Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander - Страница 57
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Dumaresq schien es zu erwagen.»Letzteres stimmt. Ich habe bisher nur von einem einzigen Menschen gehort, der uber das Meer wandeln konnte; aber wir brauchen heute eine andere Art Wunder.»
Einige der neben ihren Neunpfundern knienden Matrosen stie?en sich lachend gegenseitig an.
Bolitho staunte, da? es Dumaresq so leicht fiel. Er wu?te genau, was notig war, um seine Leute bei guter Laune und kampfesmutig zu halten.
Gulliver sagte, ohne jemanden direkt anzusprechen:»Wenn der Don Erfolg hat, dann ade Prisengeld!»
Dumaresq sah ihn grimmig lachelnd an.»Gott, sind Sie ein armseliger Gefahrte, Mr. Gulliver. Wie Sie sich mit solcher Hoffnungslosigkeit auf dem Ozean zurechtfinden, kann ich gar nicht begreifen.»
Midshipman Henderson rief:»Der Spanier hat die Landspitze passiert, Sir!»
Dumaresq brummte:»Sie haben gute Augen. «Fur Palliser fugte er hinzu:»Er steht vor einer Leekuste. Jetzt oder nie mu? etwas geschehen.»
Bolitho pre?te die Hande fester zusammen, um sich zu beruhigen. Er sah reflektierte Blitze aus den abgewandten Stuckpforten der San Augustin schie?en und aus den Geschutzmundungen Rauchpilze aufsteigen und horte Sekunden spater auch das donnernde Krachen der Breitseite. Am Hang des Hugels stiegen Staubwolken wie Federbusche empor, und einige eindrucksvolle Steinlawinen polterten zum Wasser hinunter.
Palliser sagte argerlich:»Wir mussen bald wenden, Sir.»
Bolitho schaute zu ihm hinauf. Palliser hoffte, da? er nach der Destiny ein eigenes Kommando bekommen wurde, und machte auch kein Geheimnis daraus. Aber so lange Hunderte von Seeoffizieren bei halbem Lohn an Land warteten, bedurfte es schon mehr als nur einer freien Stelle, um ihm diese Beforderung zu bringen. Die Heloise hatte fur ihn ein Schritt in diese Richtung sein konnen. Aber Beforderungsausschusse hatten ein kurzes Gedachtnis, und die Heloise befand sich jetzt auf dem Meeresgrund und nicht in der Hand des Prisengerichts.
Wenn Don Carlos Quintana Garricks Verteidigungsanlagen bezwang, wurde ihm der ganze Ruhm zufallen und die Admiralitat eine Beforderung Pallisers sicher nicht befurworten.
Ein einzelner Knall war zu horen, und wieder stieg eine Wassersaule in einiger Entfernung vom Rumpf des Spaniers auf.
Palliser sagte:»Garricks angebliche Starke war also nur ein Bluff. Die Dons werden sich uber uns totlachen. Wir haben den Schatz fur sie aufgespurt und durfen nun zusehen, wie sie ihn zuruckholen.»
Bolitho sah die Rahen des Spaniers langsam und schwerfallig herumschwingen; gleichzeitig wurde sein Gro?segel aufgegeit, als er hinter einer weiteren Korallenbank vorbeiglitt. Fur die in der Lagune vor Anker liegenden Schiffe mu?te es ein bedrohlicher Anblick sein.
Er horte jemanden murmeln:»Sie setzen Boote aus.»
Bolitho sah, wie zwei Boote vom Oberdeck der San Augustin ausgeschwenkt und dann langsseit zu Wasser gebracht wurden. Das wurde nicht besonders geschickt gemacht, und als die Manner in die Boote kletterten und vom Schiff absetzten, begriff Bolitho, da? ihr Kommandant es nicht wagen durfte, vor einer Leekuste und angesichts der zusatzlichen Bedrohung durch schwere Kanonen beizudrehen.
Die Boote nahmen weder Kurs auf die Korallenbank noch auf das Vorland der Kuste, sondern setzten sich vor ihr gro?es Mutterschiff und kamen damit schnell au?er Sicht. Aber nicht fur den Ausguck im Mast, der kurz darauf meldete, da? die Boote das Fahrwasser mit Blei und Schnur ausloteten, um zu verhuten, da? die San Augustin auf Grund lief.
Bolitho beschlo?, die bitteren Bemerkungen Pallisers zu ignorieren und statt dessen die Geschicklichkeit und Kuhnheit des Spaniers zu bewundern. Don Carlos hatte sicherlich schon gegen Briten gekampft und lie? sich die Gelegenheit, sie zu beschamen, nicht entgehen.
Als er aber einen Blick nach achtern warf, sah er, da? Dumaresq das andere Schiff eher wie ein uninteressierter Zuschauer betrachtete.
Er wartete ab. Die Erkenntnis traf Bolitho wie ein Faustschlag. Du-maresq hatte ihnen allen etwas vorgemacht; er hatte den Spanier angestachelt — nicht umgekehrt.
Auch Bulkley sah Dumaresqs Gesichtsausdruck und sagte heiser:»Ich glaube, jetzt begreife ich!»
Der Spanier feuerte wieder nach Steuerbord, und der Pulverqualm trieb in einer dichten Bank nach Lee. Weitere Felsbrocken und Staubwolken wurden von den Kugeln emporgejagt, aber keine erschreckten Gestalten rannten aus ihrer Deckung; auch feuerte keine einzige Kanone auf das prachtig beflaggte Schiff.
Dumaresq befahl:»Lassen Sie zwei Strich nach Steuerbord abfallen.»
«An die Leebrassen!»
Die Rahen quietschten unter dem Gewicht der Manner an den Brassen, und der Kluverbaum der Destiny zeigte nun, leicht schrag geneigt, auf den flachen Hugel.
Bolitho wartete, bis seine Leute auf ihre Stationen zuruckkamen. Er mu?te sich geirrt haben. Dumaresq holte wahrscheinlich aus, um anschlie?end zu wenden und — nachdem er einen gro?en Kreis geschlagen hatte — auf ihren ursprunglichen Kurs zuruckzukehren.
In diesem Augenblick horte er eine doppelte Explosion, als schluge ein Fels durch eine Hauswand. Als er auf die andere Seite rannte und uber das Wasser blickte, sah er vor dem spanischen Schiff etwas in die Luft fliegen und dann ebenso schnell herabfallen und au?er Sicht kommen.
Der Ausguck schrie von oben:»Eines der Boote ist getroffen, Sir! Glatt mittendurch gehauen!»
Bevor sich die Manner an Deck von ihrer Uberraschung erholt hatten, spie die ganze Hugelkuppe aus vielen Kratern Feuer. Da oben mu?ten sieben oder acht gro?kalibrige Kanonen stehen.
Bolitho sah das Wasser um den Spanier wie kochend aufwallen, in seinem backgebra?ten Gro?marssegel zeigte sich ein gezacktes Loch.
Auch ohne Teleskop sah das recht gefahrlich aus; au?erdem schrie Palliser:»Das Segel glimmt! Gluhende Kugeln!»
Die anderen Kugeln waren auf der abgewandten Seite des Spaniers eingeschlagen. Bolitho sah einen kurzen Sonnenreflex auf einem Fernglas blitzen, als einer der spanischen Offiziere den Hugel nach der verborgenen Batterie absuchte.
Als dann die San Augustin abermals feuerte, antwortete sofort die geschickt postierte Landbatterie. Im Gegensatz zur geschlossenen Breitseite des Spaniers scho? die Landbatterie geschutzweise, und jede Kugel war sorgfaltig gezielt.
Rauch stieg vom Oberdeck des Schiffes auf; Bolitho beobachtete, da? Gegenstande uber Bord geworfen wurden und da? aus der Hutte starker Qualm drang, da sich dort die Flammen festgefressen hatten.
Dumaresq sagte:»Garrick hat den richtigen Augenblick abgewartet, Mr. Palliser. Er ist kein solcher Narr, da? er sich sein Fahrwasser durch ein versenktes Schiff versperren wurde. «Mit ausgestrecktem Arm zeigte er hinuber, als Fockbramstenge und — rah des Spaniers herunterflogen und ins Wasser fielen.»Schauen Sie gut hin. Da ware die Destiny jetzt, wenn ich der Versuchung nachgegeben hatte: Futter fur ihre Kanonen.»
Das Geschutzfeuer des Spaniers wurde jetzt unregelma?ig und unkontrolliert; die Kugeln schlugen harmlos in soliden Fels oder riko-schettierten uber das Wasser wie fliegende Fische. Vom Deck der Destiny sah es aus, als sei die San Augustin uberall von Korallenbanken eingeschlossen, als sie mit durchlocherten Segeln, Qualm hinter sich herziehend, langsam in die Lagune hineintrieb.
Palliser sagte:»Warum macht er jetzt nicht kehrt?»
Sein Zorn auf den Spanier war offenbar der Sorge um das schwer mitgenommene Schiff gewichen. Es hatte so stolz und majestatisch ausgesehen. Jetzt trieb es, von dem gnadenlosen Bombardement gezeichnet, hilflos der Unterwerfung entgegen.
Bolitho wandte sich um, als er den Arzt murmeln horte:»Ein Anblick, den ich nie vergessen werde. «Bulkley nahm seinen Kneifer ab und putzte ihn grundlich.»Wie die Verse, die ich einmal lernen mu?te: >Dort, wo das Meer in den Himmel verrinnt'/ zieht majestatisch ein Schiff seine Bahn./ Ein Freibrief des Konigs treibt es voran,/ kuhn flattern die Wimpel im Wind.<«Er lachelte traurig.»Nun klingt es wie eine Grabinschrift.»
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