Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 48
- Предыдущая
- 48/72
- Следующая
Adam erwiderte:»Es scheint mir verwerflich, so mit Menschenleben zu spielen.»
Chase nickte.»Da mogen Sie recht haben, aber San Felipe ist ein hoher Einsatz. Im Krieg wie im Frieden beherrscht es einen wichtigen Schiffahrtsweg. Meine Regierung wurde es lieber im Besitz eines befreundeten Landes sehen, am liebsten unter unserem eigenen Schutz. Und genau das hatte Sir Humphrey Rivers vorgeschlagen. Aber da Sie Vizeadmiral Bolithos Adjutant sind, wissen Sie das alles zweifellos. Ich merke, da? Sie diese Zusammenhange genauso schnell durchschauen wie Ihr Onkel, also mu? Ihnen auch klar sein, da? es Rivers trotz seiner Loyalitatsbezeugungen fur Konig Georg vor allem um seinen eigenen Vorteil geht. Er brachte eine gefahrliche Karte ins Spiel, als er das Schicksal der Insel mit Spanien erorterte oder — um genau zu sein — mit dem spanischen Befehlshaber in La Guaira. Geteilte Geheimnisse sind keine Geheimnisse mehr. «Chase seufzte tief auf.»Au?erdem la?t sich ein Tiger nicht aufs Teilen ein.»
Chase war sich jetzt Adams voller Aufmerksamkeit sicher. Er fuhr fort:»Ich kann offen mit Ihnen sprechen, weil keiner von uns beiden auf diese Affare entscheidenden Einflu? hat. Das spanische Interesse blieb mir nur deshalb nicht verborgen, weil ich sowohl mit dem Befehlshaber in La Guaira wie auch mit seinem Nachbarn in Caracas Geschaftsbeziehungen unterhalte. Beide waren schon immer der Ansicht, da? ihre Regierung den Anschlu? an die rapide Ausweitung ihres Imperiums in Sudamerika verloren hat. Woche fur Woche bringen die Sklavenschiffe mehr Arbeiter fur die Bergwerke und Plantagen; unterwegs begegnen sie wahrscheinlich den bis ans Schanzkleid mit Gold beladenen Galeonen, die auf dem Weg nach Spanien sind. In der Vergangenheit hat San Felipe ihre Bewegungsfreiheit eingeschrankt. Dem wollen sie in Zukunft einen Riegel vorschieben.»
Adam sah im Geiste plotzlich Achates im Hafen von San Felipe vor sich, halb abgetakelt fur Reparaturen, die Mannschaft uberfordert mit Arbeiten, die das Ge schick erfahrener Werfthandwerker verlangt hatten.
«Dieser Zweidecker.. «rief er aus.
Chase lachelte grimmig.»Den Sie versenkt haben? O ja, Leutnant, daruber haben mir meine Informanten alles berichtet. Das war die Intrepido, frisch uberholt in Cadiz und stark genug bewaffnet, um es mit jedem Narren aufzunehmen, der ihr in die Quere kommen wollte. Ein Freibeuter, ein gekaufter Abenteurer — nennen Sie ihn, wie Sie wollen. Aber ihr Kommandant hatte Anweisung, jeden Widerstand zu brechen und die Insel in Besitz zu nehmen. Spater sollte ein beamteter Gouverneur installiert und die spanische Flagge gehi?t werden, wobei weder von den Briten noch von den Franzosen nennenswerte Gegenma?nahmen erwartet wurden. Ihrer Regierung ware es peinlich gewesen, wegen dieser aussichtslosen Sache noch mehr Zeit und Menschenleben zu opfern, und auch die Franzosen wurden sich nicht dagegen sperren, weil sie sich damit Spanien fur kunftige Zwecke zum Schuldner machen konnten. «Er lehnte sich bequem in seinem Stuhl zuruck und schlo?:»Erklart das nicht alles?»
Adam nickte verwirrt; doch die scheinbare Stichhaltigkeit dieser grausam simplen Uberlegungen ekelte ihn an.
Chase fuhr fort:»Aber nichts ist so einfach, wie es scheint. Die Spanier dachten schnell, raffiniert und skrupellos, doch sie machten die Rechnung ohne Ihren dickkopfigen Onkel. Trotzdem ist er zu bedauern. Er steht als einziger zwischen den Spaniern und ihrer Gier nach San Felipe. Wie ich annehme, war all dies schon in England bekannt, bevor man ihn ausschickte. Es ist nicht als Beleidigung gedacht, wenn ich sage, da? die Briten bei ihren Verhandlungen ziemlich hinterhaltig vorgehen konnen. Fur manche Leute zahlt Selbstachtung eben nicht, wenn es um Dinge geht, die sich auf der anderen Seite der Welt abspielen. Habe ich recht?»
«Ich kann es nicht glauben, Sir. Mein Onkel wird ihnen die Stirn bieten.»
Chase wirkte plotzlich besorgt.»Gewi?, davon bin ich uberzeugt. Aber was kann er erreichen, wenn die Bevolkerung der Insel nicht hinter ihm steht? Auf verlorenem Posten kampfen?»
Adam ballte die Fauste so fest, da? sich die Nagel schmerzhaft in sein Fleisch gruben.»Genau das!»
Chase wandte den Blick ab, als konne er Adams Verzweiflung nicht mitansehen.»Dann helfe ihm Gott.»
In diesem Augenblick schwang die Tur auf, und Adam horte Robinas aufgeregte Stimme fragen:»Wo hast du ihn versteckt, Onkel? Und was soll das ganze Gerede uber einen Verkauf der Vivid? Sie ist doch eines deiner Lieblingsschiffe!»
Sie fuhr herum, erkannte Adam neben dem Fenster und schrie in freudiger Uberraschung leise auf.
«Da bist du ja!«Sie lief auf ihn zu und ku?te ihn leicht auf die Wange.»Jetzt wird alles gut!»
Adam wagte nicht, sie zu beruhren oder zu umarmen, denn er sah uber ihrer Schulter Chases umwolkte Miene.
Ernst sagte ihr Onkel: «Vivid war schon immer etwas zu klein fur meine Zwecke. Tyrrell hat sie mehr als verdient.»
Er lie? Adam nicht aus den Augen und versaumte es, den von Bo-litho entrichteten Kaufpreis zu erwahnen. Langsam schritt er zur Tur, den Blick immer noch auf das junge Paar am Fenster gerichtet.
Er sah keine Moglichkeit, es ihnen schonend beizubringen; deshalb war sein Ton fast grob, als er fortfuhr: «Vivid mu? noch vor Anbruch der Nacht den Anker lichten. Unser Leutnant hier hat seinem Onkel wichtige Nachrichten zu uberbringen. Ist's nicht so?»
Langsam nickte Adam; er verabscheute Chase und bewunderte ihn doch.
Wie lange sie so dastanden, konnte er spater nicht sagen. Er pre?te Robina an sich, murmelte Unverstandliches in ihr Haar, wahrend sie seine Schultern umklammert hielt, als wehre sie sich mit Gewalt gegen das Unbegreifliche.
Schlie?lich lehnte sie sich in seinen Armen zuruck und starrte zu ihm auf.»Warum?«fragte sie.»Was ist daran denn so wichtig? Wir sind endlich wieder zusammen, mehr wollten wir doch nicht. Also warum mu?t du schon wieder fort?»
Adam wischte eine blonde Haarstrahne aus ihren Augen und sah seine Hoffnung, sein Gluck, verrinnen wie Sand im Stundenglas.
«Ich mu? zuruck nach San Felipe, Robina«, sagte er.»Dein Onkel kennt den Grund. Er kann es dir besser erklaren als ich.»
In ihren Augen blitzte plotzlich Zorn auf.»Was geht das alles dich an? Du bist doch blo? Leutnant, weshalb sollte er dich mit hineinziehen?«Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber Adam hielt sie fest.
«Es hat schwere Kampfe gegeben. Mein Schiff hat den Gegner versenkt, wurde dabei aber selbst stark beschadigt. «Er spurte, wie alle Kraft sie verlie?, als sie die Bedeutung seiner Worte erfa?te.»Mein Onkel hat herausgefunden, welche Gefahr der Insel drohte und wer sie heraufbeschwor. Er hat mich mit Depeschen zu deinem Onkel nach Boston gesandt, damit diese Informationen umgehend an euren Prasidenten weitergeleitet werden.»
Ihre Augen hingen an seinem Gesicht.»Aber weshalb wird mein Onkel da mit hineingezogen, meine Familie?»
Resigniert hob Adam die Schultern.»Weil er schon damit befa?t war. Er kannte seit langem die Absichten Spaniens, das hat er gerade indirekt zugegeben. San Felipe unter franzosischer oder britischer Flagge zu wissen, wurde deinem Land offenbar wenig behagen. Aber da mein Onkel all diese widerstreitenden Interessen jetzt ans Licht gebracht hat, wird sich keine der Parteien in seinen Konflikt mit den Spaniern einmischen. «Adam konnte seine Verbitterung nicht unterdrucken.»Also steht mein Onkel ganz allein da, wenn er seine Pflicht tut.»
Sie machte einen Schritt von ihm weg und sagte, ohne ihn anzusehen:»Dann planst du also nicht mehr, dir hier bei uns ein neues Leben aufzubauen?»
«Aber so ist es doch nicht! Ich liebe dich von ganzem Herzen.«»Und trotzdem schlagst du mir das ab?»
Adam trat auf sie zu, doch sie wich zwei Schritte vor ihm zuruck.»Es ist meine Pflicht…»
Da hob sie den Blick zu ihm, in ihren Augen funkelten Tranen.»Pflicht! Was kummert mich das! Wir sind beide jung, so jung wie dieses Land, weshalb willst du uns also unglucklich machen — fur etwas ganz Sinnloses?»
- Предыдущая
- 48/72
- Следующая