Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 39
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Bolitho schuttelte den Kopf.»Nein, Sir. «Palliser wandte sich ab.»Gut.»
Aber Bolitho hatte den Ausdruck in seinem Gesicht gesehen. Er verriet trotz ihrer schrecklichen Lage Erleichterung oder auch Uberraschung, da? jemand ihm zustimmte.
Palliser sagte:»Ich gehe nach unten; mu? mit den Gefangenen von der Heloise sprechen.»
Little sagte leise zu seinem Freund, dem Bootsmannsmaaten:»Die bloden Hunde wissen nicht, auf welcher Seite sie eigentlich stehen, was, Ellis?«Beide brullten vor Lachen, als ob es ein prachtiger Witz ware.
Jury fragte:»Was werden wir als nachstes tun?»
Ingrave schlug unsicher vor:»Verhandeln, Sir?»
Bolitho beobachtete den naherkommenden Schoner und die geschickte Art, wie er sein Gro?segel bediente, um im gewunschten Winkel auf die Brigg zu sto?en.
«Wenn sie zu entern versuchen, werden wir sie warm empfangen!»
Da? seine Worte auf dem trummerubersaten Deck von Mund zu Mund weitergegeben wurden, erkannte er an der Art, wie die Matrosen Entermesser und Beile fester fa?ten und ihre Muskeln spielen lie?en, als stunden sie schon im Kampf. Die Manner der Brigg waren keine disziplinierten Berufsseeleute wie die von der Destiny, aber letztere waren erschopft und viel zu wenige im Vergleich zu der Meute an Bord des Schoners. Bolitho konnte sie jetzt horen: Ihre Schimpfworte und hohnischen Schreie klangen zusammen wie das Gebrull wilder Tiere.
Wenn es ein einzelnes Schiff gewesen ware, hatten sie es schaffen konnen. Vielleicht ware es besser gewesen, mit der Heloise unterzugehen, als den Todeskampf noch einmal hinauszuschieben.
Palliser kam zuruck und sagte:»Little, bleiben Sie an den vorderen Geschutzen. Wenn ich >Feuer< befehle, feuern Sie nach Gutdunken, aber so, da? die Kugeln keinen gro?en Schaden anrichten. «Er ubersah Littles unglaubige Miene.»Danach laden Sie die Kanonen mit einer doppelten Kartatschenfullung. In dem Augenblick, wenn die Bastarde langsseits kommen, mochte ich, da? sie damit weggefegt werden. «Er wartete, bis seine Worte einwirkten.»Und wenn Sie alle Leute dabei verlieren: Diese Kanonen mussen abgefeuert werden!»
Little klopfte sich bestatigend an die Stirn, und uber seine groben Zuge ging ein begreifendes Lacheln. Das Schanzkleid der Brigg bot wenig Schutz; wenn das andere Schiff langsseits kam und sich an seinen Enterhaken heranzog, konnten die Geschutzbedienungen wie Schilfrohr umgemaht werden.
Palliser loste seine Sabelscheide und warf sie beiseite. Er machte mit dem Sabel ein paar Schlage durch die Luft und beobachtete, wie das Sonnenlicht die Klinge aufblitzen lie?, als sei sie aus purem Gold.
«Uns wird heute warm werden.»
Bolitho schluckte, sein Mund war schrecklich trocken. Er zog ebenfalls seinen Sabel und entfernte die lederne Scheide, wie er es von Palliser gesehen hatte. Einen Kampf zu verlieren, war schlimm, aber zu sterben, weil man uber seine eigene Sabelscheide stolperte, war unausdenkbar.
Musketen feuerten uber den schmaler werdenden Wasserstreifen zwischen den beiden Schiffen, und verschiedene Leute duckten sich, als die Kugeln ins Holz des Schanzkleids schlugen oder uber ihre Kopfe hinwegzischten.
Palliser lie? seine Waffe auf einen unsichtbaren Gegner niedersausen und befahl laut:»Feuer!»
Die vorderen Geschutze rollten nach dem Abschu? binnenbords, soweit es die Brocktaue zulie?en, der Pulverqualm quoll durch die Stuckpforten zuruck und hullte die Manner ein, die nun Littles Befehle ausfuhrten, so gut es ging.
Im gro?en Vorsegel des Schoners erschien ein Loch, aber die anderen Geschosse fielen zu weit und warfen Wasserfontanen auf, die naher beim zweiten Schiff lagen als bei dem, das auf sie zukam.
Bolitho horte wildes Hohngeschrei und weitere Schusse. Er bi? sich auf die Lippen, als ein Matrose mit zerschmettertem Kiefer vom Schanzkleid zuruckgeschleudert wurde.
Palliser rief:»Achtung! Bereithalten zur Abwehr von Enterern!»
Plotzlich lag ihnen der Schoner Seite an Seite gegenuber, und Bo-litho konnte seinen und seiner Kameraden Schatten auf dessen Bordwand sehen. Musketenkugeln peitschten ihm um die Ohren. Er horte einen seiner Leute aufschreien, als eine Kugel ihn voll traf, und sah, wie Ingrave sein Gesicht mit den Handen bedeckte, als konne er so einem gleichen Schicksal entgehen.
Die Gaffelsegel druben fielen. Als die erste Welle der Enterer uber das Deck des Schoners eilte, flogen Enterhaken an Leinen heruber und bissen sich mit eisernen Zahnen im Schanzkleid der Rosario fest.
Doch irgend jemand an Bord des Schoners mu?te geahnt haben, da? von Mannern, die wie diese kampften, noch eine letzte Kriegslist zu erwarten war. Mehrere gezielte Schusse trafen die hinter ihren Kanonen kauernden Englander, von denen zwei schreiend und zuckend zusammenbrachen, wahrend ihr Blut das Deck rot farbte.
Bolitho warf einen Blick auf Jury. Er hielt seinen Dolch in der einen Hand, eine Pistole in der anderen.
Durch die Zahne sagte Bolitho:»Bleiben Sie bei mir. Verlieren Sie nicht den Halt, und tun Sie, was Sie mir unlangst geraten haben. «Er sah den wilden Ausdruck in Jurys Augen und fugte hinzu:»Halten Sie sich fest!»
Es gab einen heftigen Ruck, als der Schoner — von den Enterhaken herangezogen — breitseits gegen die Bordwand der Brigg stie?.»Jetzt!«Palliser schwenkte seinen Sabel.»Feuer!«Eine Kanone spuckte Flammen und Rauch, und ihre volle Ladung explodierte genau in der Mitte der zum Entern bereitstehenden Ge g-ner. Blut spritzte auf, Gliedma?en flogen in gra?lichem Reigen durch die Luft. Doch das kurze Erschrecken verwandelte sich in wildes Wutgeheul, als die Angreifer sich erneut formierten und auf breiter Front aufs Deck der Brigg sprangen.
Stahl traf auf Stahl. Wahrend einige Manner versuchten, ihre Musketen neu zu laden und abzufeuern, stie?en andere mit Bajonetten und Pieken nach laut aufschreienden Gegnern im Augenblick ihres Absprungs, soda? sie als blutige Fender zwischen die beiden Bordwande fielen.
Palliser schrie:»Noch eine Ladung!»
Aber Little und seine Manner waren auf der Back von den anderen Kanonen durch eine wilde Horde Kampfender abgeschnitten. Die eigene Bedienung lag tot oder sterbend an Deck. Und ohne die letzte Salve aus Schrapnells und Eisenstucken waren sie verloren.
Ein Matrose kroch zur Kanone, eine brennende Lunte in der Faust, aber er sackte sterbend auf das Gesicht, als ein Angreifer uber das Schanzkleid sprang und ihm sein Enterbeil in den Nacken schlug. Durch die Wucht seines Schlags verlor er selber das Gleichgewicht und rutschte im Blut seines Opfers aus. Dutchy Verbink schob Jury mit der Schulter zur Seite und sturzte — einen tonlosen Fluch auf dem weit aufgerissenen Mund — nach vorn und schlug dem sich muhsam aufrichtenden Gegner sein Entermesser uber den Kopf. Die Klinge glitt vom Schadelknochen ab und durchtrennte ein Ohr, wahrend Ver-bink schon mit einem zweiten, sorgsam gezielten Schlag den Mann erledigte.
Als Bolitho wieder hochschaute, stand Stockdale an der verlassenen Kanone. Seine Schulter blutete aus einer tiefen Wunde, aber ohne darauf zu achten, schwenkte er die Lunte und hielt sie ans Zundloch.
Die Explosion war so gewaltig, da? Bolitho glaubte, das Rohr sei geplatzt. Ein breites Stuck vom Schanzkleid des Schoners war verschwunden, und inmitten der zertrummerten Holzplanken und abgerissenen Takelage wanden sich Manner, die auf die nachste Gelegenheit zum Sprung gewartet hatten, in einem unentwirrbaren, blutigen Knauel.
Palliser schrie:»Auf sie, Jungs!«Er schlug einen ansturmenden Kerl nieder und feuerte seine Pistole in die Menge derer, die schon auf dem Deck der Rosario waren und denen sich nun die dunne Linie der Verteidiger mit neuem Mut entgegenstellte.
Bolitho wurde mitgerissen, sein Sabel traf auf ein Entermesser, er parierte einen Schlag und traf einen wild blickenden Mann mit einem Hieb quer uber die Brust. Eine Pistole explodierte fast an seinem Ohr, und er horte Jury jemandem zurufen, er solle ihnen den Rucken dek-ken, wo zwei um sich schlagende und schie?ende Enterer durch die erschopften Matrosen drangten.
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