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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 34


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Dunstan sah mit einem Seitenblick, da? die Frau einen Facher an die Brust druckte. Er war nicht sicher, glaubte aber drei Worte zu verstehen:»Ich danke dir.»

Als alles vorbei war, sagte Dunstan zu seinem Vetter:»Gib dem Ausguckposten zwei Guineas, Josh. Es war viel wichtiger, als ich ahnte.»

X Im Hafen

Zwei Wochen, nachdem die Phaedra die Piratenbrigantine gekapert und die Gefangenen befreit hatte, kehrten Hyperion und Obdurate nach Antigua zuruck. Die Insel wurde bei Tagesanbruch gesichtet, doch wie um ihre Anstrengungen in die Lange zu ziehen, erstarb der Wind. Der Abend begann schon zu dammern, ehe sie sich nach English Harbour hineinschlangeln und Anker werfen konnten.

Bolitho hatte fast den ganzen Nachmittag mu?ig an Deck verbracht und die Segelmanover beobachtet, wahrend die Insel kaum naher zu kommen schien. Zu jeder anderen Zeit ware es ein stolzer Augenblick fur ihn gewesen. Sie hatten Sir Folliots Geschwader getroffen, das jetzt den Schatzkonvoi nach England geleitete. Die Ausguckleute hatten schlie?lich drei weitere Linienschiffe im Hafen gemeldet, und Bolitho vermutete, da? es sich um die restlichen Schiffe seines eigenen Geschwaders handelte. Nach dem anstrengenden Geleitdienst und dem taglichen Kampf mit dem Wetter hatte ihn ihr Anblick aufmuntern sollen. Trotzdem war Bolitho froh, da? er seine neuen Kommandanten erst am nachsten Tag zu treffen brauchte.

Als die beiden Zweidecker endlich vor Anker lagen, hatte er sich in seine Kajute begeben, die durch mehrere Laternen anheimelnd erhellt wurde. Aus einem Heckfenster gebeugt, bewunderte er einen farbenprachtigen Sonnenuntergang, aber seine Gedanken waren noch immer bei jenem Tag, als man die in grobes Olzeug gehullte Catherine an Bord gehievt hatte.

Es schien ihm kaum mehr glaubhaft, da? sie hier in dieser Kajute gewesen war, allein mit ihm. Allein mit ihm und doch angemessen fern. Er ging umher und schaute in seinen Schlafraum, den er ihr wahrend ihres kurzen Aufenthaltes an Bord uberlassen hatte. Es mu?te doch noch irgendein Zeichen ihrer Anwesenheit vorhanden sein? Ein Hauch ihres Parfums, vielleicht ein Kleidungsstuck, das sie vergessen hatte, als man sie auf Admiral Folliots Flaggschiff ubersetzte, nachdem sich die beiden Kampfgruppen getroffen hatten?

Bolitho lie? die Finger uber das polierte Weinschrankchen gleiten. Von einem der besten Handwerker hergestellt, hatte sie es ihm geschenkt, als er London verlie?. Er entsann sich der Mi?billigung seines Flaggkapitans Thomas Herrick beim Anblick des Schrankchens an Bord der Lysander. Herrick war ihm immer ein treuer Freund gewesen und mi?traute allem, was Bolithos Namen und Karriere schaden konnte.

Sogar Jung-Adam war in Bolithos sogenannte Liaison kurz verwickelt worden. Um seines Onkels Reputation zu verteidigen, hatte er sich mit einem anderen hitzkopfigen Leutnant in Gibraltar duelliert. Jeder, der Bolitho nahestand, schien durch seinen Kontakt mit Catherine beruhrt worden zu sein.

Er drehte sich um und sah hinter der Lamellentur den Schatten des Kajutpostens. Dort hatte auch sie gestanden, ganz still, nur unwillkurlich schneller atmend und den Olmantel wie frierend am Hals zusammengefa?t. Dann hatte sie das Schrankchen erblickt, und einen Augenblick zitterten ihre Lippen.

«Ich nehme es uberall mit«, hatte er leise gesagt.

Da war sie direkt auf ihn zugegangen und hatte eine Hand an seine Wange gelegt. Als er jedoch Anstalten machte, sie in die Arme zu schlie?en, hatte sie den Kopf geschuttelt.»Nein! Es ist schon schlimm genug, da? ich unter diesen Umstanden hier bin. Mach es nicht noch schlimmer. Ich wollte dir nur sagen, was es fur mich bedeutet, durch dich zu leben. Gott oder das Schicksal — ich wei? nicht, wer oder was — brachte uns einmal zusammen. Aber nun furchte ich, da? es uns etwas antun konnte.»

Er hatte ihr zerrissenes Kleid gesehen und gefragt:»Kann das nicht ausgebessert werden? Wo ist deine Zofe?»

Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat sie zuruck.»Maria ist tot. Die Piraten versuchten, sie zu vergewaltigen. Als sie sich mit blo?en Handen wehrte, brachten sie sie um, stachen sie tot wie ein hilfloses Tier. «Langsam fugte sie hinzu:»Was mich betrifft, so kam dein kleines Schiff noch zur rechten Zeit. Aber ich habe dafur gesorgt, da? einige dieser Schweine nicht mehr unsere Luft atmen.»

Sie blickte auf ihre Hande nieder, auf den befleckten Facher, den sie noch umklammerte.»Ich wunschte zu Gott, ich konnte dabei sein, wenn man den Rest dieses Ungeziefers am Seil tanzen la?t.»

Die Tur offnete sich einen Spalt, und Jenour schaute ihn an.

«Das Boot des Kommodore nahert sich uns, Sir Richard. «Sein Blick huschte durch die Kajute, vielleicht dachte auch er an Catherine.

«Danke. «Bolitho setzte sich, froh daruber, da? er sein eigenes Deck unter den Fu?en hatte. Aber Glassport war wohl der letzte, den er jetzt gebrauchen konnte.

Er dachte an ihren Abschied, als er Catherine zu Sir Peter Folliots gro?em Dreidecker hinubergebracht hatte. Der Admiral war zwar ein schmachtiger, kranklicher Mann, aber schnellen Geistes. Trotz der sparlichen Nachrichtenubermittlung schien er alles uber den Handstreich von La Guaira zu wissen, auch die tatsachliche Hohe der Beute bis aufs letzte Goldstuck.

«Eine Rettung in letzter Stunde, wie?«Er begru?te Catherine mit uberschwenglicher Hoflichkeit und erklarte, da? er sie der Obhut seines besten Fregattenkommandanten uberantworten wolle, der sie mit gro?ter Eile zu ihrem Gatten nach Antigua bringen wurde. Vielleicht wu?te er auch uber Catherine einiges, dachte Bolitho.

Er hatte die starke Fregatte Segel setzen und sie ihm endgultig entfuhren sehen und war an Deck geblieben, bis sich nur noch ihre Oberbramsegel wie rosa Muscheln uber dem Abendhorizont zeigten.

Der gro?e Indienfahrer mit den Somervells hatte inzwischen den Hafen verlassen. Bolitho malte sich aus, wie sich Catherine mit jedem Wechsel des Stundenglases mehr und mehr von ihm entfernte.

Die Tur offnete sich abermals, und Kapitan Haven trat ein.»Ich bin dabei, den Kommodore zu begru?en, Sir Richard. Darf ich Ihre Kommandanten anweisen, sich morgen vormittag an Bord einzufinden?»

«Ja. «Wie eine Mauer stand kuhle Formlichkeit zwischen ihnen. Trotzdem versuchte Bolitho es nochmals.»Ich habe gehort, da? Ihre Frau ein Kind erwartet, Kapitan Haven.»

Seit Haven Post mit der Kurierbrigg erhalten hatte, benahm er sich wie in Hypnose. Er hatte sogar Parris die Obliegenheiten des Schiffes uberlassen.

Havens Augen verengten sich.»Von wem gehort, Sir Richard, wenn ich fragen darf?»

Bolitho seufzte.»Tut das was zur Sache?»

Haven blickte beiseite.»Es ist ein Junge. «Seine Finger zerknautschten den Zweispitz.

«Ich gratuliere Ihnen. Die Sorge um Ihre Frau mu? Sie sehr beschaftigt haben.»

Haven schluckte schwer.»Jawohl. Vielen Dank, Sir Richard.»

Wie eine Erlosung drangen Befehle von Deck herein. Haven verlie? fast fluchtartig die Kajute, um Kommodore Glassport zu empfangen.

Bolitho stand auf, als Ozzard ihm den Galarock brachte. War das Kind wirklich von Parris, fragte er sich, und wie wurden sie sich arrangieren?

Er schaute auf Ozzard hinunter.»Habe ich dir eigentlich schon fur die gute Betreuung unseres Gastes an Bord gedankt?»

Ozzard burstete einen Staubfleck von der Uniform. Er hatte Catherines zerrissenes Kleid genaht, denn seine Geschicklichkeit kannte keine Grenzen. Der kleine Mann lachelte scheu.

«Es war mir ein Vergnugen, Sir Richard. «Dabei langte er in eine Schublade und zog den Facher heraus, den Lady Somervell von dem sinkenden Schoner mitgebracht hatte.

«Sie hat dies zuruckgelassen. «Er duckte sich unter Bolithos bohrenden Blicken.»Ich habe — ich habe ihn saubergemacht. Es war Blut daran, also…»

«Zuruckgelassen?«Bolitho drehte den Facher in seinen Handen, sah im Geist ihr Gesicht dahinter. Im Lampenlicht trubte sich sein Auge schon wieder.»Zuruckgelassen?«wiederholte er.

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