G?tz von Berlichingen - фон Гёте Иоганн Вольфганг - Страница 21
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Elisabeth . Du bist ein liebevoller Advokat. — Wenn sie ihn gefangennahmen, als Rebell behandelten, und sein graues Haupt — Lerse, ich mochte von Sinnen kommen.
Lerse . Sende ihrem Korper Schlaf, lieber Vater der Menschen, wenn du ihrer Seele keinen Trost geben willst!
Elisabeth . Georg hat versprochen, Nachricht zu bringen. Er wird auch nicht durfen, wie er will. Sie sind arger als gefangen. Ich wei?, man bewacht sie wie Feinde. Der gute Georg! Er wollte nicht von seinem Herrn weichen.
Lerse . Das Herz blutete mir, wie er mich von sich schickte. Wenn Ihr nicht meiner Hulfe bedurftet, alle Gefahren des schmahlichsten Todes sollten mich nicht von ihm getrennt haben.
Elisabeth . Ich wei? nicht, wo Sickingen ist. Wenn ich nur Marien einen Boten schicken konnte.
Lerse . Schreibt nur, ich will dafur sorgen. (Ab.)
Bei einem Dorf
Gotz. Georg.
Gotz . Geschwind zu Pferde, Georg! ich sehe Miltenberg brennen. Halten sie so den Vertrag? Reit hin, sag ihnen die Meinung. Die Mordbrenner! Ich sage mich von ihnen los. Sie sollen einen Zigeuner zum Hauptmann machen, nicht mich. Geschwind, Georg. (Georg ab.) Wollt, ich ware tausend Meilen davon, und lag im tiefsten Turn, der in der Turkei steht. Konnt ich mit Ehren von ihnen kommen! Ich fahr ihnen alle Tag durch den Sinn, sag ihnen die bittersten Wahrheiten, da? sie mein mude werden und mich erlassen sollen.
(Ein Unbekannter.)
Unbekannter . Gott gru? Euch, sehr edler Herr.
Gotz . Gott dank Euch. Was bringt Ihr? Euern Namen?
Unbekannter . Der tut nichts zur Sache. Ich komme, Euch zu sagen, da? Euer Kopf in Gefahr ist. Die Anfuhrer sind mude, sich von Euch so harte Worte geben zu lassen, haben beschlossen, Euch aus dem Weg zu raumen. Ma?igt Euch oder seht zu entwischen, und Gott geleit Euch. (Ab.)
Gotz . Auf diese Art dein Leben zu lassen, Gotz, und so zu enden! Es sei drum! So ist mein Tod der Welt das sicherste Zeichen, da? ich nichts Gemeines mit den Hunden gehabt habe.
(Einige Bauern.)
Erster Bauer . Herr, Herr! Sie sind geschlagen, sie sind gefangen.
Gotz . Wer?
Zweiter Bauer . Die Miltenberg verbrannt haben. Es zog sich ein Bundischer Trupp hinter dem Berg hervor und uberfiel sie auf einmal.
Gotz . Sie erwartet ihr Lohn. — O Georg! Georg! — Sie haben ihn mit den Bosewichtern gefangen — Mein Georg! Mein Georg! —
(Anfuhrer kommen.)
Link . Auf, Herr Hauptmann, auf! Es ist nicht Saumens Zeit. Der Feind ist in der Nahe und machtig.
Gotz . Wer verbrannte Miltenberg?
Metzler . Wenn Ihr Umstande machen wollt, so wird man Euch weisen, wie man keine macht.
Kohl . Sorgt fur unsere Haut und Eure. Auf! Auf!
Gotz (zu Metzler). Drohst du mir! Du Nichtswurdiger! Glaubst du, da? du mir furchterlicher bist, weil des Grafen von Helfenstein Blut an deinen Kleidern klebt?
Metzler . Berlichingen!
Gotz . Du darfst meinen Namen nennen, und meine Kinder werden sich dessen nicht schamen.
Metzler . Mit dir feigem Kerl! Furstendiener!
Gotz (haut ihn uber den Kopf, da? er sturzt. Die andern treten dazwischen).
Kohl . Ihr seid rasend. Der Feind bricht auf allen Seiten 'rein, und ihr hadert!
Link . Auf! Auf!
(Tumult und Schlacht. — Weislingen. Reiter.)
Weislingen . Nach! Nach! Sie fliehen. La?t euch Regen und Nacht nicht abhalten. Gotz ist unter ihnen, hor ich. Wendet Flei? an, da? ihr ihn erwischt. Er ist schwer verwundet, sagen die Unsrigen. (Die Reiter ab.) Und wenn ich dich habe! — Es ist noch Gnade, wenn wir heimlich im Gefangnis dein Todesurteil vollstrecken. — So verlischt er vor dem Andenken der Menschen, und du kannst freier atmen, torichtes Herz. (Ab.)
Nacht, im wilden Wald. Zigeunerlager
Zigeunermutter am Feuer.
Mutter . Flick das Strohdach uber der Grube, Tochter, gibt hint nacht noch Regen genug.
(Knab kommt.)
Knab . Ein Hamster, Mutter. Da! Zwei Feldmaus.
Mutter . Will sie dir abziehen und braten, und sollst eine Kapp haben von den Fellchen. — Du blutst?
Knab . Hamster hat mich bissen.
Mutter . Hol mir durr Holz, da? das Feuer loh brennt wenn dein Vater kommt, wird na? sein durch und durch.
(Andre Zigeunerin, ein Kind auf dem Rucken.)
Erste Zigeunerin . Hast du brav geheischen?
Zweite Zigeunerin . Wenig genug. Das Land ist voll Tumult herum, da? man seins Lebens nicht sicher ist. Brennen zwei Dorfer lichterloh.
Erste Zigeunerin . Ist das dort drunten Brand, der Schein? Seh ihm schon lang zu. Man ist die Feuerzeichen am Himmel zeither so gewohnt worden.
(Zigeunerhauptmann, drei Gesellen kommen.)
Hauptmann . Hort ihr den wilden Jager?
Erster Zigeuner . Er zieht grad uber uns hin.
Hauptmann . Wie die Hunde bellen! Wau! Wau!
Zweiter Zigeuner . Die Peitschen knallen.
Dritter Zigeuner . Die Jager jauchzen holla ho!
Mutter . Bringt ja des Teufels sein Gepack!
Hauptmann . Haben im Truben gefischt. Die Bauern rauben selbst, ist's uns wohl vergonnt.
Zweite Zigeunerin . Was hast du, Wolf?
Wolf . Einen Hasen, da, und einen Hahn; ein Bratspie?; ein Bundel Leinwand; drei Kochloffel und ein Pferdzaum.
Sticks . Ein wullen Deck hab ich, ein Paar Stiefeln, und Zunder und Schwefel.
Mutter . Ist alles pudelna?, wollen's trocknen, gebt her.
Hauptmann . Horch, ein Pferd! Geht! Seht, was ist. (Gotz zu Pferd.)
Gotz . Gott sei Dank! Dort seh ich Feuer, sind Zigeuner. Meine Wunden verbluten, die Feinde hinterher. Heiliger Gott, du endigst gra?lich mit mir!
Hauptmann . Ist's Friede da? du kommst?
Gotz . Ich flehe Hulfe von euch. Meine Wunden ermatten mich. Helft mir vom Pferd!
Hauptmann . Helf ihm! Ein edler Mann, an Gestalt und Wort.
Wolf (leise). Es ist Gotz von Berlichingen.
Hauptmann . Seid willkommen! Alles ist Euer, was wir haben.
Gotz . Dank Euch.
Hauptmann . Kommt in mein Zelt.
Hauptmanns Zelt
Hauptmann. Gotz.
Hauptmann . Ruft der Mutter, sie soll Blutwurzel bringen und Pflaster.
Gotz (legt den Harnisch ab).
Hauptmann . Hier ist mein Feiertagswams.
Gotz . Gott lohn's.
(Mutter verbindt ihn.)
Hauptmann . Ist mir herzlich lieb, Euch zu haben.
Gotz . Kennt Ihr mich?
Hauptmann . Wer sollte Euch nicht kennen! Gotz, unser Leben und Blut lassen wir fur Euch.
(Schricks.)
Schricks . Kommen durch den Wald Reiter. Sind Bundische.
Hauptmann . Eure Verfolger! Sie sollen nit bis zu Euch kommen! Auf, Schricks! Biete den andern! Wir kennen die Schliche besser als sie, wir schie?en sie nieder, eh sie uns gewahr werden.
Gotz (allein) . O Kaiser! Kaiser! Rauber beschutzen deine Kinder. (Man hort scharf schie?en.) Die wilden Kerls, starr und treu!
(Zigeunerin.)
Zigeunerin . Rettet Euch! Die Feinde uberwaltigen.
Gotz . Wo ist mein Pferd?
Zigeunerin . Hierbei.
Gotz (gurtet sich und sitzt auf ohne Harnisch). Zum letztenmal sollen sie meinen Arm fuhlen. Ich bin so schwach noch nicht. (Ab.)
Zigeunerin . Er sprengt zu den Unsrigen.
(Flucht.)
Wolf . Fort, fort! Alles verloren. Unser Hauptmann erschossen. Gotz gefangen.
(Geheul der Weiber und Flucht.)
Adelheidens Schlafzimmer
Adelheid mit einem Brief.
Adelheid . Er, oder ich! Der Ubermutige! Mir drohen! — Wir wollen dir zuvorkommen. Was schleicht durch den Saal? (Es klopft.) Wer ist drau?en?
(Franz leise.)
Franz . Macht mir auf, gnadige Frau.
Adelheid . Franz! Er verdient wohl, da? ich ihm aufmache. (La?t ihn ein.)
Franz (fallt ihr um den Hals). Liebe gnadige Frau.
Adelheid . Unverschamter! Wenn dich jemand gehort hatte.
Franz . O es schlaft alles, alles!
Adelheid . Was willst du?
Franz . Mich la?t's nicht ruhen. Die Drohungen meines Herrn, Euer Schicksal, mein Herz.
Adelheid . Er war sehr zornig, als du Abschied nahmst?
Franz . Als ich ihn nie gesehen. Auf ihre Guter soll sie, sagt' er, sie soll wollen.
Adelheid . Und wir folgen?
Franz . Ich wei? nichts, gnadige Frau.
Adelheid . Betrogener torichter Junge, du siehst nicht, wo das hinaus will. Hier wei? er mich in Sicherheit. Denn lange steht's ihm schon nach meiner Freiheit. Er will mich auf seine Guter. Dort hat er Gewalt, mich zu behandeln, wie sein Ha? ihm eingibt.
Franz . Er soll nicht!
Adelheid . Wirst du ihn hindern?
Franz . Er soll nicht!
Adelheid . Ich seh mein ganzes Elend voraus. Von seinem Schlo? wird er mich mit Gewalt rei?en, wird mich in ein Kloster sperren.
Franz . Holle und Tod!
Adelheid . Wirst du mich retten?
Franz . Eh alles! alles!
Adelheid (die weinend ihn umhalst). Franz, ach uns zu retten!
Franz . Er soll nieder, ich will ihm den Fu? auf den Nacken setzen.
Adelheid . Keine Wut! Du sollst einen Brief an ihn haben, voll Demut, da? ich gehorche. Und dieses Flaschchen gie? ihm unter das Getrank.
Franz . Gebt. Ihr sollt frei sein!
Adelheid . Frei! Wenn du nicht mehr zitternd auf deinen Zehen zu mir schleichen wirst — nicht mehr ich angstlich zu dir sage:»Brich auf, Franz, der Morgen kommt.»
Heilbronn, vorm Turn
Elisabeth. Lerse.
Lerse . Gott nehm das Elend von Euch, gnadige Frau. Marie ist hier.
Elisabeth . Gott sei Dank! Lerse, wir sind in entsetzliches Elend versunken. Da ist's nun, wie mir alles ahnete! Gefangen, als Meuter, Missetater in den tiefsten Turn geworfen
Lerse . Ich wei? alles.
Elisabeth . Nichts, nichts wei?t du, der Jammer ist zu gro?! Sein Alter, seine Wunden, ein schleichend Fieber und, mehr als alles das, die Finsternis seiner Seele, da? es so mit ihm enden soll.
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