Der Brander: Admiral Bolitho im Kampf um die Karibik - Kent Alexander - Страница 68
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«Vorsicht!«gellte Alldays Schrei.
Bolitho fuhr herum und sah einen franzosischen Unteroffizier mit der Pistole auf ihn zielen. Da sauste Stahl vor seinen Augen nieder, die Pistole polterte an Deck und explodierte, immer noch von der abgetrennten Hand des Franzosen umklammert.
Einen blutigen Schnitt quer uber die Stirn, ein Entermesser in der einen und einen schweren Belegnagel in der anderen Hand, keuchte Tyrrell:»Das war knapp!«Dann warf er sich, ein hinkender Riese, mitten ins Handgemenge, lie? seine Waffen wirbeln und brullte Anfeuerndes in jedes Ohr, das ihn noch horen konnte.
Im unteren Batteriedeck war das Klirren und Scharren uber den Kopfen erschreckend anzuhoren: als sei ein irrer Mob au?er Rand und Band geraten.
Midshipman Evans tastete sich durch den Rauch und suchte die Leiter zum Oberdeck. Er rutschte in Blutlachen aus und ware fast uber die Leiche eines Stuckmeisters gefallen. Als er sich wieder aufrichtete, sah er einige Gestalten durch eine offene Stuckpforte hereinklettern, deren Kanone aus Munitionsmangel aufgegeben worden war.
Das war der Feind!
Die Erkenntnis lahmte ihn, verschlug ihm den Atem, und er wollte fliehen, wollte sich verkriechen vor dem Gra?lichen, das ihn umgab. Aber ein verwundeter Matrose taumelte neben ihm von seiner Kanone zuruck, beide Hande auf eine klaffende Bauchwunde gepre?t, in den hervorquellenden Augen das helle Entsetzen.
Zwei Franzosen sahen ihn und holten nach ihm aus. Der Matrose sturzte und versuchte mit ausgestreckten Fingern, Evans' Fu? zu erreichen.
«Hilfe!«krachzte er.»Hilf mir, um Gottes willen!»
Evans war erst dreizehn Jahre alt, aber fur den Verwundeten bedeuteten sein blauer Uniformrock und die wei?en Kniehosen Macht und vielleicht Sicherheit vor Tod und Verzweiflung.
Also zog Evans seinen kurzen Dolch und richtete die Spitze auf die Franzosen.
Rutschend kamen die beiden zum Stillstand, vielleicht ernuchtert beim Anblick ihres kindlichen Gegners.
Wie ein heller Lichtfleck tauchte Crockers wei?er Haarschopf im Halbdunkel auf. Er schwang einen Ladestock mit beiden Handen, hieb damit auf die Franzosen ein und warf sie auf die Knie. Ein weiterer Matrose sprang herzu und bereitete ihnen mit blitzendem Entermesser ein schnelles Ende.
Crocker wandte den Kopf, musterte den kleinen Kadetten perplex und keuchte:»Ein richtiger kleiner Feuerfresser, wie?»
Blicklos starrte Evans zum Niedergang, wo jemand die Leiter herabgepoltert kam. Sein Verstand konnte das Geschehen nicht verarbeiten, ihm war nur bewu?t, da? er immer noch lebte.
Adam Bolitho wischte sich die vor Rauch tranenden Augen und blickte sich um. Hier unten konnte man ja kaum atmen, geschweige denn erkennen, was vor sich ging.
«Wo ist der Vierte Offizier?«Er musterte den langen Ladestock, den Crocker immer noch umklammert hielt, das blutige Entermesser in der Hand des zweiten Matrosen.
Leutnant Hallowes taumelte mit gezucktem Sabel durch den Rauch.»Verdammt, wer will was von mir?«Da erkannte er Adam und grinste.»Ach so, unser flotter Flaggleutnant!»
«Wie kommen Sie hier unten zurecht?«fragte Adam drangend.
Lassig schwenkte Hallowes seinen Sabel in der Runde.»Ich habe meine Leute an die Steuerbordpforten gestellt, wie Sie sehen. «Und mit einer wutenden Geste: «Simms! Hau ihn nieder, den Franzmann!»
Die Szene erinnerte an ein makabres Ballett. Ein franzosischer Matrose sturzte aus den Rauchschwaden, beide Hande wie schutzend uber dem Kopf. Er mu?te in der Erwartung, das Batteriedeck voller Kameraden vorzufinden, durch eine Stuckpforte gesprungen sein. Nun sank er auf die Knie, und das Wei?e seiner Augapfel schimmerte grell durch Qualm und Zwielicht.
Der Wachtposten am Niedergang stie? mit seinem Bajonett zu; so viel Gewalt sa? in dem Sto?, da? der ungluckliche Franzose auf die Decksplanken gespie?t wurde.
Adam wandte den Blick ab.»Ich habe eine Idee«, sagte er zu Hallowes.»Wir gehen durch die Messe nach achtern. «Ob der Mann ihn verstand? Er machte einen fast irren Eindruck. »Argonaute hat eine breite Heckgalerie.»
«Und entern sie?«rief Hallowes. Sein Blick zuckte nach oben, als ein schwerer Schlag die Decksbalken erschutterte.»Wie steht's an
Deck?»
Adam dachte an das ungeschutzte Achterdeck, an den Splitterhagel und das Gebrull, mit dem an Deck um die Kontrolle uber das Schiff gekampft wurde.
«Schlecht«, sagte er.»Aber viele franzosische Enterer kamen aus dem Zwischendeck.»
Er duckte sich vor einer Kugel, die durch eine Stuckpforte pfiff und von einer Backbordkanone abprallte.
Dann sah er Crocker an.»Konnten Sie Ihren Gro?mast sprengen?»
Erst starrte Crocker ihn nur an, aber dann bejahte er heiser.»Klar, Sir. Ich bin dabei. «Er wandte sich um, brullte ein paar Namen, und schon hasteten Leute von den Kanonen herbei.
Nur Hallowes war noch nicht uberzeugt, lie? sich von der tollkuhnen Idee nicht mitrei?en.
«Warum? Was soll das nutzen? Wir kommen doch niemals lebend hinuber.»
Adam stie? seinen Sabel in die Scheide, mit einer Bewegung, die er Bolitho abgeschaut hatte, und zuckte die Schultern. Wie sollte er Hallowes das erklaren, auch wenn er gewollt hatte? Im Geiste sah er Bo-litho auf dem von Trummern ubersaten Achterdeck stehen, das bevorzugte Ziel aller Feinde. Wenn er ausfiel, mu?te jeder Widerstand zusammenbrechen, jetzt, da Keen verwundet und Quantock gefallen war. Schon in den nachsten Sekunden konnte es zu spat sein.
So sagte er nur:»Ich verdanke ihm alles. Alles, verstehen Sie?«Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich um und rannte nach achtern.»Also, komm mit, Junge, wenn du willst«, rief er.
Hallowes fuhr sich mit dem Handrucken uber den Mund und lachte hysterisch auf.
«Sagen Sie blo? nicht >Junge< zu mir, Mister Bolitho!»
Damit rannte er ihm nach, gefolgt von anderen, die von irgendwoher geladene Pistolen aufhoben und sich anschlossen, ohne zu wissen, wohin es ging.
Verwirrt starrte Evans nach achtern zur Messe. Dann fiel sein Blick auf einen Offizier, der sitzend an einer Lafette lehnte; er erkannte in ihm Foord. Der Funfte Offizier hatte gerade noch versucht, ihm Mut zuzusprechen.
Als er sich neben ihn kniete, sah er, da? Weste und Kniehose des Leutnants blutgetrankt waren. Vor seinen Augen sickerte das Leben aus dem Korper, der nicht einmal zusammenzuckte, als wieder eine Kanonenkugel in die Bordwand schlug und das ganze Schiff erbebte, als sei es auf ein Riff gelaufen.
Foord erkannte den kleinen Kadetten und versuchte zu sprechen.
Ratlos hielt Evans seine Hand.
«Sag dem Kommandanten…«Foords Augen verdrehten sich im Todeskampf.»Sag ihm…»
Die Finger in Evans Hand erstarrten wie im Krampf und erschlafften dann. Vage kam dem Jungen zu Bewu?tsein, da? seine Angst verflogen war. Vorsichtig loste er den Sabel aus Foords anderer Faust und spurte den leeren Blick des Toten zwischen seinen Schulterblattern, als er sich aufrichtete und steif nach achtern zur Messe ging.
«Alles klar, Leute?«Adam musterte noch einmal die gespannten Gesichter in der Runde.
Crocker warf sich den Ledersack uber die Schulter und studierte das reich geschmuckte Heck des Franzosen, das dicht neben ihnen stampfte. Die Galerie lag etwas hoher als die Messe, aber damit bot sich ihnen Deckung beim Entern.
Crocker nickte.»Sagen Sie nur, wann.»
Adam zog sich durch eines der zerschossenen Heckfenster, zogerte kurz und sprang dann zum Heck des anderen Schiffes hinuber. Einen Moment furchtete er schon, den Halt zu verlieren und ins Wasser zu sturzen. Unten zwischen den beiden Hecksteven trieben schon mehrere Leichen, tanzten in den Wellen auf und ab, ohne sich noch um den morderischen Kampf da oben zu scheren.
Adam rechnete jeden Augenblick damit, ein Gesicht uber dem ve r-goldeten Gelander auftauchen zu sehen oder den Hieb eines Sabels, den Einschlag einer Kugel zu spuren.
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