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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 53


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Er hatte sich vorsichtig auf das gro?e, handgeschnitzte Bett gesetzt und putzte eine Lampe. Insekten schwirrten herbei und flogen gegen das hei?e Glas. Ihm taten die weniger begunstigten Menschen auf der Insel leid, wenn selbst der Gouverneur vom Fieber gepackt werden konnte.

Vor der nur lose schlie?enden Tur knarrten die Bodenbretter, und Stockdale schaute herein. Er war mit sechs weiteren Mannern an Land gekommen, um ein» wachsames Auge auf Wind und Wetter «zu haben, wie er es ausdruckte.

Mit seiner keuchenden Stimme meldete er:»Alles eingeteilt, Sir. Wir gehen abwechselnd Wache. Josh Little ubernimmt die erste. «Er lehnte sich gegen den Turrahmen, und Bolitho horte, wie das Holz protestierend knarrte.»Ich habe zwei Leute an dem anderen Haus postiert. Es ist ganz ruhig dort.»

Bolitho dachte daran, wie Aurora ihn angesehen hatte, als sie und ihr Mann von Bedienten des Gouverneurs eilig in den Nachbarbungalow geleitet wurden. Sie schien beunruhigt, verangstigt durch den plotzlichen Wechsel der Ereignisse. Es hatte gehei?en, Egmont besa?e Freunde in Basseterre, aber man hatte ihm nicht erlaubt, sich zu ihnen zu begeben; statt dessen war er immer noch ihr Gast. Oder besser: ihr Gefangener.

Bolitho sagte:»Gehen Sie schlafen. «Er beruhrte seine Narbe und zog eine Grimasse.»Mir ist, als ware das erst heute geschehen.»

Stockdale grinste.»Saubere Arbeit, Sir. Ein Gluck, da? wir den alten Knochensager hatten.»

Er trollte sich nach drau?en, und Bolitho horte ihn leise vor sich hin pfeifen, als er einen Platz fand, an dem er sich ausstrecken konnte. Seeleute vermochten uberall zu schlafen.

Bolitho legte sich zuruck, die Hande hinter dem Kopf verschrankt, und starrte in die Schatten jenseits der nur schwach brennenden Flamme.

Es war alles vergebens gewesen. Garrick hatte die Insel bestimmt schon verlassen. Er mu?te besser unterrichtet gewesen sein, als Duma-resq vermutete. Nun konnte er sich ins Faustchen lachen, wenn er an die britische Fregatte und ihre spanische Begleiterin dachte, die da unschlussig vor Anker lagen, wahrend er.

Bolitho fuhr mit einem Ruck hoch und griff nach seiner Pistole, als die Planken vor der Tur wieder knarrten. Er beobachtete, wie sich der Turgriff senkte, und fuhlte sein Herz gegen die Rippen schlagen, als er die Entfernung schatzte und uberlegte, ob er schnell genug auf die Fu?e kommen konnte, um sich zu verteidigen.

Die Tur offnete sich einige Zentimeter, und er sah ihre schmale Hand am Rand.

In Sekunden war er aus dem Bett. Als er die Tur ganz aufzog, horte er sie flustern:»Bitte, mach das Licht aus!»

Einen verwirrenden Augenblick lang hielten sie einander hinter der wieder geschlossenen Tur umschlungen. Au?er Auroras heftigen Atemzugen gab es keinen Laut. Bolitho wagte nichts zu sagen, aus Angst, damit den unglaublichen Traum zu vertreiben.

Sie flusterte:»Ich mu?te kommen. Es war schon schlimm genug auf dem Schiff. Aber zu wissen, da? du hier bist, wahrend…«Mit leuchtenden Augen schaute sie zu ihm auf.»Verachte mich nicht, weil ich schwach geworden bin.»

Bolitho hielt sie fest an sich gedruckt, fuhlte ihren Korper durch das lange dunne Gewand und wu?te, da? sie verloren waren. Mochte die Welt jetzt in Stucke fallen — nichts konnte ihnen diesen Augenblick nehmen.

Wie Aurora an den Posten vorbeigekommen war, schien ihm unbegreiflich, aber es kummerte ihn nicht. Doch dann fiel ihm Stockdale ein. Daran hatte er gleich denken sollen.

Seine Hande zitterten heftig, als er sie an den Schultern hielt und ihr Haar, ihr Gesicht, ihren Hals ku?te.

«Ich helfe dir. «Sie loste sich etwas von ihm und lie? ihr Gewand zu Boden fallen.»Nimm mich in deine Arme.»

In der Dunkelheit zwischen den beiden kleinen Bungalows lehnte Stockdale sein Entermesser gegen einen Baum und setzte sich daneben. Er beobachtete, wie das Mondlicht die Schwelle der Tur beleuchtete, die er vor einer Stunde sich hatte offnen und wieder schlie?en gesehen, und dachte an die beiden, die jetzt beisammen waren. Fur den Leutnant war es wahrscheinlich das erstemal, dachte Stockdale wohlwollend. Er hatte keine bessere Lehrerin finden konnen, das war gewi?.

Lange vor Anbruch der Morgendammerung schlupfte Aurora leise aus dem Bett und zog sich an. Einen Augenblick noch schaute sie auf die blasse, in tiefem Schlaf liegende Gestalt nieder und strich dabei uber ihre Brust, wie er es getan hatte. Dann buckte sie sich und ku?te ihn leicht auf den Mund. Seine Lippen schmeckten salzig, vielleicht von ihren Tranen. Ohne noch einmal zuruckzublicken, verlie? sie den Raum und lief an Stockdale vorbei, ohne ihn zu sehen.

Bolitho trat langsam aus der Tur und auf den sonnengeharteten Weg hinunter. Es kam ihm vor, als schritte er uber dunnes Glas. Obwohl er seine Uniform trug, fuhlte ersieh immer noch nackt, glaubte nach wie vor, ihre Umarmung zu spuren, ihr atemberaubendes Verlangen, das ihn vollig erschopft hatte.

Im fruhen Sonnenlicht erkannte er einen der Wachposten, der ihn, auf seine Muskete gestutzt, neugierig betrachtete.

Wenn er nur wach gewesen ware, als sie ihn verlie?! Dann hatten sie sich nie mehr getrennt. Stockdale kam auf ihn zu und meldete:»Keine Vorkommnisse,

Sir.»

Befriedigt registrierte er Bolithos Unsicherheit. Der Leutnant war verandert: verwirrt, aber wohlauf. Noch etwas durcheinander, aber mit der Zeit wurde er die neue Kraft spuren, die sie ihm geschenkt hatte.

Bolitho nickte.»Lassen Sie die Leute antreten!«Er hob den Arm, um seinen Hut aufzusetzen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die Wunde, die bei der leisesten Beruhrung pochte und brannte. Aurora hatte ihn sogar das vergessen lassen.

Stockdale buckte sich und hob ein kleines Stuck Papier auf, das aus dem Hut gefallen war. Er ubergab es mit ausdruckslosem Gesicht.»Ich kann nicht lesen, Sir.»

Bolitho entfaltete den Zettel und las mit verschwimmendem Blick ihre wenigen Worte:»Liebster, ich konnte nicht warten. Denke manchmal an mich und daran, wie schon es war.»

Darunter hatte sie geschrieben:»Der Ort, den dein Kommandant sucht, ist die Insel Fougeaux.»

Sie hatte nicht mit Namen unterzeichnet, aber er konnte beinahe ihre Stimme horen.

«Fuhlen Sie sich nicht wohl, Sir?»

«Doch.»

Noch einmal las er die kurze Botschaft. Aurora mu?te sie schon mitgebracht und vorher gewu?t haben, da? sie sich ihm hingeben wurde. Und da? es damit enden wurde.

Er horte Schritte auf dem Sand knirschen und sah Palliser den Weg heraufkommen, hinter sich Midshipman Merrett, dem es schwerfiel, mit dem langen Leutnant Schritt zu halten.

Palliser sagte barsch zu Bolitho:»Alles erledigt. «Er wartete mit lauerndem Blick.

Bolitho fragte:»Mit Egmont und seiner Frau? Was ist geschehen?»

«Ach, wu?ten Sie das noch nicht? Sie sind gerade an Bord gegangen. Wir haben ihr Gepack in der Nacht auf eines der kleinen, hier ankernden Schiffe geschafft. Ich hatte angenommen, Sie waren besser informiert.»

Bolitho zogerte. Dann faltete er den Zettel, ri? den unteren Teil mit dem Namen der Insel vorsichtig ab und reichte ihn Palliser.

Palliser las und sagte:»Das kann stimmen.»

Er ubergab den gefalteten Zettel an Merrett.»Zuruck damit zum Schiff, Kleiner, und bringen Sie dies mit ergebenstem Gru? dem Kommandanten. Wenn Sie's verlieren, prophezeie ich Ihnen einen qualvollen Tod.»

Der Junge eilte davon, wahrend Palliser fortfuhr:»Der Kommandant hat mal wieder recht gehabt. «Er lachelte uber Bolithos ernstes Gesicht.»Kommen Sie, wir gehen zusammen zuruck.»

«Sie sagten, die Egmonts hatten sich bereits eingeschifft, Sir?«Er wollte es noch nicht wahrhaben.»Wohin?»

«Habe ich vergessen. Ist es wichtig?»

Bolitho nahm gleichen Schritt mit ihm auf. Aurora hatte ihm die Information als Dank zukommen lassen, vielleicht weil er ihr das Leben gerettet hatte, vielleicht um ihrer Liebe willen. Dumaresq hatte sie also beide fur seine Zwecke benutzt. Bolitho fuhlte, wie Zorn daruber in ihm hochstieg. Einen» sicheren Ort «hatte er den Platz genannt. Aber es war eher ein Ort der Tauschung gewesen.

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