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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 56


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Dumaresq sah ihn eigenartig an.»Das glaube ich nicht. Jetzt zahlen keine Bluffs mehr. Ich habe in Basseterre versucht, dem Spanier Garricks Absichten zu erklaren. Aber er wollte nicht horen. Garrick hat den Franzosen geholfen, und in einem kunftigen Krieg wird Spanien einen Verbundeten wie Frankreich brauchen. Seien Sie sicher, da? Don Carlos Quintana auch das im Auge haben wird.»

«Sir!«Der Ausguck unter ihnen rief besorgt:»Die Dons setzen mehr Segel!»

Dumaresq sagte:»Es wird Zeit, da? wir absteigen. «Er warf noch einen Blick auf jeden einzelnen Mast druben und schaute dann nach unten.

Bolitho stellte fest, da? er es ihm nachzumachen vermochte, ohne zu zittern. Er sah die von oben stark verkurzt wirkenden Gestalten der Offiziere und Midshipmen auf dem Achterdeck und die wechselnden Gruppen, die sich um die doppelte Reihe der schwarzen Kanonen scharten.

In diesen Augenblicken bestand eine stillschweigende Ubereinstimmung zwischen Bolitho und diesem ungewohnlichen, ganz seiner Aufgabe verschworenen Mann. Es war sein Schiff, jedes Teil davon, jedes Stuck Holz, jeder Zentimeter Tauwerk. Schlie?lich sagte Duma-resq:»Der Spanier will vielleicht vor mir in die Lagune eindringen. Das ware eine gefahrliche Dummheit, denn die Einfahrt ist eng und das Fahrwasser unbekannt. Da er keine Hoffnung auf den Uberraschungseffekt hat, wird es auf die Glaubwurdigkeit seiner Friedfertigkeit ankommen; wenn das fehlschlagt, auf eine Demonstration seiner Starke.»

Uberraschend geschwind kletterte Dumaresq hinunter, und als Bo-litho schlie?lich das Achterdeck erreichte, sprach der Kommandant schon mit Palliser und dem Master. Bolitho horte Palliser sagen:»Der Don halt aufs Land zu, Sir.»

Dumaresq hantierte mit seinem Fernrohr.»Und auf die Gefahr. Signalisieren Sie ihm, er soll abdrehen.»

Bolitho blickte in die Gesichter ringsum, die er inzwischen so gut kannte. In wenigen Augenblicken konnte alles entschieden sein, denn Dumaresq hatte keine Wahl.

Palliser rief:»Er beachtet unsere Warnung nicht, Sir.»

«Gut so. Schlagen Sie >Alle Mann< und >Klar Schiff zum Gefecht< an!«Dumaresq verschrankte die Hande hinter dem Rucken.»Mal sehen, wie ihm das gefallt.»

Rhodes packte Bolitho am Arm.»Er mu? wahnsinnig sein! Er kann doch nicht mit Garrick und den Dons kampfen!»

Die Trommelbuben in Seesoldatenuniform begannen mit ihren dumpfen Schlagen. Der Augenblick der Ungewi?heit war voruber.

XIV Die letzte Chance

«Der Don nimmt Segel weg, Sir!»

«Das werden auch wir tun. «Dumaresq stand wie ein Fels mitten auf dem Achterdeck, direkt vor dem Besanmast.»Bramsegel bergen!»

Bolitho beschattete seine Augen und sah durch das Gewirr der Takelage und Netze, wie seine Leute die widerspenstige Leinwand aufholten und festbanden. In weniger als einer Stunde war die Spannung an Bord ebenso gestiegen wie die Sonne; jetzt, da die San Augustin sich an Steuerbord voraus postiert hatte, merkte er, da? jeder Mann in seiner Nahe davon betroffen war. Die Destiny hatte zwar noch die Luvposition, aber der spanische Kapitan hatte sich zwischen sie und die Einfahrt zur Lagune geschoben.

Rhodes kam nach achtern geschlendert und traf zwischen zwei Zwolfpfundern auf Bolitho.

«Der Kommandant la?t dem Spanier den Vortritt. «Er zog eine Grimasse.»Ich mu? sagen, da stimme ich ihm zu. Ich mag keinen einseitigen Kampf, es sei denn, die Vorteile waren auf meiner Seite. «Er warf einen schnellen Blick zum Achterdeck und senkte die Stimme.»Was halten Sie jetzt von unserem >Herrn und Meister

Bolitho zuckte die Schultern.»Ich schwanke zwischen Bewunderung und Verachtung. Ich verachte die Art, wie er mich benutzt hat. Er mu? gewu?t haben, da? Egmont selbst Garricks Insel niemals verraten hatte.»

Rhodes spitzte die Lippen.»Also war es seine Frau. «Er stockte.»Sind Sie uber die Affare hinweg, Dick?»

Bolitho schaute hinuber zur San Augustin, auf ihre weit auswehenden Wimpel und die wei?e Kriegsflagge Spaniens, und schwieg.

Rhodes blieb hartnackig.»Bei all diesem Wahnsinn, in dem wir wahrscheinlich wegen einer weit zuruckliegenden Sache aufgerieben werden, konnen Sie sich noch in Liebe zu einer Frau verzehren?»

Bolitho sah ihn an.»Daruber we rde ich nie hinwegkommen. Wenn Sie Aurora so gesehen hatten…»

Rhodes lachelte resignierend:»Mein Gott, Dick, ich verschwende meine Zeit. Wenn wir nach England zuruckkehren, werde ich sehen, was ich anstellen kann, um Sie aufzumuntern.»

Beide fuhren herum, als ein Schu? uber das Wasser drohnte. Die

Kugel warf eine dunne Wassersaule in direkter Verlangerung des Bugspriets des Spaniers auf.

Dumaresq schimpfte:»Gott im Himmel, die Lumpen schie?en als erste!»

Mehrere Teleskope richteten sich auf die Insel, aber niemand entdeckte die versteckte Kanone.

Palliser sagte sauerlich:»Das war nur eine Warnung. Ich hoffe, der Don hat genug Verstand, um sie zu beachten. Diese Angelegenheit verlangt listiges Vorgehen und schnelles Handeln, keinen direkten Angriff.»

Dumaresq lachelte.»So, tut sie das? Sie fangen an, wie ein Admiral zu reden, Mr. Palliser. Ich mu? mich wohl in acht nehmen.»

Bolitho beobachtete scharf das spanische Schiff. Es verhielt sich, als ware nichts geschehen, und steuerte immer noch auf die nachste Landspitze zu, wo die Lagune begann.

Einige Kormorane erhoben sich von der See, als die beiden Schiffe an ihnen vorbeisegelten, und kreisten dann uber ihnen. Wie Adler, dachte Bolitho.

«An Deck: Rauch uber dem Hugel, Sir!»

Die Teleskope schwenkten herum wie leichte Geschutzrohre.

Bolitho horte Clow, einen der Stuckmeistersmaaten, sagen:»Der kommt von einem verdammten Ofen. Die Teufel wollen den Dons mit gluhenden Kanonenkugeln einheizen.»

Bolitho feuchtete sich die Lippen an. Sein Vater hatte ihn oft gewarnt, wie toricht es sei, ein Schiff gegen eine befestigte Landbatterie anrennen zu lassen. Wenn die an Land gluhende Kugeln benutzten, konnten sie jedes Schiff binnen kurzem in einen Scheiterhaufen verwandeln. Von der Sonne ausgetrocknetes Holz, Teer, Farbe und Leinwand fingen schnell Feuer, und wenn nicht sofort geloscht werden konnte, tat der Wind das ubrige.

Etwas wie ein Seufzer lief das Deck entlang, als sich die Stuckpforten der San Augustin gleichzeitig offneten und ihre Kanonen auf ein Trompetensignal hin ausgerannt wurden. Auf die Entfernung sahen sie aus wie schwarze Zahne im makellosen Gebi? ihrer Bordwand: schwarz und todlich.

Der Schiffsarzt trat zu Bolitho an den Zwolfpfunder; seine Brillenglaser glitzerten im Sonnenlicht. Mit Rucksicht auf die Manner, die vielleicht schon bald seine Dienste benotigten, hatte er darauf verzichtet, seine Schurze anzulegen.

«Es macht mich nervos wie eine Katze, wenn sich dies weiter so in die Lange zieht.»

Bolitho verstand ihn. Unten im Orlopdeck, wo es nur kunstliches Licht gab und keine frische Luft, wirkten alle Gerausche vom Oberdeck verzerrt. Er sagte:»Ich glaube, der Spanier will sich die Einfahrt mit Gewalt erzwingen.»

Wahrend er noch sprach, setzte das andere Schiff Bramsegel und fiel etwas ab, um den sudwestlichen Wind voll zu nutzen. Sein vergoldetes Schnitzwerk leuchtete prachtvoll im Sonnenlicht, majestatisch blahten sich die stolzen Wimpel und die roten Kreuze auf Fock und Gro?segel. So sahen Kriegsschiffe auf alten Bildern aus, dachte Bolitho. Im Vergleich dazu wirkte die schlanke und anmutige Destiny spartanisch.

Bolitho ging nach hinten, bis er direkt unter der Querreling des Ac h-terdecks stand. Er horte Dumaresq sagen:»Noch eine halbe Kabellange, und dann werden wir's wissen.»

Danach Pallisers Stimme, weniger sicher:»Er kann die Einfahrt erzwingen, Sir. Wenn er erst drinnen ist, wird er halsen, die dort vor Anker liegenden Schiffe zusammenschie?en und sie sogar noch als Deckung gegen Beschu? von Land benutzen. Ohne Schiff sitzt Garrick in der Falle.»

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