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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 15


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Nebenan war Alldays tiefe Stimme zu horen, der einem von Tyackes Mannern half, das Essen fur die Offiziere zu holen.

«Bei Ihrer Erfahrung, Mr. Tyacke, sollten Sie ein gro?eres Schiff kommandieren. «Bolitho sah, wie der andere sich verschlo?.»Sie hatten langst befordert werden mussen.»

Tyackes Augen blitzten.»Man hat mir's angetragen, Sir, aber ich habe abgelehnt. «Das klang wie Trotz.»Die Miranda reicht mir. Niemand kann sich uber sie beklagen.»

Bolitho drehte sich um, als ein Matrose dampfende Schusseln auftrug, dem Allday kritisch uber die Schulter schaute.»Schon gut, alter Freund«, sagte er.»Danke.»

Die beiden verlie?en die Kajute, und Tyacke beobachtete beim Essen insgeheim Bolitho, der das fette Schweinefleisch wie eine gro?e Delikatesse verzehrte. Was war der Admiral blo? fur ein Mann? Simcox hatte ihn das immer wieder gefragt. Aber wie sollte er ihm begreiflich machen, da? Bolitho keine bohrenden Fragen stellte, obwohl er es bei seinem Rang gedurft hatte? Und wer konnte die Freundschaft zwischen Allday und Bolitho erklaren?

Tyacke dachte an Simcox' Wunsch, go? lachelnd zwei Glaser Madeira ein und sagte:»Bier wurde uns gut tun, Sir, wenn wir es hier irgendwo bekommen konnten.»

Bolitho hob das Glas gegen das Licht und starrte es an. Aber es war das Glas, das beschlug, sein Auge blieb klar.»Bier? Naturlich. Ich werde Ihren Wunsch den Kameraden vom Heer ubermitteln. Wenigstens das konnten sie ja fur uns tun. «Wieder hob er sein Glas und fragte:»Heute ist doch Samstag, nicht wahr? Also trinken wir einen Toast!»

«Auf Freundinnen und Frauen, Sir?»

Bolitho beruhrte das Medaillon unter seinem Hemd.»Auf alle, die wir lieben. Mogen sie Geduld haben mit uns.»

Tyacke trank schweigend mit. Er wu?te niemanden, dem sein Leben oder Sterben etwas bedeutet hatte.

Bolithos Gedanken aber waren in diesem Augenblick weit weg im heimatlichen Cornwall.

Allday wischte das blitzende Rasiermesser sauber.»Das war's, Sir Richard. Zu mehr ist das Wasser auf diesem Schiff nicht zu gebrauchen. «Er lie? seiner Verachtung freien Lauf.»Das nachste Mal steigen wir dann auf einen Fischerkahn um, konnte ich mir vorstellen.»

Bolitho seufzte und schlupfte in das zerknitterte Hemd. Den Luxus frischer Wasche vermi?te er hier am meisten. Er sah Morgenlicht durchs Skylight sickern und machte sich uberrascht klar, da? er diese Nacht fest durchgeschlafen hatte.

Allday reichte ihm Kaffee.»Nicht gut mit diesem Wasser. «Wie schaffte es Allday blo?, ihn zu rasieren in diesem schwankenden Raum, in dem er sich nicht einmal aufrichten konnte? In all den Jahren hatte Allday ihn nie geschnitten. Aber mit dem Kaffee hatte er recht. Er mu?te wirklich Bier anfordern, das wurde helfen, bis sie frisches Wasser bunkern konnten.

Eigentlich hatte Commodore Warren sich darum kummern mussen, doch der war wohl schon jenseits von allem. Bolitho schob den Kaffee zur Seite.

An Deck horte er Pumpen quietschen und Wasser platschern: Die Mannschaft machte rein Schiff. Auf diesem kleinen Schoner waren alle Gerausche sehr nahe.

«Ich gehe nach oben«, sagte er und rieb sich den Kopf, weil er an einen Decksbalken gesto?en war.

Allday klappte das Rasiermesser zusammen.»Ein Pi?pott, mehr nicht. «Murrend folgte er Bolitho an Deck.

Im feuchten Morgenwind ging Bolitho zum Kompa?hauschen. Uberall arbeiteten Manner, schrubbten das Deck, arbeiteten in den Webleinen oder besserten das laufende Gut aus, wo immer es nach der windigen Nacht notig war.

Tyacke gru?te.»Guten Morgen, Sir. Unser Kurs ist Sudost zu Sud. «Er deutete uber das Schanzkleid.»Das Kap liegt vier Meilen voraus. «Er lachelte stolz.»Naher wurde ich nicht unter Land gehen, denn auf die Tiefenangaben in der Karte kann man sich hier nicht verlassen. Wo es abgrundtief sein soll, entdeckt man plotzlich

Riffe.»

Bolitho drehte sich um und sah, wie jedermann an Deck schnell wegschaute. Tyacke merkte es.»Machen Sie sich bitte nichts daraus, Sir. Der ranghochste Offizier, der bisher an Bord kam, war — mit Verlaub — der Kommandeur der Wache in Gibraltar.»

Simcox gesellte sich zu ihnen.»Es klart auf, Sir. «Das war eine vollig unnotige Bemerkung, doch Bolitho wu?te, da? sich Simcox in seiner Gegenwart genauso gehemmt fuhlte wie die ganze Besatzung.

«Wann werden Sie Master, Mr. Simcox?»

Der Mann wand sich.»Wei? nicht, Sir. «Er sah zu Tyacke hinuber, und Bolitho begriff: Simcox wurde als Master auf ein anderes Schiff versetzt werden, dann blieb Tyacke allein auf der Miranda zuruck. Keiner von beiden wollte das.

Bolitho beschattete seine Augen. Die See anderte im ersten Morgenlicht ihre Farbe, Schwarme von Vogeln kundeten vom nahen Land. Er sah voraus den gewaltigen Tafelberg und einen zweiten Berg ebenfalls an Backbord, noch vom Morgennebel umhullt. Nur sein Kamm glanzte wie Gold.

Simcox rausperte sich.»Der Wind steht gunstig, Sir Richard. Aber es sind schon Schiffe sudlich von hier vom Sturm bis zum Kap Agulhas gejagt worden, ehe sie umkehren konnten.»

Bolitho nickte. War das eine gutgemeinte Warnung? Wenn feindliche Kriegsschiffe hinter dem vorspringenden Kap lagen — wurden sie wegen eines zerbrechlichen Schoners auslaufen? Kaum. Andererseits war auch die Supreme nur ein Schoner gewesen, und trotzdem hatte sich die franzosische Fregatte uber sie hergemacht.

Tyacke setzte sein Teleskop ab.»Alle Mann an Deck, Ben!«Simcox' Vorname war ihm wohl aus Versehen entschlupft.»Wir wenden und laufen rechtweisend Ost. «Er sah Bolitho an.»In die Hohle des Lowen!»

Bolitho blickte zum Stander des Kommandanten hoch.»Anders geht's nicht, Mr. Tyacke, aber bringen Sie das Schiff nicht unnotig in Gefahr.»

Die Besatzung rannte an Brassen und Schoten, loste Belegnagel, warf Leinen los und tat das alles so sicher und flink, da? kein Ruf oder Ruch sie antreiben mu?te. Der Himmel wurde schnell heller. Bolitho fuhlte, wie sein Magen sich beim Gedanken an seinen nachsten Schritt zusammenzog. Allday, der in der Nahe des Rudergangers stand, musterte ihn besorgt, denn er wu?te, da? der Admiral gleich aufentern wurde.

Als Bolitho im Alter von achtzehn Jahren Leutnant geworden war, hatte ihn das endlich befreit von einer Pflicht, die er furchtete und ha?te wie keine zweite: in die Webleinen aufzuentern, wenn Alarm geschlagen wurde, oder wenn er aus einem anderen Grund in den Ausguck mu?te. Denn an die Hohe hatte er sich nie gewohnen konnen. Er hatte sich oben stets verzweifelt an einen Halt geklammert und die Manner bewundert, die nichts von dem Schiff unter sich zu sehen schienen und nur in die Ferne spahten. Er hatte

Manner einen schlimmen Tod sterben sehen, wenn der Sturm sie von Rahen oder Stagen ri? oder tobende Leinwand sich nicht einfangen lie?. Andere waren noch lebend in die See gesturzt und hatten beim Auftauchen ihr Schiff erbarmungslos davonsegeln sehen. Es war wirklich kein Wunder, da? junge Manner sich versteckten, wenn an Land die Pre?kommandos unterwegs waren.

«Klar zum Wenden!«Tyacke wischte sich mit dem Handrucken uber das zerstorte Gesicht und musterte seine Manner, den Stand der Segel, den Wind.»Hol dicht! Ruder nach Lee! Gut so. Da geht sie durch den Wind! Fier auf! Gut so. Tom, ein Mann mehr an die Vorbrasse.»

Die Schatten von Gro?- und Stagsegel huschten ubers Deck. Die Pinne wurde gelegt, Leinwand knallte protestierend. Bolitho fuhlte, wie er ausrutschte, sah die See unter der Leereling schaumen und das hugelige Land weit vor dem Bug auswandern.»Die dreht ja auf dem Teller«, horte er Allday hinter sich bewundernd sagen. Aber das Kompliment bekam keiner au?er ihnen beiden mit.

«Stutzruder! Gut so. Fall ab einen Strich.»

Der alteste Ruderganger meldete dem Kommandanten:»Neuer Kurs Ost zu Nord liegt an, Sir.»

«Gut so. «Tyacke starrte nach oben.»Schicken Sie ein paar Manner hoch, um das Marssegel zu reffen, Mr. Simcox. «Er grinste.»Bei diesem Wind konnten wir es sonst verlieren.»

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