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Reineke Fuchs - Goethe Johann Wolfgang - Страница 4


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Rasend fuhr er unter die Weiber, die untereinander

Taumelten, fielen und schrien, und einige sturzten ins Wasser,

Und das Wasser war tief. Da rief der Pater und sagte:

Sehet, da unten schwimmt Frau Jutte, die Kochin, im Pelze,

Und der Rocken ist hier! O helft, ihr Manner! Ich gebe

Bier zwei Tonnen zum Lohn und gro?en Abla? und Gnade.

Alle lie?en fur tot den Baren liegen und eilten

Nach den Weibern ans Wasser, man zog aufs Trockne die funfe.

Da indessen die Manner am Ufer beschaftiget waren,

Kroch der Bar ins Wasser vor gro?em Elend und brummte

Vor entsetzlichem Weh. Er wollte sich lieber ersaufen,

Als die Schlage so schandlich erdulden. Er hatte zu schwimmen

Nie versucht und hoffte sogleich das Leben zu enden.

Wider Vermuten fuhlt' er sich schwimmen, und glucklich getragen

Ward er vom Wasser hinab, es sahen ihn alle die Bauern,

Riefen: Das wird uns gewi? zur ewigen Schande gereichen!

Und sie waren verdrie?lich und schalten uber die Weiber:

Besser blieben sie doch zu Hause! da seht nun, er schwimmet

Seiner Wege. Sie traten herzu, den Block zu besehen,

Und sie fanden darin noch Haut und Haare vom Kopfe

Und von den Fu?en und lachten darob und riefen: Du kommst uns

Sicher wieder, behalten wir doch die Ohren zum Pfande!

So verhohnten sie ihn noch uber den Schaden, doch war er

Froh, da? er nur dem Ubel entging. Er fluchte den Bauern,

Die ihn geschlagen, und klagte den Schmerz der Ohren und Fu?e,

Fluchte Reineken, der ihn verriet. Mit solchen Gebeten

Schwamm er weiter, es trieb ihn der Strom, der rei?end und gro? war,

Binnen weniger Zeit fast eine Meile hinunter;

Und da kroch er ans Land am selbigen Ufer und keichte.

Kein bedrangteres Tier hat je die Sonne gesehen!

Und er dachte den Morgen nicht zu erleben, er glaubte

Plotzlich zu sterben und rief. O Reineke, falscher Verrater!

Loses Geschopf!. Er dachte dabei der schlagenden Bauern,

Und er dachte des Baums und fluchte Reinekens Listen.

Aber Reineke Fuchs, nachdem er mit gutem Bedachte

Seinen Oheim zu Markte gefuhrt, ihm Honig zu schaffen,

Lief er nach Huhnern, er wu?te den Ort, und schnappte sich eines,

Lief und schleppte die Beute behend am Flusse hinunter.

Dann verzehrt' er sie gleich und eilte nach andern Geschaften

Immer am Flusse dahin und trank des Wassers und dachte:

O wie bin ich so froh, da? ich den tolpischen Baren

So zu Hofe gebracht! Ich wette, Rusteviel hat ihm

Wohl das Beil zu kosten gegeben. Es zeigte der Bar sich

Stets mir feindlich gesinnt, ich hab es ihm wieder vergolten.

Oheim hab ich ihn immer genannt, nun ist er am Baume

Tot geblieben; des will ich mich freun, solang ich nur lebe.

Klagen und schaden wird er nicht mehr! — Und wie er so wandelt,

Schaut er am Ufer hinab und sieht den Baren sich walzen.

Das verdro? ihm im Herzen, da? Braun lebendig entkommen.

Rusteviel, rief er, du lassiger Wicht! du grober Geselle!

Solche Speise verschmahst du? die fett und guten Geschmacks ist,

Die manch ehrlicher Mann sich wunscht, und die so gemachlich

Dir zu Handen gekommen. Doch hat fur deine Bewirtung

Dir der redliche Braun ein Pfand gelassen! So dacht er,

Als er den Braunen betrubt, ermattet und blutig erblickte.

Endlich rief er ihn an: Herr Oheim, find ich Euch wieder?

Habt Ihr etwas vergessen bei Rusteviel? sagt mir, ich lass ihm

Wissen, wo Ihr geblieben. Doch soll ich sagen, ich glaube,

Vieles Honig habt Ihr gewi? dem Manne gestohlen,

Oder habt Ihr ihn redlich bezahlt? wie ist es geschehen?

Ei! wie seid Ihr gemalt? das ist ein schmahliches Wesen!

War der Honig nicht guten Geschmacks; Zu selbigem Preise

Steht noch manches zu Kauf! Doch, Oheim, saget mir eilig,

Welchem Orden habt Ihr Euch wohl so kurzlich gewidmet,

Da? Ihr ein rotes Barett auf Eurem Haupte zu tragen

Anfangt? Seid Ihr ein Abt? Es hat der Bader gewi?lich,

Der die Platte Euch schor, nach Euren Ohren geschnappet.

Ihr verloret den Schopf, wie ich sehe, das Fell von den Wangen

Und die Handschuh dabei. Wo habt Ihr sie hangen gelassen?

Und so mu?te der Braune die vielen spottischen Worte

Hintereinander vernehmen und konnte vor Schmerzen nicht reden,

Sich nicht raten noch helfen. Und um nicht weiter zu horen,

Kroch er ins Wasser zuruck und trieb mit dem rei?enden Strome

Nieder und landete drauf am flachen Ufer. Da lag er,

Krank und elend, und jammerte laut und sprach zu sich selber:

Schluge nur einer mich tot! Ich kann nicht gehen und sollte

Nach des Koniges Hof die Reise vollenden, und bleibe

So geschandet zuruck von Reinekens bosem Verrate.

Bring ich mein Leben davon, gewi?, dich soll es gereuen!

Doch er raffte sich auf und schleppte mit gra?lichen Schmerzen

Durch vier Tage sich fort, und endlich kam er zu Hofe.

Als der Konig den Baren in seinem Elend erblickte,

Rief er: Gnadiger Gott! Erkenn ich Braunen? Wie kommt er

So geschandet? Und Braun versetzte: Leider erbarmlich

Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat mich der Frevler

Reineke schandlich verraten! Da sprach der Konig entrustet:

Rachen will ich gewi? ohn alle Gnade den Frevel.

Solch einen Herrn wie Braun, den sollte Reineke schanden?

Ja, bei meiner Ehre, bei meiner Krone! das schwor ich,

Alles soll Reineke bu?en, was Braun zu Rechte begehret.

Halt ich mein Wort nicht, so trag ich kein Schwert mehr, ich will es geloben!

Und der Konig gebot, es solle der Rat sich versammeln,

Uberlegen und gleich der Frevel Strafe bestimmen.

Alle rieten darauf, wofern es dem Konig beliebte,

Solle man Reineken abermals fordern, er solle sich stellen,

Gegen Anspruch und Klage sein Recht zu wahren. Es konne

Hinze, der Kater, sogleich die Botschaft Reineken bringen,

Weil er klug und gewandt sei. So rieten sie alle zusammen.

Und es vereinigte sich der Konig mit seinen Genossen,

Sprach zu Hinzen: Merket mir recht die Meinung der Herren!

Lie? er sich aber zum drittenmal fordern, so soll es ihm selbst und

Seinem ganzen Geschlecht zum ewigen Schaden gereichen;

Ist er klug, so komm er inzeiten. Ihr scharft ihm die Lehre;

Andre verachtet er nur, doch Eurem Rate gehorcht er.

Aber Hinze versetzte: Zum Schaden oder zum Frommen

Mag es gereichen, komm ich zu ihm, wie soll ichs beginnen?

Meinetwegen tut oder la?t es, aber ich dachte,

Jeden andern zu schicken, ist besser, da ich so klein bin.

Braun, der Bar, so gro? und stark, und konnt ihn nicht zwingen,

Welcher Weise soll ich es enden? O! habt mich entschuldigt.

Du beredest mich nicht, versetzte der Konig: man findet

Manchen kleinen Mann voll List und Weisheit, die manchem

Gro?en fremd ist. Seid Ihr auch gleich kein Riese gewachsen,

Seid Ihr doch klug und gelehrt. Da gehorchte der Kater und sagte:

Euer Wille geschehe! und kann ich ein Zeichen erblicken

Rechter Hand am Wege, so wird die Reise gelingen.

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