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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander - Страница 20


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Zum erstenmal hatte Tyacke einen seiner Manner unberechtigt angeschnauzt. Ihn bedruckte wohl die Entscheidung, Simcox an Bord zu lassen und selbst auf den Brander zu gehen.

Manner eilten im Zwielicht hin und her, und dann stand Jay, der Mastergehilfe, an der Pinne.»Wir sind soweit, Sir. Wir konnen die Besatzungen jetzt auswechseln. «Er sah von Tyacke hinuber zu Simcox.»Geht Ben mit?»

«Nein, ich gehe. Sie bleiben hier bei ihm. Und bei diesem

Schiff!»

Als sich auch Segrave bereitmachte, sagte Tyacke leise zu Bolitho:»Er hat sich freiwillig gemeldet. Wenn's schlimm wird, kann ich einen zweiten Offizier gebrauchen. «Laut fragte er:»Na, wollen Sie immer noch mit, Mr. Segrave? Wenn Sie lieber bleiben wollen, tun Sie's. Niemand wird Sie deshalb fur einen Feigling halten, nicht nach dem, was Sie fur Mr. Jay getan haben.»

Das erste schwache Sonnenlicht fing sich in Segeln und Rigg.

«Ich komme mit, Sir«, sagte der Junge.

Von oben rief der Ausguck:»Es ist die Truculent, Sir. Sie schuttelt gerade ein paar Reffs aus und kommt naher.»

«Sie wird Sie an Bord nehmen wollen, Sir.»

Allday stand schon mit dem Kleidersack neben ihm, auch Jenour tauchte auf. Plotzlich blieb keine Zeit mehr. Manner stiegen ins Beiboot, und Tyacke hatte es eilig, auch wenn er als letzter uberstieg. Er schwang gerade ein Bein ubers Schanzkleid, als plotzlich Simcox neben ihm auftauchte.»Soll ich nicht doch mitkommen?»

Simcox schwankte, aber Tyacke fing ihn auf. Bolitho sah den kurzen Abschied zweier Freunde.»Du wirst mal ein guter Master, Ben. Such dir auch einen guten Kommandanten.»

Was Simcox antwortete, wurde vom Larm an Deck und dem Klatschen der Seen ubertont. Dann war Tyacke verschwunden, und das Beiboot flog auf die Albacora zu.

«Schlie?en Sie zur Truculent auf, Mr. Simcox. Wenn wir ubergesetzt haben, folgen Sie sofort dem Brander. «Warum hatte er

«Brander «gesagt und nicht Albacora? Wohl um Simcox das Unvermeidliche klarzumachen.

«Wir sollen also mit der Miranda den Brander verfolgen, Sir Richard?«Simcox hatte es akzeptiert.

«Richtig. Verfolgen Sie ihn zum Schein. Der Trick ist alt, aber er konnte Erfolg haben. Mr. Tyacke mu? jedenfalls nahe an die feindlichen Schiffe herankommen, ohne zunachst ihren Verdacht zu wecken.»

«Und welche Chance hat die Crew auf dem Brander, Sir Richard?»

Bolitho sah ihn fest an.»Kaum eine. Es kostet viel Zeit, zum Feind aufzukreuzen. Wenn erst die Lunten brennen, mussen Tyacke und seine Besatzung ins Beiboot und zum Land rudern. Dort werden sie den Hollandern in die Hande fallen. Aber man wird sie wohl ungeschoren lassen, denn unsere Truppen sind nahe. «Er spurte, da? Jenour seine Luge durchschaute, und erlauterte:»Wenn Mr. Tyacke einen Fehler macht, werden wir zwolf gute Leute verlieren. Wenn wir aber direkt angreifen, wurden wir alle Schiffe und jeden Mann opfern.»

Allday sah zur fernen Kuste.»Keine leichte Entscheidung.»

Bolitho strich sich die Haarstrahne aus der Stirn. Was auch geschehen wurde, das Resultat war in jedem Fall schlimm.

«Die Herren in London lassen sich deswegen sicher keine grauen Haare wachsen«, murmelte Allday.»Ich habe schon gefurchtet, Sie wurden selbst auf den Brander gehen, Sir Richard.»

Bolitho sah Wolken uber dem Land aufsteigen und meinte, Sand zwischen den Zahnen zu spuren.»Diesmal nicht.»

Die gro?en Segel der Truculent schoben sich naher heran. Ihr Deck dampfte bereits in der ersten Morgensonne. Sie drehte in den Wind, ein Beiboot wurde zu Wasser gelassen. Simcox pfiff seine Restbesatzung an Brassen und Schoten, um die Miranda in den Wind zu stellen, damit das Boot langsseits kommen konnte.

«Alles Gute, Mr. Simcox. Mein Bericht wird Ihnen bei der Masterprufung sicherlich nutzlich sein.»

Muhsam suchte Simcox nach den passenden Worten.»Danke, Sir Richard. Aber wir waren eben Freunde, und ich wei?, warum er das getan hat. «Er deutete auf die davonziehende Albacora. »Wenn einer es schaffen kann, dann Mr. Tyacke.»

Das Boot der Fregatte naherte sich ihnen, im Heck einen

Leutnant, der in dem unruhigen Wasser muhsam das Gleichgewicht hielt.

«Ich hoffe, wir sehen uns wieder, Mr. Simcox. Sie haben eine gute Besatzung und ein wunderbares Schiff. «Aber das hatte er besser nicht sagen sollen, denn irgendwann wurde er vielleicht Schiff und Mannschaft in den Tod schicken mussen. Da erinnerte man sich lieber nicht allzu genau.

«Achtung! »

Bolitho nickte den Mannern an der Pforte zu. Da stand der verla?liche Stuckmeister Elias Archer. Jay, der Mastergehilfe, wurde wahrscheinlich bald Simcox' fruheren Platz einnehmen. Bootsmann Sperry fehlte, der war also bei Tyacke. Warum hatte aber der Midshipman darauf bestanden, auf den Brander umzusteigen? Er hatte doch gerade erst Befehl bekommen, auf sein altes Schiff zuruckzukehren. Bolitho beschlo?, nicht weiter daruber nachzugrubeln.»Ich denke an Ihr Bier, Mr. Simcox!»

Dann war er unten im Boot, stutzte sich auf den Leutnant und versuchte, seinen Degen nicht zwischen den Beinen einzuklemmen.

«Also hier war es?«Tyacke blickte sich in der Kajute der Albacora um.»Dreckig wie ein Schweinestall!»

Segrave starrte die Koje an, als lage dort noch die nackte Sklavin in Ketten. Wie alle anderen Raume unter Deck war auch dieser vollgestopft mit brennbarem Material. Der Brander stank: nach Ol, nach schimmeliger Leinwand, nach tranigem Werg, nach Holz aus Warrens Transportschiffen, das man mit Teer ubergossen hatte: alles, was die Albacora in eine lodernde Fackel verwandeln wurde. Segrave spurte den Luftzug durch das Loch im Deck streichen, der spater die Flammen hochjagen wurde. Und zum erstenmal, seit er sich gemeldet hatte, wurde ihm angst.

Das Schiff setzte weniger hart ein.»Wir laufen leichter, Sir«, sagte er.

Tyacke ri? sich aus seinen Gedanken.»Wie? Ja, naturlich. Aber den Wind haben wir immer noch gegen uns. «Er hockte sich auf eine Kiste, wo sein verletztes Gesicht im Schatten lag.»Mr. Simcox hat mir von Ihren anderen Verletzungen erzahlt«, begann er so ruhig, als habe er alle Zeit der Welt.»Man hat Sie geschlagen. Weil Sie an Bord nichts taugten?»

In der Erinnerung ballte Segrave die Fauste. Der Kommandant damals hatte kein Interesse gehabt an dem, was bei den Midshipmen geschah. Ihn interessierten nur Ergebnisse, sonst nichts. Ein Leutnant hatte daraufhin die Offiziersanwarter in zwei Gruppen geteilt, die nun miteinander wetteiferten beim Kanonenexerzieren, in Seemann- schaft, bei Bootsmanovern. Wer verlor, wurde bestraft, wer gewann, erhielt kleine Belohnungen. Segrave gehorte als Neuling immer zu den Verlierern. Also hatte man ihn immer wieder nackt ausgezogen, uber eine Lafette gebunden und ausgepeitscht. Seine Kameraden hatten das getan, aber auch der verantwortliche Leutnant. Sie hatten ihn erniedrigt und beleidigt, immer und immer wieder. Die Narben dieser Mi?handlung wurde er nie mehr verlieren.

Mit Tyacke konnte er plotzlich uber all das sprechen, in kurzen abgehackten Satzen. Der Kommandant horte stumm zu, bis der Junge schwieg.

«Solche Brutalitat hat immer der Kommandant zu verantworten«, sagte er schlie?lich.»Wenn es ihm egal ist, wie die Offiziere seine Befehle ausfuhren oder ihre Aufgaben erfullen, kommt es so weit. Kein Leutnant kann so etwas wagen, wenn ihn sein Kommandant dabei nicht decken wurde. Haben Sie sich freiwillig auf den Brander gemeldet, weil Sie auf Ihre altes Schiff zuruckkehren sollten?«Als Segrave schwieg, fuhr er fort:»Sie hatten den Leutnant umbringen sollen. Was Schlimmeres als hier hatte Sie dann auch nicht erwartet. Aber Ihnen ware wohler gewesen. «Er legte Segrave die Hand auf die Schulter.»Doch Sie haben Ihre Entscheidung getroffen. «Ein Sonnenstrahl huschte uber seine entstellte Gesichtshalfte.»Und ich die meine.»

Oben horte man Schritte, die heisere Stimme des Bootsmanns scheuchte ein paar Manner auf ihre Stationen.

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