Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 14
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Philip Montresor von der Dispatch, ein junger, eifriger Mann, lie? sich von der einsamen Epaulette auf seiner rechten Schulter nicht im geringsten entmutigen. Tobias Houston von der Icarus sah zu alt aus fur seinen Rang, aber er war auf Umwegen uber die Ostindische Handelskompanie und spater den Zoll dazu gekommen. Er hatte ein rundes braunes Gesicht, das an eine verwitterte Nu? erinnerte, und einen Mund, so schmal wie ein Schlitz.
Commander Marcus Quarrell sagte gerade etwas zu La-pish, der vor ihm die Brigg Rapid befehligt hatte. Quarrell war ein lebhafter, freundlicher Mann von der Isle of Man, doch sein Humor blieb bei Lapish, der noch immer in Schwermut versunken war, wirkungslos.
Auch Leutnant Hallowes vom Kutter Supreme war anwesend, und das zu Recht, denn der Funktion nach war er ebenso Kommandant wie alle anderen.
Ein zusammengewurfelter Haufen, dachte Bolitho. So mu?te es bei der ganzen Flotte zugehen, weil die Seelords versuchten, nun eilends Schiffe und Manner fur den neuen Krieg aufzutreiben, den jeder Schwachkopf hatte voraussehen konnen.
Er studierte ihre erwartungsvollen Gesichter, den zuversichtlichen Ton ihrer Stimmen.
«Gentlemen«, begann er,»ich beabsichtige, so bald wie moglich wieder Segel zu setzen. In seinen Depeschen hat mich der Gouverneur davon in Kenntnis gesetzt, da? jeden Augenblick ein Ostindienfahrer hier eintreffen wird, der danach weiter ums Kap der Guten Hoffnung segelt. Mit seinen schweren Geschutzen und seiner ausgebildeten Mannschaft wurde er den beiden Straflingsschiffen ausreichend Geleitschutz bieten konnen. Ich bin sicher, da? der Gouverneur den Kapitan zu dieser Geste uberreden kann.»
Alle lachten. Die Ostindische Kompanie war dafur bekannt, da? sie sich bei ihren raschen Uberfahrten ungern aufhalten lie?.
Bolitho verbarg seine Erleichterung. Er hatte befurchtet, der Gouverneur wurde ihm eins seiner Schiffe fur diese Aufgabe abverlangen; dabei war das Geschwader ohnehin schon zu klein.
Er fuhr fort:»Die Lage ist hier anders als bei der Blockade von Brest und den Biskayahafen. Dort haben es unsere Einheiten zwar schwer, aber sie konnen wenigstens abgelost und zur Reparatur oder Proviantaufnahme zuruck nach England geschickt werden. Im Mittelmeer dagegen gibt es keine Ablosung. Hauptgrund zur Sorge ist uns Toulon; zur Uberwachung des Feindes und Enthullung seiner Absichten ist stete Wachsamkeit vonnoten. Woher aber bekommen wir Proviant und, wichtiger noch, unser Trinkwasser? Gibraltar ist achthundert Meilen von Toulon entfernt, und Malta liegt auch nicht naher. Ein von Malta ausgesandtes Schiff mag seinem Admiral uber zwei Monate lang fehlen. «Er lachelte schief.»Das ist vielleicht angenehm fur den Kommandanten — «, er sah sie grinsen,»- aber der Feind kann sich mittlerweile davongemacht haben. Ich bezweifle nicht, da? Vizeadmiral Nelson bereits eine Losung gefunden hat. Andernfalls beabsichtige ich, unabhangig zu handeln. «Er konnte sehen, da? besonders die Kommandanten der Zweidecker uber seine Worte nachdachten. Jeder hatte nur fur neunzig Tage Trinkwasser an Bord, und auch das nur bei gekurzten Rationen. Vor allem mu?ten sie nach Gibraltars Ausfall nun ihre Wasserversorgung sichern.
«Das Geschutz- und Segelexerzieren soll trotzdem ununterbrochen weitergehen. Das macht unsere Mannschaften besser und halt sie beschaftigt.»
Es roch nach Essen. Bolitho nahm an, da? Ozzard mit dem Dinner wartete.
«Wir reden spater weiter«, sagte er.»Hat jemand Fragen?»
Montresor erhob sich. Wie Keen hatte er blondes Haar und die frische Gesichtsfarbe eines Schuljungen.
«Sollen wir die Franzosen vor Toulon und den anderen Hafen blockieren, Sir Richard?«fragte er.
«Nicht nur das «erwiderte Bolitho.»Unsere Hauptaufgabe ist, sie beim Ausbrechen zu erwischen und zu vernichten. Vergessen Sie nicht, da? sie uns auf die Probe stellen, unsere Starke und unsere Fahigkeiten testen werden. «Er sah Keen an. Nur er wu?te, was sich Bolitho bis jetzt aufgespart hatte.»Es existiert ein neugebildetes franzosisches Geschwader, das aber bisher noch nicht vor Toulon gesichtet wurde. Befehligt wird es von Konteradmiral Jobert. «Er sah sie Blicke tauschen; manche hatten noch nicht ganz begriffen.
Er blickte sich in der Kajute um.»Gentlemen, dies hier war fruher Joberts Schiff. Wir nahmen es ihm vor funf Monaten ab.»
Wie hatte Jobert das fertiggebracht? Vielleicht war es ihm gelungen, gegen einen britischen Gefangenen gleichen Ranges ausgetauscht zu werden, aber Bolitho hatte von einem solchen Abkommen bisher nichts gehort.
«Er durfte unseren Kurs kennen und wissen, da? meine Flagge uber dem Geschwader weht. Er ist ein tapferer, einfallsreicher Offizier und auf Rache aus.»
Inch beugte sich vor.»Aber diesmal erledigen wir ihn!»
Bolitho schaute die drei jungeren Offiziere an.»Rekognoszieren ist von gro?ter Wichtigkeit. Fur mich steht fest, da? hinter der Falle fur Barracouta Jobert steckte. «Das war zwar kaum mehr als eine Vermutung, pa?te aber zu dem, was er uber Jobert wu?te. Lapishs dankbares Gesicht entschadigte ihn. Dieser Mann wurde einen solchen Fehler nicht noch einmal begehen.
«Jobert mag vorhaben, kleine, von unserem Geschwader getrennte Schiffe aufzuspuren und zu vernichten, damit das Gros taub und blind wird.»
Da Joberts ehemaliges Flaggschiff Argonaute und die Heli-con, auch sie eine franzosische Prise, in seinen Gewassern segelten, brauchte er zur Begleichung der alten Rechnung bestimmt nicht erst ermuntert zu werden.
Bolitho fragte sich, ob Admiral Sheaffe bei ihrer letzten Begegnung uber all dies informiert gewesen war. Warum hatte er ihn dann nicht gewarnt? Bin ich vielleicht der Koder!
«Wir hatten ihm damals gleich den Garaus machen sollen!«murmelte Keen bitter. Er druckte sich nur selten so drastisch aus. Wahrscheinlich sorgte er sich um das Madchen. Was sollte nun, da sie tiefer ins Mittelmeer hineinfuhren, aus ihr werden? Was sollten sie mit ihr anfangen? Immerhin war es moglich, da? ihr bald Gefahr drohte.
Bolitho verbannte diese Gedanken. Der Krieg hatte Vorrang.
«Nehmen wir jetzt gemeinsam unser Dinner ein, Gentle-men«, sagte er.
Inch strahlte.»Und denken dabei an unsere Lieben daheim.»
Kapitan Houston lachelte dunn.»Es gibt Leute, die haben das nicht notig.»
Keen wurde bla?, hielt sich aber zuruck.
«Kapitan Houston, sollte das vielleicht eine Krankung sein?«fragte Bolitho.»Wenn ja, fuhle ich mich personlich davon betroffen. «Seine grauen Augen waren plotzlich hart.»Ich warte auf Ihre Erklarung.»
Das Schweigen war so druckend wie die Schwule in der Kajute.
Houston erwiderte Bolithos Blick und sagte zogernd:»Ich wollte niemanden kranken, Sir Richard.»
«Das hore ich gern. «Bolitho wandte sich ab. Houston war ein Dummkopf. Schlimmer noch, er mochte sich zum schwachsten Glied ihrer dunnen Kette entwickeln.
Als sich die anderen zu dem langen Tisch mit den schimmernden Kerzen begaben, flusterte Keen:»Es fangt schon an, Sir. Ich mache mir Vorwurfe.»
Bolitho drehte sich zu ihm um und packte ihn, die anderen ignorierend, jah am Arm.
«Reden wir nicht mehr davon. Morgen oder nachste Woche sind wir vielleicht schon bei unseren gefallenen Freunden oder wimmern uns die Seele aus dem Leib, wahrend unsere amputierten Glieder in Tusons Abfallkubel fallen.»
Er packte noch fester zu.»Mit einem geschlossenen Gibraltar konnten Sie nicht rechnen. «Dann lachelte er und gab Keen frei.»Aber ehrlich, Val, ich beneide Sie. «Er wandte sich ab, ehe Keen antworten konnte.
Zwei Tage spater, als ein majestatischer Ostindienfahrer in der Bucht vor Anker ging, lief Bolithos Geschwader bei wassrigem Sonnenschein aus. Auf allen Schiffen sorgten sich die Zahlmeister um Trinkwasser und Proviant, und jeder Kommandant stand vor der Notwendigkeit, sparsam mit Tauwerk und Segeltuch umzugehen.
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