Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 39
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«Klar bei Anker!»
Fur den Zuschauer an Land mu?ten sie ein schoner und vertrauter Anblick sein, dachte Bolitho: die in den Wind drehenden Riesen, alle Leinwand bis auf Marssegel und Kluver aufgegeit.
«An die Marssegelgordings! Vorwarts, Leute, bewegt euch!»
«Ruder hart uber!»
Bolitho ballte unwillkurlich die Fauste, als Parris den erhobenen Arm senkte.»La? fallen Anker!»
Der gro?e Anker klatschte ins Wasser, wahrend oben die Segel wie von einer einzigen Hand an den Rahen eingerollt wurden. Auch die anderen Schiffe gewannen Halt an ihren Ankertrossen, wobei sich jeder Kommandant um einen perfekten Abstand zum
Flaggschiff bemuhte. Nach langer Wartezeit auf See, einer von den Bootsmannsgehilfen und Decksoffizieren immer wieder unterdruckten Ungeduld wurden nun die ersten Boote ausgesetzt.»Gig nahert sich von Land, Sir!»
Das kleine Fahrzeug arbeitete sich gekonnt durch die leichte Dunung: ein erster Kontakt.
«Ich gehe nach achtern, Mr. Jenour. «In Havens Gegenwart druckte sich Bolitho immer formlich aus.»Sobald sie…»
Er verhielt, als der Quartermaster das uralte Frage- und Antwortspiel begann und rief:»Boot ahoi?»
Von der Gig kam es zuruck: «Firefly!»
Jenour sagte erstaunt:»Schon Kommandantenbesuch, Sir Richard?»
Doch auf Bolithos Gesicht stand Erleichterung und noch etwas mehr. Er entgegnete:»Ich will den Kommandanten der Firefly personlich begru?en.»
Der junge Commander sprang beinahe mit einem Purzelbaum an Bord. Diejenigen, die keine Ahnung hatten — und woher sollten sie auch? — sahen mit gro?en Augen, wie der Admiral einen jungen Offizier umarmte, der auf den ersten Blick sein Bruder hatte sein konnen. Bolitho packte ihn an den Schultern und schuttelte ihn leicht.»Adam, von allen Menschen ausgerechnet du!»
Commander Adam Bolitho, Kommandant der Brigg Firefly, grinste vor Freude uber das ganze sonnverbrannte Gesicht.
Alles, was er sagen konnte, war:»Na, Onkel?»
Bolitho stand mitten in seiner Kajute, wahrend Yovell und Jenour den Sack mit Depeschen und Briefen entleerten, den Adam Bolitho von Land mitgebracht hatte.
Adam berichtete.»Es war erstaunliches Pech, Onkel. Die Franzosen gingen unter Admiral Villeneuve in See, und unser Nelson hatte das Nachsehen. Wahrend der kleine Admiral sie um Malta oder Alexandria vermutete, entwich Villeneuve durch die Stra?e von Gibraltar in den Atlantik. Hatte man dich fruher hierher beordert, Onkel, warest du ihm vielleicht begegnet. Gott sei Dank kam es nicht dazu.»
Bolitho lachelte schwach. Adam sprach mit der Unbefangenheit und dem Selbstvertrauen eines Veteranen, dabei war er erst vierundzwanzig Jahre alt.»Dein altes Schiff, Onkel, wer hatte das gedacht!»
Hyperion war Adams erstes Schiff gewesen. Er hatte es als dunner, bleicher Junge kennengelernt, aber mit der Entschlossenheit und dem Feuer eines Fohlens.
Yovell legte Bolitho ein amtliches Schreiben der Admiralitat vor. Die Franzosen waren also endlich ausgelaufen, an Gibraltar vorbei und uber den Atlantik; Nelson hastete zuletzt doch noch hinter ihnen her. Villeneuve war anscheinend westwarts gesegelt, doch warum, das vermochte niemand zu sagen. Bolitho las schnell weiter, wahrend Adam ihn forschend beobachtete. Schlie?lich gab er Yovell das Schreiben zuruck und meinte:»Die Franzosen segelten also. Vielleicht war es ein Trick, um unsere Streitkrafte abzuziehen und zu teilen.»
Adam hatte recht. Hatte man ihm fruher befohlen, Antigua zu verlassen, waren sie wohl auf den Feind gesto?en. Funf Schiffe dritter Klasse gegen eine der besten Flotten der Welt. Uber den Ausgang gab es keinen Zweifel. Aber sie hatten Villeneuve wenigstens aufgehalten, bis Nelson ihn einholen konnte.
Bolitho nahm den nachsten, schon von Jenour geoffneten Brief.»Na bitte, da haben wir's: Ich soll Thomas Herrick in Malta ablosen!«Was war davon zu halten? Er hatte sich freuen sollen, den Mann wiederzusehen, der sein bester Freund war. Doch nach der Untersuchung gegen Valentin Keen, als nur Bolithos Aussage ihn vor einem Kriegsgerichtsverfahren bewahrt hatte, war er sich Herricks Freundschaft nicht mehr ganz sicher. Insgeheim wu?te Bolitho, da? sein Freund recht gehabt hatte. Hatte er an Herricks Stelle die Vorschriften weitherziger zugunsten Keens ausgelegt? Diese Frage war nie beantwortet worden.
Adam ri? ihn aus seinen Gedanken.»Aber erst segelst du nach England, Onkel. «Er lachelte gewinnend.»Mit mir.»
Adam kannte Bolithos Leben, aber nicht ganz. Es gab etwas, an dem er noch keinen Anteil hatte. Yovell schlitzte eine neue Depesche auf: von Admiral Nelson. Sonderbar, da? von allen ihm nahestehenden Menschen nur Adam den beruhmten Nelson personlich getroffen hatte. Er hatte mit seiner Brigg Firefly mehr Depeschen fur ihn befordert als jeder andere.
Das Geschwader sollte in Gibraltar warten und sich verproviantieren. Nelson hatte in seiner merkwurdig schrag laufenden Handschrift vermerkt:»Denn zweifellos hat die Fursorge und Aufmerksamkeit, die Ihnen in English Harbour zuteil wurde, viel zu wunschen ubriggelassen. «Bolitho stutzte. Was meinte Nelson?
Er selbst wurde fur einen kurzen Besuch bei der Admiralitat von seinem Kommando freigestellt. Der Brief schlo? mit der von Nelson schon gewohnten Spitze:»Dort werden Sie entdecken, wie eifrig sie ihre Kriege mit Worten und Papier ausfechten, statt mit Kanonen und hartem Stahl…»
Es stimmte, da? das Geschwader frischen Proviant und Ersatzteile brauchen konnte. Ihr nachster Einsatz wurde sicherlich von langerer Dauer sein. Die Franzosen mu?ten schlie?lich zuruckkehren, und sei es auch nur, um Verstarkung von ihren spanischen Verbundeten einzufordern. Und eines dieser Schiffe wurde aller Wahrscheinlichkeit nach die Intrepido vormals Consort sein.
Auf einem nahen Tisch lag ein Stapel Seekarten und veranschaulichte die Weite des Atlantik, der leicht eine Flotte verschlingen und verbergen konnte. Glucklicherweise hatte Catherine ihren Brief von England aus geschickt, andernfalls hatte ihn die Ungewi?heit zerfressen, ob sie in die Hande des Feindes gefallen war.
Er blickte Adam an, sah die plotzliche Sorge in dessen Augen und bat die anderen:»Lassen Sie uns bitte eine Weile allein. «Er beruhrte Jenours Arm.»Gehen Sie den Rest des Stapels durch, Stephen. Aber ich furchte, ich verlasse mich fast schon zu sehr auf meinen Adjutanten.»
Als sich die Tur hinter ihnen schlo?, sagte Adam leise:»Das war sehr freundlich, Onkel. Dein Flaggleutnant ist auch so einer, der von deinem Charme behext ist.«»Was gibt's daran auszusetzen?»
«Ich wei?, du verabscheust Winkelzuge«, begann Adam.»Ich habe dort druben einst ein dummes Duell ausgefochten. «Er deutete auf den Felsen.
«Das habe ich nicht vergessen, Adam.»
Der scharrte verlegen mit den Fu?en.»Ist es wahr, was man sich in London erzahlt?»
«Ich denke schon. Einiges auf jeden Fall.»
Adam wand sich, sein Haar glanzte im Sonnenlicht.»Ist sie das, was du dir wunschst?»
Bolitho nickte.»Ich werde darauf achten, da? es dir nicht schadet, Adam. Du bist schon genug gefahrdet worden, einmal durch deinen Vater, dann durch mich.»
Adam hob das Kinn.»Ich kann mich wehren, Onkel. Lord Nelson sagte mir, da? England jetzt alle seine Sohne braucht.»
Bolitho horchte auf. Sein Vater hatte die gleichen Worte gesprochen, als er ihm den alten Degen aushandigte, der eigentlich fur Adams Vater bestimmt gewesen war, vor dessen Schande. Es war fast schon unheimlich.
Adam fuhr fort:»Wenn ein Mann einem anderen die Treue halt, dann ich dir, Onkel. Das wei?t du. Aber denke daran, wenn sich andere gegen dich stellen, was gewi? der Fall sein wird. Ich kenne die Dame nicht, aber ich kenne ja auch Lady Belinda kaum. «Er schaute verlegen zu Boden.»Meine Gute, ich mische mich da in Dinge ein.»
Bolitho ging zum Fenster. Auf dem stillen Wasser schimmerte das Spiegelbild ihres Nachbarschiffes.
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