Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander - Страница 72
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Wieder in England, hatte er der Admiralitat einen kurzen Besuch abgestattet. Aber kein hoher Beamter war fur ihn erreichbar gewesen, angeblich waren alle mit den Vorbereitungen fur Nelsons Beisetzung beschaftigt. Bolitho hatte die Abfuhr ignoriert, London den Rucken gekehrt und war nach Falmouth gefahren. Von Catherine lagen keine Briefe vor. Es war, als hatte er sie abermals verloren. Aber Keen wurde sie sehen, wenn er zu Zenoria nach Hampshire fuhr.
Dann wurde er ihr eben schreiben. Uberraschend, wie nervos ihn dieser Gedanke machte. Wieder wurde er unsicher, wie schon das erstemal. Wie wurde sie ihn nach so langer Trennung aufnehmen?
Er schritt weiter gegen den Wind, seine Stiefel saugten sich in dem durchweichten Gras fest. Nelson wurde man mit allem Pomp und Zeremoniell in St. Paul's Cathedral beisetzen. Verbittert dachte er, da? jene, die nun sein Lob in hochsten Tonen sangen, die gleichen waren, die ihn am meisten beneidet und herabgewurdigt hatten.
Dann sah er sein hinter der Bergkuppe liegendes Haus und war froh, da? er erst nach Weihnachten eingetroffen war. Seine Einsamkeit hatte alle Feierlichkeiten zum Schaden der anderen gedampft. Er war niemandem begegnet. Allday sa? sicherlich im Haus und klonte mit Ferguson uber die Schlacht, die er hier und da mit eigenen Zutaten ausschmuckte, wie es ublich war. Auch Bolitho dachte oft an die Schlacht. Wenigstens hatte es in Falmouth ihretwegen keine Trauerfamilien gegeben. Nur drei von der Besatzung der Hyperion stammten aus dem Ort, und alle hatten uberlebt.
Von Adam fand er einen Brief vor, es war der einzige Lichtblick bei seiner Heimkehr. Adam war in Chatham und zum Kapitan befordert worden, Kommandant eines neuen Schiffes der funften Klasse, das auf der Marinewerft seiner Vollendung entgegenging. So war sein Wunsch erfullt worden, und zwar wohlverdient.
Auf einmal mude geworden, hielt Bolitho wieder an. Ihm fiel ein, da? er seit dem Fruhstuck nichts gegessen hatte. Jetzt war es Nachmittag, die Abenddammerung wurde bald kommen und den Pfad gefahrlich machen. Er kehrte um, wobei ihn sein Umhang wie ein Segel umflatterte.
Wie gut seine Manner an jenem Tag doch gefochten hatten. Von der Nationaltrauer um Nelson uberschattet, hatte es die Gazette nur in wenigen Zeilen zusammengefa?t:
«Am lsten Oktober, einige hundert Meilen ostlich von Cartagena, stie?en Schiffe des Mittelmeergeschwaders unter der Flagge von Vizeadmiral Sir Richard Bolitho auf eine uberlegene Streitkraft von zwolf spanischen Linienschiffen. Nach heftigem Gefecht zog sich der Feind zuruck und lie? sechs Prisen in britischen Handen. Gott segne den Konig!»
Weder wurde Hyperion erwahnt noch die Manner, welche mit ihr nun in Frieden ruhten. Bolitho beschleunigte den Schritt und ware fast gestolpert, nicht aus Blindheit, wohl aber aus innerer
Erregung. Gott verdamme sie alle, dachte er. Dieselben Heuchler wurden nun den kleinen Admiral loben, weil sie seine Ehrlichkeit nicht langer zu furchten brauchten. Aber die Getreuen wurden seinen Namen hochhalten und dafur sorgen, da? er weiterlebte, fur Adams Navy und die folgenden.
Eine Gestalt naherte sich ihm auf dem unmittelbar an der Kliffkante verlaufenden Pfad. Er spahte durch Dunst und Regen und sah, da? sie den gleichen Umhang trug wie er selbst. In einer Stunde, vielleicht schon fruher, mu?te ein Spaziergang hier halsbrecherisch werden. Ein Fremder also?
Die Gestalt kam ihm langsam entgegen. Ihr Haar, so dunkel wie sein eigenes, wehte im bitterkalten Seewind. Allday mu?te geplaudert haben. Er war der einzige im Haus, der den Weg kannte. Diesen besonderen Weg, den sie beide nach seinem Fieber gegangen waren. Bolitho kam es wie vor tausend Jahren vor.
Er eilte ihr entgegen, hielt sie auf Armlange von sich ab und sah sie abwechselnd lachen und weinen. Sie trug seinen alten Bootsumhang, den er zum Wandern bei kaltem Wetter aufgehoben hatte. Ein Knopf war abgegangen, der Saum eingerissen. Wenn der Wind ihn hob, wurde ihr schlichtes dunkelrotes Kleid darunter sichtbar. Welch ein Unterschied zu dem Leben in Luxus, das sie einst gefuhrt hatte!
Bolitho pre?te sie an sich, spurte ihr nasses Haar, das Streicheln ihrer Hande. Sie waren eiskalt, aber keiner von beiden merkte es.
«Ich wollte dir schreiben. «Er konnte nicht weitersprechen. Sie betrachtete ihn genau, dann strich sie ihm sanft uber die Braue des verletzten Auges und druckte ihr Gesicht gegen seines, indes der Wind sie beide mit den Umhangen einhullte.
«Val hat mir alles erzahlt. Liebster Mann, wie entsetzlich mu? es gewesen sein — fur dich und dein altes Schiff.»
Bolitho legte ihr den Arm um die Schultern. Als sie den Hugelkamm uberquerten, sahen sie wieder das alte graue Herrenhaus. In einigen Fenstern brannte schon Licht.
Catherine sagte:»Sie nennen mich eine Seemannsbraut. Wie konnte ich da fortbleiben?»
Bolitho druckte wortlos ihre Schulter. Sein Herz war zu voll, er konnte nicht antworten. Erst nach einer Weile sagte er:»Komm, ich bringe dich nach Hause.»
Unten blieb er stehen, um ihr uber den alten Pferch zu helfen, wo er und seine Geschwister als Kinder gespielt hatten. Von der Leiter schaute sie auf ihn herab, die Hande auf seinen Schultern.»Ich liebe dich, Richard.»
Er suchte den Moment zu verlangern, denn er ahnte, da? endlich Friede in dieses Haus eingekehrt war.
Er erwiderte schlicht:»Jetzt ist hier auch dein Zuhause.»
Der einbeinige fruhere Seemann namens Vanzell tippte gru?end an seinen Hut, als sie vorbeigingen, aber sie nahmen ihn nicht wahr. Ihre Herzen hatten Frieden gefunden, diesen hochsten Lohn des Schicksals.
Ende
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