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Hermann und Dorothea - Goethe Johann Wolfgang - Страница 4


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Teurer; da seh er sich vor, des Geldes mehr zu erwerben.

Und so hoff ich von dir, mein Hermann, da? du mir nachstens

In das Haus die Braut mit schoner Mitgift hereinfuhrst;

Denn ein wackerer Mann verdient ein begutertes Madchen,

Und es behaget so wohl, wenn mit dem gewunscheten Weibchen

Auch in Korben und Kasten die nutzliche Gabe hereinkommt.

Nicht umsonst bereitet durch manche Jahre die Mutter

Viele Leinwand der Tochter, von feinem und starkem Gewebe;

Nicht umsonst verehren die Paten ihr Silbergerate,

Und der Vater sondert im Pulte das seltene Goldstuck:

Denn sie soll dereinst mit ihren Gutern und Gaben

Jenen Jungling erfreun, der sie vor allen erwahlt hat.

Ja, ich wei?, wie behaglich ein Weibchen im Hause sich findet,

Das ihr eignes Gerat in Kuch' und Zimmern erkennet

Und das Bette sich selbst und den Tisch sich selber gedeckt hat.

Nur wohl ausgestattet mocht' ich im Hause die Braut sehn;

Denn die Arme wird doch nur zuletzt vom Manne verachtet,

Und er halt sie als Magd, die als Magd mit dem Bundel hereinkam.

Ungerecht bleiben die Manner, und die Zeiten der Liebe vergehen.

Ja, mein Hermann, du wurdest mein Alter hochlich erfreuen,

Wenn du mir bald ins Haus ein Schwiegertochterchen brachtest

Aus der Nachbarschaft her, aus jenem Hause, dem grunen.

Reich ist der Mann furwahr: sein Handel und seine Fabriken

Machen ihn taglich reicher: denn wo gewinnt nicht der Kaufmann?

Nur drei Tochter sind da; sie teilen allein das Vermogen.

Schon ist die altste bestimmt, ich wei? es; aber die zweite

Wie die dritte sind noch, und vielleicht nicht lange, zu haben.

War' ich an deiner Statt, ich hatte bis jetzt nicht gezaudert,

Eins mir der Madchen geholt, so wie ich das Mutterchen forttrug.»

Da versetzte der Sohn bescheiden dem dringenden Vater:

«Wirklich, mein Wille war auch, wie Eurer, eine der Tochter

Unsers Nachbars zu wahlen. Wir sind zusammen erzogen,

Spielten neben dem Brunnen am Markt in fruheren Zeiten,

Und ich habe sie oft vor der Knaben Wildheit beschutzet.

Doch das ist lange schon her; es bleiben die wachsenden Madchen

Endlich billig zu Haus und fliehn die wilderen Spiele.

Wohlgezogen sind sie gewi?! Ich ging auch zuzeiten

Noch aus alter Bekanntschaft, so wie Ihr es wunschtet, hinuber;

Aber ich konnte mich nie in ihrem Umgang erfreuen.

Denn sie tadelten stets an mir, das mu?t' ich ertragen:

Gar zu lang war mein Rock, zu grob das Tuch und die Farbe

Gar zu gemein und die Haare nicht recht gestutzt und gekrauselt.

Endlich hatt' ich im Sinne, mich auch zu putzen wie jene

Handelsbubchen, die stets am Sonntag druben sich zeigen,

Und um die halbseiden im Sommer das Lappchen herumhangt.

Aber noch fruh genug merkt' ich, sie hatten mich immer zum besten,

Und das war mir empfindlich, mein Stolz war beleidigt; doch mehr noch

Krankte mich's tief, da? so sie den guten Willen verkannten,

Den ich gegen sie hegte, besonders Minchen, die jungste.

Denn so war ich zuletzt an Ostern hinubergegangen,

Hatte den neuen Rock, der jetzt nur oben im Schrank hangt,

Angezogen und war frisiert wie die ubrigen Bursche.

Als ich eintrat, kicherten sie; doch zog ich's auf mich nicht.

Minchen sa? am Klavier; es war der Vater zugegen,

Horte die Tochterchen singen und war entzuckt und in Laune.

Manches verstand ich nicht, was in den Liedern gesagt war,

Aber ich horte viel von Pamina, viel von Tamino,

Und ich wollte doch auch nicht stumm sein! Sobald sie geendet,

Fragt' ich dem Texte nach und nach den beiden Personen.

Alle schwiegen darauf und lachelten; aber der Vater

Sagte: ›Nicht wahr, mein Freund, Er kennt nur Adam und Eva?‹

Niemand hielt sich alsdann, und laut auf lachten die Madchen,

Laut auf lachten die Knaben, es hielt den Bauch sich der Alte.

Fallen lie? ich den Hut vor Verlegenheit, und das Gekicher

Dauerte fort und fort, soviel sie auch sangen und spielten.

Und ich eilte beschamt und verdrie?lich wieder nach Hause,

Hangte den Rock in den Schrank und zog die Haare herunter

Mit den Fingern und schwur, nicht mehr zu betreten die Schwelle.

Und ich hatte wohl recht; denn eitel sind sie und lieblos,

Und ich hore, noch hei? ich bei ihnen immer Tamino.»

Da versetzte die Mutter:»Du solltest, Hermann, so lange

Mit den Kindern nicht zurnen; denn Kinder sind sie ja samtlich.

Minchen furwahr ist gut und war dir immer gewogen;

Neulich fragte sie noch nach dir. Die solltest du wahlen!»

Da versetzte bedenklich der Sohn:»Ich wei? nicht, es pragte

Jener Verdru? sich so tief bei mir ein, ich mochte furwahr nicht

Sie am Klaviere mehr sehn und ihre Liedchen vernehmen.»

Doch der Vater fuhr auf und sprach die zornigen Worte:

«Wenig Freud' erleb ich an dir! Ich sagt' es doch immer,

Als du zu Pferden nur und Lust nur bezeugtest zum Acker:

Was ein Knecht schon verrichtet des wohlbeguterten Mannes,

Tust du; indessen mu? der Vater des Sohnes entbehren,

Der ihm zur Ehre doch auch vor andern Burgern sich zeigte.

Und so tauschte mich fruh mit leerer Hoffnung die Mutter,

Wenn in der Schule das Lesen und Schreiben und Lernen dir niemals

Wie den andern gelang und du immer der Unterste sa?est.

Freilich! das kommt daher, wenn Ehrgefuhl nicht im Busen

Eines Junglinges lebt und wenn er nicht hoher hinauf will.

Hatte mein Vater gesorgt fur mich, so wie ich fur dich tat,

Mich zur Schule gesendet und mir die Lehrer gehalten,

Ja, ich ware was anders als Wirt zum Goldenen Lowen!»

Aber der Sohn stand auf und nahte sich schweigend der Ture,

Langsam und ohne Gerausch; allein der Vater, entrustet,

Rief ihm nach:»So gehe nur hin! ich kenne den Trotzkopf!

Geh und fuhre fortan die Wirtschaft, da? ich nicht schelte;

Aber denke nur nicht, du wollest ein baurisches Madchen

Je mir bringen ins Haus, als Schwiegertochter, die Trulle!

Lange hab ich gelebt und wei? mit Menschen zu handeln,

Wei? zu bewirten die Herren und Frauen, da? sie zufrieden

Von mir weggehn, ich wei? den Fremden gefallig zu schmeicheln.

Aber so soll mir denn auch ein Schwiegertochterchen endlich

Wiederbegegnen und so mir die viele Muhe versu?en!

Spielen soll sie mir auch das Klavier; es sollen die schonsten,

Besten Leute der Stadt sich mit Vergnugen versammeln,

Wie es sonntags geschieht im Hause des Nachbars!«Da druckte

Leise der Sohn auf die Klinke, und so verlie? er die Stube.

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Goethe Johann Wolfgang - Hermann und Dorothea Hermann und Dorothea
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