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G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 14


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Heide

Auf der einen Seite eine Hohe, auf der andern Wald.

Hauptmann. Exekutionszug.

Hauptmann . Er halt auf der Heide! Das ist impertinent. Er soll's bu?en. Was! Den Strom nicht zu furchten, der auf ihn losbraust?

Ritter . Ich wollt nicht, da? Ihr an der Spitze rittet; er hat das Ansehn, als ob er den ersten, der ihn ansto?en mochte, umgekehrt in die Erde pflanzen wollte. Reitet hinterdrein.

Hauptmann . Nicht gern.

Ritter . Ich bitt Euch. Ihr seid noch der Knoten von diesem Bundel Haselruten; lost ihn auf, so knickt er sie Euch einzeln wie Riedgras.

Hauptmann . Trompeter, blas! Und ihr blast ihn weg! (Ab.)

(Selbitz hinter der Hohe hervor im Galopp.)

Selbitz . Mir nach! Sie sollen zu ihren Handen rufen:»Multipliziert euch!«(Ab.)

(Lerse aus dem Wald.)

Lerse . Gotzen zu Hulf! Er ist fast umringt. Braver Selbitz, du hast schon Luft gemacht. Wir wollen die Heide mit ihren Distelkopfen besaen. (Vorbei.)

(Getummel.)

Eine Hohe mit einem Wartturn

Selbitz verwundet. Knechte.

Selbitz . Legt mich hieher und kehrt zu Gotzen.

Erster Knecht . La?t uns bleiben, Herr, Ihr braucht unser.

Selbitz . Steig einer auf die Warte und seh, wie's geht.

Erster Knecht . Wie will ich hinaufkommen?

Zweiter Knecht . Steig auf meine Schultern, da kannst du die Lucke reichen und dir bis zur Offnung hinaufhelfen.

Erster Knecht (steigt hinauf). Ach, Herr!

Selbitz . Was siehest du?

Erster Knecht . Eure Reiter fliehen der Hohe zu.

Selbitz . Hollische Schurken! Ich wollt, sie stunden und ich hatt eine Kugel vorm Kopf. Reit einer hin! und fluch und wetter sie zuruck. (Knecht ab.) Siehest du Gotzen?

Knecht . Die drei schwarzen Federn seh ich mitten im Getummel.

Selbitz . Schwimm, braver Schwimmer. Ich liege hier!

Knecht . Ein wei?er Federbusch, wer ist das?

Selbitz . Der Hauptmann.

Knecht . Gotz drangt sich an ihn — Bauz! Er sturzt.

Selbitz . Der Hauptmann?

Knecht . Ja, Herr.

Selbitz . Wohl! Wohl!

Knecht . Weh! Weh! Gotzen seh ich nicht mehr.

Selbitz . So stirb, Selbitz!

Knecht . Ein furchterlich Gedrang, wo er stund. Georgs blauer Busch verschwindt auch.

Selbitz . Komm herunter. Siehst du Lersen nicht?

Knecht . Nichts. Es geht alles drunter und druber.

Selbitz . Nichts mehr. Komm! Wie halten sich Sickingens Reiter?

Knecht . Gut. — Da flieht einer nach dem Wald. Noch einer! Ein ganzer Trupp! Gotz ist hin.

Selbitz . Komm herab.

Knecht . Ich kann nicht. — Wohl! Wohl! Ich sehe Gotzen! Ich sehe Georgen!

Selbitz . Zu Pferd?

Knecht . Hoch zu Pferd! Sieg! Sieg! Sie fliehn.

Selbitz . Die Reichstruppen?

Knecht . Die Fahne mittendrin, Gotz hintendrein. Sie zerstreuen sich. Gotz erreicht den Fahndrich — Er hat die Fahn — Er halt. Eine Handvoll Menschen um ihn herum. Mein Kamerad erreicht ihn — Sie ziehn herauf.

(Gotz. Georg. Lerse. Ein Trupp.)

Selbitz . Gluck zu, Gotz! Sieg! Sieg!

Gotz (steigt vom Pferd). Teuer! Teuer! Du bist verwundt, Selbitz?

Selbitz . Du lebst und siegst! Ich habe wenig getan. Und meine Hunde von Reitern! Wie bist du davongekommen?

Gotz . Diesmal galt's! Und hier Georgen dank ich das Leben, und hier Lersen dank ich's. Ich warf den Hauptmann vom Gaul. Sie stachen mein Pferd nieder und drangen auf mich ein. Georg hieb sich zu mir und sprang ab, ich wie der Blitz auf seinen Gaul, wie der Donner sa? er auch wieder. Wie kamst du zum Pferd?

Georg . Einem, der nach Euch hieb, stie? ich meinen Dolch in die Gedarme, wie sich sein Harnisch in die Hohe zog. Er sturzt', und ich half Euch von einem Feind und mir zu einem Pferde.

Gotz . Nun staken wir, bis sich Franz zu uns hereinschlug, und da mahten wir von innen heraus.

Lerse . Die Hunde, die ich fuhrte, sollten von au?en hineinmahen, bis sich unsere Sensen begegnet hatten; aber sie flohen wie Reichsknechte.

Gotz . Es flohe Freund und Feind. Nur du kleiner Hauf hieltest mir den Rucken frei; ich hatte mit den Kerls vor mir genug zu tun. Der Fall ihres Hauptmanns half mir sie schutteln, und sie flohen. Ich habe ihre Fahne und wenig Gefangene.

Selbitz . Der Hauptmann ist Euch entwischt?

Gotz . Sie hatten ihn inzwischen gerettet. Kommt, Kinder! kommt, Selbitz! — Macht eine Bahre von Asten; — du kannst nicht aufs Pferd. Kommt in mein Schlo?. Sie sind zerstreut. Aber unser sind wenig, und ich wei? nicht, ob sie Truppen nachzuschicken haben. Ich will euch bewirten, meine Freunde. Ein Glas Wein schmeckt auf so einen Strau?.

Lager

Hauptmann.

Hauptmann . Ich mocht euch alle mit eigner Hand umbringen! Was, fortlaufen! Er hatte keine Handvoll Leute mehr! Fortzulaufen, vor einem Mann! Es wird's niemand glauben, als wer uber uns zu lachen Lust hat. — Reit herum, Ihr, und Ihr, und Ihr. Wo ihr von unsern zerstreuten Knechten findt, bringt sie zuruck oder stecht sie nieder. Wir mussen diese Scharten auswetzen, und wenn die Klingen druber zugrunde gehen sollten.

Jagsthausen

Gotz. Lerse. Georg.

Gotz . Wir durfen keinen Augenblick saumen! Arme Jungen, ich darf euch keine Rast gonnen. Jagt geschwind herum und sucht noch Reiter aufzutreiben. Bestellt sie alle nach Weilern, da sind sie am sichersten. Wenn wir zogern, so ziehen sie mir vors Schlo?. (Die zwei ab.) Ich mu? einen auf Kundschaft ausjagen. Es fangt an hei? zu werden. Und wenn es nur noch brave Kerls waren! aber so ist's die Menge. (Ab.)

(Sickingen. Maria.)

Maria . Ich bitte Euch, lieber Sickingen, geht nicht von meinem Bruder! Seine Reiter, Selbitzens, Eure sind zerstreut; er ist allein, Selbitz ist verwundet auf sein Schlo? gebracht, und ich furchte alles.

Sickingen . Seid ruhig, ich gehe nicht weg.

(Gotz kommt.)

Gotz . Kommt in die Kirch, der Pater wartet. Ihr sollt mir in einer Viertelstund ein Paar sein.

Sickingen . La?t mich hier.

Gotz . In die Kirch sollt Ihr jetzt.

Sickingen . Gern — und darnach?

Gotz . Darnach sollt Ihr Eurer Wege gehn.

Sickingen . Gotz!

Gotz . Wollt Ihr nicht in die Kirche?

Sickingen . Kommt, kommt!

Lager

Hauptmann. Ritter.

Hauptmann . Wie viel sind's in allem?

Ritter . Hundertundfunfzig.

Hauptmann . Von vierhunderten! Das ist arg. Jetzt gleich auf und grad gegen Jagsthausen zu, eh er sich erholt und sich uns wieder in Weg stellt.

Jagsthausen

Gotz. Elisabeth. Maria. Sickingen.

Gotz . Gott segne euch, geb euch gluckliche Tage, und behalte die, die er euch abzieht, fur eure Kinder.

Elisabeth . Und die la? er sein, wie ihr seid: rechtschaffen! Und dann la?t sie werden, was sie wollen.

Sickingen . Ich dank euch. Und dank Euch, Maria. Ich fuhrte Euch an den Altar, und Ihr sollt mich zur Gluckseligkeit fuhren.

Maria . Wir wollen zusammen eine Pilgrimschaft nach diesem fremden gelobten Lande antreten.

Gotz . Gluck auf die Reise!

Maria . So ist's nicht gemeint, wir verlassen Euch nicht.

Gotz . Ihr sollt, Schwester.

Maria . Du bist sehr unbarmherzig, Bruder!

Gotz . Und Ihr zartlicher als vorsehend.

(Georg kommt.)

Georg (heimlich). Ich kann niemand auftreiben. Ein einziger war geneigt; darnach veranderte er sich und wollte nicht.

Gotz . Gut, Georg. Das Gluck fangt mir an wetterwendisch zu werden. Ich ahnt's aber. (Laut.) Sickingen, ich bitt Euch, geht noch diesen Abend. Beredet Marie. Sie ist Eure Frau. La?t sie's fuhlen. Wenn Weiber quer in unsere Unternehmung treten, ist unser Feind im freien Feld sichrer als sonst in der Burg.

(Knecht kommt.)

Knecht (leise). Herr, das Reichsfahnlein ist auf dem Marsch, grad hieher, sehr schnell.

Gotz . Ich hab sie mit Rutenstreichen geweckt! Wieviel sind ihrer?

Knecht . Ungefahr zweihundert. Sie konnen nicht zwei Stunden mehr von hier sein.

Gotz . Noch uberm Flu??

Knecht . Ja, Herr.

Gotz . Wenn ich nur funfzig Mann hatte, sie sollten mir nicht heruber. Hast du Lersen nicht gesehen?

Knecht . Nein, Herr.

Gotz . Biet allen, sie sollen sich bereit halten. — Es mu? geschieden sein, meine Lieben. Weine, meine gute Marie, es werden Augenblicke kommen, wo du dich freuen wirst. Es ist besser, du weinst an deinem Hochzeittag, als da? ubergro?e Freude der Vorbote kunftigen Elends ware. Lebt wohl, Marie. Lebt wohl, Bruder.

Maria . Ich kann nicht von Euch, Schwester. Lieber Bruder, la? uns. Achtest du meinen Mann so wenig, da? du in dieser Extremitat seine Hulfe verschmahst?

Gotz . Ja, es ist weit mit mir gekommen. Vielleicht bin ich meinem Sturz nahe. Ihr beginnt zu leben, und ihr sollt euch von meinem Schicksal trennen. Ich hab eure Pferde zu satteln befohlen. Ihr mu?t gleich fort.

Maria . Bruder! Bruder!

Elisabeth (zu Sickingen). Gebt ihm nach! Geht!

Sickingen . Liebe Marie, la?t uns gehen.

Maria . Du auch? Mein Herz wird brechen.

Gotz . So bleib denn. In wenigen Stunden wird meine Burg umringt sein.

Maria . Weh! Weh!

Gotz . Wir werden uns verteidigen, so gut wir konnen.

Maria . Mutter Gottes, hab Erbarmen mit uns!

Gotz . Und am Ende werden wir sterben, oder uns ergeben. — Du wirst deinen edeln Mann mit mir in ein Schicksal geweint haben.

Maria . Du marterst mich.

Gotz . Bleib! Bleib! Wir werden zusammen gefangen werden. Sickingen, du wirst mit mir in die Grube fallen! Ich hoffte, du solltest mir heraushelfen.

Maria . Wir wollen fort. Schwester, Schwester!

Gotz . Bringt sie in Sicherheit, und dann erinnert Euch meiner.

Sickingen . Ich will ihr Bette nicht besteigen, bis ich Euch au?er Gefahr wei?.

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