Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 50
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Aurora trat zu ihrem Mann und sagte ruhig:»Wir beide danken Ihnen, Leutnant. Sie haben uns das Leben gerettet, und das ist mehr, als wir Ihnen vergelten konnen.»
Dumaresq beobachtete beide abwechselnd wie ein Jager.»Das ist unsere Aufgabe. Aber einige Dienstleistungen sind lohnender als andere. «Er wandte sich ab.»Ich erwarte, da? Garrick gefangengesetzt wird. Zu viele Manner sind seiner Habgier wegen gestorben, zu viele Frauen sind fur seine ehrgeizigen Ziele zu Witwen geworden.»
Palliser formte einen Trichter mit seinen Handen:»Breitfock bergen!»
Dumaresqs Ruhe war plotzlich verflogen, als er rief:»Verdammt noch eins, Mr. Palliser, was macht Lovelace da oben?»
Palliser blinzelte zur Saling des Gro?masts hinauf, wo Midshipman Lovelace wie ein Affe auf einem Baumast schaukelte.
Egmont verga? Bolitho und seine Frau, als er Dumaresqs Stimmungsumschlag auszunutzen suchte.»Was beunruhigt Sie?»
Dumaresq verschrankte die kraftigen Finger hinter den Rockscho?en und offnete sie wieder.
«Ich bin nicht beunruhigt, Sir. Nur interessiert.»
Midshipman Lovelace glitt an einem Backstag hinunter und landete mit einem Plumps an Deck. Unter ihren vereinten Blicken schrumpfte er sichtlich zusammen und schluckte heftig.
Dumaresq fragte milde:»Mussen wir noch lange warten, Mr. Love-lace? Oder ist es so ungeheuerlich, was Sie sahen, da? Sie es nicht herunterrufen konnten?»
Lovelace stotterte:»Aber, Sir, Sie hatten mir befohlen, die Schiffe dort druben zu zahlen. «Er versuchte es noch einmal.»Da… da ist nur ein Kriegsschiff, Sir, eine gro?e Fregatte.»
Dumaresq ging ein paar Schritte auf und ab, um nachzudenken.»Nur eines, sagen Sie?«Er blickte Palliser an.»Das Geschwader mu? anderswohin gerufen worden sein. Ostwarts nach Antigua vielleicht, als Verstarkung fur den Admiral.»
Palliser sagte:»Es konnte ein hoherer Offizier hier sein, Sir. Auf der Fregatte vielleicht. «Sein Gesicht blieb unbewegt. Dumaresq war bestimmt nicht entzuckt, wenn es hier einen ranghoheren Offizier gab.
Bolitho war es gleichgultig. Er naherte sich der Achterdecksreling und sah, da? sie die Hand daraufgelegt hatte.
Dumaresq schimpfte:»Wo ist dieser verdammte Federfuchser? Lassen Sie Spillane holen. Sofort!»
Zu Egmont sagte er:»Bevor wir ankern, mu? ich noch einige weniger wichtige Dinge mit Ihnen besprechen. Bitte kommen Sie mit hinunter.»
Bolitho stand neben Aurora und beruhrte kurz ihre Hand. Er spurte ihre innere Spannung und sagte leise:»Meine Geliebte. Es ist die Holle fur uns.»
Sie wandte sich nicht um, sah ihn auch nicht an, sagte aber:»Sie haben versprochen, mir zu helfen. Bitte… Ich werde uns beiden noch Schande machen, wenn Sie weiterhin so reden. «Dann sah sie ihn gerade, aber mit verschwimmendem Blick an.»Was soll das alles? Sie werden unglucklich werden und zerstoren Ihr Leben fur etwas, das wir beide hochschatzen.»
Palliser schrie:»Mr. Vallance! Klar zum Salutschie?en!»
Manner rannten auf ihre Stationen, wahrend das Schiff ungeruhrt seine Fahrt in die Bucht fortsetzte.
Bolitho nahm ihren Arm und geleitete sie zum Niedergang.»Hier gibt es gleich eine Menge Qualm und Dreck. Sie gehen besser nach unten, bis wir naher am Land sind. «Wie war es moglich, da? er so ruhig uber banale Dinge sprechen konnte? Er fugte hinzu:»Ich mu? Sie unbedingt noch sprechen.»
Aber sie war schon gegangen.
Bolitho wandte sich ab und sah, da? Stockdale ihn von der Steuerbord-Laufbrucke aus beobachtete. Seine Kanone wurde fur den Salut nicht gebraucht, aber er war wachsam wie stets.
Bolitho sagte:»Ich bin immer etwas ungeschickt, wenn es darauf ankommt, das richtige Wort zu finden, Stockdale. Wie kann ich Ihnen fur das danken, was Sie fur mich getan haben? Wenn ich Ihnen eine Belohnung anbiete, furchte ich, Sie zu kranken. Aber Worte allein konnen nun einmal nicht ausdrucken, was ich empfinde.»
Stockdale lachelte.»Sie wieder an Deck zu sehen, ist uns allen eine Freude. Eines Tages we rden Sie selbst Kommandant sein, Sir, und einen guten Bootssteurer brauchen. Fur den Posten ware ich dankbar. «Er machte eine Kopfbewegung zu Johns, dem Bootssteurer ihres Kommandanten, der sich in seinem blauen Jackett mit den blanken Knopfen und der gestreiften Hose von allen anderen deutlich abhob.»Wie der alte Dick da druben: ein Mann mit viel Freizeit. «Stockdale schien sich kostlich zu amusieren, aber seine ubrigen Worte gingen im Krachen der Salutschusse unter.
Palliser wartete, bis das Fort ihren Salut erwidert hatte, und sagte dann:»Mr. Lovelace hatte recht: nur eine Fregatte. «Er setzte sein Teleskop ab und sah Bolitho grimmig an.»Aber er ubersah, da? sie die spanische Flagge fuhrt. Ich befurchte, daruber wird der Kommandant wenig entzuckt sein.»
Bulkley mahnte fursorglich:»Sie sollten sich ausruhen, Richard. Schon seit Stunden sind Sie an Deck. Wollen Sie sich umbringen?»
Bolitho beobachtete die um den Ankerplatz verstreuten Gebaude und die Forts, beiderseits der Einfahrt wie stammige Wachter postiert.
«Verzeihung, aber ich habe nachgedacht. «Er hob die Hand und beruhrte seine Wunde. Vielleicht wurde sie vollig zugeheilt oder wenigstens zum Teil von Haar bedeckt sein, bevor seine Mutter ihn wiedersah. Zuerst war ihr Mann mit nur einem Arm zuruckgekommen und dann ihr Sohn derart verunstaltet. Daran hatte sie mehr als genug zu tragen.
Er sagte:»Auch Sie haben viel fur mich getan.«»Auch?«Die Augen des Arztes zwinkerten hinter den Glasern.»Ich verstehe.»
«Mr. Bolitho!«Palliser tauchte im Niedergang auf.»Sind Sie kraftig genug fur einen Landgang?»
«Da mu? ich Einspruch erheben!«Bulkley schob sich vor.»Er kann sich kaum aufrecht halten.»
Palliser stand, die Hande in die Huften gestemmt, vor ihm. Seit sie vor Anker lagen und die Boote ausgesetzt waren, hatte es fur ihn keine ruhige Minute gegeben. Immer wieder war er hierhin und dorthin gerufen worden, um schwierige Situationen zu klaren. Und immer wieder in die Kajute, Dumaresq war, der Lautstarke seiner Stimme nach zu urteilen, sehr ubler Laune. Palliser war daher nicht in der Stimmung fur Diskussionen.
«Lassen Sie ihn selber entscheiden, verdammt noch mal!«Er sah Bolitho an.»Ich bin zwar knapp an Leuten, aber aus irgendeinem Grund will der Kommandant, da? Sie ihn an Land begleiten. Erinnern Sie sich an unser erstes Gesprach? Ich erwarte, da? jeder Offizier und jeder Mann sich auf meinem Schiff voll einsetzt. Egal, wie Sie sich fuhlen: Bleiben Sie in Bewegung. Bis Sie umfallen oder sich nicht mehr ruhren konnen, sind Sie einer meiner Offiziere. Ist das klar?»
Bolitho nickte, irgendwie froh uber Pallisers Ausbruch.»Ich bin bereit!»
«Gut. Dann ziehen Sie sich um. «Ihm fiel noch etwas ein:»Sie konnen Ihren Hut ja unter dem Arm tragen.»
Bulkley sah ihm nach und explodierte:»Den soll einer verstehen! Bei Gott, Richard, falls Sie sich noch nicht kraftig genug dafur fuhlen, werde ich verlangen, da? Sie an Bord bleiben. Der junge Stephen kann an Ihrer Stelle gehen.»
Bolitho wollte mit einem Kopfschutteln antworten, doch bei der Bewegung durchzuckte ihn Schmerz.
«Es geht schon. Aber vielen Dank. «Er ging zum Niedergang und setzte noch hinzu:»Es gibt wohl einen besonderen Grund, weshalb er gerade mich mitnehmen will.»
Bulkley nickte.»Sie lernen unseren Kommandanten langsam kennen, Richard. Er tut nie etwas absichtslos, bietet nie eine Guinee, wenn sie ihm nicht zwei wieder einbringt. «Er seufzte.»Aber der Gedanke, den Dienst unter ihm zu quittieren, ist noch schlimmer, als seine Absonderlichkeiten zu ertragen. Das Leben wird einen langweilig anmuten, nachdem man unter Dumaresq gedient hat.»
Es wurde fast Abend, bevor Dumaresq beschlo?, an Land zu gehen. Er hatte Colpoys mit einem Brief, der seinen Besuch ankundigte, ins Haus des Gouverneurs geschickt, doch als der Leutnant der Seesoldaten zuruckkam, hatte er gemeldet, da? nur der stellvertretende Gouverneur anwesend sei.
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