Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander - Страница 20
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«Ubernehmen Sie die Wache, Mr. Paget. «Er rieb sich die schmerzenden Augen.»Sowie in der Kombuse das Feuer brennt, schicken Sie die Mannschaft gruppenweise zum Fruhstuck. Und der Proviantmeister soll pro Kopf ein Glas Rum ausgeben. Die Leute haben's verdient.»
Paget grinste.»Das wird ihre Lebensgeister wieder wek-ken, Sir!«Er wandte sich ab, offenbar erfreut, da? Keen ihm bei noch so grober See das Deck uberlie?. Der Flaggkapitan beschlo?, ihn in seinem Bericht lobend zu erwahnen; er brauchte zwar einen guten Ersten, aber die Flotte hatte auch Manner notig, die kommandieren konnten.
Keen verschwand im Schatten unter dem Poopdeck und merkte erst jetzt, wie mude und angespannt er war. Aus der Dunkelheit tauchte ein roter Rock auf: Hauptmann Bouteil-ler von den Royal Marines.
«Guten Morgen, Major. «Keen bewunderte die Seesoldaten zwar, verstand sie aber nie ganz. Selbst ihr Titel» Major «fur den befehlshabenden Offizier kam ihm sonderbar vor.
«Ich wollte es Ihnen selbst sagen, Sir. «Bouteiller sprach abgehackt.»Die, ah, der Passagier verlangte Sie zu sprechen.»
Keen nickte.»Aha. Wann war das?»
Der Hauptmann dachte nach.»Vor zwei Stunden, Sir. Sie kamen mir aber zu beschaftigt vor.»
In der Dunkelheit war Bouteillers Gesicht nicht zu erkennen, und der Mann hatte sich ohnehin nichts anmerken lassen. Was dachte er?
«Gut. Haben Sie vielen Dank.»
Keen tastete sich zu der kleinen Tur und konnte fast horen, wie der Wachtposten gespannt den Atem anhielt.
Eine Blendlaterne schaukelte an der Decke, und in ihrem Schein sah er das Madchen auf der Koje liegen. Ein Bein hing uber den Rand und schwang mit den Bewegungen des Schiffes, als sei es der einzige lebendige Teil ihres Korpers. Keen schlo? die Tur. Tuson wurde seinen Besuch bestimmt mi?billigen, dachte er.
Sanft griff er nach ihrem Fu?knochel und schob das Bein wieder unter die Decke. Sie trug noch immer Hemd und Hose, und als ein Lichtstrahl ihr Gesicht streifte, fand Keen, da? sie unglaublich jung aussah.
Da offnete sie die Augen weit, starrte ihn entsetzt an und raffte das Hemd am Hals zusammen.
Keen ruhrte sich nicht. Ihre Angst schwand langsam.
«Tut mir leid«, sagte er.»Ich erfuhr erst jetzt, da? Sie nach mir fragten.»
Sie setzte sich auf und schaute ihn an. Dann streckte sie die Hand aus und beruhrte seinen Rock und sein Hemd.
«Sie sind ja triefna?, Kapitan Keen«, flusterte sie.
Selbst diese schlichte Geste fand er herzbewegend.
«Der Sturm hat sich verzogen«, sagte er. Er sah ihre Finger an, wollte sie ergreifen und an die Lippen pressen. Doch er fragte nur:»Hatten Sie Angst?»
«Es war nicht so schlimm wie gestern. «Ozzard hatte berichtet, er habe sie am Vortag mit den Handen uber den Ohren in einer Ecke kauernd vorgefunden, als ein Matrose wegen Ungehorsams ausgepeitscht wurde.
«Das Schiff ist so gro?, und trotzdem furchtete ich manchmal, es wurde auseinanderbrechen. «Sie spielte mit gesenktem Blick an seinem Revers.»Ich dachte, Sie machen sich meinetwegen vielleicht Sorgen, und wollte Ihnen nur sagen, da? ich mich wohlfuhle.»
«Das war lieb von Ihnen. «Einmal wahrend des Sturmes hatte Keen sich vorgestellt, sie stunde neben ihm mit fliegendem Haar und trotzte lachend dem Wetter.
«Ja, ich habe mir Sorgen gemacht. An das Leben auf See sind Sie nicht gewohnt. «Er stellte sich das Straflingsschiff bei Sturm vor und spurte, da? sie seine Gedanken erraten hatte.
«Ich kann immer noch nicht glauben, da? ich in Sicherheit bin. «Sie schaute auf, und ihre Augen wechselten im Schein der schwankenden Laterne von hell zu dunkel.»Bin ich das wirklich?«Er ergriff ihre Hande und hielt sie fest. Sie wandte den Blick nicht von seinem Gesicht.»Bitte sagen Sie mir die Wahrheit.»
«Wie Sie wissen, hoffte ich, Sie in Gibraltar an Land zu setzen«, sagte Keen.»Aber nun hat es den Anschein, als musse das noch warten. Ich habe mit der Brigg, die von Sir Richards Neffen kommandiert wird, eine Nachricht nach London geschickt. Sobald der Brief meinen Anwalt erreicht, gehen Schreiben heraus. Vielleicht mussen Sie an Bord bleiben, bis mein Schiff Malta erreicht. Aber auch in Malta habe ich Freunde. «Er druckte ihre Hande.»Eines aber steht fest, Zenoria: Auf ein Straflingsschiff kommen Sie nie wieder. Dafur sorge ich.»
Leise fragte sie:»Und das tun Sie alles nur meinetwegen, Sir? Sie kennen mich doch uberhaupt nicht. Als Sie mich zum erstenmal sahen, wurde ich nackt ausgepeitscht wie eine Hure. «Sie hob das Kinn.»Ich bin aber keine.»
«Das wei? ich«, erwiderte er.
Sie schaute an ihm vorbei in den Schatten.»Wurden Sie sich auch so um mich kummern, wenn wir anderswo waren? In London vielleicht, wo Ihre Frau uns sehen konnte?»
Keen schuttelte den Kopf.»Ich bin Junggeselle. Nur einmal…»
Ermunternd druckte sie seine Finger.»Sie haben nur einmal geliebt?»
Keen nickte.»Aye, aber sie starb. Es ist lange her. «Er sah auf.»Erklaren kann ich es nicht, doch mein Gefuhl fur Sie ist echt. Nennen Sie es Schicksal, den Willen Gottes, meinetwegen auch Gluck, aber es existiert wirklich, ist keine Einbildung. Manche mogen sagen, da? sich alles gegen uns verschworen hat. «Er druckte fester zu, als sie zu einer Entgegnung ansetzte.»Nein, es mu? heraus. Ich bin so viel alter als Sie, ein Offizier des Konigs und diesem Schiff verpflichtet, bis der verdammte Krieg gewonnen ist. «Er hob ihre Hand an die Lippen.»Lach mich nicht aus, sondern hor mir zu. Ich liebe dich, Zenoria.»
Er machte Anstalten, sich zu erheben, aber sie schlang ihm die Arme um den Hals und flusterte:»Schau mich jetzt nicht an. «Ihre Lippen an seinem Ohr, fuhr sie fort:»Ich kann es nicht glauben. Vielleicht traume ich nur. Oder wir sind beide verhext.»
Er loste sich sanft von ihr und schaute ihr ins Gesicht, sah die hellen Tranenspuren auf ihren Wangen. Sie immer noch fest mit den Armen umschlie?end, ku?te er sie auf beide Wangen, schmeckte das Salz und empfand die ganze Intensitat dieses kurzen, unmoglichen Glucks.
«Sag nichts. Versuch jetzt weiterzuschlafen. «Er trat zuruck, hielt nur noch ihre Hande fest.»Es ist kein Traum, und was ich gesagt habe, war mein voller Ernst. «Ihm kam eine Idee.»Du kannst spater mit mir fruhstucken. Ich lasse dich von Ozzard abholen. «Er sprach hastig, damit sie nicht ablehnte.
Als er sich von ihr losri?, blieben ihre Arme noch eine Weile in der Luft hangen, als hielte sie sich weiter an ihm fest. Drau?en vor der Tur standen jetzt zwei Wachtposten. Der Korporal, der zur Ablosung kam, zischte seinem Kameraden einen scharfen Befehl zu. Keen nickte freundlich und sagte:»Guten Morgen, Korporal Wenmouth. Den Sturm hatten wir uberstanden, was?»
Er schritt nach achtern, ohne ihre verdutzten Gesichter zu bemerken. In der Achterkajute trat er an die Heckfenster und starrte ins aufgewuhlte Kielwasser.»Ich liebe dich, Zenoria«, murmelte er.
Dann erkannte er jah, da? Ozzard ihn von der anderen Tur her mit uber der Schurze gefalteten Pfotchen beobachtete.
«Fruhstuck, Sir?«fragte der Steward hoflich.
Keen lachelte.»Vorerst noch nicht. Ich erwarte in einer Stunde, ah, Gesellschaft.»
«Sehr wohl, Sir. «Ozzard wandte sich zum Gehen.»Ich verstehe, Sir.»
Das hatte Keen noch bis vor kurzem geargert, aber jetzt war es ihm gleichgultig.
«Alles zu Ihrer Zufriedenheit, Miss?«Ozzard stand am Tisch und griff nach einem Teller, der der Tischkante bedenklich nahe gekommen war. Zenoria drehte sich um und schaute zu ihm auf.
«Es war kostlich.»
Keen betrachtete ihr Profil, als sie mit Ozzard sprach. Sie trug nun das Haar lose auf die Schultern fallend und sah wunderschon aus; das konnten selbst die Mannerkleider nicht verbergen.
Sie merkte, da? er sie beobachtete.»Was ist?»
Er lachelte.»Nichts, nur — ich konnte Sie den ganzen Tag ansehen und fande jede Minute etwas Neues zu bewundern.»
Sie schaute auf ihren leeren Teller.»Nicht doch, Sir. «Doch sie war errotet und schien sich uber das Kompliment zu freuen.»Erzahlen Sie mir von Sir Richard«, sagte sie.»Kennen Sie ihn schon lange?»
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