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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 12


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Der fremde Seemann lie? sich auf die Knie fallen.»Ich hab' doch erst eine Reise gemacht, Sir!»

«Und wer warf die beiden Manner uber Bord?«Die Sabelspitze beruhrte die Kehle des Mannes.»Keine Lugen, oder du gehst selber zu den Haien.»

«Der Skipper hat sie uber Bord geworfen, Sir!«Er sabberte vor Angst.»Sie haben gekampft und einander umgebracht. «Er senkte den Blick.»Der Skipper wollte sie sowieso loswerden, sie waren nicht kraftig genug fur harte Arbeit.»

Segrave beobachtete den Mann im Seidenhemd, er schien kuhl und unbewegt. Man wurde ihm nichts anhaben konnen, obwohl er zwei Sklaven umgebracht hatte.

«Behalt die Crew im Auge, George«, rief Jay. Und an einen Matrosen gewandt:»Wir gehen jetzt unter Deck. Sie kommen mit, Mr. Segrave.»

Unten war es noch schmutziger. Der Rumpf stohnte und knarrte, wahrend die Manner mit brennenden Lampen zwischen die leeren Handfesseln und Fu?eisen traten, die verhinderten, da? die Schwarzen sich mehr als ein paar Schritte bewegen konnten — auf der langen Reise von Afrika zu den westindischen Inseln oder ans sudamerikanische Festland.

«Darum nehmen sie nur die gesundesten. Andere wurden die Reise nicht uberleben. «Jay spuckte aus.»Sie liegen hier unten wochenlang im eigenen Dreck.»

Segrave wurgte der Ekel, aber er konnte sich gerade noch beherrschen.»Wird der Deserteur wirklich begnadigt?»

Jay sah ihn gro? an.»Naturlich, wenn er uns helfen kann. Dann wird er nicht gehangt. Aber zweihundert Peitschenhiebe kriegt er bestimmt, damit er in Zukunft nicht vergi?t, wohin er gehort.»

Der Seemann, der sie begleitete, fragte:»Was ist da achtern im Heck, Mr. Jay?»

«Die Kajute und die Kammern. Warum?»

«Ich hab' dort was gehort.»

«Guter Gott!«Jay zog seine Pistole und spannte sie.»Vielleicht will uns irgendein Schweinehund in die Luft jagen. Los, ran!»

Der junge Seemann warf sich mit aller Kraft gegen die Tur und ri? sie aus den Angeln. Bis auf einen Fleck Sonnenlicht lag die Kajute im Dunkeln. Und selbst das bi?chen Licht hatte Muhe, durch das dreckige Glas des Skylights zu dringen.

Auf einer schmutzigen Koje lag zwischen Lumpen eine junge schwarze Frau. Sie stutzte sich auf die Ellbogen, ihre Beine waren von einem schmutzigen Laken bedeckt. Sonst war sie nackt. Sie schaute die Eindringlinge ohne Uberraschung an. Als sie sich bewegen wollte, hielt eine Fu?kette sie zuruck.

«Aha«, sagte Jay leise,»so vergnugt sich also der Skipper.»

Sie kehrten an Deck zuruck. Miranda ging gerade auf den anderen Bug, um naher an die treibende Albacora zu kommen. Tyackes Stimme erreichte sie mit Leichtigkeit:»Wer ist die Albacora?»

«Ein Sklavenschiff, Sir. Hat zur Zeit aber nur eine Schwarze an Bord. Und einen Deserteur!»

Segrave dachte an das schwarze Madchen: angekettet wie ein Tier, zum Vergnugen des Skippers. Wie schon sie gewesen war, trotz ihrer dunklen Haut…

«Zielhafen?«Jay sah auf die Karte.»Madagaskar, Sir!»

«Viel ist sie ja nicht wert«, murmelte einer der Manner neben Segrave,»aber ein kleines Prisengeld wurden wir schon fur sie kriegen, nicht wahr?«Sein Kumpel nickte.

Tyackes Stimme verriet nichts.»Sehr gut, Mr. Jay. Bringen Sie den Deserteur an Bord!»

«Nein, nein!«schrie der Mann, aber der Bootsmann streckte ihn mit einem gezielten Fausthieb nieder. Als der Kerl sich erholt hatte, kroch er ubers Deck und umklammerte Jays Knie.»Er hat die richtige Karte unter Deck gebracht, als wir Sie sichteten«, stammelte er.»Das macht er immer, wenn sich ein fremdes Schiff nahert. Dann holt er die falsche Karte hoch, die jeder sehen kann.»

Jay schob die Hande des Deserteurs weg.»Da? ich daran nicht gedacht habe!«Er griff nach Segraves Arm.»Kommen Sie mit!»

In der Kajute lag das Madchen noch wie vorhin da, als habe es sich inzwischen nicht bewegt. Sie wuhlten in Buchern und Karten, alten Kleidern und Waffen. Jay wurde nervos, weil er wu?te, da? Tyacke schnell wieder weitersegeln wollte.»Das bringt nichts«, sagte er schlie?lich.»Der Deserteur wollte nur seine Haut retten und hat diese Kartengeschichte erfunden.»

Ein Spiegel lehnte an einem Kasten mit Duellpistolen. Jay hob ihn an — ein letzter Versuch.»Nichts, verdammt noch mal!«Er warf das Glas weg, und Segrave fing es auf, ehe es zu Boden fallen konnte. Die Schwarze auf der Koje bewegte sich, ihre Bruste glanzten im Sonnenlicht.

«Sie liegt auf was, Mr. Jay!»

Jay starrte zuerst ratlos zu ihr hinuber, dann ging er zur Koje, um sie zur Seite zu schieben. Aber ihr schwei?nasser Korper entglitt seinem Griff, sie bewegte sich blitzschnell, und ein Messer blitzte in ihrer linken Hand. Segrave sprang Jay zu Hilfe.

Jay fiel und rutschte durch Segraves Ansturm uber den Boden der Kajute. Der junge Mann sank uber die Frau und stie? einen schrillen Schmerzensschrei aus.

Segrave spurte das Messer wie eine Flamme uber seine Hufte zucken und wu?te, mit dem zweiten Stich wurde sie seinen ungeschutzten Rucken treffen. Aber dann knallte es, und das Messer flog zu Boden. Die Frau fiel mit blutendem Mund gegen die Wand. Jay hatte sie geschlagen.

Der junge Seemann kam jetzt in die Kajute gerannt.»Helfen Sie Mr. Segrave«, befahl ihm Jay, schob die Frau zur Seite und zog einen Lederbeutel unter ihrem nackten Leib hervor.

Segrave untersuchte stohnend den Schnitt in seiner Hose. Das Messer hatte ihn ganz schon erwischt. Uberall war Blut. Er bi? sich auf die Lippen, um nicht zu schreien. Der Seemann wickelte ein Hemd um die Wunde, aber der Stoff war schnell durchtrankt.

Jay ri? die Ledertasche auf, fand die Karte und rollte sie mit zitternden Fingern halb auf.

«Ich mu? sofort den Kommandanten sprechen«, sagte er dann, richtete sich auf und sah in Segraves schmerzverzerrtes Gesicht.»Sie haben mir gerade das Leben gerettet. Noch etwas Geduld, ich bin gleich zuruck. «Seine Stimme klang sanft.

Oben an Deck schien der Abend zu dunkeln, die Wolken hatten Rander aus schimmerndem Gold.

«Ihr wirklicher Zielhafen ist Kapstadt, Sir«, rief Jay hinuber.»Ich habe hier eine Nachricht — in franzosisch, denke ich.»

Tyacke befahl:»Schicken Sie mir den Skipper und diese Ledertasche heruber. Und den Deserteur. Ich laufe zum Geschwader weiter. Werden Sie und Mr. Segrave an Bord klarkommen?»

Jay grinste.»Naturlich. Jetzt haben wir hier keine Probleme mehr.»

Der Skipper der Albacora protestierte, als ein Seemann ihn packte.»Legen Sie ihn in Eisen«, knurrte Jay.»Wegen Mordversuchs an einem Offizier, Totung von Sklaven und Handel mit dem Feind. «Als der Mann plotzlich schwieg, nickte er.»Aha, du hast mich also ganz gut verstanden.»

Als das Boot mit den Gefangenen zur Miranda zuruckgekehrt war, plazierte Jay seine Manner sehr sorgfaltig auf der Albacore. »Wir nehmen gleich Fahrt auf. Beobachtet die Crew genau, und im

Zweifel schie?t ihr sofort, klar?»

Mit dem Bootsmann kehrte er in die Kajute zuruck, wo der junge Matrose noch immer Segraves Blutung zu stoppen versuchte, der sich erbittert wehrte. Da druckte Sperry ihn zu Boden, der junge Matrose und Jay schnitten ihm die blutige Hose auf und legten die Wunde frei.

«Mit ein, zwei Stichen kann ich das nahen«, sagte Sperry.»Besorgt mehr Verbandszeug.»

«Um Gottes willen, was ist denn das?«rief Jay.

Der Midshipman lag jetzt da wie tot. Sein Gesa? und seine Oberschenkel waren voller Wunden und Narben — den Spuren zahlreicher Auspeitschungen. Aber nicht auf der Miranda. Er hatte die Schmerzen dieser Narben und halb verheilten Wunden sechs Wochen lang erduldet, ohne ein Wort zu sagen.

«Er ist ohnmachtig. Ich hole meine Sachen, Bob.»

«Bringt Brandy mit oder Rum.»

Der Midshipman lag immer noch reglos da, Blut sickerte durch seine Verbande. Ohne Segrave wurde ich selber jetzt hier liegen, dachte Jay und blickte zu dem jungen Seemann hoch.»Das bringen wir auf der Miranda wieder in Ordnung, klar? Und wer ihn noch mal schikaniert, kriegt es mit mir zu tun.»

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