Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 36
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Endlich erkannte sie ihn.»Du! Ich — ich ahnte nicht…»
Sie machte noch immer keine Anstalten, sich ihm zu nahern, deshalb stieg Bolitho langsam die Stufen empor, ihr entgegen.
«Ich habe angenommen, du warest abgereist. Aber wie ich dann horte, segelte der Indienfahrer ohne dich. «Er hutete sich, den Namen Somervell zu erwahnen. Einen Fu? auf der nachsten Stufe, verhielt er aus Sorge, sie konnte sich zuruckziehen.»Ich ertrage es nicht, dich hier allein zu wissen. «Sie machte eine Bewegung, und er entdeckte eine Pistole in ihrer Hand.»Gib sie mir.»
Er kam naher und streckte die Hand aus.»Bitte, Kate. «Die Pistole war gespannt und feuerbereit, er entwand sie ihren Fingern.»Jetzt hast du nichts mehr zu befurchten.»
Sie erschauerte.»Komm ins Wohnzimmer, dort ist es heller.»
Bolitho folgte ihr und wartete, bis sie die Tur hinter ihm geschlossen hatte. Der Raum war anheimelnd, aber sehr unpersonlich. Er wurde zu oft von Besuchern, von Fremden benutzt.
Bolitho legte die Pistole auf den Tisch. Sie schlo? die Fensterladen, vom Licht angezogene Motten tappten gegen das Glas.
«Setz dich, Richard. «Ohne ihn anzusehen, tastete sie nach ihrem Kopf.»Ich habe geruht und mu?te mein Haar ordnen. «Doch dann wandte sie sic h ihm zu, mit einem sehnsuchtigen, nachdenklichen Blick, als suche sie Antwort auf eine unausgesprochene Frage.
«Ich wu?te, da? er nicht warten wurde«, berichtete sie.»Er nahm seinen Auftrag sehr ernst, er ging ihm uber alles. Es war also mein Fehler. Ich wu?te, da? ihm die Angelegenheit sehr am Herzen lag, und hatte nicht auf den Schoner gehen sollen. «Sie wiederholte:»Ich wu?te, da? er nicht warten wurde.»
«Warum hast du es dann getan?»
Sie blickte fort und beruhrte den Knopf der anderen Tur, die im tiefen Schatten lag.
«Ich hatte Lust dazu«, war ihre einfache Antwort.
«Es hatte dich das Leben kosten konnen, und dann.»
Sie fuhr herum, ihre Augen funkelten.»Was dann?«Verargert warf sie den Kopf zuruck.»Hast du dir die gleiche Frage gestellt, als du hinter der Ciudad de Sevilla her warst?«Der Name des Schiffes ging ihr glatt von der Zunge und gemahnte ihn rucksichtslos daran, da? sie mit einem Spanier verheiratet gewesen war.»Du mu?t dir doch daruber klar gewesen sein, da? du ein furchtbares Risiko eingingst. Du wu?test es, ich sehe es dir an. Du hast auch gewu?t, da? man einen Juniorkapitan damit hatte beauftragen konnen. So wie du damals ein Schiff gekapert hast, auf dem ich an Bord war — als ich dich zum erstenmal zu Gesicht bekam.»
Bolitho sprang auf. Mehrere Sekunden standen sie sich schweigend gegenuber, beide gekrankt und deswegen beschamt. Sie sagte abrupt:»Geh nicht fort«, und verschwand durch die Tur, ohne da? Bolitho es sah.
Was hatte er erwartet? Er war ein Narr und mehr als das. Aber als sie zuruckkam, klang ihre Stimme versohnlicher.»Ich mu?te mein Haar aufmachen. «Sie wartete, bis er sie ansah.»Es sitzt immer noch nicht richtig. Gestern und heute bin ich am Ufer spazieren gegangen, und die Seeluft ist zu uns eitlen Frauen unnachsichtig.»
Sie trug noch den langen hellen Umhang und kam wie ein Geist durch den Schatten.»Du hast mir einmal ein Band fur mein Haar geschenkt. Siehst du es, oder hast du es vergessen?»
Sie schuttelte den Kopf, so da? eine Schulter unter der langen, dunklen Haarfulle verschwand.
Er entgegnete leise:»Vergessen? Niemals! Du hattest Grun so gern, ich mu?te es dir einfach schenken.»
Er brach ab, als sie mit ausgebreiteten Armen auf ihn zulief. Es geschah von einem Augenblick zum anderen. Eben noch stand sie, ein blasser Schemen, an der anderen Tur. Eine Sekunde spater klammerte sie sich an seine Schultern, das Gesicht an seiner Brust versteckt, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
«Sieh mich an, Richard. Ich habe dich belogen, merkst du's nicht?»
Bolitho senkte seine Wange auf ihr Haar. Es war nicht das Band, das er ihr in London gekauft hatte. Dieses hier glanzte blau.
Ihre Hand streichelte seinen Nacken und beruhrte dann sein Gesicht. Ihre Augen waren voll Mitgefuhl. Sie flusterte:»Ich habe es nicht gewu?t, Richard. Erst bevor der Geleitzug auslief, horte ich — einiges davon, wie du — wie du. «Nun hielt sie sein Gesicht zwischen ihren Handen.»Oh, liebster Mann, ich mu?te es doch wissen.»
Bolitho zog sie an sich. Es konnte nur Allday gewesen sein, er allein wurde zwischen ihnen vermitteln.
«Wie schlimm ist es?«horte er sie flustern.
«Ich habe mich daran gewohnt«, entgegnete er.»Nur manchmal la?t mich das Auge im Stich, so als du vorhin im Schatten standest. «Er lachelte.»Ich habe dich noch nie uberlisten konnen.»
Sie lehnte sich in seinen Armen zuruck und musterte ihn.»Auch als du beim Empfang fast uber die Stufen gestolpert warst. Schon damals hatte ich es merken mussen.»
Ihr Gesicht gab ihre Gefuhle preis. Sie war gro? und schlank, und er wurde sich ihrer korperlichen Nahe sehr bewu?t. Deshalb sagte er schnell:»Ich gehe, wenn du es wunschst.»
Aber sie schob wortlos eine Hand unter seinen Arm. Wie ein Liebespaar durch einen stillen Park schritten sie durch den Raum. Sie uberlegte:»Es mu? doch Leute geben, die uns helfen konnen.»
Er druckte ihre Hand fester an seine Rippen.»Mach dir nichts vor.»
Sie wandte sich ihm zu.»Versuchen wir's! Es gibt doch immer eine Hoffnung.»
Bolitho erwiderte:»Zu wissen, da? dir soviel an mir liegt, bedeutet mir schon alles. «Sie unterbrach ihn nicht, sondern blieb still stehen, ihre Hande in den seinen. Ihre verschmolzenen Schatten schienen uber die Wande zu tanzen.
«Jetzt, da wir endlich wieder zusammen sind, will ich dich nicht mehr verlieren. Das mag sich verruckt anhoren, wie das Gestammel eines narrischen Jungen. «Die Worte flossen ihm von den Lippen, sie merkte, da? ihn lange Unausgesprochenes gequalt hatte.»Ich dachte, mein Leben ware ruiniert, und erkannte, was ich dir angetan hatte. «Da setzte sie zum Sprechen an, aber er lie? sie noch nicht zu Wort kommen.»Doch, es ist wahr. Ich war verliebt in Cheneys Geist, und diese Erkenntnis zerri? mich. Jemand meinte, ich litte an Todessehnsucht.»
Sie nickte.»Ich kann mir denken, wer das war. «Sein forschender Blick vermochte sie nicht zu verwirren.»Aber ist dir auch klar, was du sagst, Richard? Wieviel auf dem Spiel steht?»
Auch er nickte.»Fur dich ist es noch schlimmer, Kate. Ich erinnere mich, was du uber Nelsons Liaison sagtest.»
Zum erstenmal lachelte sie.»Eine Hure genannt zu werden, ist eine Sache, aber eine zu sein, ist etwas ganz anderes.»
Er druckte ihre Hande noch fester.»Es gibt so vieles.»
Sie entzog sich seinem Griff.»Das kann warten. «Ihre Augen glanzten.»Aber wir konnen es nicht.»
Leise bat er:»Nenn mich noch einmal wie vorhin.»
«Liebster Mann. «Sie nahm das Band aus ihrem Haar und legte es sich lose um den Nacken.»Was ich auch bin und was ich getan habe, das bist du mir immer gewesen: mein liebster Mann. «Und mit einem fragenden Blick:»Willst du mich?»
Er griff nach ihr, aber sie wich zuruck.»Das ist mir Antwort genug. «Sie schritt zur anderen Tur.»Ich brauche nur einen Augenblick — allein.»
Ohne sie kam ihm der Raum fremd und feindlich vor. Er entledigte sich seines Rockes und seines Degens; nach kurzem Besinnen schob er den Riegel vor die Au?entur. Er entspannte ihre Pistole und entsann sich dabei ihres Gesichts, bis sie ihn schlie?lich erkannt hatte. Gewi? hatte sie beim kleinsten Anzeichen einer Gefahr geschossen.
Dann ging er ihr nach. Alle Befurchtungen waren vergessen, als er sie im Kerzenlicht auf dem Bett sitzen sah. Die Knie bis zum Kinn hochgezogen wie ein Kind, lachelte sie ihm zu.
«Also ist der stolze Vizeadmiral verschwunden, und mein Kapitan kommt mich besuchen.»
Bolitho setzte sich neben sie und druckte ihre Schultern sanft auf die Kissen.
Sie trug ein elfenbeinfarbenes Seidenneglige, das am Hals nur mit einem Bandchen zusammengehalten wurde. Sie sah, da? seine Augen ihren Korper abtasteten und sich vielleicht erinnerten, wie er einst gewesen war. Da nahm sie seine Hand und fuhrte sie an ihre Brust, pre?te seine Finger, bis sie ihr wehtaten.
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