Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 51
- Предыдущая
- 51/75
- Следующая
«Hoffentlich wird das nicht ein zweites Rio«, hatte Dumaresq argerlich bemerkt.
Jetzt sa? er in der Kommandantengig, den Blick fest aufs Ufer gerichtet, den Sabel zwischen die Knie geklemmt. Die kuhlere Abendluft machte die Fahrt einigerma?en ertraglich.
Bolitho sa? neben ihm. Sein Bemuhen, Schmerz und Schwindelanfalle zu unterdrucken, trieb ihm den Schwei? aus den Poren. Er konzentrierte sich auf die vor Anker liegenden Schiffe und das Kommen und Gehen der Boote der Destiny, die Verwundete und Kranke an Land brachten und mit Vorraten fur den Zahlmeister beladen zuruckkehrten.
Plotzlich sagte Dumaresq:»Etwas mehr nach Steuerbord, Johns.»
Der Bootssteurer blinzelte nicht einmal, sondern legte die Pinne in die entsprechende Richtung. Aus dem Mundwinkel murmelte er:»Jetzt sehen Sie ihn besser, Sir.»
Dumaresq stie? Bolitho mit dem Ellenbogen an.»Er ist ein Schelm, nicht wahr? Kennt meine Gedanken fruher als ich.»
Bolitho beobachtete den vor Anker liegenden Spanier, der sich turmhoch uber ihnen erhob. Er sah mehr nach einem Linienschiff vierten Grades aus als nach einer Fregatte: zwar alt, mit sorgsam geschnitztem und vergoldetem Zierrat um Heck und Kajutfenster, aber gut in Schu? und gefechtsklar gehalten, was selten war bei einem spanischen Schiff. Dumaresq dachte wohl ebenso; er murmelte:»Die San Augustin. Das ist kein Lokalheiliger von La Guaira oder Porto Bello. Sie kommt aus Cadiz oder Algeciras, vermute ich.»
«Macht das einen Unterschied, Sir?»
Dumaresq drehte sich argerlich zu Bolitho um, unterdruckte die Aufwallung aber ebenso schnell wieder.
«Ich bin kein guter Kamerad. Nach dem, was Sie gelitten haben, schulde ich Ihnen zumindest Hoflichkeit. «Er betrachtete das fremde Schiff mit so fachlichem Interesse, wie Stockdale seine Geschutzbedienungen studiert hatte.»Vierundvierzig Kanonen, mindestens. «Dann schien er sich an Bolithos Frage zu erinnern.»Konnte moglich sein. Vor einigen Monaten gab es noch ein Geheimnis; die Dons hatten lediglich einen Verdacht, da? Spuren vom verlorenen Schatz der Asturias aufgetaucht seien. Jetzt scheinen sie mehr als nur einen Verdacht zu haben. Die San Augustin ist hier, um die Destiny zu bespitzeln und zu verhuten, da? Seine Katholische Majestat ungnadig wird, weil wir unsere Erkenntnisse nicht teilen. «Er lachelte grimmig.»Aber genau dafur werden wir sorgen. Ich bezweifle nicht, da? wir von einem Dutzend Teleskopen beobachtet werden, schauen Sie also nicht mehr hin. Sollen sie sich doch uber uns die Kopfe zerbrechen.»
Als der Landungssteg nur noch funfzig Yards entfernt war, sagte Dumaresq:»Ich habe Sie mitgenommen, damit der Gouverneur Ihre Verwundung sieht. Sie beweist am besten, da? wir uns fur die Lords der Admiralitat voll einsetzen. Niemand hier braucht zu wissen, da? Sie eine solch ehrenvolle Wunde davontrugen, als Sie nach Wasser suchten.»
Eine kleine Gruppe, darunter einige Rotrocke, erwartete das Boot, um es an den Landesteg zu dirigieren. Es war immer das gleiche: Alle warteten auf Neuigkeiten aus England, auf ein Wort aus dem Land, das sie so weit in die Ferne geschickt hatte, damit sie den kostbaren Kontakt zur Heimat aufrechterhalten konnten.
Bolitho fragte:»Werden die Egmonts Erlaubnis bekommen, an Land zu gehen, Sir?«Er hob das Kinn, selber uberrascht von seiner Kuhnheit.»Ich wu?te es gern, Sir.»
Dumaresq betrachtete ihn einige Sekunden ernst.»Es ist Ihnen wichtig, wie ich sehe. «Er klarierte sein Degengehange, damit es ihm nicht beim Aussteigen zwischen die Beine geriet. Dann sagte er unverblumt:»Sie ist eine sehr begehrenswerte Frau. Das will ich nicht bestreiten. «Er stand auf und glattete seinen Hut mit besonderer Sorgfalt.»Sie brauchen mich nicht so anzustarren. Ich bin weder blind noch unempfanglich gegenuber weiblichen Vorzugen. Hochstens bin ich eifersuchtig. «Er klopfte ihm auf die Schulter.»Nun wollen wir uns mit dem Stellvertretenden Gouverneur, Sir Jason Fitzpatrick, in seinem Herrschaftssitz befassen. Danach werden wir uber Ihr Problem nachdenken.»
Den Hut in der einen, den Degen in der anderen Hand, stieg Bolitho hinter dem Kommandanten aus dem Boot. Dumaresqs beilaufige Billigung seiner Gefuhle fur die Frau eines anderen hatte ihm vollig den Wind aus den Segeln genommen. Kein Wunder, da? der Schiffsarzt wenig Wert darauf legte, diesen Vorgesetzten mit einem ruhigeren und leichter durchschaubaren zu vertauschen.
Ein jugendlich wirkender Hauptmann der Garnison gru?te durch Handanlegen an den Hut und rief dann:»Mein Gott, Sir, ist das eine bose Wunde!»
Dumaresq weidete sich an Bolithos Unbehagen und hatte ihm beinahe zugezwinkert.»Der Preis fur Pflichterfullung. «Er stie? einen wurdevollen Seufzer aus.»Sie au?ert sich auf verschiedene Weise.»
XIII An sicherem Ort
Sir Jason Fitzpatrick, der Stellvertretende Gouverneur von St. Christopher, sah aus wie ein Mann, der das Leben bis zum Uberma? no?. Er war etwa vierzig, ungewohnlich dick, und sein Gesicht, das der Sonne uber viele Jahre Trotz geboten hatte, leuchtete ziegelrot.
Als Bolitho seinem Kommandanten durch eine wunderschon gekachelte Eingangshalle in einen Raum mit niedrigerer Decke folgte, sah er viele Zeugen von Fitzpatricks Lieblingsbeschaftigung: uberall standen Tabletts mit Flaschen und schon geschliffenen Glasern, damit der Stellvertretende Gouverneur seinen Durst stets ohne Verzug stillen konnte.
Fitzpatrick sagte:»Nehmen Sie Platz, meine Herren. Wir wollen erst einmal meinen Rotwein kosten. Er mu?te jetzt richtig sein, obwohl man in diesem schrecklichen Klima nie wei?.»
Er hatte eine kehlige Stimme und unglaublich kleine Augen, die zwischen Falten fast verschwanden.
Bolitho fielen diese winzigen Augen mehr auf als alles andere. Sie bewegten sich so flink, als waren sie unabhangig von dem schweren Fleisch, das sie umgab. Dumaresq hatte ihm unterwegs erzahlt, da? Fitzpatrick ein reicher Plantagenbesitzer war, der auch auf der Nachbarinsel Nevis Guter besa?.»Bitte, Master!»
Bolitho wandte sich um und spurte, da? sich sein Magen zusammenzog: Ein gro?er Neger in roter Jacke und wei?er, weiter Hose hielt ihm ein Tablett hin. Bolitho sah weder das Tablett noch die Glaser, sondern in seiner Phantasie nur das andere schwarze Gesicht, horte wieder den schrecklichen Triumphschrei, als das Entermesser zuschlug. Endlich nahm er ein Glas und nickte dem Diener zu, wahrend sein Puls sich wieder beruhigte.
Dumersq sagte:»Kraft der mir ubertragenen Vollmacht habe ich die Untersuchung ohne Verzug zu fuhren, Sir Jason. Ich habe die erforderlichen Zeugenerklarungen und ware Ihnen dankbar, wenn Sie mir mitteilten, wo Garrick sich aufhalt.»
Fitzpatrick spielte mit dem Stiel des Glases, wahrend seine Blicke durch den Raum huschten.»Aha, Kapitan, Sie sind also in gro?er Eile. Aber sehen Sie, der
Gouverneur ist abwesend. Er wurde vor ein paar Monaten vom Fieber gepackt und kehrte auf einem Handelsschiff nach England zuruck. Jetzt mag er schon auf dem Ruckweg sein. Unsere Nachrichtenverbindung ist sehr schlecht. Wir haben angesichts der uberall herumstreunenden Piraten gro?e Muhe, unsere Post rechtzeitig zu bekommen. Anstandige Schiffer bangen bei jeder Fahrt um ihr Leben. Es ist ein Jammer, Ihre Lordschaften sollten sich endlich einmal darum kummern.»
Dumaresq blieb unbeeindruckt.»Ich hatte gehofft, da? ein Flaggoffizier hier ware.»
«Wie ich schon sagte, Kapitan, der Gouverneur ist abwesend. Andernfalls.»
«Andernfalls wurde hier kein verdammter Spanier vor Anker liegen, da bin ich ganz sicher.»
Fitzpatrick zwang sich zu einem Lacheln.»Wir sind nicht im Krieg mit Spanien. Die San Augustin kam in friedlicher Absicht. Sie wird befehligt von Capitan de Navio Don Carlos Quintana: ein alterer und sehr angesehener Offizier, ebenfalls mit Vollmachten von seiner Regierung. «Er lehnte sich offenbar zufrieden zuruck.»Au?erdem: Welche Beweise haben Sie wirklich? Die Erklarung eines Mannes, der starb, bevor er vor Gericht gebracht werden konnte; ferner die beschworene Aussage eines Rene gaten, der so darauf bedacht ist, seine Haut zu retten, da? er alles beschworen wurde.»
- Предыдущая
- 51/75
- Следующая