohl doch nicht schnell genug. Sie sollten sich vor den verdammten Spaniern besser in acht nehmen. Die haben es sich in den Kopf gesetzt, diese Insel zu erobern. «Mit heimlicher Genugtuung sah er in ihre erstaunten Gesichter.»Und das werden sie auch schaffen, wenn Sie nicht verteufelt vorsichtig vorgehen. Sie haben uberall ihre Spaher. Sogar meine kleine Vivid wollten sie anhalten und durchsuchen, nach Briefen oder Depeschen. «Er warf Adam einen Blick zu.»Beim Satan, wenn sie ihn an Bord gefunden hatten, waren wir alle umgebracht worden, so sicher wie das Amen in der Kirche.»

Bolitho beugte sich vor.»Stimmt das wirklich? Das mit den Spaniern?»

Tyrrells grimmiger Blick lie? ihn nicht los.»Ich brauche Geld, damit ich die Vivid kaufen kann. Viel stellt sie ja nicht dar, aber wenigstens ware sie ein neuer Anfang. «Dann wandte er sich ab.»Sie ist fur mich genauso wichtig wie fur Sie das Schiff, das Ihre Fregatte versenkt hat.»

Sein Ton war defensiv, beschamt; aber man merkte ihm an, wie ernst es ihm war.

«Ich werde Ihnen helfen, Jethro«, versprach Bolitho.»Das hatte ich aufjeden Fall getan, wenn ich nur gewu?t hatte, wie.»

«Ich hatte auch mal meinen Stolz, Dick. Damals. Jetzt kann ich mir Stolz nicht mehr leisten. Hab meine ganze Familie verloren. Mein Leben ist die See, mehr ist mir nicht geblieben. Ich brauche ein

Schiff.»

Bolitho trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter.»Sie bekommen Ihr Schiff, glauben Sie mir.»

Tyrrell seufzte tief auf.»Dafur bringe ich Sie zu dem verdammten Spanier!»

Bolitho warf Keen einen Blick zu, aber dem schien es vor Erstaunen die Sprache verschlagen zu haben.

Es war zwanzig Jahre her — und trotzdem so frisch, als ware es erst gestern gewesen.

X Verkorperung der Treue

«Herrgott noch mal, Allday, mach die Luke zu!»

Bolitho beugte sich wieder uber die Seekarte von San Felipe mit den benachbarten Kustenabschnitten Kubas und Haitis; seine Finger trommelten auf den exakten Kursberechnungen und Tiefenangaben.

Aber bei den geschlossenen Fenstern und Luken wurde es in der Kajute bald hei? wie in einem Backofen. Au?erdem war es sinnlos, die Gerausche lie?en sich nicht aussperren; immer noch horte Bolitho laut und deutlich Black Joe Langtry die Schlage mitzahlen, die der Profos mit der neunschwanzigen Katze austeilte.

Bolitho fand es selbst merkwurdig, da? er sich mit der Prugelstrafe immer noch nicht abgefunden hatte, diesem Allheilmittel jedes Kommandanten bei Versto?en gegen die Disziplin.

Ein Trommelwirbel, danach eine kurze Pause und schlie?lich wieder das scheu?liche Klatschen der Peitsche auf einem nackten Rucken.

Bolitho starrte blicklos auf die Karte nieder, bis seine Augen schmerzten.

«Zehn!«Erneut Langtrys rauhe Stimme.

Keen und seine Offiziere mu?ten da oben sein und zusehen, obwohl auch ihnen dieser Strafvollzug zuwider war. Aber auf einem Kriegsschiff, das allein segelte und von niemandem Unterstutzung erwarten konnte, mu?te der standig drohenden Gefahr des Aufruhrs mit drakonischen Strafen vorgebeugt werden.

Drei verla?liche Matrosen hatten an Land fur den Zahlmeister gearbeitet und waren desertiert. Aber die Inselmiliz hatte sie bald aufgestobert und wieder an Bord gebracht. Offenbar hatten sie auf einer Plantage ein paar Halbblutmadchen kennengelernt, und was darauf folgte, war nur zu alltaglich.

Wieder das Klatschen.»Elf!»

Jetzt zahlten sie den Preis fur ihr kurzes Vergnugen. Keen hatte die Mindeststrafe von vierundzwanzig Peitschenhieben pro Deserteur verhangt, aber auch sie reichte schon aus, einen Rucken in rohes Fleisch zu verwandeln.

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